Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
korrigiert
<<<Vorheriger
Wächter, Johann
Band: 52 (1885), ab Seite: 58. (Quelle)
[[| bei Wikisource]]
in der Wikipedia
Josef Wächter in Wikidata
GND-Eintrag: 140185690, SeeAlso
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Linkvorlage für Wikipedia 
* {{BLKÖ|Wächter, Joseph|52|58|}}

Wächter, Joseph (Arzt und Fachschriftsteller, geb. in Hermannstadt 16. Juni 1792). Die Gymnasialclassen besuchte er in Schäßburg und Hermannstadt. 1811 bezog er die Wiener Universität, um Medicin zu studiren, aus welcher er 1817 die Doctorwürde erlangte. Schon 1818 als Physicus nach Mühlenbach in Siebenbürgen berufen, bekleidete er dieses Physicat bis 1834, in welchem Jahre er nach Wien übersiedelte in der Absicht, daselbst seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen, aber schon 1835 gab er diesen Gedanken auf und ging nach Hermannstadt, wo er dann bis 1846 die ärztliche Praxis ausübte. Während der Bewegung der Jahre 1848 und 1849 hielt er treu zu seinem Kaiser. Am 10. Mai 1848 wurde er mit dem Superintendenten Georg Binder, dem Kronstädter Senator Peter Lange und Professor Joseph Zimmermann nach Wien entsendet, um dem Kaiser im Namen der ganzen Nation zu huldigen und die Interessen derselben vor dem Throne zu vertreten. Doch blieb die Reise erfolglos. Als man auf der sächsischen Nationsuniversität, welche am 30. October zur Besprechung verschiedener wichtiger Angelegenheiten einberufen wurde, dem Comes zur Besorgung der National- und Verwaltungsangelegenheiten einen Beirath an die Seite stellte, gelangte Dr. Wächter als eines der Mitglieder in denselben. Als im April 1849 die Unterstützung der Flüchtlinge sich als nöthig erwies und eine möglichst angemessene Betheilung derselben erzielt werden sollte, wurde er nebst Anderen von Bedeus in das zu bildende Flüchtlingscomité gewählt; endlich als nach völlig hergestellter Ruhe 1852 die Reorganisirung begann und die Nationsuniversität ihre Arbeiten wieder aufnahm, ward er zur unmittelbaren Verwaltung des Nationalvermögens als Verwalter ausgestellt und erhielt nebst einem Cassier noch drei Hilfsbeamte zur Seite, welche unter Aufsicht des Oberconsistoriums amtirten. Von 1859 bis Ende 1863 Vicepräses des Presbyteriums und Curator der evangelischen Kirchengemeinde in Hermannstadt, entfaltete er viele Thätigkeit zum Besten derselben, besonders zur Hebung der Waisenanstalt, indem deren Fond und Zöglingszahl hauptsächlich durch seine Bemühungen sich bedeutend vermehrten. Joseph Wächter war frühzeitig in seinem Fache, und zwar im patriotischen Sinne schriftstellerisch thätig. Von ihm erschien: „Gedicht auf den kaiserlich russischen Generalen Ostermann (als derselbe verwundet aus dem Kriege zurückkehrte 1813)“ (Wien, Gerold, 8°.); – „Aufruf an die Sachsen in Siebenbürgen bei ihrem Durchmarsch durch die österreichischen Staaten. Ein Gedicht von J. W. Nebst einer gedrängten Skizze der Geschichte dieser Nation“ (Wien 1813, C. Gerold, 8°.); – „Abhandlung über den Gebrauch der vorzüglichsten Bäder und Trinkwässer“ (Wien 1817, C. Gerold, 8°.); die zweite Auflage hatte zu obigem Titel noch den Zusatz: „Nebst einem Berichte über den medicinischen Werth der Schwefelräucherungen in verschiedenen Krankheitsformen des [59] menschlichen Organismus. Die merkwürdigen Schwefelräucherungen des Herrn Doctor Gales in Paris. Mit einer Kupfertafel; – „Praktische Beobachtungen über die Schwefelräucherungen. Aus dem Französischen des Herrn Jean de Carro übersetzt“ (Wien 1818, 8°.); – „Drei Gedichte in den Abendunterhaltungen für den Winter 1816/17 zum Vortheil der Hausarmen Wiens“ (Wien, Gerold); „Feierlicher Einzug Ihrer Majestät der Kaiserin Königin Karoline Auguste in die Residenzstadt Wien“; „Das holde Blümchen. In Musik gesetzt von Anton Diabelli“; „Schon Röschen. Nebst einem Kupfer von Papin“; – „Das evangelische Waisenhaus A. C. zu Hermannstadt, seine Gründer und Wohlthäter. Eine geschichtliche Skizze“ (Hermannstadt 1859, Drotleff, 8°.), der Reinertrag war dem evangelischen Waisenfonde gewidmet; dieser Schrift folgte im Juli 1860 ein Rechenschaftsbericht über den Reinertrag der Denkschrift: „Das evangelische Waisenhaus“ und von da ab zu Ende jeden Jahres ein „Bericht über das Walten und Gedeihen des evangelischen Waisenhauses zu Hermannstadt“, woran der Biograph der Siebenbürger Deutschen Joseph Trausch den Wunsch anfügt: „Möge dieses Beispiel in allen sächsischen Städten Siebenbürgens Nachahmung finden und für das Heil so vieler verkümmernden österreichischen Waisen mehr gesorgt werden!“ Ob Wächter noch lebt oder wenn nicht, wann er starb, ist mir nicht bekannt. 1871, damals bereits 73 Jahre alt, befand er sich noch am Leben.