BLKÖ:Vlasák, Joseph Wenzel

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vlasák, Franz
Band: 51 (1885), ab Seite: 105. (Quelle)
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Vlasák, Joseph Wenzel (čechischer Schriftsteller, geb. zu Chodoulice im Leitmeritzer Kreise Böhmens 14. April 1802). Nach Beendigung der unteren Schulen bereitete er sich für das Lehramt vor und wirkte dann zunächst als zweiter Unterlehrer an der Schule zu Trebnitz, später an jener zu Račinov bei Raudnitz. Im Čechischen, vornehmlich in der Schrift, nicht gerade sehr fest, hatte er in seinem Amte einen schweren Stand, aber unter Beihilfe des Geistlichen Havranek aus Vrazkov, den er kennen lernte, brachte er es bald so weit, daß er die Muttersprache gründlich schrieb. 1822 wurde er Unterlehrer an der Pfarrschule in Smichov und blieb daselbst zwölf Jahre. Indessen hatte er sich im Unterrichts- und Erziehungswesen so ausgebildet, daß er 1833 sich der Prüfung für eine Lehrerstelle an einer Hauptschule unterzog, und da er nun auch im Čechischen in jeder Hinsicht tactfest war, so kam er 1834 nach Melnik. wo er als erster Lehrer an der Pfarrhauptschule volle 31 Jahre wirkte. Nach 48 mühseligen im Lehramte verbrachten Dienstjahren trat er in den Ruhestand über und zog sich nach Leitmeritz zurück. Noch zu Beginn der Siebenziger-Jahre lebte er als Geschäftsführer der čechischen Beseda. 1825 begann Vlasák mit seiner schriftstellernden Thätigkeit, und zwar war die Uebersetzung der Erzählung: „Das Täubchen“ von Christoph Schmid die erste Arbeit, mit welcher er vor das Publicum trat. In der Druckerei von Špinka [Bd. XXXVI, S. 173] wurde er mit den Matadoren der čechischen zeitgenössischen Literatur bekannt, mit Chmelenský, Jungmann, Hanka, Vinařický, Franta-Šumavský, später mit Malý, Tomicek, Tyl, Zap, und diese waren es, die dem strebsamen Lehrer mit Rath und That und vornehmlich dadurch unterstützten, daß sie ihm čechische Bücher liehen. In Tomsa’s „Čechoslav“, dann aber in anderen Zeitschriften, wie im „Poutník slovanský“, d. i. Slavischer Wanderer, „Jindy a Nyní“, d. i. Einst und Jetzt, u. m. a. veröffentlichte er seine ersten Arbeiten. Vlasák entwickelte als Schriftsteller eine große Fruchtbarkeit, und zwar nach zwei Seiten, als Kinderschriftsteller und als Philolog. In ersterer Beziehung brachte er Eigenes und eine Auswahl der besten Jugendschriften der deutschen Literatur, allen voran von Christoph Schmid, dann aber von Ambach, Baron, Hofmann, Niedergesäß und Anderen. Als Philolog erfreute er sich der günstigsten Aufnahme, denn die meisten seiner Handbücher über die čechische Sprache sind in mehreren Auflagen erschienen, so die „Česká i německá mluvnice v příkladech“, [106] d. i. Čechische und deutsche Sprachlehre in Beispielen, welche 1848 in Prag zum ersten Male herauskam, 1857 die siebente und jetzt bereits die zehnte Auflage zählt; – „Krátká mluvnice a pravopis jazyka českého pro dům i školy venkovské“, d. i. Kurze Sprachlehre und Rechtschreibung der čechischen Sprache fürs Haus und für Landschulen (9. Aufl., Prag 1866); – „Böhmische und deutsche Sprachlehre in Beispielen“ (5. Aufl., Prag 1860); – „Vzory k úlohám písemním při cvičení slohovém. Ku prospěchu žáků národních škol“, d. i. Aufgaben zu schriftlichen Aufsätzen bei den Stylübungen, 2 Hefte (Prag 1866, Pospíšil). Was nun seine Jugendschriften betrifft, so gab er eine „Bibliotéka mládeže“, d. i. Eine Jugendbibliothek, in 4 Heften (Prag bei Špinka) und eine Fortsetzung derselben in 6 Heften (ebd. bei Pospíšil) heraus; ferner „Písně nábožné pro celý rok“, d. i. Geistliche Lieder auf das ganze Jahr (Prag 185.). Von dem berühmten deutschen Jugendschriftsteller Christoph Schmid übersetzte er die beliebtesten Geschichten, so: „Der Weihnachtsabend“, „Das hölzerne Kreuz“, „Eustachius“, „Das Täubchen“, „Das Bild im Walde“, „Die biblischen Geschichten“ (in 5 Auflagen) u. a., welche theils in einzelnen Ausgaben, theils in dem von Mikulas und Knapp in Prag verlegten Sammelwerke: „Besedy pro mládež“ erschienen sind.

JJungmann (Joseph). Historie literatury české, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 652. – Kníhopisný slovník česko-slovenský... Vydal František Doucha přispěním Jos. AI. Dundra a Frant. Aug. Urbánka, d. i. Čecho-slavisches Bücherlexikon. Herausgegeben von Franz Doucha mit Unterstützung von Alexander Dunder und Franz Aug. Urbánek (Prag 1865, Kober, schm. 4°., S. 292 und 293). – Šembera (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury česko-slovenské. Věk novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 305.