Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 4 (1858), ab Seite: 340. (Quelle)
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Franta, Joseph[BN 1][WS 1], als Schriftsteller unter dem Namen Šumavský (Sprachforscher, geb. zu Polin 27. Nov. 1796, gest. 22. Dec. 1857). Studirte am Gymnasium zu Klattau, widmete sich anfänglich der Theologie, gab aber das Studium derselben schon nach 2 Jahren auf, um sich ausschließlich mit der Literatur zu beschäftigen. Ein Jahr wirkte er als Lehrer an der Kleinkinderbewahranstalt am Hradschin, zwei Jahre an der Sophienakademie und ebenso lang an der israelitischen Hauptschule zu Prag. 1848 übernahm er provisorisch die Lehrkanzel der böhmischen Sprache am Prager akadem. Gymnasium, verließ aber schon 1850 diese Stellung. Als Schriftsteller wirkte er theils im Gebiete der Sprachforschung, theils als Pädagog, doch auch als solcher mehr auf sprachlichem Wege, und er hat für slavische Sprachkunde Erhebliches geleistet. Außer zahlreichen in böhm. Zeitschriften zerstreuten kleineren Aufsätzen, gab er eine große Menge selbständiger Schriften heraus, unter denen namentlich die lexikalischen allgemein geschätzt sind. Seine Werke sind in chronologischer Folge: „Zastaralé formy českého slovesa vysvětlené“, d. i. Veraltete Formen des böhmischen Zeitwortes erläutert (Königgrätz 1829); – „Čechoslav. Všeobecný zábavník“, d. i. Das Lob Böhmens. Eine Unterhaltungsschrift (Königgrätz 1830 u. 1831, in Hftn.); – „Život Jana Augusty, staršího a správce jednoty bratrské v Cechách“, d. i. Das Leben Johann Augusts, Ausschusses und Vorstandes der Brüdereinheit in Böhmen (Prag 1837); F. nahm bei dieser Schrift zuerst den Namen Šumavský an, den er seither beibehielt; – „Kurzgefasste Grammatik der böhm. Sprache zum Selbstunterricht mit beständiger Rücksicht auf die deutsche Sprache“ (Prag 1837), in Gemeinschaft mit Waněk herausgegeben; – „Otčenáš slovenský ve čtyrech nářečích“, d. i. Das slavische Vaterunser in 4 Mundarten (Prag 1840); – „Holoubek ze Schmidových povídek“, d. i. Das Täubchen aus Christoph Schmidts Erzählungen (Königgrätz 1840, 8°.); – „Libušin soud. Nejstarší památka literatury česke“, d. i. Libussa’s Gericht.[WS 2] Das älteste Denkmal der böhmischen Literatur (Prag 1840); – „Malá čítanka s několika abecedami jakož i navedení ke čteni a k pravopisu“, d. i. Kleines Lesebuch, wie auch eine Anleitung zum Lesen und zur Rechtschreibung (Königgrätz 1841 mit 27 Abbldg.); – „Prokop opatrný aneb: Dobrá rada v potřebě“, d. i. Der aufmerksame Prokop oder guter Rath in der Noth (Prag 1841); – „Ouplný nemecko-český slovník“, d. i. Vollständiges deutsch-slavisches Lexikon, 12 Hefte (Prag 1844–46); – „Navedení ke čtení bez abecedy a k pravopisu bez psaní“, d. i. Anleitung zum Lesen ohne Lesebuch und zur Rechtschreibung ohne Schreiben (Prag 1845); – „Přirovnání českého slovesa k latinskému“, d. i. Vergleichung des böhmischen Zeitwortes mit dem lateinischen (Prag 1845); – „Slovo o řecké mluvnici“, d. i. Ein Wort über die griech. Sprachlehre (Prag 1849); – „Česko-nemecký slovník“, d. i. Deutsch-böhmisches Wörterbuch (Prag 1851, Haase); – „Jazyk slovanský čili myšlenky o všeslovanském písemním jazyce“, d. i. Die slavische Sprache, oder Gedanken über eine allgemeine slav. Schriftsprache (Prag 1851); – „Slovník všeslovanský“, d. i. Allgemeines slavisches Wörterbuch, zwei Hefte (Prag 1852); – „Příspěvek k lepšímu poznání slovanského slovesa a jeho poměru ke greckému“, d. i. Beitrag zur besseren Erkenntniß des slavischen Zeitwortes und seines Verhaltens zum griechischen (Prag 1852); – „Příspěvek k [341] slovanskému jazykozpytu“, d. i. Beitrag zur slavischen Sprachfrage (Prag 1853); – „Důležité slovo o koncovkách ný a ní u přidaných“, d. i. Ueberzeugendes Wort über die Endsylben und bei Anhängseln (Prag 1854); – „Böhmisch-deutsche Sprachübungen“, 3. unv. Aufl. (Prag und Leitmeritz 1854), in beiden Sprachen zugleich; – und die Zeitschriften: „Čech. Zábavní a poučující spis“, d. i. Der Čeche, eine unterhaltende und belehrende Zeitschrift (Königgrätz 1832 mit Abbldg.); – „Krok. Zábavní a poučující spis“, d. i. Krok (Königgrätz mit vielen Abbildg.); – „Sámo. Zabavný a poučující spis“, d. i. Samo (Ebenda 1852). Diese wie die schon genannten „Čech“ und „Krok“ gab F. in Gemeinschaft mit Tomicek heraus; – „Posel z Budče. Časopis pro učitele, vychovatele a vůbec přátely mládeže“, d. i. Der Bote aus Budeč. Zeitschrift für Lehrer, Erzieher und Kinderfreunde (Prag 1848–1851). Die Vollendung des eben im Erscheinen begriffenen deutsch-slavischen Lexikons, worin die sämmtlichen slavischen Dialekte vertreten sind, hat der Tod unterbrochen, der ihn im Alter von 61 Jahren der Wissenschaft entriß.

Glasnik za literaturo in umetnost 1858, Nr. 2 [enthält den Nekrolog]. – Pražské Noviny (Prag, Fol.) 1858, Nr. 6–9: „Josef Franta Šumavský.“ – Tagesbote aus Böhmen (Prag, Fol.) 1857, Beilage zu Nr. 354.

Berichtigungen und Nachträge

  1. Šumavsky, Joseph. Unter diesem Namen ist uns der čechische Schriftsteller Franta Joseph bekannt, dessen Lebensskizze bereits im vierten Bande, S. 340, mitgetheilt wurde. Wir lassen hier nur einige Quellen folgen, in denen Biographien über ihn enthalten sind.
    Sborník učitelský na rok 1859, d. i. Der pädagogische Sammler für das Jahr 1859 (Prag 1858, Rohliček, 8°.) III. Jahrgang, S. 116: „Josef Franta Šumavsky co žák a učitel“, d. i. Jos. Franta Šumavsky als Schüler und Lehrer. – Pražské Noviny, d. i. Prager Zeitung, 1858, Nr. 6 bis 9. – Glasnik za literaturo in umetnost, d. i. Der Verkündiger für Literatur und Wissenschaft, 1858, Nr. 2: „Nekrolog“. – Lumír (Prager čechisches belletr. Blatt) VII. Jahrg. 1857, Nr. 52, S. 1242: „Josef Franta Šumavsky“. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 187. Šumavsky, Joseph [Bd. 40, S. 319.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Zu dieser Person gibt es Band 40, S. 318, einen 2. Artikel.
  2. Vergleiche dazu Grünberger Handschrift (Wikipedia).