Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vaněk, Caspar
Band: 49 (1884), ab Seite: 252. (Quelle)
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Vaněk, Norbert (čechischer Schriftsteller, geb. zu Teinitz-Chrochowa im Chrudimer Kreise am 27. April 1781, gest. am 29. December 1835). Schon in der Schule seines Geburtsortes zeigte er sich so talentbegabt, daß die Eltern beschlossen, [253] ihn dem Lehramte zu widmen. Um ihn die damals für dasselbe vorgeschriebene deutsche Sprache erlernen zu lassen, schickten sie ihn in das deutsche Städtchen Kralik, aus welchem er nach Jahresfrist heimkehrte. Als er, erst vierzehn Jahre alt, seine Eltern durch den Tod verlor, begab er sich, unter die Obhut älterer Brüder und Schwestern gestellt, auf die deutsche Schule zu Pardubitz, um sich für den Lehrberuf vorzubereiten, und legte daselbst auch die Präparandenprüfung ab. Nachdem er den Curs beendet hatte, trat er zunächst bei einer Familie als Hauslehrer ein, dann aber ging er nach Prag, wo er, bereits in vorgerückteren Jahren stehend, die Grammaticalclassen auf dem Altstädter Gymnasium besuchte. Mit großem Eifer betrieb er Latein und schritt überhaupt in seinen Studien mit bestem Erfolge vorwärts. Von allen Mitteln entblößt, suchte er sich durch Privatlectionen den Lebensunterhalt zu erwerben und wurde dann auch Erzieher im Hause des Directors der polytechnischen Schule in Prag, Ritters von Gerstner. Bereits 24 Jahre alt, beendete er erst das Gymnasium und begann das philosophische Studium, welches damals sechs Semester dauerte. Um diese Zeit wurde er mit mehreren čechischen Schriftstellern, so mit Nejedli, Rulik, Al. Parizek, Fr. Svoboda und Hybl bekannt, beschäftigte sich viel mit der vaterländischen Literatur und war für Belebung des Nationalgefühls thätig. Mit ausgezeichnetem Erfolge beschloß er die philosophischen Jahrgänge und widmete sich dem Studium der Rechte, und nachdem er auch dieses im Jahre 1811 zurückgelegt hatte, trat er bei dem Grafen Prokop Hartmann-Klarstein als Privatsecretär in Dienste. Als er bereits vier Jahre, 1812–1816, in denselben gestanden, der Graf aber immer höhere Anforderungen an seinen Secretär stellte, so daß diesem nach vollbrachter Tagesarbeit nicht die mindeste Zeit zur freien Verfügung blieb, löste Vaněk das ihm wenig angenehme Verhältniß und trat später, 1819, als Sollicitator in der Kanzlei Dr. Wolfram’s in Prag ein. In dieser neuen Beschäftigung blieb ihm mehr freie Zeit für seine eigenen Arbeiten und zum Verkehre mit seinen literarischen Freunden übrig. Auch wurde er auf den Vorschlag des Professors Nejedli dem Translator der amtlichen Erlässe und Kundmachungen bei dem böhmischen Gubernium zur Aushilfe beigegeben, im Jahre 1822 aber als wirklicher Translator daselbst bestellt. Nach zehnjähriger Thätigkeit in diesem Amte sah er sich zum zweiten Scriptor an der k. k, Prager Universitätsbibliothek ernannt. Diese Stelle sagte seinen Neigungen einerseits ebenso zu, als sie ihn anderseits durch die Schätze, welche die Anstalt barg, in seinen literarischen Arbeiten förderte. Als dann Professor J. Nejedli [Bd. XX, S. 165] am 7. December 1834 starb, wurde die Lehrkanzel der čechischen Sprache an Vaněk provisorisch übertragen, der sie auch das Schuljahr 1834/35 hindurch mit bestem Erfolge versah. Aber um diese Zeit bereits kränkelnd, fühlte er sich, da sein Leiden stetig zunahm, schon nach beendeten Ferien außer Stande, sein Lehramt, später seinen Bibliotheksdienst fortzuführen und starb auch gegen Ende 1835 im Alter von erst 54 Jahren. Vaněk war ein sehr fleißiger Schriftsteller und ein nicht minder fleißiger Uebersetzer solcher Werke, welche für das praktische Leben unleugbaren Werth besitzen, und in dieser Hinsicht ein wirklicher Wohlthäter seines [254] Volkes. Die Titel seiner Schriften sind: „Otázky na děti aneb předcházející potřebná příprava k snadnějšímu pochopení náboženství“, d. i. Fragen für Kinder oder vorangehende nothwendige Anleitung zur eindringlicheren Auffassung der Religion (Prag 1817, 8°.); – „Sbírka vyučujících rozmlauvání pro dítky“, d. i. Sammlung lehrreicher Unterredungen für Kinder (ebd. 1817, 12°.); – „Kleine Grammatik der böhmischen Sprache zum Selbstunterricht mit beständiger Rücksicht auf die deutsche Sprache u. s. w.“ (Prag 1836, 8°.), gemeinschaftlich mit J. Franta; – „Praktischer Theil zur böhmischen Grammatik. 1. Abtheilung: Sprachübungen, 2. Abtheilung: Uebersetzungsaufgaben“ (Prag 1840, 8°.); zweite Auflage unter dem Titel: „Česká i německá mluvní cvičení. Böhmisch-deutsche Sprachübungen“ (ebd. 1846); – „Lateinisch-deutsch-böhmisches Wörterbuch“ (Prag 1830), gemeinschaftlich mit Seibt; Vaněk bearbeitete den čechischen Theil; – „Bellum Jugurthinum Crispi Sallustii, to jest válka s Jugurthau, z lat. az. přel.“ (Prag und Tabor 1834, kl. 8°.); – „C. Crispi Sallustii Bellum Catilinarium, to jest Katilinovo spiknutí. Z lat. přel.“ (Prag 1835, gr. 12°.). – dann übersetzte er: den „Allgemeinen musikalischen Katechismus“ von J. H. Knecht („Počátkové hudební“, Prag 1834); – die „Kurze Belehrung über die innere Einrichtung der Orgeln u.. s. w.“, von Joseph Gärtner („Ponaučení krátké o varhanách...“, Prag 1834, 8°.); – „Kurze Anleitung zur Sittlichkeit“, von C. G. Salzmann („Blahovid aneb první cvičení v mravnosti pro dítky“, Prag 1824), und als Fortsetzung davon: „Bohuslav ve své rodině, neb další cvičení v mravnosti dítek“ (Prag 1826, 8°.); – den „Gesundheitskatechismus besonders für Kinder“, von J. Hoffmann („Katechismus o zdraví obzvlástě pro dětinskou mládež“, Prag 1830); – die „Kleine Seelenlehre für Kinder“, von J. H. Campe („Dušesloví neb krátké učení o duši pro dítky“ (Prag 1826); – das „Krebsbüchlein oder Anweisung zu einer unvernünftigen Erziehung der Kinder“, von Salzmann („Račinka aneb poukázání k nerozumnému vychování dětí“, Königgrätz 1824) und „Konrad Kiefer oder Anweisung zu einer vernünftigen Kindererziehung“, von Salzmann („Wojtěch Krasil aneb navedení k rozumnému vychování dětí“, Prag 1837); – die „Gemeinfaßliche Anleitung zur leichten Kenntniß des gestirnten Himmels“, von Bartak („Obraz jasných nebes s krátkým popsáním nebeských těles“, Prag 1836); – „Der Land- und Hauswirth“, von G. H. Schnee („Hospodář rozumný aneb učení o rolnictví a chování dobytka“, Prag 1822); – „Georg Frey oder Beispiel, wie viel Gutes ein verständiger Mann in einer Gemeinde zu stiften vermag“, von Adalbert Schwippel („Jiří Volný aneb příklad jak mnoho dobrého rozumný muž v obci spůsobit může hospodáři vůbec“ Prag 1835); – „Katholisches Lehr- und Gebetbuch für die Jugend“, von K. H. Seibt („Vyučující modlitební kniha kat. pro mládež“, Prag 1834). Schließlich übersetzte er auch die amtliche Schrift: „Politische Verfassung der k. k. Volksschulen“ unter dem Titel: „Politické zřízení obecných škol v c. kr. zemích“ (Prag 1822) und ein paar Theaterstucke von Kotzebue, so das Schauspiel: „Abbé de l’Epée oder der Taubstumme“ („Hluchoněmý“) und „Der Schreibtisch“ („Psací stolek“), beide in Prag 1825 [255] und 1832 gedruckt, ins Čechische. Einiges schrieb er auch in čechische Blätter, so in den „Čechoslav“ und in die Abendunterhaltungen („Večerní vyražení“).

Jungmann (Joseph), Historie literatury české, d. i. Geschichte der böhmischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 648. – Květy, Národnj zábawnik pro Čechy, Morawaný a Slováky, d. i. Blüten. Nationales Unterhaltungsblatt für Čechen, Mährer und Slovaken. Herausgegeben von Pospíšil (Prag, 4°.) Heft I, S. 3; Heft VI, S. 21.