BLKÖ:Vachott, Alexander

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Vachott
Band: 49 (1884), ab Seite: 181. (Quelle)
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Vachott, Alexander (ungarischer Poet, geb. zu Gyöngyös 1818, gest. zu Ofen am 10. April 1861). Er ist ein älterer Bruder des dramatischen Dichters Emmerich, der sonderbarer Weise überall mit einem bloßen h und einem t (Vahot) geschrieben erscheint, während Alexander die richtige Schreibart seines Namens: ch und zwei t (Vachott) beibehalten hat. Für die Namensänderung, durch welche die beiden zusammengehörenden Brüder in Lexiken oft um viele Seiten getrennt stehen, soll sich Emmerich eigenmächtig entschieden haben. Unser Poet Alexander, welcher von einer calvinischen Edelmannsfamilie stammt, die im Turóczer Comitate seßhaft ist, begann seine Studien an der Schule zu Gyöngyös und setzte dieselben später am Collegium zu Eperies fort, wo er die Jurisprudenz beendete. Als Hörer der Rechte schwärmte er schon für seine Muttersprache und war Präsident eines Vereines, der sich für die Förderung des magyarischen Idioms unter den Studirenden gebildet hatte. Bald darauf, als Jurat in Nógrad, verlegte er sich auf das Dichten, dem er sich auch später in Pesth eifrig ergab. An letzterem Orte trat er auch als Secretär in Kossuth’s [182] Dienste. Die öffentliche Aufmerksamkeit erregte er zuerst durch eine Elegie auf den Tod seiner Schwester: „Cornelia Emlékezete“, d. i. Andenken an Cornelia, und durch das Gedicht: „A külföld rabja“, d. i. Der Gefangene in der Fremde. 1845 unternahm er eine Reise nach Deutschland, und im nächsten Jahre erschien eine Sammlung seiner Gedichte unter dem einfachen Titel: „Vachott Sándor versei“, d. i. Gedichte von Alexander Vachott (Pesth 1845, 8°.), deren dritte Ausgabe die Kisfaludy-Gesellschaft im Jahre 1870 unter dem Titel: Vachott Sándor költeményei. Harmadik teljes kiadás. Kiadja a Kisfaludy-társaság“ (Pesth 1870, Athenäum, 8°., 219 S.) besorgte. Bald nach seinem Erstlingswerke gab er in zwei Gesängen seine geschichtliche Dichtung: „Báthory Erzsébet“, d. i. Elisabeth Báthory (Pesth 1847) heraus. Im Jahre 1848 nahm er ein Amt von der Regierung an, zog sich aber, nachdem die Revolution niedergeworfen war, auf seine kleine Besitzung im Pesther Comitate zurück, wo er, lange politisch unangefochten, gemeinschaftlich mit seiner Frau Marie geborenen Csapó Landwirthschaft trieb. Inzwischen redigirte er auch einige Zeit das belletristische Journal „Népkelet“ und veröffentlichte in demselben außer mehreren Originalgedichten etliche Uebersetzungen čechischer Lieder, welche er während einer Reise durch Böhmen kennen gelernt und gesammelt hatte. Endlich aber wurde er denuncirt, dem Dichter Sárossy [Bd. XXVIII, S. 249] Unterstand gegeben zu haben, und mußte mehrere Monate in Untersuchungshaft schmachten. Gebrochen an Geist und Körper, verließ er nach einigen vergeblichen Selbstmordversuchen das Gefängniß. Seitdem hielt ihn Irrsinn umfangen, von dem er im Alter von erst 43 Jahren durch den Tod erlöst wurde. Er starb in Schwarzer’s Privatinstitute in Pesth und wurde auf dem Kerepeser Friedhofe begraben. Alexander Vachott’s sämmtliche Werke gab dessen Bruder Emmerich unter dem Titel: „Vachott Sándor Összes költeményei“ (Pesth 1856) heraus. Unser Dichter war eines der zwölf ersten Mitglieder der Kisfaludy-Gesellschaft und seit 1843 Mitglied der ungarischen Akademie der Wissenschaften. – Seine vorerwähnte Gattin Maria geborene Csapó (geb. um 1826) gehört einer edlen ungarischen Familie an. Sie hatte eine vortreffliche Erziehung erhalten und veröffentlichte noch bei Lebzeiten ihres Gatten mehrere mit Beifall aufgenommene Romane, wie: „Derű és ború“, d. i. Licht und Schatten, 2 Theile (Pesth 1854); – „Margit“, 2 Theile (ebd. 1857). Nach dem Tode ihres Gatten betrat sie ein mehr praktisches Gebiet und gab eine Reihe trefflicher Jugendschriften heraus. Die Titel derselben sind: „Szikláry Ilona, történeti beszély az ifjuság számára“, d. i. Helene Szikláry. Geschichtliche Erzählung für die Jugend (Pesth 1861, Heckenast, 8°.); – „Chresiomathia az ifjuság számára“, d. i. Chrestomathie für die Jugend (Pesth 1861, Enget und Mandello, 12°.); – „Gyermekvilág. Elbeszélések, regék, mesék, dalok és versek. Képekkel“, d. i. Kinderwelt. Erzählungen, Märchen, Fabeln, Lieder und Verse. Mit Bildern (Pesth 1861, Heckenast, br. 8°.); – „A magyar nemzet története, rövid előadásban. Olvasmányúl s tanodái használatra fiatal leányok számára“, d. i. Kurzgefaßte Geschichte von Ungarn. Als Lecture und zum Schulgebrauch für junge Mädchen (Pesth 1863, Heckenast, [183] 8°.); – „Rövid magyarok története 7–10éves kis leánykák számára olvasmányúl s tanodái használatra“, d. i. Kurzgefaßte Geschichte von Ungarn für sieben- bis zehnjährige Mädchen als Lecture und zum Schulgebrauch (Pesth 1863, Heckenast, 8°.); – „Szünórák. Mulattató és tanulságos olvasmányok családi körök számára. Képekkel ellátva“, d. i. Mußestunden. Unterhaltende und lehrreiche Lesestücke für Familienkreise. Mit Bildern (Pesth 1864, Heckenast, br. 8°.); – „Ünnepi ajándék. Mulattató elbeszélések, versek, mesék s adomák 6–10éves gyermekek számára“, d. i. Festgeschenk. Unterhaltende Erzählungen, Gedichte und Märchen für Kinder von sechs bis zehn Jahren (Pesth 1866, Heckenast, 8°.); – „Regék és beszélyek. Mulattató olvasmányok 10–12éves gyermekek számára“, d. i. Märchen und Erzählungen für Kinder von zehn bis zwölf Jahren (Pesth 1868, Heckenast, 8°.); – „Az utmutató. Cooper beszélye után“, d. i. Der Pfadfinder. Nach Fenimore Cooper’s Erzählung (Pesth 1870, Legrady, 8°.). Frau Marie Vachott ist in Ungarn als Jugendschriftstellerin geschätzt. Ihr lithographirtes Bildniß von Hesky erschien schon im Jahre 1865 bei J. Pataki in Pesth. Noch ist zu bemerken, daß ihre Schwester Etelka, welche 1846 in jungen Jahren starb, den Dichter Petőfi [Bd. XXII, S. 84] zu seinen unter dem Titel „Cypressenblätter“ bekannten Elegien begeistert hat.

Toldy (Ferencz). A magyar költészet kézikönyve a Mohácsi vésztől a legujabb időig, d. i. Handbuch der ungarischen Dichtung von der Schlacht bei Mohács bis auf unsere Tage (Pesth 1857, Gust. Heckenast, gr. 8°.) Bd. II, S. 719. – Magyar irók. Életrajz-gyüjtemény. Gyüjték Ferenczy Jakab es Danielik József, d. i. Ungarische Schriftsteller. Sammlung von Lebensbeschreibungen. Von Jacob Ferenczy und Joseph Danielik (Pesth 1856, Gustav Emich, 8°.) Bd. I, S. 599. – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (C. M. Kertbeny!!!) (Prag 1862, A. G. Steinhauser, gr. 12°.) S. 291. – Kertbeny (C. M.). Album hundert ungarischer Dichter (Dresden und Pesth 1854, Schäfer und Geibel, 12°.) S. 197, 250, 326 und 523. – Nagy képes naptára, d. i. Großer Bilder-Kalender (Pesth, Emich) III. Jahrg, 1862, S. 89. – Magyar tudományos Akademiai Almanach, d. i. Almanach der ungarischen Akademie der Wissenschaften (Pesth) 1863, S. 308. – Országos nagy képes naptár, d. i. Großer Reichs-Bilderkalender. Bd. II, 1862, S. 342. – Magyar tudományos Értekező, d. i. Ungarische wissenschaftliche Nachrichten (Pesth) 1862, Bd. I, S. 80.
Porträt. Auf dem von Barabás 1856 lithographirten großen Gruppenbilde; „Magyar irók arczképcsarnoka“.