BLKÖ:Trnka, Franz Dobromysl

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 47 (1883), ab Seite: 219. (Quelle)
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Trnka, Franz Dobromysl (Schriftsteller, geb. zu Humpolec in Böhmen am 13. Februar 1798, gest. zu Prag am 23. Mai 1837). Schon auf dem Gymnasium zu Königgrätz beschäftigte er sich eingehend mit der Literatur seiner Muttersprache, vornehmlich dazu angeregt durch seinen Lehrer in diesem Gegenstande, den Professor der Theologie J. L. Ziegler, welcher ihn auch zur Abfassung von Gelegenheitsgedichten aneiferte. Nach Abschluß der philosophischen Studien trug er sich zunächst mit der Absicht, Theologie zu studiren, kam aber wieder davon ab und verlegte sich nun auf Unterrichtertheilen und auf Arbeiten über seine Muttersprache. So wirkte er mehrere Jahre in Brünn als Lehrer der čechischen und anderer Sprachen, machte auch hin und wieder Reisen in Böhmen, Mähren, in der Slovakei und in Galizien, auf welchen er die bedeutendsten slavischen Schriftsteller seiner Zeit kennen lernte, zugleich aber seine Kenntnisse in den verschiedenen slavischen Idiomen vervollkommnete. In Brünn lebte damals als Caplan bei Sanct Magdalena der čechische Sprachforscher Vincenz Paul Žák[WS 1], mit dem ihn in Kurzem innige freundschaftliche Bande verknüpften, deren fördernder Einfluß sich bis auf das gemeinschaftliche Studium der Muttersprache erstreckte, welches alsbald einen reformatorischen Charakter annahm. Aber diese sprachlichen Reformen, so gut sie gemeint waren, wollten nicht durchdringen, da sie weniger aus dem Geiste der Sprache selbst und dem Bedürfnisse des Volkes, als aus der Neuerungssucht ihrer Bearbeiter entsprangen, die denn nun einmal, selbst auf Kosten des gesunden Menschenverstandes, die Apostel der serbischen Sprachreform spielen wollten. Indessen fristete Trnka ziemlich kümmerlich sein Dasein, zunächst als böhmischer Translator bei dem Iglauer Kreisamte, dann, seit 1831, als polnischer bei dem Brünner Criminalgerichte. Endlich wurde er mit Rücksicht auf seine Sprachkenntnisse, nach Ernennung Boczek’s zum ersten Lehrer der böhmischen Sprache und Literatur an der ständischen Akademie zu Olmütz, zunächst Amanuensis, 1834 aber Scriptor an der Universitätsbibliothek genannter Stadt, womit seine amtliche Laufbahn ihren Abschluß fand, da er schon einige Jahre später im besten Mannesalter starb. [220] Trnka schrieb viel in deutscher und čechischer Sprache, und die Titel seiner Schriften sind in chronologischer Folge: „Zpěw ke cti wys. učeného a důstojného pána J. L. Zieglera...“, d. i. Gesang zu Ehren des gelehrten und hochwürdigen Herrn J. L. Ziegler (Königgrätz 1817, 4°.); – Wesna čili básně prwotinné“, d. i. Der Frühling oder Erzählungen für das Kindesalter (ebd. 1821, 8°.); – „Růžinky aneb spisky drobné pro ditky“, d. i. Röslein oder kleine Schriften für Kinder (ebd. 1824, 12°.); – „Uebersicht der böhmischen Declinationen und Conjugationen mit den erforderlichen Anmerkungen und Beispielen nebst vorläufiger Darstellung des böhmischen Alphabets, dann einem Anhange über die unbiegsamen Redetheile“ (Brünn 1829, Traßler, gr. 8°.); – „Praktisches Lehrbuch der čechischen, vulgo böhmischen Sprache. Zweckmässige Uebungsstücke über die gesammten Regeln der slavischen Sprache in Böhmen, Mähren and in der ungarischen Slovakei...“ (Brünn 1830, gr. 8°.); – „Sbírka českých dobro- a wlastnomluwů s poznamenánim obyčejnych chybomluwů i s oprawením jich“, d. i. Sammlung böhmischer Redensarten und Spracheigenheiten nebst einem Verzeichnisse gewöhnlicher Sprachunrichtigkeiten und mit Berichtigung derselben (Brünn 1830, 8°.); – „Pořekadla Slovákův morawsko-uherských“, d. i. Die Sprichwörter der mährisch-ungarischen Slovaken (ebd. 1831, 12°.); – „Společník wěrný. Kniha pro jasný rozum, dobré srdce a čistou mysl“, d. i. Der aufrichtige Kamerad. Ein Buch für hellen Verstand, gutes Herz und reine Gesinnung (ebd. 1831, 8°.); – „O českém jazyku spisowném ic prospěch mladým spisowatelům i na wýstrahu nedozralým recensentům“, d. i. Von der čechischen Schriftsprache zum Nutzen junger Schriftsteller und zur Warnung unreifer Recensenten (ebd. 1831); Palacký’s Beurtheilung darüber im Časopis česk. Mus.“, 1832, S. 352; – „Idiotismen der Čechen, Slovaken, Mährer...“ (Olmütz 1832); – „Kniha cvičná, jazyka slovanského v Čechách, Moravě a v uherském Slováčku oder theoretisch-praktisches Lehrbuch der čechischen oder böhmischen Sprache u. s. w.“ (Brünn 1832); – „Regeln der slavischen Sprache in Böhmen, Mähren und Oberungarn“ (Olmütz 1832); – „Zweckmässige Uebungsstücke der gesammten Regeln der slavischen Sprache“ (Wien 1832, 8°.); – „Powidač a wykladač. Knižka ponaučná i zábawna we prospěch mladým i starým, sprostým i důstojným osobám“, d. i. Der Erzähler und der Ausleger. Ein unterhaltendes und lehrreiches Büchlein zum Frommen junger und alter, niederer und hoher Leute, erstes Heft (Olmütz 1833); – „Auswahl von deutsch-französisch-böhmischen Redensarten“ (ebd. 1834); – „Theoretisch-praktisches Lehrbuch der slavischen Sprache in Böhmen, Mähren und Oberungarn, nach einer eigenen fasslichen Lehrmethode verfasst“, zwei Theile (Wien 1832, Beck, gr. 8°.); – „Deutsche unregelmässige Zeitwörter nach Adelung’s Grundsätzen mit Beifügung der böhmischen Bedeutungen“ (2. Auflage Klattau 1835); nach Jungmann ist Franz Trnka Verfasser dieser Schrift, Doucha in seinem „Knihopisny Slovník“, d. i. Bücher-Lexikon (Prag 1865, schm. 4°.), S. 271, bezeichnet einen Antonin Trnka als deren Verfasser; – „Patero světských pisni moravských jež ve hudbu a zpěv uvedl Jos. Novotny“, d. i. Fünf weltliche Lieder, in Musik gesetzt von Jos. Novotny (Olmütz ....). Auch übersetzte Trnka J. M. Hauber’s „Vollständiges christkatholisches Gebetbuch“, welches bereits Hybl, Tomsa, Srutek, Frost, Stybl und Andere ins Čechische übertragen hatten, gleichfalls [221] in seine Muttersprache, und diese seine Arbeit verließ zu Troppau im Jahre 1830 die Presse. Zugleich betheiligte er sich als Mitarbeiter an einigen schöngeistigen Blättern, welche damals in Böhmen erschienen, so an „Dobroslav“, den „Květý“, den „Rozličnosti Pražské“, und Einiges, darunter ein Lustspiel, mehrere Erzählungen und dergleichen, Alles in čechischer Sprache, hinterließ er in Manuscript. Ohne Zweifel war er ein čechischer Patriot, und zwar zu einer Zeit, als die Wurzeln des čechischen Separatismus eben, wenn auch kaum bemerkbar, zu keimen begannen; auch hatte er ganz richtig erkannt, daß man mit der bis dahin arg vernachlässigten Muttersprache anfangen müsse, den Nationalsinn zu wecken. Und so verlegte er sich zunächst auf das Studium derselben. Aber bei seinen Arbeiten blieb er in der leidigen Theorie befangen, und die praktischen Ziele, welche denn doch dahier vor Allem zu berücksichtigen waren, ganz außer Acht lassend, gerieth er auf Fährten, auf denen ihm nicht nur Niemand nachfolgen wollte, sondern welche von competenter Seite wenn nicht geradezu als falsch, aber doch als solche bezeichnet wurden, die, statt zum Ziele zu führen, von demselben ablenken. Diese seine literarischen Mißerfolge verstimmten, verbitterten ihn, er verfiel allmälig in Melancholie und starb eines frühen Todes im Alter von erst 39 Jahren. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß in den deutschen Bücherkatalogen Trnka’s deutsche Werke, ein paar ausgenommen, gar nicht enthalten sind.

Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 426 [nach dieser erst im Jahre 1804 geboren]. – Notizenblatt der historisch-statistischen Section der k. k. mährisch-schlesischen Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- und Landeskunde. Redigirt von Christian Ritter d’Elvert (Brünn, Rohrer, 4°.) 1882, Nr. 2, S. 11. –Jungmann (Joseph). Historie literatury české, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, F. Řiwnáč, schm. 4°.). Zweite von W. W. Tomek besorgte Auflage, S. 643.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Wenzel Paul Žák.