BLKÖ:Tomsa, Franz Johann
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 46 (1882), ab Seite: 121. (Quelle) | |||
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Fortunat Durich [Bd. III, S. 394], Jos. Dobrowsky [Bd. III, S. 334], Wenzel Kramerius [Bd. XIII, S. 119], Faustin Prochazka [Bd. XXIII, S. 328], Karl Ig. Tham [Bd. XLIV, S. 159] u. A. Er erkannte, daß dem Uebel zunächst auf literarischem Wege gesteuert, daß die Jugend in der Muttersprache unterrichtet und geübt, zu dem Zwecke aber auch jedes nur irgend erforderliche Hilfsmittel beschafft werden müsse. So verlegte er sich mit allem Eifer auf linguistische Studien, verfaßte Andachts- und sprachliche Handbücher, bereicherte durch Vergleichung der verschiedenen slavischen Idiome den heimischen Sprachschatz und übersetzte zur Förderung der Volksbildung populäre Schriften, welche zu den besten seiner Zeit gehörten. Nach dem Beispiele Pelzel’s und Kramerius’ ließ er ältere čechische Bücher wiederdrucken, stellte aus čechischen Autoren die erste Chrestomathie zusammen, in welcher er bis in das dreizehnte Jahrhundert zurückgriff und stufenweise bis zur Gegenwart fortschritt. Schon in seiner Jugend hatte er es versucht, in der Muttersprache zu dichten, und so schrieb er denn in derselben Gelegenheitsgedichte, um auch auf diesem Wege die so vernachlässigte zu heben und ihr leichteren Eingang in den Familienkreisen zu verschaffen. Da sich aber für dergleichen Arbeiten kein Verleger fand, gab er sie auf eigene Kosten heraus und sorgte theils selbst, theils mit Hilfe seiner Freunde für ihre Verbreitung. In diesen im Vorstehenden geschilderten Bestrebungen wurde er von Kramerius, mit dem ihn die innigsten Freundschaftsbande verknüpften, auf das ernstlichste unterstützt, So stand er denn auch, als derselbe starb, dessen Kindern in hilfreicher Weise zur Seite und redigirte im Namen der Erben von 1809 bis 1811 gemeinschaftlich mit Rulik [Bd. XXVII, S. 253] das von dem Verblichenen begründete Blatt „Vlastenské Noviny“. Als Schriftstellerin der vorbeschriebenen Weise war Tomsa[122] ungemein thätig. Er schrieb über Landwirthschaft, Unterricht, Erziehung, über Politik und seine Muttersprache, und seine Arbeiten über die letztere, nicht minder die grammatikalischen als die lexikalischen, gehören wohl zu den verdienstlichsten seiner schriftstellerischen Wirksamkeit. Wir geben hier eine Uebersicht seiner selbständigen Werke in chronologischer Folge; seiner zahlreichen Uebersetzungen gedenken wir nur im Allgemeinen, Jene, welche sich dafür interessiren, auf die Quellen verweisend, die auch darüber ausführlichere Angaben machen. Die Titel von Tomsa’s Schriften sind: „Bajky a povídačky pro školy“, d. i. Fabeln und kleine Erzählungen für Schulen (Prag 1777); – „Böhmische Sprachlehre“ (ebd. 1782, 8°.); – „Navedení k české dobropísemnost“, d. i. Anleitung zur serbischen Rechtschreibung (ebd. 1784); – „Elementarwerk der böhmisch-, deutsch- und lateinischen Sprache“ (ebd. 1784, 8°.); – „Mésíčný spis ku poučení a obveselení obecného lidu na, rok 1787“, d. i. Monatschrift zur Belehrung und Unterhaltung des gemeinen Volkes... auf das Jahr 1787, zwölf Hefte; enthält Stücke aus der Physik, Geschichte, Naturgeschichte, Erzählungen für Volk und Jugend, Fabeln von Lessing u. dgl. m.; – „Malý německy a česky slovník“, d. i. Kleines deutsches und serbisches Wörterbuch (Prag 1789); – „Vollständiges Wörterbuch der böhmisch-, deutsch- und lateinischen Sprache“ (ebd. 1791, gr. 8°., IV und 1239 S.); mit einer Vorrede von Jos. Dobrowsky; – „Ueber die Aussprache der čechischen Buchstaben, Sylben und Wörter“ (ebd. 1800, 8°.); – „Ueber die čechische Rechtschreibung“ (ebd. 1802, 8°.); – „Modlitby pro křestany katolicke“, d. i. Gebete für katholische Christen (ebd. 1803, kl. 8°.); das Buch wurde als zu schwülstig und dunkel bezeichnet, um seine Absicht, die untauglichen anderen čechischen Gebetbücher zu verdrängen, zu erreichen; – „Ueber die Bedeutung, Abwandlung und den Gebrauch der čechischen Zeitwörter“ (ebd. 1804, 8°.); – „Ueber die Veränderung der čechischen Sprache nebst einer čechischen Chrestomathie seit dem dreizehnten Jahrhundert bis jetzt“ (ebd. 1805, 8°.); – „Knižka mravná s 60 historiemi pro ditky“, d. i. Sittenbüchlein mit 60 Geschichten für Kinder (ebd. 1810); – „Grössere čechische Orthographie“ (ebd. 1812, 8°.); – „Von den Vorzügen der čechischen Sprache oder über die Billigkeit und den Nutzen, die čechische Sprache zu erhalten, emporzubringen und über die Mittel dazu“ (ebd. 1812); – „Instrukci pro učitele“, d. i. Vorschrift für die Lehrer (Prag 1822). Ungleich größer ist die Zahl der von Tomsa ausgeführten Uebersetzungen, welche in die verschiedensten Disciplinen einschlagen, aber vornehmlich die Bedürfnisse der großen Menge im Auge behalten, wir nennen beispielsweise: Adolf’s „Sittenbüchlein für Kinder“ (1810), Becker’s „Noth- und Hilfsbüchlein für Bauersleute“ (1789), Heinrich Braun’s „Prosaische Fabeln und Erzählungen“, Eckartshausen’s berühmtes Gebetbuch: „Gott ist die reinste Liebe“, Schubart’s von Kleefeld „Gutgemeinter Rath an alle Bauern, die an Futtermangel leiden“, verschiedene Andachtsbücher von Göttlich, Rath, Weber, Werner u. A. Schon im Beginne dieser Skizze wurde bemerkt, daß Tomsa in seinen Bestrebungen von den besten Männern seiner Zeit, mit denen ihn von Jugend auf freundschaftliche Bande verknüpften, gefördert wurde. Aber nicht blos in Gelehrten- und Schriftstellerkreisen, auch in den höheren Ständen erfreute er sich der Achtung und Unterstützung in seinen Bemühungen, und Männer wie die Fürsten [123] und Grafen Fürstenberg, Wratislaw, Clam-Gallas, Erzbischof Chlumcansky gehörten zu seinen Gönnern. Tomsa, in dessen Nachlaß sich viel Ungedrucktes vorfand, blieb bis zu seinem Tode schriftstellerisch thätig, denn sein Wahlspruch lautete: „Ich werde schreiben und arbeiten, so lange mir Gott Leben und Gesundheit schenkt“.
Tomsa, Franz Johann (čechischer Sprachforscher und Schriftsteller, geb. im Dorfe Mokra nächst Turnau im Bunzlauer Kreise Böhmens am 3. October 1753, nach Anderen schon 1750, gest. zu Prag am 17., nach Anderen schon 1. November 1814). Ein Bauernsohn, erhielt er seinen ersten Unterricht in der Ortsschule, später jedoch ging er nach Prag, wo er das Gymnasium besuchte, die philosophischen Studien hörte, insbesondere aber mit großem Eifer classische und moderne Sprachen und von letzteren vornehmlich slavische betrieb. Im Jahre 1775 erhielt er eine Anstellung bei der Normalschulbücher-Administration in Prag, deren Verwalter er zuletzt nach stufenweiser Vorrückung im Amte wurde, in welcher Eigenschaft er auch im Alter von 61 Jahren starb. Zu jener Zeit, als Tomsa nach Prag kam, befand sich das nationale Wesen Böhmens in starkem Verfalle, die Muttersprache wurde nur in den niederen Gesellschaftsclassen und zwar in roher verderbter Weise gesprochen. Tomsa hegte für das Idiom seiner Heimat von Kindesbeinen große Vorliebe, und die Versunkenheit der nationalen Zustände, welche er vorfand, war nicht geeignet, diese Liebe zu verringern. Im Gegentheile, sie weckte in ihm den Entschluß, so weit es an ihm lag, dem Uebel abzuhelfen, und um diesen Zweck zu erreichen, schloß er sich an Männer an, welche von gleichen Gefühlen beseelt waren, so an- Jungmann (Jos.). Historie literatury české, d. i. Geschichte der čechischen Literatur (Prag 1849, Říwnáč, 4°.). Zweite, von W. W. Tomek besorgte Ausgabe, S. 642 [nach diesem geb. 3. October 1753]. – Šembera (Alois Vojtěch). Dějiny řeči a literatury československé. Věk novější, d. i. Geschichte der čechoslavischen Sprache und Literatur. Neuere Zeit (Wien 1868, gr. 8°.) S. 299 [nach diesem geb. 3. October 1750, gest. 1. November 1814]. – Slovník naučný. Redaktoři Dr. Frant. Lad. Rieger a J. Malý, d. i. Conversations-Lexikon. Redigirt von Dr. Franz Lad. Rieger und J. Malý (Prag 1872, I. L. Kober, Lex.-8°.) Bd. IX, S. 506 [nach diesem geb. 3. October 1753, gest. 17. November 1814].