Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Durmer, F. V.
Band: 3 (1858), ab Seite: 394. (Quelle)
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Durich, Fortunat (slavischer Sprachforscher und Literarhistoriker, geb. zu Turnau in Böhmen 23. Sept. 1730, gest. ebenda 31. Aug. 1802). Besuchte die Schulen der Piaristen zu Kosmanos, trat dann in den Paulaner-Orden und erhielt 1758 die heiligen Weihen. Nun wurde er im Lehrfache verwendet und trug über 20 Jahre seinen Ordensbrüdern in Wien, München und Prag Theologie und die orientalischen Sprachen vor. An letzterem Orte gestaltete sich zwischen ihm und Dobrowsky (s. d. S. 334) ein inniges Freundschaftsverhältniß und sie trieben vereint das Studium der arabischen und hebräischen Sprache, ohne [395] jedoch darüber die Muttersprache zu vergessen. Im J. 1778 erhielt er zugleich mit Prohaska von dem Prager Erzbischof den Auftrag, die verbesserte Ausgabe der böhmischen Bibel zu besorgen, welche Arbeit 1780 zu Stande gebracht war. Als sein Convent in Prag aufgelöst worden, kam er 1785 in’s Kloster nach Wien, wo er Gelegenheit fand, die Schätze der slavischen Literatur, welche die kais. Hofbibliothek besitzt, zu benützen. In diese Zeit fällt auch die Abfassung seines Katalogs der hebräischen Bücher dieser Bibliothek, welche als Meisterstück hebräischer Kalligraphie bekannte Arbeit sich noch im Besitze der genannten Bibliothek befindet. Als im J. 1796 auch das Paulaner Kloster auf der Wieden in Wien einging, begab sich D. in seinen Geburtsort Turnau, wo er von einer kleinen Pension, welche durch eine aus kaiserl. Gnaden gewährte Zulage von 200 fl. erhöht wurde, den Rest seiner Tage zubrachte und daselbst im Alter von 67 Jahren starb. Durch den Druck hat D. veröffentlicht: „Eutychii Benjamin Transalbini Diss. philologica de vocibus Hhargymmim et Belatehem. Exod. VII. et XI.“ (s. l. [München] 1767,4°.); – „De originibus templi Salvatoris et monasterii fratrum minimorum S. Francisci de Paula veteris Pragae. Specimen historicam“ (Prag 1771, 8°.); – „Se slavo-bohemica sacri codicis versione Dissertatio“ ((Prag 1777) und „Biblioteca slavica antiquiss. dialecti communis et ecclesiasticae universae slavorum gentis“, I Bd. (Wien 1795). Letzteres Werk hätte vollendet 5 Bände umfassen sollen. Die Angabe, daß zwei Bände erschienen sind, ist dahin zu berichtigen, daß vom zweiten Bande einige Bogen gedruckt wurden, daß aber mit der Fortsetzung innegehalten wurde, bis der seit mehreren Jahren gelähmte Durich einen Fortsetzer der „Biblioteca“ bezeichnet haben würde, was aber nicht geschah. Doch hatte D. das Manuscript des ganzen zweiten Theiles an einen Herrn R. Lakics gesendet. In seinem Nachlasse befanden sich 6 starke Quartbände gelehrter Auszüge im Manuscript, nach dem Urtheile Dobrowsky’s, in dessen Besitz sie kamen, ein wahrer Schatz kritischer Bemerkungen für die slavische Literatur und „Memoriae literariae Turnoviensium“, deren er bereits in seiner „Biblioteca slavica“ I. Bd. S. 215 erwähnt. Dobrowsky ehrte des Freundes Andenken durch eine Biographie.

Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wissenschaften 1804, I. Bd. S. 31–41: „Biographie“, von J. Dobrowsky. – Annalen der Literatur u. Kunst in den östr. Staaten (Wien, Doll, 4°.) II. Jahrg. 1803. I. Bd. Intelligenzblatt Jänner, Nr. 2: „Nekrolog.“ – Hamberger, gelehrtes Deutschland S. 146. – (De Luca) Das gelehrte Oesterreich. Ein Versuch (Wien 1776, Ghelen, 8°.) I. Bds. 1. St. S. 103. – Meusel (Joh. Georg), Das gel. Teutschland (Lemgo 1783, 8°.) 4. Ausg. I. Bd. S. 359. – Oestr. Nat.-Encykl. (von Gräffer u. Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 764 [nach dieser geb. 28. Sept. 1735]. – Nouvelle Biographie générale ... publiée sous la direction de M. le Dr. Hoefer (Paris 1853) XV. Bd. Sp. 468 [nach dieser geb. im Jahre 1730, gest. 30. August 1802]. – Nach J. Hanuš Systematisch und chronolog. geordn. Verzeichniß sämmtlicher Werke und Abhandlungen der kön. böhm. Gesellschaft der Wiss. (Prag 1854, 8°.) S. 47 und 65 ist er schon 1800 gestorben, was falsch ist.