BLKÖ:Chlumczansky Ritter von Przestawlk und Chlumczan, Wenzel Leopold

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Chlopicki, Joseph
Band: 2 (1857), ab Seite: 348. (Quelle)
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Chlumczansky Ritter von Przestawlk u. Chlumczan, Wenzel Leopold (Fürsterzbischof zu Prag, geb. zu Hostitz in Böhmen 15. Nov. 1749, gest. 14. Juni 1830). Studirte im elterlichen Hause und später am Gymnasium zu Deutschbrod, kam 1765 in’s St. Wenzels-Seminarium zu Prag, 1768 in’s Convict zum h. Bartholomäus, welche zwei Institute damals unter der Leitung der Gesellschaft Jesu standen. 1771 wurde er Doctor der Theologie, 1772 erhielt er die Priesterweihe und wurde Caplan zu Klösterle im Saazer Kreise; 1777 Pfarrer zu Görlitz und 1779 Mitglied des Prager Domcapitels, an welchem er durch 11 Jahre als deutscher Prediger fungirte. Am 28. Sept. 1795 wurde er zum Bischof von Canea in part. inf., 1802 zum Bischof von Leitmeritz consecrirt, in welcher Eigenschaft er durch Bau und Herstellung von Kirchen- Schul- und Wirthschaftsgebäuden, durch Unterstützung der Armen sich den Namen eines „Vaters der Armen“ erwarb, und ein schönes Andenken in seiner Diöcese hinterließ. Im J. 1812 an die Stelle des verstorbenen Lemberger Erzbischofs rit. lat. von Kicki zum Erzbischof von Lemberg erhoben, entsagte er ob Unkenntniß der polnischen Sprache dieser Würde und wurde erst am 12. Dec. 1814 zum Fürsterzbischof von Prag ernannt, am 14. Mai 1815 als solcher inthronisirt. Auch in dieser Stelle erwarb sich der hochherzige Kirchenfürst durch seine Milde, Humanität und Freigebigkeit die Herzen Aller. Unter ihm wurde das damals noch sehr arme Pensionsinstitut für Schullehrerwitwen und Waisen reorganisirt; ein Gleiches geschah mit dem Prager geistlichen Seminar, welches er aus eigenen Mitteln besser dotirte, die Krankenanstalt und Gartengebäude neu herstellen ließ, und ihm im Testamente seine reiche Handbibliothek legirte. Im Alumnate wurden 100 Studirende täglich auf seine Kosten gespeist, außerdem 25 mit der nöthigen Kleidung versehen. 10,000 fl. bestimmte er im Testamente zur Fortsetzung dieser Anordnung nach seinem Tode. Auf den erzbischöflichen Herrschaften gründete er 9 Schulen, ferner 2 Realschulen zu Rakonitz und Reichenberg, stiftete für dieselben ein Capital, das bereits im J. 1830 mit Zuschlag der Zinsen auf 104,905 fl. C. M. angewachsen war. Erst nach Jahren wurde es in seiner letztwilligen Anordnung bekannt, daß er der Stifter dieser Anstalten sei; in diesem Documente nannte er sich aber nur, um das Recht geltend zu machen, nähere Bestimmungen dieser Stiftung auszusprechen. Im Dec. 1822 feierte der würdige Kirchenfürst das 50jährige Jubelfest seines Priesterthums. Die Herausgabe des uralten „Codex Decanorum sac. phil.“, welche die theologische Facultät bewerkstelligte, unterstützte er mit reichen Mitteln und aus Anlaß des Jubelfestes der Canonisation des h. Johann von Nepomuk stiftete er 20,000 fl. an der Prager Metropolitan-Kirche zu heiligen Zwecken. Er starb, 81 Jahre alt, als der Letzte seines Stammes. Sein Testament in jenem Geiste, den er im Leben an den Tag gelegt, abgefaßt, verfügte [349] große Summen zu wohlthätigen humanistischen und religiösen Zwecken.

Neuer Nekrolog der Deutschen VIII. Jahrg. 1830 (Ilmenau 1832) I. Bd. Nr. 208, S. 490. – Oestr. National-Encyklopädie (von Gräffer und Czikann), (Wien 1835, 6 Bde.) I. Bd. S. 528. – Nouvelle Biographie générale … publiée sous la direction de M. le Dr. Hoffer (Paris 1853) X. Bd. Sp. 343 [gibt irrig 1759 als sein Geburtsjahr an].[BN 1]

Berichtigungen und Nachträge

  1. E Chlumčansky Ritter von Přestawlk und Chlumčan, Wenzel Leopold [Bd. II, S. 348].
    Album. Herausgegeben vom Lehrkörper der Ober-Realschule in Reichenberg (Reichenberg 1862, Stiepel, gr. 8°.) S. 13 u. 44. [Band 23, S. 374]