Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thann, Andreas
Band: 44 (1882), ab Seite: 172. (Quelle)
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Thanner, Ignaz (gelehrter Theolog, geb. zu Neumarkt am Roth in Bayern 9. Februar 1770, gest. zu Salzburg am 28. Mai 1856). Der Sohn des Herrschaftsverwalters und kurfürstlichen Anwaltes Thanner zu Neumarkt am Roth, erhielt er in der Klosterschule des benachbarten Benedictinerstiftes St. Veit den ersten Unterricht in den Elementargegenständen und der Musik. Dann kam er als Sängerknabe in das Benedictinerstift Weihenstephan nächst Freising und machte an dem dortigen Gymnasium und Lyceum alle Studien mit Einschluß der Philosophie durch. Da das damalige Bisthum Freising [173] (heute München) ein Suffraganat von Salzburg war, so meldete er sich im Jahre 1788 zur Aufnahme in das fürsterzbischöfliche Seminar daselbst. Aus der Vorprüfung, welcher Erzbischof Hieronymus in der Regel persönlich beizuwohnen pflegte, ging der classisch trefflich vorgebildete und in der Musik gründlich unterrichtete Ignaz unter vierzig Candidaten als der Zweite hervor. Matthias Rumpler [Bd. XXVII, S. 261] stand vor ihm als Erster. Nun wurde Thanner im Seminar aufgenommen. Nach Empfang der Priesterweihe am 10. April 1792 hätte er dasselbe verlassen können, aber nach einer vom Erzbischofe getroffenen Einrichtung mußten fähigere Seminaristen noch zwei bis drei Jahre im Institute verbleiben, um in dieser Zeit die juridischen Vorlesungen an der Salzburger Universität zu hören. Dieses Los traf auch Thanner, der 1794 seine These ex jure universo vertheidigte. Damals verfaßte er auch eine juridische Abhandlung, welche von Fachmännern so günstig beurtheilt wurde, daß Erzbischof Hieronymus ihre Drucklegung auf Kosten des Priesterhausfondes befahl, worauf sie unter dem Titel: „Akademischer Versuch über das Vogteirecht im Allgemeinen mit Anwendung auf das hohe Erzstift Salzburg“ (Salzburg 1794, Duyle) im Drucke erschien. In Bezug auf Thanner’s Aufenthalt im Salzburger Priesterhause 1788 bis 1792 ist der Erwähnung werth und zum Verständniß seiner aufgeklärten philosophischen Richtung wichtig, daß daselbst zu jener Zeit Rationalisten und Illuminaten die Bildung des jungen Clerus beeinflußten. So der von den Orthodoxen als „berüchtigt“ verschriene Matthäus Fingerlos (gest. 14. December 1817), der Verfasser des berühmten Buches: „Wozu sind Geistliche da?“ Auf der Universität aber lehrte der Benedictiner August Schelle [Bd. XXIX, S. 185], der dem Illuminatenbunde der „Minervalen“ vorstand. Wohl wirkten daselbst auch streng kirchlich gesinnte Männer, wie Simpert Schwarzhuber [Bd. XXXII, S. 338][WS 1] und Alois Sandbichler [Bd. XXVIII, S. 178], aber Erzbischof Hieronymus gehörte selbst zu den „Aufgeklärten“, und so behielt der Rationalismus und Illuminatismus die Oberhand. Thanner wirkte nun in dem praktischen Dienste der Seelsorge, zunächst als Curat zu Mittersill im Ober-Pinzgau (1794–1796), dann als solcher zu Reichersdorf im Flachlande. 1799 vom Erzbischofe zum Cooperator an der Salzburger Dompfarre berufen, erregte er als Prediger bald allgemeine Aufmerksamkeit, so daß an den Tagen, an welchen er predigte, die. Räume des großen Domes für die Zuhörer oft nicht ausreichten. Auf Wunsch des Erzbischofs, der diesen Vorträgen beiwohnte, gab er seine Predigten im Drucke heraus, und sie erschienen unter dem Titel: „Predigten und Predigtentwürfe auf alle Sonn- und Festtage des Jahres“ zwei Theile (Salzburg 1800, Duyle, 8°.); – diesen folgte seine „Predigt über die Salzburger Ordinariatsbewilligung, von Anfang November 1800 bis Ostern 1801 an Abstinenztagen Fleischspeisen geniessen zu dürfen“ (Salzburg 180., 8°.); – seine „Predigtentwürfe auf die Feste Mariens“, zwei Bände“ (Salzburg 1801 und 1804, Duyle, 8°.) gab er aber auf den Wunsch des Pfarrers von Ainring Matthäus Reiter, eines beliebten Erbauungs-Schriftstellers, heraus, welcher sich mit der Absicht trug, dieselben in seine Sammlung von Gelegenheitsreden aufzunehmen. Durch Thanner’s verdienstliche Wirksamkeit als Caplan und Prediger wurde der Erzbischof Hieronymus bestimmt, [174] ihn als Hofcaplan in seine unmittelbare Nähe zu berufen. Es geschah dies um jene Zeit, als dieser Kirchenfürst durch die über Deutschland hereinbrechenden politischen Ereignisse sich gezwungen sah, Salzburg zu verlassen und in Wien seinen bleibenden Aufenthalt zu nehmen. Thanner folgte ihm in die Residenz. Daselbst entfaltete er im Umgange mit gelehrten Männern aus allen Ständen, insbesondere aber der Kirche, jene schriftstellerische Thätigkeit, durch die er sich eine so hervorragende Stelle in der gelehrten Welt gesichert hat. Indessen gingen mit Salzburg hochwichtige politische Veränderungen vor: es wurde als Erzbisthum säcularisirt (25. Februar 1803) und zum Kurfürstenthum erklärt, Erzbischof Hieronymus aber legte die weltliche Regierung nieder und lebte in Wien, wo er am 20. Mai 1812 starb. Nach dem Preßburger Frieden (26. December 1805) kam Salzburg an Oesterreich, nach dem Wiener Frieden (14. October 1809) an Frankreich und durch dieses am 12. September 1812 an Bayern, bis es in Folge der Staatsverträge von Ried und München am 1. Mai 1816 wieder an Oesterreich zurückfiel. Mit diesen politischen Veränderungen stehen auch die weiteren Schicksale Thanner’s in engster Verbindung. Ihm gefiel der Wiener Aufenthalt auf die Dauer ganz und gar nicht. Das Antichambriren in des Erzbischofs Vorgemache, um den Audienznehmenden die Zeit zu vertreiben, war dem Manne, der dieselbe zu nutzen verstand, bis in die Seele zuwider. Dieses Unbehagen verbarg er so wenig, daß der Erzbischof es bald gewahr wurde. Auf dessen Frage, ob er nach Hause zurückkehren und wenn dies der Fall, in die Stadt Salzburg oder aufs Land gehen wolle, erklärte er freimüthig: des Lebens in Wien überdrüssig zu sein, und bat, in der Landseelsorge bei Salzburg verwendet zu werden. Ueber solchen Freimuth seines Hofcaplans nichts weniger denn erbaut, entschied der Erzbischof auf den Wunsch desselben in direct entgegengesetzter – für einen geistlichen Oberhirten nicht eben würdiger Weise – da Thanner seiner Würde als Hofcaplan enthoben und zum Katecheten im Ursulinerkloster in Salzburg ernannt wurde. In die Zeit, da dieser in des Erzbischofs Antichambre die kostbaren Stunden zersplittern sollte, fällt seine nahezu wichtigste Arbeit, über deren Ausführung es denn auch geschah, daß er weniger die Audienzwerber als seine wissenschaftlichen Ziele im Auge hielt. Am Lyceum in Freising hatte er den bekannten philosophischen Schriftsteller Sebastian Mutschelle kennen und innig verehren gelernt. Dieser war nun in München (28. November 1800) dem Typhus erlegen und hatte zwei bedeutende Werke: „Die theologische Moral“ und „Versuch einer faßlichen Darstellung der Kant’schen Philosophie“ unvollendet hinterlassen. Von ersterem war nur der erste Band, von letzterem die ersten zwei Hefte im Druck erschienen. Da forderten Mutschelle’s Freunde Thanner auf, beide Werke zu vollenden, und diesem kam das Verlangen um so erwünschter, als ihm in seiner unbehaglichen Lage als antichambrirender Hofcaplan eine solche Arbeit den geeignetsten Zeitvertreib bot. So gab er denn den zweiten Theil der Moraltheologie unter dem Titel: „Theologische Moral für Vorlesungen“ (München 1803, Leutner) heraus und ließ den ersten zwei Heften des „Versuchs einer faßlichen Darstellung der Kant’schen Philosophie“ zehn weitere folgen, in Heft 3–5 die Frage: Was soll ich thun? in Heft 6 und 7 jene: [175] Was darf ich hoffen? München 1862 und 1863, Leutner) und in Heft 8–12 den Transcendental-Idealismus, in seiner dreifachen Steigerung oder Kant’s, Fichte’s und Schelling’s philosophische Ansichten behandelnd, wovon dann (München 1803, Lindauer, 8°.) eine besondere Ausgabe erschien. Er hatte sich nicht als Autor genannt, sondern Mutschelle’s Namen auf dem Titelblatte stehen lassen; aber in den gelehrten Kreisen wußte man doch um die Sache, und sein Ruf als gelehrter Theolog und Philosoph war begründet. In Folge dessen geschah es denn, daß unser Katechet von der kurfürstlichen Regierung in Salzburg – Erzherzog Ferdinand, Großherzog von Toscana war nämlich Kurfürst – aufgefordert wurde, an der dortigen Universität Vorlesungen über Pädagogik zu halten. Und um die Verdienste des Gelehrten, der nachgerade immer mehr in seiner Bedeutung erkannt wurde, zu ehren, ernannte ihn das Stift Mattsee im Jahre 1802 durch einstimmige Wahl zum Canonicus. [Schmiedl’s und Warhanek’s: „Das Kaiserthum Oesterreich geographisch, statistisch und topographisch“ (Wien 1857, Zamarski, 8°.) gibt zwei Mattsee an: S. 31 im Herzogthume Salzburg: „Chorherrenstift 1838 wieder hergestellt“, S. 47 im Erzherzogthum Oesterreich ob der Enns: „Mattsee am östlichen Ufer des Grabensees, Chorherrenstift 1838 wieder hergestellt“. Uns will bedünken, daß diese beiden Mattsee ein und dasselbe seien.] Um diese Zeit erschien seine Abhandlung „Ueber Schulinspection auf dem Lande“ (München 1804, gr. 8°., 4. Aufl. 1813, Leutner, 8°.), in welcher er den verwahrlosten Zustand der damaligen Landschulen schildert, den er während seiner praktischen Seelsorge aus eigener Anschauung kennen gelernt hatte. Ueberdies arbeitete er gleichzeitig sehr fleißig für Graser’s „Archiv für Staat und Kirche“, schrieb viele Recensionen über philosophische und theologische Schriften in die oberdeutsche und Münchener „Literatur-Zeitung“, in die Würzburger „Gelehrten Blätter“ und in die von Freindaller redigirte Linzer „Theologische Zeitschrift“. Sein oberwähntes Werk über den Transcendental-Idealismus aber veranlaßte im Jahre 1805 seine Berufung als Professor der Logik, Metaphysik, Anthropologie und Geschichte der Philosophie an die Universität in Landshut, an welcher er nach eigenen Heften vortrug. Er blieb daselbst bis zum Sommersemester 1808, in welchem er an die Universität in Innsbruck als Professor der Philosophie berufen wurde. In die wenigen Jahre seines Aufenthaltes in Landshut, wo er 1807 und 1808 auch an Professor Zimmer’s Stelle über Dogmatik nach Wiest las, fallen die Werke: „Die Idee des Organismus angewandt auf die höheren Lehrgeschäfte“ (München 1806, Lindauer, 8°.); – „Handbuch der Vorbereitung und Einleitung zum selbständigen wissenschaftlichen Studium, besonders der Philosophie“ zwei Theile (München 1807 und 1808, Leutner, gr. 8°.), wovon der erste Theil auch unter dem Titel: „Lehrbuch der Logik“, der zweite Theil unter dem Titel: „Lehrbuch der Metaphysik“ ausgegeben wurde. Die provisorischen Vorträge über Dogmatik riefen das Werk: „Encyklopädisch-methodologische Einleitung zum akademisch-wissenschaftlichen Studium der positiven Theologie, insbesondere der katholischen“ (München 1809) hervor, welchem er sofort seinen „Versuch einer möglichst fasslichen Darstellung der absoluten Identitätslehre“ (München 1810, Leutner) folgen ließ. Indessen wirkte er an der Innsbrucker Universität in erfolgreichster [176] Weise. Vornehmlich fühlten seine italienischen Schüler, für welche er in der ihnen verständlicheren lateinischen Sprache besondere Vorträge hielt, sich zu ihm hingezogen, denn er vermittelte ihnen in lebendigem Vortrage die neuen Ansichten der Kant’schen idealen Betrachtung, welche sie besonders ansprachen. Nach der durch königlich bayrisches Decret vom 25. November 1810 erfolgten Umwandlung der Universität Salzburg in ein Lyceum wurde er mit Beibehalt seines bisherigen Ranges, Gehaltes und Charakters zum Professor der Philosophie und zugleich zum Director der philosophischen Studien an demselben ernannt. Mit dieser Uebersetzung in das ihm von früheren Jahren her lieb und werth gebliebene Salzburg sah er einen lange gehegten Herzenswunsch erfüllt. Denn in das damals seinem Vaterlande einverleibte Innsbruck berufen, hatte er unter den österreichisch gesinnten und gegen die Maßnahmen der bayrischen Regierung feindselig sich verhaltenden Professoren eine keineswegs erquickliche Stellung. Er selbst machte daraus kein Hehl, sondern sprach darüber oft mit der ihm eigenen geradesten Offenheit. Als Salzburg 1816 wieder an Oesterreich fiel, verblieb er in seinen Stellungen, und zwar als Lycealprofessor bis zum Jahre 1819, als Director der philosophischen Studien bis zum September 1849, sowie als Vorstand der Lycealbibliothek, mit welcher Stelle er nach dem Ableben des berühmten Judas Thaddäus Zauner im Jahre 1815 betraut worden war. Von den Werken, welche er während seiner Lehrthätigkeit in Salzburg herausgab, nennen wir: „Lehrbuch der theoretischen Philosophie nach Grundsätzen der Identitätslehre“ zwei Theile (Salzburg 1811, Duyle, 8°.), wovon der erste Theil auch unter dem Titel: „Logische Aphorismen als Versuch einer neuen Darstellung der Logik“; der zweite Theil unter dem Titel: „Metaphysische Aphorismen als Versuch einer neuen Darstellung der Metaphysik“ erschienen ist. (Die „Logischen Aphorismen“ führt Kayser’s Bücherlexikon [Bd. V, S. 422] als „Lehrbuch der theoretischen Chemie“ an, was auf einem argen Druckfehler beruht); – „Lehr- und Handbuch der praktischen Philosophie für akademische Vorlesungen“ zwei Theile (Salzburg 1811 und 1812, Mayer, 8°.), der erste Theil auch unter dem Titel: „Allgemeine praktische Philosophie und Naturrecht“, der zweite Theil unter dem Titel: „Die wissenschaftliche Metaphysik“ herausgegeben; – „Wissenschaftliche Aphorismen der katholischen Dogmatik zum Behufe des akademischen Lehrvortrages nach den Bedürfnissen der Zeit“ (Salzburg 1816, Mayer, 8°.). Im Vorstehenden wurde Thanner’s wissenschaftliche Thätigkeit erschöpft. Wir haben seiner noch als Lehrer, Musikfreund und Bibliothekar zu gedenken. Seine Vorträge in Landshut, Innsbruck und Salzburg waren sehr besucht. Er ist der erste Professor der Philosophie, der eine Weisheitslehre vortrug, die über die Schablone der kaiserlich königlich patentirten Likawetz-Philosophie hinausging. Seine Vorträge waren Ergebnisse eines selbständigen Denkens. Daher hatte bei seinem Uebertritt in österreichische Dienste die allwaltende Vorsetzung der Studienhofcommission nichts Eiligeres zu thun, als ihm seine Last durch Enthebung von der Lehrkanzel der Philosophie zu erleichtern. Als Director der philosophischen Studien und als Bibliothekar war er lahmgelegt und unschädlich. Wie ein Vater handelte er an den Studenten, auch als er längst seines Lehramtes nicht mehr waltete. Sein Einfluß auf die jungen Leute war sehr groß, er [177] brachte manches verirrte Schaf zur Heerde zurück, nahm manchen Kummer von Elternherzen, mehr durch Liebe und Ermahnung, als durch Strenge, die er nur dann walten ließ, wenn er alle Mittel der Güte erschöpft sah. Als Vorstand der Bibliothek hat er Verdienstliches geleistet. Der von Zauner angefertigte Bücherkatalog war bei den verschiedenen politischen Wandlungen Salzburgs in Verlust gerathen. Er nahm also die Bibliothek, welche 23.120 Werke in 36.000 Bänden umfaßte, neu auf und führte ihre Eintheilung nach Fächern in zweckmäßiger Weise durch. Aber auch als Musikfreund verdient er ein bleibendes Andenken. Schon als Alumnus im Priesterhause hatte er die Behandlung aller Saiteninstrumente erlernt, war mit dem Generalbasse vertraut und spielte die Orgel fertig. Nicht nur ein guter Sänger, schuf er auch manche schöne Melodie auf Lieder, die er selbst dichtete. So componirte er deren mehrere für die Kirche und gesellige Kreise. In Koch-Sternfeld’s „Norischen Alpen“ finden wir von Thanner: „Heide-Röschen“ und ein vierstimmiges Friedenslied in E-dur, welch letzteres bei Duyle auch im Sonderabdruck erschien. Für die zu Anfang des laufenden Jahrhunderts stark besuchte Hauscapelle im Duyle’schen Hause dichtete er zwei Lieder: „Auf das Kreuz des Welterlösers“ und „Ueber das Fest der Himmelfahrt Mariens“, welche im Buche seiner „Predigten“ sich vorfinden. Um sich in der Musik noch mehr zu vervollkommnen, hatte er bei Michael Haydn Unterricht in der Partitur genommen. Schließlich sei einer noch bestehenden Stiftung erwähnt, welche er im Betrage jährlicher 100 fl. für einen armen, aber begabten Studenten an der Universität in Landshut gemacht. Am 11. September 1849, nachdem er bereits das 80. Lebensjahr erreicht hatte, wurde er in den bleibenden Ruhestand versetzt, den er noch sieben Jahre genoß, bis er 1856, 87 Jahre alt, selig im Herrn entschlief. 1850 erhielt er unter Bezeugung der ah. Zufriedenheit von Kaiser Franz Joseph für sein verdienstliches Wirken als Bibliothekar und Studiendirector das k. k. Verdienstkreuz mit der Krone. Früher schon war er zum Ehrendomherrn des Salzburger Metropolitancapitels, zum königlich bayrischen und fürsterzbischöflich salzburgischen geistlichen Rath ernannt worden. In seinem Nachlasse fand sich eine unvollendete Geschichte der salzburgischen Universität vor. Eine Geschichte des weltpriesterlichen Collegiatstiftes Mattsee, dessen Senior er geraume Zeit gewesen, hatte er noch bei Lebzeiten an dasselbe gesandt. Seine Leiche wurde auf dem Friedhofe zu St. Sebastian beigesetzt.

Sonntagsblatt. Beiblatt zur „Neuen Salzburger Zeitung“, 1. Juni 1856, Nr. 22: „Ignaz Thanner. Nekrolog“. – Waitzenegger (Franz Jos.). Gelehrten- und Schriftsteller-Lexikon der deutschen katholischen Geistlichkeit (Landshut, 1820, Joseph Thomann, 8°.) Bd. XI, S. 453. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, gr. 8°.). Zweite Abtheilung. Bd. II, S. 578. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1837, 8°.) Bd. V, S. 325.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: [Bd. XXXII, S. 329].