BLKÖ:Thanner (Tanner), Adam

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Thanner, Ignaz
Band: 44 (1882), ab Seite: 177. (Quelle)
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Noch sind erwähnenswerth:

1. Adam Thanner [öfter Tanner geschrieben] (geb. zu Innsbruck im Jahre 1573, gest. zu Unken nächst Salzburg am 25. Mai 1632). Der Sohn des Hauptmannes Christoph Thanner aus dessen Ehe mit Elise geborenen Partin. Nachdem er die Universität Innsbruck mit jener zu Dillingen vertauscht hatte, trat er 1590 in den Orden der Gesellschaft Jesu ein, in welchem er seine Studien zu Landsberg, Ingolstadt und München fortsetzte. Im Jahre [178] 1601 fand zu Regensburg das bekannte Religionsgespräch zwischen katholischen und protestantischen Theologen statt. Auf protestantischer Seite standen als Hauptredner: Jac. Hailbrunner, Aeg. Hunnius und David Rungius, auf katholischer: Alb. Hungerus und P. Jacob Gretserus S. J. Für Letzteren, welcher durch ein Halsleiden verhindert wurde, die Disputation fortzuführen, trat unser Thanner, obgleich er erst 28 Jahre zählte, mit solcher Geschicklichkeit in den Kampf ein, daß er in Anerkennung dafür die theologische Doctorwürde erlangte. Von München schickten ihn seine Oberen nach Ingolstadt, wo er fünf Lustra hindurch die Scholastik vortrug. Am 29. August 1617, im Alter von 44 Jahren, legte er die vier Ordensgelübde ab. Auf Anregung des Kardinals Khlesl kam er bald darauf an Stelle des Professors der Theologie Martin Becanus an die Wiener Hochschule, von welcher er jedoch mit Schluß des zweiten Jahres nach Ingolstadt zurückkehrte, um daselbst sich ungestört seinen gelehrten Arbeiten zu widmen. In der Folge von Kaiser Ferdinand II. mit dem wichtigen Amte eines Kanzlers der Prager Universität betraut, gab er dasselbe seiner leidenden Gesundheit wegen schon nach dem ersten Jahre auf. Nun kehrte er in seine Heimat Tirol zurück und wirkte daselbst drei Jahre als Minister, wenige Monate als Rector seines Ordenscollegiums in Hall. Von da begab er sich wieder nach Ingolstadt, wo er die Studien leitete und Erläuterungen über die h. Schrift las; aber seine immer mehr sinkende Gesundheit nöthigte seine Oberen, ihn in seine Vaterstadt Innsbruck zurückkehren zu lassen, damit er daselbst im Genusse voller Ruhe sich kräftige. Mit zwei Ordensbrüdern, P. Christoph Brandis und P. Johann Faber, fuhr er auf der Donau nach Passau. Unterwegs erkrankten alle drei an einem bösartigen Fieber, welchem auch seine Begleiter in jener Stadt erlagen. Er aber erreichte noch leidend Salzburg, wo er zur Erholung einige Tage inmitten seiner Ordensbrüder verweilte und, wie im Vorgefühle seines nahen Hinganges, die Sterbesacramente empfing. Nun reiste er ab, an der Grenze seiner Heimat aber verwehrten ihm die tirolischen Grenzwachen, welche in beständiger Sorge eines feindlichen Einfalls der Schweden waren, den Eintritt ins Land, denn er hatte von Salzburg aus keine Geleitschaft erhalten. So sah er sich denn genöthigt, wieder umzukehren. Aber schon in Unken steigerte sich sein Uebelbefinden so sehr, daß er daselbst nach wenigen Tagen, im Alter von 59 Jahren, den Geist aushauchte. Noch im Tode sollte der Pater nicht Ruhe haben. Unter seinen hinterlassenen Habseligkeiten fanden die Bauern, bei denen er Unterkunft gefunden hatte, ein Vergrößerungsglas, in welchem eine Mücke eingeschlossen war. Da huben sie einen Lärm an, die Mücke, schrien sie, sei der Teufel und der verstorbene Fremde ein Zauberer. Nur mit vieler Mühe gelang es dem Ortspfarrer, die Leute zu beruhigen und über die Wahrheit aufzuklären, indem er, die Mücke aus dem Vergrößerungsglase herausnehmend, eine andere dafür hineinlegte und diese den Bauern vorwies. Thanner, ein Mann von ausgebreiteten und mannigfaltigen Kenntnissen, war nicht nur ein gründlicher Theolog, sondern auch ein trefflicher Mathematiker und Naturforscher. Außer mehreren deutschen theologischen Streitschriften gegen Hailbrunner, Mylius und Andere gab er noch heraus: „De verbo Dei scripto et non scripto“ (Monachii 1599); – „Ueber das Regensburger Colloquium[WS 1] …. gegen Dr. Aug. Hunnius“ (München 1602); – „Defensio Ecclesiasticae libertatis“ (Ingolstadt 1607); – „Apologia contra Monita privata Societatis“ (ebd.); – „Apologie für die aus Böhmen und Mähren vertriebenen Jesuiten“ (1618 und 1619), zu Ingolstadt ohne Namen des Autors gedruckt; – „Astrologia sacra“ (Ingolstadt 1615); – „Disputationes theologicae in omnes Summae S. Thomae partes“, libri IV (ebd. 1618; Supplement dazu 1620); – „Theologia scholastica speculativa practica“, vier Bände (ebd. 1626–1627, Fol.). Die „Bibliotheca scriptorum societatis Jesu“ charakterisirt ihn mit wenigen, aber inhaltvollen Worten: „Vir fuit ingenio acri, serio, sedulo, paucorum verborum, magnarum cogitationum“, auf dem Andenken aber, welches die Universität Ingolstadt dem Pater errichtete, heißt es unter Anderem: „Vir principum linguarum, eloquentiae, omniumque scientiarum ac historiae supellectili instructus, inter primos sui temporis theologos numerandus“. [Staffler (Johann Jacob). Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen in zwei Bänden (Innsbruck 1847, Fel. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 455. – Jöcher’s Gelehrten-Lexikon, Bd. IV, Sp. 1000.] –

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Colloqium.