BLKÖ:Sandbichler, Alois

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Sander, F. S.
Band: 28 (1874), ab Seite: 178. (Quelle)
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Sandbichler, Alois (gelehrter Augustinermönch, geb. zu Rattenberg in Tirol nach seinem Bildnißdatum am 1., n. A. am 20. Februar 1751, gest. zu Salzburg 3. Februar 1820). Sein Vater war Wirth in Rattenberg, dem es die Mittel erlaubten, seinen Sohn studiren zu lassen und dann – der Leute auf dem Lande höchstes Ideal – aus ihm einen hochwürdigen Pfarrer zu machen. So kam er denn 1766 im Alter von 15 Jahren in das Jesuiten-Collegium nach Hall, wo er die Gymnasial- und früheren sogenannten Humanitätsclassen beendete, und als der Orden aufgehoben wurde, zu den Augustinern nach Mülln (nicht Mulla, wie es in der „Oesterreichischen National-Encyklopädie“ heißt) in Salzburg, wo er am 29. October 1771 die Ordensgelübde ablegte, die philosophischen und theologischen Studien beendete und am 8. April 1775 die erste Messe las. Mit Vorliebe und großem Erfolge hatte er die orientalischen Studien betrieben, er wurde nun Lector und Repetitor der jungen Cleriker im Kloster. [179] Im Anbeginne trug er Philosophie und Theologie, seit 1780 nur Theologie vor und versah über 20 Jahre mit ausgezeichnetem Erfolge sein Lehramt. Im Jahre 1802, n. A. bereits 1792, wurde er Subprior im Kloster, auch versah er von 1787 bis 1810, also durch 23 Jahre, das Amt eines Seelsorgers im Arbeits- und Zuchthause zu Salzburg. Als Salzburg an Bayern kam, wurde S. im Jahre 1810 von der kön. bayerischen Regierung an dem neu organisirten Lyceum zu Salzburg als Professor der orientalischen Sprachen, der Bibelauslegung und griechischen Philologie, erst provisorisch, dann definitiv angestellt und nach der eingetretenen Regierungsänderung mit Decret vom 3. November 1818 von der k. k. österreichischen Regierung zum Professor des Bibelstudiums und der orientalischen Sprachen an der Studienanstalt zu Salzburg ernannt, welche Stelle er bis an seinen im Alter von 69 Jahren erfolgten Tod bekleidete. S., ein tüchtiger Orientalist, war in seinem Fache auch schriftstellerisch thätig und die Titel seiner Schriften sind in chronologischer Folge: „Pagellae volantes de causa decisa divisarum potestatum in legibus matrimonialibus impedimentorum dirimentium pro studio juris regii integri“ (Francof. et Lips. [Salisburgi] 1782, 8°.; – „Lasen die ersten Christen die heilige Schrift? und wie lasen sie dieselbe? Zum unmassgeblichen Bedenken für übertriebene Feinde und Freunde des allgemeinen Bibellesens“ (Salzburg 1787, 8°.); – „Des Horus Anmerkungen über die Propheten, Jesum und seine Jünger, widerlegt in Briefen“ (Augsburg 1785, 8°.); – „Untersuchung der philosophischen und kritischen Untersuchungen über das alte Testament und dessen Göttlichkeit, besonders über die Mosaische Religion. In Briefen an Grafen Steph. Olivier Wallis“, 3 Theile (Salzburg 1785 bis 1788, 8°.); – „Vertheidigung der Göttlichkeit des Mosaischen Gesetzes und des alten Bundes gegen die neuesten Einwendungen. Vormals in Briefen an Herrn Grafen St. O. Wallis. Mit vielen Zusätzen und Verbesserungen“, 4 Theile (Salzburg 1787 bis 1788, 8°.); – „Ueber die Zuverlässigkeit des Grundtextes, ein Fragment von mehreren Abhandlungen über verschiedene Gegenstände der Schriftkunde“ (Frankfurt u. Leipzig [Salzburg] 1788, 8°.); – „Revision der Augsburger Kritik über gewisse Kritiker und ähnliche Schriften“, 1. u. 2. Jahrg. (Salzburg 1791 u. 1792, 8°.); der zweite Jahrgang führt auch den besonderen Titel: „Freimüthige Betrachtungen über wichtige, von Obscuranten entstellte Religionsgegenstände nach den Bedürfnissen unserer Zeit“ (ebd. 1792, 8°.); – „Geist und Verfahrungsart der Augsburger Kritik u. s. w.“ (ebd. 1791, 8°.) Separatabdruck aus vorstehender „Revision der Augsburger Kritik...“; – „Abhandlung über die zweckmässigen Mittel, den hebräischen und griechischen Grundtext dem Wortsinne nach richtig zu verstehen“ (Salzburg 1791, 8°.); – „An den Clubb des Obscurations-Systems, oder einige Anmerkungen über das Sendschreiben des Herrn von Brentano, Herausgeber eines neuen Testamentes“ (Freyburg [Salzburg], 8°.); – „Erläuterungen der biblischen Geschichte nach Joh. Jak. Hess, besonders zum Gebrauche für kathol. Lehrer“, 2 Theile (Salzburg 1794); der zweite Theil führt auch den Titel: „Entwickelung des Reiches Gottes nach der Offenbarung Johannis u. s. w.“ (Salzburg 1794, 8°.); – „Introductio in historiam consiliorum divinorum ad salutem humani generis inde ab ejus ortu ... initorum ...“ (Salisburgi 1802, 8°.); – „Eine Stimme des Rufenden in der Wüste, oder Bemerkungen zu dem philologisch-kritischen und historischen Commentar über das neue Testament [180] des Herrn Heinr. Eberh. Gott. Paulus“, 4 Hefte (1. Heft Linz 1805, 2.–4. Heft München 1811–1816, 8°.); – „Kurze Darstellung einer Einleitung in die Bücher des alten Bundes, nach Jahn“ (Salzburg 1813, 8°.); – „Darstellung der Regeln einer allgemeinen Auslegungskunst von den Büchern des neuen und alten Bundes, nach Jahn“ (ebd. 1813, 8°.); – „Uebersicht der Hauptgegenstände aus der allgemeinen Einleitung in die Schriften des neuen Bundes ...“ (ebd. 1813, 8°.); – „Darstellung einer allgemeinen Einleitung in die Bücher des neuen Bundes“ (ebd. 1813, 8°.); – „Philologische Uebersicht der altgriechischen literarischen Bildung nach Ast und Eichhorn“ (Salzburg 1813, 8°.); – „Besondere Einleitung in die Bücher des neuen Bundes“, 3 Theile (Salzburg 1817 u. f., 8°.); außerdem enthält die „Oberdeutsche allgemeine Literatur-Zeitung“ in den Jahren 1783–1810 zahlreiche Aufsätze und Recensionen aus Sandbichler’s Feder, ebenso die Felder’sche „Literatur-Zeitung“ und desselben „Kleines Magazin“, beide für katholische Religionslehrer, die „Constanzer geistliche Monatsschrift“, und die „Linzer theologische Monats- und Quartalschrift“. S. zählte zu den aufgeklärtesten und gelehrtesten katholischen Theologen seiner Zeit; in der Geschichte, in der Exegese, im Griechischen, ferner in den orientalischen Sprachen, in der Philosophie, im Civil- und Kirchenrechte und in der Literaturgeschichte besaß er umfassende und gründliche Kenntnisse. In seinem Wesen einfach, bescheiden und anspruchslos, in seiner einsamen Zelle ein ernster und tiefer Denker, war er in geselligen Kreisen ein munterer und gern gesehener Gesellschafter. Sein Salzburg, wo er ein halbes Säculum verlebt, ging ihm über Alles. Berufungen in’s Ausland, die unter sehr ehrenvollen Bedingungen mehrmals an ihn ergangen waren, hatte er in seiner Vorliebe für das Alpenland, wo er lebte, immer abgelehnt. Von den ihm erwiesenen Ehren seien angeführt die am 5. November 1814 erfolgte Verleihung der philosophischen Doctorwürde von Seite der Hochschule in Würzburg und am 27. Februar 1815 der theologischen von Seite der Hochschule in Landshut.

Biographische Skizze, dem Andenken A. Sandbichler’s (Salzburg 1822, 8°.). – Münchener Literatur-Zeitung 1820, Stück 19, S. 152. – Felder und Waizenegger’s Gelehrten-Lexikon der katholischen Geistlichkeit, Bd. II, S. 262 u. f. – Salzburgisches Intelligenzblatt 1820, St. 15. – Mastiaux, Literatur-Zeitung 1820, II. Bd. Intelligenzblatt Nr. 4, S. 58. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 483. – Meyer (J.), Das große Conversations-Lexikon für die gebildeten Stände (Hildburghausen, Bibliogr. Institut, gr. 8°.) Zweite Abtheilg. Bd. VI, S. 1326. – Staffler (Johann Jacob), Das deutsche Tirol und Vorarlberg, topographisch mit geschichtlichen Bemerkungen (Innsbruck 1847, Felic. Rauch, 8°.) Bd. I, S. 749. – Porträt. Unterschrift: Aloys Sandbichler | Augustiner- und Sub-Prior des Klosters | Mülln bey Salzburg | geb. zu Rattenberg in Tyrol 1751 d. 1. Hornung. Unterm Medaillon: Nesselthaler del. Salisb. 1802. Laurens sc. Berol. 1803.