Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Teyber, Elisabeth
Band: 44 (1882), ab Seite: 107. (Quelle)
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Teyber, Anton (Tonsetzer, geb, in Wien 8. September 1754, gest. ebenda am 8. November 1822). Er gehört einer Künstlerfamilie an, deren Mitglieder [108] sich Täuber, Teiber, Teuber, Teyber, Tayber, Taiber, sogar Deiber schreiben. Diese Verschiedenheit der Schreibweise ihres Namens hat in der Darstellung ihrer Lebensmomente und der Angabe ihrer Compositionen zu heillosen Verwechslungen und Irrthümern geführt. Es sind fünf Personen aus dieser Familie bekannt, drei Brüder Friedrich, Anton und Franz und zwei Schwestern Elisabeth und Therese. Von den Ersteren fällt der älteste, Friedrich, welcher, als Hofsecretär der obersten Justizstelle in Wien fungirend und später mit dem Ehrenworte „Edler von“ geadelt, durch ein halbes Jahrhundert bei allen Concerten der Residenz als vorzüglicher Violinspieler gesucht und noch im Jahre 1826 am Leben war, außerhalb des Rahmens unserer Darstellung. Schon Matthias, der Vater des Obigen, war k. k. Hof- und Kammermusicus und erster Violinsecondspieler im Hoftheater. Seit 1767 an der Hofcapelle angestellt, blieb er bei derselben bis 1785, in welchem Jahre er am 6. September, ein 74jähriger Greis, das Zeitliche segnete. Unter der unmittelbaren Leitung des Vaters erhielt Anton seine Ausbildung in der Musik, dann studirte er in Bologna unter dem berühmten Fratre Martini durch neun Jahre Composition. Nachdem er hierauf seine Schwester Elisabeth auf deren Reisen durch ganz Italien, Portugal, Deutschland und Rußland begleitet hatte, fand er an der Hofcapelle in Dresden Anstellung als Organist. Diesen Posten, den er zur Zufriedenheit des Hofes bekleidete, verließ er nach mehreren Jahren, um einem Rufe nach Wien zu folgen, wo er als Cemballist und Secretär Salieri’s [Bd. XXVIII, S. 97] zunächst eine Stelle im Orchester des Hofoperntheaters erhielt; als aber diese bald darauf an den jüngeren Weigl definitiv überging, wurde er am 1. März 1793 an der Hofcapelle als k. k. Hofcompositor angestellt. Er leitete auch den Unterricht der Erzherzoge und Erzherzoginen im Clavier, und Erzherzog Rudolph [Bd. VII, S. 145, Nr. 280] zählte zu seinen Schülern. In seinem Amte blieb Teyber nahezu dreißig Jahre, bis zu seinem 1822 erfolgten Tode. Ein fleißiger Componist, hat er viel Kirchen- und profane Musik geschrieben, wovon aber nur ein verhältnißmäßig kleiner Theil im Stich erschienen ist. Wir lassen nun die Titel seiner Compositionen folgen, von denen die gedruckten mit einem Stern (*) bezeichnet sind: „Givas. Oratorium von Metastasio“, 1788 vom Tonkünstlerverein in Wien aufgeführt; – „La passione di Giesu Christo“, um 1790 componirt, es wurde 1805 zu Teyber’s Vortheile von dem genannten Tonkünstlerverein gegeben; – „III Quartets pour 2 Viol. Alt et Bass“, Op. 1 (Wien 1788, Artaria, später auch Dresden, Hilscher); – „Die Einnahme von Belgrad“, in Dresden um 1792 componirt; – *„Vier Märsche und die Retirade“ (ebd. 1792); – *„XII Menuetten und XII Allemandes“ (Wien 1792, Eder); – *„Gesänge beim Clavier“, erstes Heft der Gräfin Anna Majláth von Székely zugeeignet (Wien 1798, Eder) [vergleiche darüber die Recension der „Leipziger musikalischen Zeitung“ vom 24. Juli 1799]; – „Hermes und Mirabella. Melodram“; – *„Grande Symphonie“ (Offenbach 1799); – viele Messen, sämmtlich ungedruckt, eine davon wurde am Ostersonntag 1822 im Dom zu Olmütz mit außerordentlichem Beifall aufgeführt; – *„Menuetten für die Bälle in den kaiserlichen Redoutensälen, im Clavierauszuge. Ihrer kaiserlichen Hoheit der Erzherzogin Clementine zugeeignet“ (Wien, bei Eder) [vergleiche darüber die „Leipziger [109] musikalische Zeitung“ vom 3. Dec. 1800]; – „XII Allemandes“ (Wien bei Träg); – *„Six nouvelles Ecossaises“ (Wien bei Cappi); – *„Neun andere verschiedene Partien von deutschen Tänzen und 12 Märsche“ (Dresden bei Hilscher); –*„Marsch für das Corps des Wiener bürgerlichen Handelsstandes“ (Wien bei Eder). Außerdem noch viele Kirchen- und verschiedene andere Tonstücke mit seinem ganzen musikalischen Nachlasse von Erzherzog Rudolph der Witwe des Verblichenen abgekauft. – Sonderbarer Weise bemerkt Ritter von Köchel in dem unten angegebenen Werke am Schlusse seines kurzen Lebensabrisses über Teyber: „Von bedeutenden Compositionen ist nichts von ihm bekannt“.

Köchel (Ludwig Ritter von). Die kaiserliche Hof-Musikcapelle in Wien. Von 1543–1867 (Wien 1869, 8°.) S. 92, Nr. 1258, S. 116. – Oesterreichische Revue. Herausgegeben von J. B. A. Meyer (Wien, gr. 8°.) 1864, Bd. IV, S. 172 und 174, im Aufsatze: „Zur Geschichte des Concertwesens in Wien“. Von Dr. Eduard Hanslick. [Diese Aufsätze, welche wohl dann in Hanslick’s selbständiges Werk: „Geschichte des Concertwesens in Wien“ (Wien 1869, Braumüller, gr. 8°.) übergingen, sind in der „Oesterreichischen Revue“ weiter ausgeführt; doch wurde vieles darin Enthaltene in das vorgenannte selbständige Werk nicht aufgenommen.]