BLKÖ:Habsburg, Rudolph Johann Joseph Rainer

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 145. (Quelle)
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280. Rudolph Johann Joseph Rainer, Erzherzog, Cardinal und Erzbischof von Olmütz (geb. zu Florenz 8. Jänner 1788, gest. 23. Juli 1831). Der jüngste Sohn des Kaisers Leopold II. aus seiner Ehe mit Maria Louisa, kön. Prinzessin von Spanien. Anfänglich widmete sich der Prinz den militärischen Wissenschaften, später, wie es hieß, bestimmten ihn schwächliche Gesundheit und frommer Sinn dazu, in den geistlichen Stand zu treten. Rudolph ist bisher der letzte aus allen Prinzen des Kaiserhauses, welche in den Dienst der Kirche getreten sind. Noch während seinen theologischen Studien wurde er Coadjutor des Fürsterzbischofs von Olmütz, des Grafen Colloredo, und folgte ihm, als dieser gestorben, 1819 in dieser hohen Würde. Am 28. September desselben Jahres erhielt er zu Wien das Baret als Cardinalpriester, mit dem Titel: Sancti Petri in monte aureo. In Olmütz begann mit dem Augenblicke, als er daselbst seine Residenz aufschlug, ein neues Leben. Ein Freund der Künste und Wissenschaften, von ersteren insbesondere der Musik- und der Radirkunst, förderte er in diesen Richtungen einzelne Institute, wie hervorragende Talente. Selbst Virtuos auf dem Piano und ein außerordentlich geübter Partiturspieler, weist ihm sein Mäcenatenthum gegenüber Beethoven eine würdige Stelle in der Geschichte der Musik an. Er war Freund und Schüler des großen Tonheros, und ein, nur mit seinen Anfangsbuchstaben R. E. H. bezeichnetes Tonwerk, eine Reihe im strengen Style gehaltener Variationen, unter dem Titel: „Aufgabe, von Ludwig van Beethoven gedichtet, vierzigmal verändert und ihrem Verfasser gewidmet von seinem Schüler R. E. H. (Wien 1820)“, hat der erlauchte Prinz seinem Meister zugeeignet. Unter den zeichnenden Künsten war es die Kupferstecherkunst, welche der Erzherzog vor allen anderen liebte, und mehrere von seiner Hand mit der Radirnadel nach eigenen Zeichnungen ausgeführte Blätter und Kupferstiche werden noch aufbewahrt. Mit den genannten hervorragenden Eigenschaften verband der Erzherzog unerschöpflichen Wohlthätigkeitssinn und echte Humanität; er unterstützte, so lange er lebte, solche Anstalten mit namhaften Summen, und bedachte sie im Tode im Testamente mit reichen Legaten. Der Erzherzog war Musikgraf der kön. böhmischen Capelle zu Prag und Protector der Gesellschaft der Musikfreunde des österreichischen Kaiserthums; letztere beschenkte er in seinem letzten Willen mit zwei wahrhaft musikalischen Schätzen, nämlich mit einer Prachtausgabe von Händel’s „Oratorium“ und mit dem einzigen vorhandenen Partiturexemplar der vollständigen Sammlung aller Werke Beethoven’s in kalligraphisch-eleganter Abschrift. Der Erzherzog starb unvermuthet während seines Aufenthaltes in Baden bei Wien im kräftigen Mannesalter von 44 Jahren. Sein Leichnam wurde nach Wien gebracht [146] und in der Kaisergruft bei den Kapuzinern beigesetzt.

Schimmer (Carl August), Bilder aus der Heimath (Wien 1853, A. Pichler’s Witwe u. Sohn, Lex. 8°.) zweite Ausgabe, S. 380. ─ Sonntagsblätter, herausg. von Ludwig August Frankl (Wien, gr. 8°.) IV. Jahrg. (1845), Nr. 17 u. 18: „Briefe des Erzh. Rudolph an seinen Erzieher, den Regierungsrath Edlen von Baumeister“. [Aus einer Folge von 59 Briefen, welche den Zeitraum von 1809─1819, also von zehn Jahren umfassen, werden 14, von denen der größere Theil den Charakter von vertraulichen Billeten an sich trägt, mitgetheilt.] ─ Oesterreich. National-Encyklopädie, herausg. von Gräffer und Czikann' (Wien 1835 u. f.) Bd. IV, S. 441. ─ Gaßner (F. S.)[WS 1], Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in Einem Bande (Stuttgart 1849, Franz Köhler, Lex. 8°.) S. 737. ─ Porträt. Lithogr. (Wien, bei Förster, 4°.). ─ Medaille. Anläßlich der Wahl des Erzherzogs zum Erzbischof von Olmütz erschien eine Denkmünze. Avers: Rudolphus Joan. Caes. Austriae Regius Hung. et Boh. Princeps Archidux Austriae S. R. E. Tit. S. Petri. In Monte Aureo Cardinalis Archiepiscopus Olomucensis. Die Worte: S. Petri in Monte Aureo, beziehen sich auf die Sitte, daß jeder Cardinal zu Rom oder in dessen Gebiete einer eigenen Kirche vorsteht und ihren Titel annimmt. Revers: Die Religion, neben ihr ein Schutzengel mit Lanze und Siegeskranz, vor ihr die Wohlthätigkeit, welche einem rückwärts sitzenden Bettler heimlich eine Gabe reicht. Zur Seite sieht man die Embleme der Wissenschaften und Künste. Die Umschrift lautet: Et in minimis integer. 1819. Die Verfertiger der Denkmünze sind unten am Rande genannt: J. Klieber und J. Harnisch. Ganz ähnlich, nur mit Weglassung der Namen der Künstler, ist diese Denkmünze auch im Kleinen geprägt worden. [Vergl. Conversationsblatt (Wien, 8°) II. Jahrgang (1820), Nr. 12.]

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Gaßner (K. S.).