BLKÖ:Tárkányi, Béla

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Tarma, Maria
Band: 43 (1881), ab Seite: 74. (Quelle)
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Tárkányi, Béla, früher Joseph (ungarischer Poet, geb. in Miskolcz 2. Jänner 1821), Bürgersohn. Wie sein eigentlicher Name lautet, verschweigen alle Quellen. Seines magyarisirten Namens bediente er sich bei Veröffentlichung seiner ersten Gedichte als Pseudonyms, später kam er um die Erlaubniß ein, denselben fortan führen zu dürfen. In seiner Vaterstadt Miskolcz machte er die Elementar- und Mittelschulen durch, in Leutschau besuchte er die Rhetorik und trat 1836, 15 Jahre alt, in das Erlauer erzbischöfliche Seminar ein, in welchem er die philosophischen und theologischen Studien beendete. Zunächst in der erzbischöflichen Kanzlei – Ladislaus Pyrker [Bd. XXIV, S. 115] war damals Erzbischof – verwendet, erlangte er am [75] 15. Juli 1844 die Priesterweihe, und von da ab führte er bleibend den Namen Tárkányi. Nun wirkte er als Hilfspriester zu St. Elisabeth, bis er am 22. Juli 1846, zu Pyrker’s Ceremoniarius ernannt, dem greisen Sänger in unmittelbare Nähe gerückt wurde. Er machte nun mit ihm auch, als derselbe seines Leidens wegen Linderung in Bädern suchen mußte, Reisen über Wien und Prag nach Karlsbad, dann über Salzburg nach Gastein. Nach dem am 2. December 1847 erfolgten Tode Pyrker’s brachte er den Leichnam desselben nach Lilienfeld, das Herz aber nach Erlau. Des Verewigten Nachfolger, Erzbischof Bartakovics behielt auch Tárkányi als seinen Secretär, von welcher Stellung dieser zum Pfarrer an der Theiß, dann zum Domherrn[WS 1] des erzbischöflichen Capitels Erlau und zum Abte BVM de Borsmonostra vorrückte. Ueberdies ist Tárkányi päpstlicher Ehrenkämmerer, Vice-Präsident der für die Förderung des Nationalbewußtseins so werkthätigen St. Stephansgesellschaft und correspondirendes Mitglied der ungarischen Gesellschaft der Wissenschaften für die sprach- und schönwissenschaftliche Classe. Dieser äußere, wiewohl so ehrenvolle Lebensgang des Priesters ist es aber nicht, der ihm eine Stelle in diesem Werke einräumt, vielmehr sein geistiges, speciell sein poetisches Schaffen, das ihn den besonders hervorragenden Männern seiner Nation, den denkwürdigen der ganzen Monarchie beigesellt und uns ihn auch in die Namen dieses Werkes einreihen läßt. 1840 trat er, erst neunzehn Jahre alt, zum ersten Male, und zwar unter dem Namen Béla Tárkányi in der Kisfaludy-Gesellschaft mit einer Ballade: „Honáldozat“, d. i. Opfer des Vaterlandes, auf. Die freundliche Aufnahme, welche man seiner Muse zutheil werden ließ, veranlaßte ihn nun zu mehreren Beiträgen, die in den damaligen schöngeistigen Blättern und Taschenbüchern Ungarns erschienen und die Theilnahme für den gottbegnadeten Poeten nur steigerten. Insbesondere fand seine Satire: „Az indítványok“, d. i. Die Anträge, welche 1841 erschien, nicht wenig Beifall. Im folgenden Jahre unternahm er den Versuch, Bruchstücke aus Klopstock’s „Messiade“ zu übersetzen und veröffentlichte dieselben in der kirchlichen Zeitschrift„Religio és nevelés“, d. i. Religion und Erziehung. Da forderte in derselben Nummer des genannten Blattes (1842, Nr. 9) der bekannte Literarhistoriker Ungarns Franz Toldy den Dichter auf, die „Messiade“ ganz zu übersetzen, und Tárkányi ging in der That an diese Aufgabe. Indessen veröffentlichte er von Zeit zu Zeit immer wieder andere Gedichte, geistliche Lieder. Balladen, und seine anläßlich einer Preisaufgabe entstandene Dichtung „Az életből“, d. i. Aus dem Leben, wurde mit einem Prachtexemplare der Werke Karl Kisfaludy’s betheilt. Mit der sich steigernden Popularität seines Dichternamens sah sich der Poet auf ein Gebiet gedrängt, auf welchem wohl buchhändlerische Speculation den Löwenantheil davontrug, während andererseits eben die geistige Richtung des Dichters zunächst den Anlaß darbot. Er wurde nämlich Verfasser einer ganzen Reihe von Andachtsbüchern, welche nun unter allen Formen, mit den mannigfaltigsten an die besten Tage der Mystik erinnernden Titeln und für alle Stände rasch aufeinander folgten und deren mitunter zahlreiche Auflagen für ihre große Beliebtheit sprachen, wenn sie auch Albach’s „Heiligen Anklängen“ nicht [76] gleichkommen. Nur weil sie Werke eines Poeten sind, der zu den besten in seinem Vaterlande gezählt wird, nur dies allein wirkt bestimmend für uns ein, die Titel dieser, wenn auch nothwendigen, jedoch für die Literaturgeschichte im Allgemeinen gleichgiltigen Schriften zu berücksichtigen, und dies um so mehr, als sich darin manche Perle aus Tárkányi’s reichem Liederschatze birgt, welche bei einer späteren vollständigen Sammlung der religiösen Dichtungen desselben wohl nicht vermißt werden darf. Also die Titel der Andachtsbücher, welche aus Tárkányi’s Feder flossen, sind: „Énekek az oltári sz. áldozathoz“, d. i. Gesänge zum h. Altarsopfer; – „Énékek adventre, karácsonra, ujévre és vizkeresztre“, d. i. Gesänge zu Advent, Weihnachten, Neujahr und zum Fest der h. drei Könige; – „Énekek nagybőjtre“, d. i. Gesänge für die große Fastenzeit; – „Énekek a lold. sz. Mária tiszteletére“, d. i. Gesänge zu Ehren der glückseligen h. Jungfrau Maria; – „Énekek húsvétre, pünkösdre“, d. i. Gesänge für Ostern, für Pfingsten; – „Énekek különféle alkalmakra“, d. i. Gesänge zu verschiedenen Gelegenheiten; die vorgenannten Sammlungen geistlicher Lieder erschienen alle zu Erlau in der erzbischöflichen Druckerei im Jahre 1847 und in den folgenden. Als dann nach Ladislaus Pyrker’s Ableben dessen Nachfolger Erzbischof Bartakovics sein Augenmerk auf die bisher wenig gepflegte Volksliteratur richtete und dabei die Wahrnehmung machte, daß überhaupt der Mangel an geeigneten Kräften daran Hauptschuld trage, veranlaßte er den von seinem Vorgänger übernommenen Secretär, dessen Befähigung in dieser Richtung zu wirken, er alsbald erkannt hatte, seine Thätigkeit auf dem bezeichneten Gebiete zu entfalten und durch volksthümliche Religions- und Lehrbücher den Samen sittlicher Bildung und geistiger Entwicklung in den verwahrlosten Massen auszustreuen. Und Tárkányi ließ nun nach dieser Richtung mehrere Schriften folgen, deren wiederholte Auflagen für ihre Beliebtheit sprechen. Die Titel derselben sind: „Egri ABC“, d. i. Erlauer ABC; – „Olvasókönyv kath. iskolák számára“, d. i. Lesebuch zum Gebrauche für katholische Schulen (dieses und das vorige Erlau 1851); – „Vezérkönyv a ker. kath. anyaszentegyházban tartatni szokott processiókhoz“, d. i. Leitfaden zu den in der christlich katholischen Kirche üblichen Processionen (1851 und noch öfter); – „Jézus szent szivének imádása“, d. i. Gebet zum h. Herzen Jesu (1853 u. ö.); – „Áhitatosság liliomai“, d. i. Lilien der Andacht (1856 u. ö.); – „Kathol. ker. hittan rendszeresen szerkesztve“, d. i. Katholische Glaubenslehre, systematisch dargestellt (Erlau 1856); – „Vezércsillag az üdv elnyerésére. Katholik. imakönyv“, d. i. Leitstern zur Erlangung des Heils. Katholisches Gebetbuch (Pesth 1860, Heckenast, kl. 8°., u. a. 1865); – „Hajadonok őrangyala. Kath. imakönyv“, d. i. Der Schutzengel der Jungfrauen. Katholisches Gebetbuch (Pesth 1863, Heckenast, 8°.); – „Ártatlanok öröme. Kathol. imakönyvecske kis gyermekek számára“, d. i. Freude der Unschuldigen. Katholisches Gebetbuch für kleine Kinder (Pesth 1864, Heckenast, 16°.); – „Ifjuság kalauza az örök életre. Katholikus imakönyv énekekkel és zsoltárokkal“, d. i. Führer zum ewigen Leben für die Jugend. Katholisches Gebetbuch mit Gesängen [77] und Psalmen (ebd. 1864, 12°., u. a. 1867); – „Uj rózsakert. Imádságos és énekes könyv katholikus keresztény hívek számára“, d. i. Neuer Rosengarten. Ein Gebet- und Gesangbuch für katholische Christen (ebd. 1865, 8°., u. a. 1867); – „Lelki manna, azaz imádságos és énekes könyv...“, d. i. Seelenmanna. Gebet- und Gesangbuch u. s. w. 16. Aufl. (Erlau 1868, 32°.), die erste Auflage erschien im Jahre 1853. Außer den vorgenannten zunächst auf engkirchliche Zwecke hinweisenden Arbeiten sind aber als für weitere Kreise von Belang noch anzuführen: „Kathol. egyházi Énektár“, d. i. Schatz katholischer Kirchenlieder (Erlau 1855), welcher eine Auswahl von 150 trefflichen Liedern enthält; zwei von ihm besorgte Ausgaben von Werken fremder Autoren, so der Kanzelreden für das Volk von dem Steinamangerer Bischof Emerich Szabó in 5 Bänden unter dem Titel „Néphez alkalmazott egyházi beszédek“ (Erlau 1856) und der literarischen Geschichtsbilder von Franz Toldy unter dem Titel: Toldy Ferencz Irodalmi arcképei s újabb beszédei“ (Pesth 1856, 8°.). Auch begann er im Jahre 1852 im Auftrage seines Bischofs eine Umarbeitung der ungarischen Bibel auf Grundlage jener von dem Jesuiten Georg Káldy [Bd. X, S. 388, in den Quellen] im Jahre 1626 in Wien herausgegebenen, und erschien in Bezug auf diese Arbeit seine Abhandlung „A legújabb magyar szentirásról“, d. i. Ueber die neueste ungarische Bibel (Pesth 1869, Eggenberger, 8°.), auch in den Abhandlungen der sprach- und schönwissenschaftlichen Abtheilung der königlich ungarischen Akademie der Wissenschaften. Eine Sammlung der Gedichte Tárkányi’s veranstaltete Franz Toldy, und die St. Stephans-Gesellschaft hat dieselbe unter dem Titel: „Költeményei“, d. i. Gedichte (Pesth 1857, 12°., VIII und 472 S.), mit dem von Axmann in Stahl gestochenen Bildnisse und der von Franz Toldy verfaßten Biographie in einer Auflage von fünfthalbtausend Exemplaren herausgegeben, welche sie unter die Mitglieder des Vereines vertheilte.

Kertbeny (K. M.), Album hundert ungarischer Dichter in eigenen und fremden Uebersetzungen (Dresden und Pesth 1854, Rob. Schäfer und Hermann Geibel, 12°.) S. 277 und 520. [S. 277 befindet sich in deutscher Uebersetzung Tárkányi’s Märchen: „Des Königssohnes Abenteuer“.] – Ungarns Männer der Zeit. Biographien und Charakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten... Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser, gr. 12°.) S. 292. – Toldy (Ferencz), A magyar költészet kézikönyve a Mohácsi vésztől a legújabb időig, d. i. Handbuch der ungarischen Dichtung von der Schlacht bei Mohács bis auf unsere Tage (Pesth 1857, Gust. Emich, gr. 8°.) Bd. II, S. 755- – Toldy (Ferencz), A magyar nemzeti irodalom története a legrégibb időktől a jelenkorig rövid előadásban“, d. i. Geschichte der ungarischen National-Literatur von den ältesten Zeiten bis auf die Gegenwart. Im gedrängten Umriß (Pesth 1864–65, Gust. Emich, gr. 8°.) S. 378, 390 und 427. – Magyar és Erdélyország képekben. Kiadják Kubinyi Ferenc és Vahot Imre, d. i. Ungarn und Siebenbürgen in Bildern. Herausgegeben von Franz Kubinyi und Emerich Vahot (Pesth 1854, 4°.) Bd. IV, S. 59. – Jelenkor. Politikai és társas élet Encyklopaediája, d. i. Die Gegenwart. Politische und Real-Encyklopädie (Pesth 1858, Gustav Heckenast, gr. 8°.) S. 187. – Auch steht vor den von Franz Toldy herausgegebenen Dichtungen Tárkányi’s: „Költeményei“ (Pesth 1857, Joh. Herz, 12°.), S. I–VIII eine kurze Biographie des Poeten.
Porträte. 1) Unterschrift: Facsimile des Namenszuges „Tárkányi“. Axmann Józs. metsz. 1857 (12°.). – 2) Lithographie von Rohn, auf einem Gruppenbilde im obigen „Magyar és Erdélyország képekben“.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Domhern.