BLKÖ:Szirmay de Szirma, das Adels- und Grafengeschlecht, Genealogie
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Szirmay de Szirma, Anton |
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Band: 42 (1880), ab Seite: 195. (Quelle) | |||
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Raak – was auf deutsch Krebs bedeutet, welches Thier die Szirmay auch in ihrem Wappen führen – urkundlich nachgewiesen ist. Derselbe nahm mit einer Schaar von Brüdern und anderen nahen Verwandten, 38 an Zahl, an der Tatarenschlacht am Sasó rühmlichsten Antheil und fiel in derselben an der Seite seines Königs, um dessen geheiligte Person er mit den Seinen sozusagen eine lebendige Brustwehr gebildet hatte. Von Raaks drei Söhnen Ottobor, Cheburka und Janus (1245), welche König Béla IV. für den Heldentod des Vaters mit großen, am Sajóflusse gelegenen Ländereien beschenkte, erbaute der Letztere auf diesem Grunde eine feste Burg, welche er Zirma nannte. Diesen Namen, der sich im Laufe der Jahrhunderte in der Schreibung in Szirma und Szirmay umgestaltete, führt seither die Familie. [196] Janus und sein Bruder Ottobor – Cheburkas Nachkommen erloschen bereits in dessen Kindern – sind die Stifter der beiden Hauptstämme, in welche sich das Geschlecht der Szirmay theilte. Des Ersteren Sohn, Johann, machte sich um 1260 in Borsod ansässig, und von ihm geht in ununterbrochener Reihe, mehrere Nebenlinien bildend, der Borsoder Stamm des Hauses Szirmay aus, während von Ottobors Enkel Nicolaus (1295–1300), welcher Obergespan des Ugocser Comitates war, sich der Ugocser Stamm bis auf die Gegenwart fortsetzte. Der Stifter der gräflichen Nebenlinie des Borsoder Hauptstammes ist der berühmte Stephan Szirmay (gest. 1711), der erste Freiherr und zugleich erste Graf seines Hauses. Ursprünglich evangelisch, trat er, um seine Freiheit wieder zu erlangen, von den Jesuiten eingeschüchtert, zur katholischen Religion über. In dem von ihm gegründeten Majorate konnten, einer in der Stiftungsurkunde ausgesprochenen Bestimmung gemäß, nur katholische Familienglieder nachfolgen. Da nun seine Ehe mit Susanna Eödönffy kinderlos blieb, sein zunächst erbberechtigter Bruder Nicolaus (gest. 1720) aber, ein eifriger Protestant, unter keiner Bedingung von seinem Glauben lassen wollte, so ergriff Stephan, um sein Majorat aufrecht zu erhalten, das Auskunftsmittel der Adoption und nahm seinen Neffen Thomas Dessewffy, der sich fortan den Namen Szirmay beilegte, an Kindesstatt an. Somit ist die gräfliche Linie der Szirmay katholisch, während die übrigen evangelisch geblieben sind. Iván Nagy gibt im zehnten Bande seines Werkes über Ungarns Adelsfamilien auf sechs Stammtafeln eine ausführliche Uebersicht des Wachsens und der verschiedenen Verzweigungen dieses Geschlechts. Seine Darstellung weicht hie und da von jener der deutschen Genealogen ab, was bei den denkwürdigen Sprossen des Hauses Szirmay unter Johann [S. 201, Nr. 11] ausführlicher erörtert wird. Aus seinen Stammtafeln ist auch der Familienstand der heutigen Grafen Szirmay nicht ersichtlich. Ich habe daher meiner Darstellung eine Tafel desselben beigelegt. – Wie schon bemerkt, haben die Szirmay seit jeher in der Geschichte ihres engeren Vaterlandes Ungarn eine hervorragende Rolle gespielt, und wir sehen, wie sie, nicht minder thätig als tief in Ungarns Geschicke eingreifend, im Rathe des Königs, wie im kaiserlichen Heere glänzen. Unter den Staatsmännern nennen wir vor allen Nicolaus [S. 203, Nr. 18], dann Peter [S. 204, Nr. 23], den staatsklugen Vermittler zwischen Kaiser Leopold I. und Georg I. Rákóczy, ferner Stephan [S. 205, Nr. 27], diesen ebenso durch seine Geschicke wie seine in allen Gefahren, die ihn bedrohten, unerschütterliche Standhaftigkeit bemerkenswerthen Stifter des Familienfideicommisses, endlich Anton [S. 193], der als Präsident der Theißer Gerichtstafel, als Abgeordneter des Zempliner Comitates, dann als Gelehrter und als gründlicher, scharfsinniger Forscher in der Geschichte seines Vaterlandes, wie seiner Familie unvergeßliche Verdienste erworben hat. – Wenn wir die Sprossen der Familie überblicken, welche im Heere ihres Königs gekämpft und geblutet. so begegnen wir unter zahlreichen Kriegshelden neben dem Stammvater des Hauses, Raak [S. 205, Nr. 24], welcher für seinen König auf dem Schlachtfelde aushauchte, vor allen Blasius [S. 199, Nr. 4], der bei dem Sturme auf Jadra, dann Dionys [S. 199, Nr. 5], der mit so vielen Anderen des ungarischen Adels bei Mohács verblutete. Neben diesen Opfern im Kampfe für das Vaterland leuchten aber noch andere Szirmay nicht minder glänzend, so vor allen, um nur einige zu nennen: Paul [S. 204, Nr. 20], der mit König Ludwig zur Blutrache für den meuchlerisch hingemordeten Andreas nach Apulien zog, ferner sein gleich ruhmvoller Namensvetter [S. 204, Nr. 21], der heldenmüthige Vertheidiger von Erlau, endlich Thomas [S. 209], ebenso tapfer im Felde, wie gewandt in Geschäften des Staates und zugleich begeistert für alles, was mit der Wissenschaft zusammenhängt. – Reicher als manches Adelsgeschlecht sind die Szirmay an Männern, welche nicht blos ein vorübergehendes Interesse, sondern stets regen Eifer für die Wissenschaft und alles, was mit ihr in Verbindung steht, bethätigen. Ragt vor allen diesen der schon erwähnte Anton [S. 193] hervor, den wir in den verschiedensten Disciplinen des Wissens thätig sehen, so haben wir doch noch mancher anderen zu gedenken, welche die Ereignisse ihrer Zeit mit scharfem Blick betrachten und ihrer Familie Aufzeichnungen hinterlassen zum Musterbilds der Nachahmung. Da ist denn z. B. Georg [S. 200, Nr. 8], dem [198] wir über den Bruderzwist zwischen Matthias und Rudolph im Hause Habsburg wichtige, mit Documenten belegte Aufzeichnungen verdanken, dann der berühmte Oberst Thomas, der in seinen treu geführten Tagebüchern interessante Aufschlüsse gibt über die Feldzüge, die er in seiner Jugend unter Prinz Eugen, in seinen späteren Jahren unter Prinz Karl von Lothringen mitmachte. Wie ganz anders stünde es um die für die historische Forschung so wichtige Geschichte der einzelnen alten Geschlechter, wenn in jeder derselben Einer den Thaten und Ereignissen in seiner Familie urkundlich nachgespürt hätte, wie es der oben erwähnte Anton Szirmay gethan! Endlich, da ihn die Familie selbst zu den Ihrigen zählt, dürfen wir auch den patriotischen Professor der Philosophie an der Warschauer Hochschule, Lach Christian Szirma [S. 201, Nr. 12], nicht vergessen, der als Reisebeschreiber unter den Schriftstellern eine nicht minder ehrenvolle Stelle einnimmt, denn als Patriot unter den Helden der polnischen Erhebung des Jahres 1830. Auch wollen wir der beiden Rechtsgelehrten Gregor [S. 200, Nr. 9] und Matthias [S. 202, Nr. 14] gedenken, die eben als solche in der Familiengeschichte besonders gerühmt werden. – Selbst in den Annalen der Kirche, freilich heller in jenen der evangelischen, in welcher Nicolaus [S. 203, Nr. 18], Peter [S. 204, Nr. 23] und Thomas [S. 208] voranleuchten, findet sich der Name Szirmay, wiewohl mehr vereinzelt und auch nur in den früheren Jahrhunderten, aus denen wir Peter, den custos capellae des Kaisers Sigmund, nennen, welcher Titel wohl auf mehr als ein gewöhnliches geistliches Amt, nämlich auf einen Vertrauensposten in der unmittelbaren Umgebung des Monarchen schließen läßt, da dieser Szirmay als Stellvertreter des Kanzlers seinen König auf dessen Reisen begleitete. Von einem anderen Sprossen des Hauses, der auch Priester gewesen, Nicolaus Szirmay, wissen wir nur zu berichten, daß er die Würde eines Bischofs von Erlau bekleidet hat. Ueberflüssig erscheint es uns – da ja dies mit der politischen Verfassung des Landes im Zusammenhange steht – der parlamentarischen Thätigkeit der zahlreichen Mitglieder dieses Geschlechtes hier insbesondere zu gedenken. Dieser Wirksamkeit ist ohnedies bei den einzelnen Sprossen, wie bei Andreas [S. 199, Nr. 1], Anton [S. 193], Nicolaus [S. 203, Nr. 18], Peter [S. 204, Nr. 23], Simon [S. 205, Nr. 26], Stephan [S. 205, Nr. 27], Stephan Thomas [S. 205, Nr. 20] und Thomas [S. 209], näherer Erwähnung gethan. – Was nun die Würden und Aemter, zu denen dieses Geschlecht gelangte, anbetrifft, so sehen wir die Szirmay in mehreren Gespanschaften, wie in der Borsoder, Ugocser, Szolnoker, Zempliner, Szathmárer, als Vice- oder Obergespäne, als Capitäne verschiedener Burgen, als Häupter einzelner Commissionen, welche eigene zur Berathung wichtiger Landesangelegenheiten einberufen oder zusammengestellt wurden, kurz immer unter den Ersten und Obersten des Landes, wie denn auch Simon [S. 205, Nr. 26] wiederholt als Stellvertreter des Königs fungirte. Standeserhöhungen, auf welche die Familie bei ihrem uralten Adel weniger Gewicht gelegt zu haben scheint, treten erst Ende des 17. und im 18. Jahrhunderte ein, indem Stephan [S. 205, Nr. 27] 1693 zum Freiherrn und mit Diplom vom 23. April 1707 in den Grafenstand erhoben wurde. – Die Frauen des Hauses gehören den edelsten Geschlechtern Ungarns wie Oesterreichs und Deutschlands an, und wir begegnen unter ihnen den ungarischen Familien Fay, Darvas, Péchy, Horváth, Barkóczy, Kazinczy, Pottornyay, Luszeńszky, Nyáry, Berzeviczy, Széchenyi, Erdödy, Sztáray, den deutschen Pergen, Wolkenstein-Trostburg, Seckendorf, dann polnischen und anderen, wie Krasicki, Mercy d’Argenteau u. a. – Oben wurde der Adoption gedacht, welche der katholische Graf Stephan Szirmay [S. 205, Nr. 27] zur Erhaltung seines Fideicommisses, das an seinen evangelischen Bruder Nicolaus [S. 203, Nr. 18] nicht vererbt werden durfte, mit seinem Neffen Thomas Dessewffy vorgenommen. Wie im besagten Falle eine männliche Adoption statthatte, wurde in neuerer Zeit eine weibliche vollzogen, indem Alexander Thomas Graf Szirmay in Ermanglung eigener Erben Alexandrine Gräfin Sztáray, eine Tochter des Grafen Ferdinand Sztáray aus dessen erster Ehe mit Mathilde Klobusiczky, am 17. Juni 1855 gerichtlich adoptirte; weshalb diese nun Namen und Wappen beider Familien führt. Gräfin Alexandrine ist seit 26. December 1865 [199] mit Emerich Grafen Széchényi, z. Z. kaiserlichem Gesandten am Berliner Hofe, vermält. [Szirmay (Anton), A Szirmay nemzetségnek történetei, d. i. Geschichte der Familie Szirmay. Manuscript. – Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. V, S. 254 u. f. – Taschenbuch für die vaterländische Geschichte. Herausgegeben durch die Freiherren von Hormayr und von Mednyansky (Wien, Anton Strauß, 12°.) II. Jahrg. (1821), S. 1 u. f. – Großes vollständiges (sogenanntes Zedler’sches) Universal-Lexikon (Halle und Leipzig, Johann H. Zedler) Bd. XLI, Sp. 1244. – Gothaisches genealogisches Taschenbuch der gräflichen Häuser auf das Jahr 1863. 36. Jahrgang (Gotha, Justus Perthes, 32°.) Seite 898. – Nagy (Iván), Magyarország családai czimerekkel és nemzékrendi táblákkal, d. i. Die Familien Ungarns mit Wappen und Stammtafeln (Pesth 1860, Moriz Ráth, 8°.) Bd. X, S. 738–754.]
I. Zur Genealogie des ungarischen Adels- und Grafengeschlechtes Szirmay de Szirma. Die Szirmay, deren Name auf Syrmien als ihr Stammland hinweist, sind ein ungarisches Adelsgeschlecht, das in der Zempliner, Ungher, Borsoder und Ugocser Gespanschaft seit Jahrhunderten ansässig, sich durch die unerschütterliche Treue, mit der es in dem von Bürgerkriegen durchwühlten Lande an seinem angestammten Könige gehalten, vor vielen immer hervorgethan hat. Sein Ursprung reicht ins 13. Jahrhundert zurück, in welchem ein tapferer Held Namens[197] | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stammtafel des heutigen Familienstandes der Grafen Szirmay von Szirma. I. Johannische Linie. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Johann Thomas Graf Szirmay von Szirma, Bessenyö, Csernek und Tarka † 9. Juni 1840. Susanna geborene Gräfin Draskowitsch †. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Stephan Thomas {28] † 3. September 1857. 1) Maria Anna Gräfin von Wolkenstein-Trostburg geb. 1. September 1794, † 1. Februar 1845. 2) Mathilde de Szinney de. Merci d’Argentau. |
Johanna † 30. Jänner 1848, vm. Vincenz Graf Száry † 1827. |
Franz Thomas † 1834. |
Alexander Thomas. Ottilie von Okolicsanyi. Adoptivtochter Alexandrine Gräfin Sztáray-Szirmay geb. 12. Jänner 1843 [am 17. Juni 1855 vom Grafen Alexander, ihrer Großmutter Bruder, gerichtlich adoptirt, weshalb sie Namen und Wappen beider Familien führt], vm. Emerich Graf Széchenyi. |
Esther † 1822, vm. Paul Freiherr Luszeńsky. |
Auguste † 1860, vm. Ludwig von Berzevitzy. |
Gerhard Thomes † 1842. Elise Gräfin Klobusiczky. | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Vincenz Thomas geb. 26. April 1830. |
Georg Thomas geb. 8. Oct. 1832. |
Wilhelm Thomas, geb. 19. Oct. 1836. |
Otto Thomas geb. 14. April 1838. Pauline von Csuszy geb. 21. October 1843. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Alfred Thomas geb. 1852. |
Sigmund Thomas † 1849. |
Gisela. | Aloisia, vm. Joseph Freiherr Luszeńsky. |
Sándor geb. 1. April 1865. |
Sarolta geb. 28. Febr. 1866. |
Otto Thomas geb. 1. März 1867. |
János Gerhard Thomas Job geb. 30. October 1868. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
II. Antonische Linie. Anton Thomas †. Anna geborene Gräfin Erdödy †. |
III. Thomasische Linie (im Mannesstamme erloschen). Thomas †. Barbara geborene Gräfin Almasy †. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Anton Thomas † 30. December 1851. Karoline Gräfin Wolkenstein-Trostburg geb. 11. Mai 1802, † 8. December 1849. |
Maria †, vm. Wilhelm Graf von Bernáth. |
Ludmilla, vm. Emerich Graf Nyáry † 22. December 1865. |
Regina, vm. Joh. Nep. Graf Klobusiczky. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Franz Thomas geb. 18. April 1838, † 1871. Julia Gräfin Krasicka geb. 6. November 1844. Maria Anna Kasimira geb. 4. August 1866. |