BLKÖ:Salzmann, Karl Gottfried

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Salzmann, J. B.
Band: 28 (1874), ab Seite: 167. (Quelle)
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Salzmann, Karl Gottfried (Componist, geb. zu Wien 8. November 1797, gest. ebenda 3. Juli 1871). Er erscheint überall bald als Karl Heinrich, bald als Karl Gottlieb angeführt. Beides ist unrichtig, denn in seiner im Archive des Wiener Musik-Conservatoriums aufbewahrten Selbstbiographie heißt er Karl Gottfried. Sein Vater Franz S. war gräflicher Wirthschaftsrath und seine Mutter Anna eine geborne Edle von Plenck, wohl eine Schwester oder doch nahe Verwandte des Arztes Joseph Jac. von Plenck [Bd. XXII, S. 423]. Da der Vater selbst Piano spielte, so wurde dadurch zunächst das Talent und die Liebe zur Musik in dem Knaben geweckt, der schon im Alter von sieben Jahren den seiner Zeit in Wien gesuchten Claviermeister Johann Hrdlicka zum Musiklehrer erhielt. S. machte nun gute Fortschritte und sein Meister nannte ihn selbst bald seinen besten Schüler. Als im Jahre 1807 sein Vater ein Eisenhammerwerk im Gebirge zu Piesting kaufte und die Familie nun aus Wien dahin übersiedelte, so nahm der Vater auch einen Musiklehrer für seinen Sohn mit, der aber selbst schon weiter fortgeschritten war, um von diesem Unterrichte einen besonderen Gewinn zu haben. Die Kriegsereignisse des Jahres 1809, von denen auch S.’s Eisenhammerwerk stark betroffen wurde, veranlaßten die Uebersiedelung [168] der Familie nach Wiener-Neustadt, wo S. bei dem dortigen Regenschori Herzog Unterricht im Generalbasse erhielt, bis der Vater, der die fortschreitende Entwickelung seines Sohnes in der Musik erkannte und durch wohlwollende Freunde und Förderer dieses Talentes ermuntert, den Sohn nach Wien schickte, wo sich der berühmte Salieri des strebsamen Jünglings liebevoll annahm. Unentgeltlich weihte Salieri seinen Schüler, der nach Salzmann’s Selbstbiographie ihn „wie ein Vater seinen Sohn“ hielt, in Allem unterwies und nach jeder Richtung hin seine Kenntnisse erweiterte, in die Geheimnisse und Schwierigkeiten seiner Kunst ein. Dazu gesellten sich noch das aufmunternde Wohlwollen eines hochgestellten Musikfreundes, des Freiherrn Karl von Doblhoff [Bd. XXIV, S. 391] und das freundschaftliche Entgegenkommen des Abbé Max Stadler, der seinem jungen Musikenthusiasten mit Rath und That an die Hand ging. So bildete sich S. unter der Leitung und dem fördernden Rathe tüchtiger Musiker und an den unsterblichen Werken eines Mozart, Haydn, Händel, Bach, Caldara und Beethoven, welche zeitlebens seine Vorbilder blieben. Als es endlich galt, einen bestimmten Lebensberuf zu wählen, entschied sich S. für die Musik und wurde 1817 ausübendes Mitglied bei der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, dann trug er sich dem Conservatorium als unentgeltlicher Clavierlehrer an, welche Stelle er von 1820 bis 1823 versah, worauf er für Generalbaß und Composition angestellt wurde und in dieser Eigenschaft bis 1839 wirkte. Oeffentlich trat er nun auch als Virtuos auf und versuchte sich in der Composition, worin er, wie Hanslick in seiner „Geschichte des Concertwesens in Wien“, S. 335, berichtet, mit Joseph Panny [Bd. XXI, S. 269] zu jenen Tonsetzern zählt, welche in den Dreißiger-Jahren mit den Compositionsproben in den von ihnen veranstalteten Concerten gänzlich unbeachtet blieben. Ja, wie aus einer andern Quelle zu entnehmen, fiel ein von Salzmann am 21. April 1839 mit seinen eigenen Compositionen veranstaltetes Concert so verhängnißvoll aus, daß im Comité des Conservatoriums schon am folgenden Tage auf seine Entfernung angetragen wurde. Salzmann legte aber dann „freiwillig“, indem er um Enthebung einkam, die Stelle nieder, auf welcher ihm der jetzige Hofcapellmeister Gottfried Preyer [Bd. XXIII, S. 283] folgte. Durch diese aus den Acten des-Conservatoriums geschöpften Angaben berichtigen sich alle übrigen, von einander abweichenden, bei Schilling, Schladebach-Bernsdorf u. Anderen. S. hatte sich frühzeitig, bereits während seines Aufenthaltes in Wiener-Neustadt, in der Composition versucht, und Variationen, Sonaten für das Clavier, Streichquartette u. dgl. m. geschrieben, wovon jedoch verhältnißmäßig sehr wenig im Stiche erschienen ist. Mehreres schrieb er, wie er in seiner Autobiographie selbst berichtet, für Salieri. Im Drucke veröffentlichte er: „Quartett in F-dur für Violinen, Viola, Violoncello“, 1823 und Salieri gewidmet; – „Quartett in C-dur für 2 Violinen, Viola, Violoncello“, Abbé Stadler gewidmet; – „Clavier-Sonate in F-dur“, 1824; – „Clavier-Sonate in A-dur“, 1825; – „Violin-Variationen mit Quartettbegleitung“, 1826; – „Ein Friedhofsbesuch. Ballade von Vogl für eine Bassstimme“, als Opus 9 bezeichnet. In Handschrift hinterließ er mehrere Clavier-Variationen, für ein Fräulein von Laveran componirt, und vier Quartetten. Ueberdieß schrieb S. zu dem [169] zweiactigen historischen Schauspiele: „Die Metallschmelz in Venedig“, von Gleich, welches im Jahre 1828 im Leopoldstädter Theater zur Aufführung kam, die Musik; ebenso zu der ebenda im Juli 1829 aufgeführten Zauberposse: „Die Krähwinkler auf Reisen“. Von einer in Handschrift gebliebenen Oper, betitelt: „Richard Mackwill“, kam in einer musikalischen Akademie, welche S. veranstaltet und deren Ertrag der Versorgungsanstalt für erwachsene Blinde gewidmet hat, nur die Ouverture nebst einer Arie zum öffentlichen Vortrage, auch wurde bei dieser Gelegenheit ein Fischerlied, die Hymne der Frühlingsmorgen und der erste Satz einer Symphonie in B aufgeführt. Salzmann hat mit unermüdlichem Fleiße und nicht geringen Kosten eine an schätzbaren Werken reich dotirte Musikbibliothek gesammelt.

Schilling (G. Dr.), Das musikalische Europa (Speyer 1842, F. C. Neidhard, gr. 8°.) S. 288 [nach diesem Karl Heinrich]. – Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.) S. 743 [nach diesem Karl Gottfried]. – Neues Universal-Lexikon der Tonkunst. Angefangen von Dr. Jul. Schladebach, fortges. von Eduard Bernsdorf (Dresden 1857, Robert Schäfer, gr. 8°.) Bd. III, S. 425 [nach diesem ebenfalls Karl Gottfried]. –