BLKÖ:Rupprecht, Johann Baptist
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
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Band: 27 (1874), ab Seite: 272. (Quelle) | |||
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[273] Anleitung im Lateinischen gab. Mit diesen Kenntnissen in den Lehrgegenständen und in der Musik ausgerüstet, erhielt er einen Platz am Josephinischen Convicte in Breslau, welches bei der dortigen Universität bestanden hatte. Nach beendeten Studien betrat R. sonderbarer Weise, da sein Vorunterricht auf eine gelehrte Laufbahn hinwies, das kaufmännische Gebiet und kam über Verwendung seiner zu Neutitschein in Mähren lebenden Verwandten nach Wien, wo er in verschiedenen Handelshäusern für seine neue Laufbahn vorbereitet wurde. Seine Handelsherren schickten ihn auf Reisen, vertrauten ihm sonst wichtige Geschäfte an und so erwarb sich R. bald so tüchtige Kenntnisse, daß ihm die Leitung eines Fabriksgeschäftes in Wien anvertraut wurde. Um diese Zeit kam eben der Anbau des Krapps in Aufschwung; auch R. widmete dieser Nutzpflanze besondere Aufmerksamkeit und erhielt in Folge dessen im Jahre 1806 ein besonderes Handelsbefugniß. In seiner kaufmännischen Stellung war R. bemüht, den österreichischen Handelsproducten den Weg in’s Ausland zu eröffnen und andererseits wieder die Einfuhr entsprechender Objecte anzubahnen. Da trat die französische Invasion vom Jahre 1809 störend in seine Geschäfte, R. erlitt namhafte Verluste und legte sein Handelsbefugniß nieder, um sich seiner Lieblingsneigung, der Blumistik, und überdieß literarischen Arbeiten zuzuwenden. Als Blumist besaß R. zu seiner Zeit einen ausgezeichneten Ruf. In seinem Garten in Gumpendorf (alt Nr. 54) veranstaltete er alljährlich Ausstellungen der von ihm mit seltener Sorgfalt gezogenen Gewächse, so z. B. mehrerer tausend Prachtexemplare Chrysanthemum indicum; im Jahre 1835 von 200 Erdäpfelsorten, wobei er vornehmlich den praktischen Zweck im Auge hatte, die im Inlande bereits stark ausgeartete Frucht durch neue und gute Sorten des Auslandes zu ersetzen. Auch auf die Traubencultur richtete er sein Augenmerk, hatte über 1000 verschiedene Rebensorten selbst gezogen und über die Zweckmäßigkeit des Anbaues der einen und der anderen und über die Pflege und Güte einer jeden eindringliche Studien gemacht, um die Weincultur in unseren Gegenden in entsprechender Weise zu fördern. Er war es auch, der die Vermehrung der Weinreben durch Augen und Stöcklinge der Erste erzielte und so bereits in drei Jahren fruchttragende Stöcke erlangte. Der König von Preußen zeichnete ihn dafür mit der goldenen Medaille aus. Als Schriftsteller auf verschiedenen Gebieten entwickelte R. große Fruchtbarkeit. In ersterer Zeit machte er die Almanache, später die verschiedenen Wiener Blätter, namentlich die Theater-Zeitung, mit seinen patriotischen Gelegenheitsgedichten und Balladen unsicher und war in seiner officiellen Stellung als k. k. Büchercensor der Aufnahme seiner mittelmäßigen Erzeugnisse in poetischer Richtung sicher. Ungeachtet dessen wurde sein bereits verschollenes Gedicht auf den König von Rom mit dem Preise gekrönt. Auch berichtet Gräffer von seinen in Wien im Jahre 1812 erschienenen metrischen Uebersetzungen englischer Dichter, „welche der österreichischen Literatur selbst im Auslande zur Ehre gereichten“. Eine verdienstlichere literarische Wirksamkeit entfaltete R. durch seine zahlreichen kleineren ökonomischen, commerciellen, naturhistorischen Aufsätze und Mittheilungen in den verschiedenen Wiener Blättern, wodurch er zum Theile anregend wirkte. Von seinen selbstständig herausgegebenen Schriften, welche man in Kaiser’s und Heinsius’ [274] Bücherkatalogen vergeblich sucht, und wichtigeren, in Zeitschriften, vornehmlich in Hormayr’s „Archiv für Geschichte“ und dessen Fortsetzungen von Ridler und Hohler abgedruckten Arbeiten sind anzuführen: „Das Krankenhaus zu Neutitschein in Mähren. Historische Skizze zum Besten desselben“ (Wien 1808); – „Flugblicke auf einer Geschäftsreise nach Triest und Fiume“ (1814); – „Die Königin Elisabeth von England als Dichterin“ (1815); – „Biographie des Demeter Nik. Darvar, Verfassers des Όδηγός του βιὸυ u. s. w., mit einer Uebersicht der neugriechischen Literatur“ (1816), vordem im Hormayr’schen Archiv 1816, Nr. 53 u. 54, abgedruckt; – „Graf Lusi’s Reise auf den Montblanc“ (1816); – „Annales for Banks of saving“, die erste ausführlichere Darstellung des Wesens und Gedeihens der in England entstandenen Sparbanken, welche im Hormayr’schen Archiv 1819, Nr. 18 u. 1819, abgedruckt ist; – „Ueber die alten englischen Minstrels“ (1820); – „Ueber Wilhelm Coxe’s, des österreichischen Geschichtschreibers, Memoiren des Herzogs von Marlborough“ (1820); – „Beurtheilung der Kunstaustellung sammt einem Verzeichnisse der Rosensorten und deren Literatur“ (1820); – „Jacquin’s Denkmal durch den Blumenmaler J. Knapp und des Letzteren Biographie“ (1821), vergleiche Knapp’s Lebensskizze (Bd. XII, S. 137]; – „Erinnerungen aus Eger“ (1825); – „Feierlichkeit und Geschichte der Vorstadt Gumpendorf“ (1826); – „The Royal Exchange und Stock Exchange von ´London“ (1832); – „Das Porträt des Fürsten Metternich aus den Memoiren des Malers Lawrence“ (1832); – „Die kleinen Gewerbe von Paris“ (1832); – „Eine Sitzung des Pariser Taubstummen-Institutes“ (1832); – „Biographien von James Monroe, Ex-Präsidenten von Nordamerika, Albert Thorwaldsen, Lablache“ (1832); –„Ueber das Improvisiren, Stegreifreden“ (1833); – „Ueber die Bauchredekunst“ (1833); – „Das Medaillen-Cabinet in Paris“ (1833); – „Die erste Frohnleichnams-Procession von 1308 in Paris“ (1833); – „Ueber das Pariser und Wiener Blinden-Institut“ (1833); – „Ueber den fürchterlichen Giftbaum Bohon Upas auf Java“ (1834); – „Das Schloss Buschtiehrad in Böhmen“ (1834); – „Ueber das Chrysanthemum indicum, seine Geschichte, Bestimmung und Pflege“ (Wien 1835). Rupprecht bekleidete, wie bereits bemerkt worden, die Stelle eines Büchercensors, als welcher er nach Mittheilungen von Bäuerle ziemlich engherzig und pedantisch vorging. Er war durch Verleihung des kaiserlichen Rathstitels ausgezeichnet worden.
Rupprecht, Johann Baptist (Schriftsteller und Hortolog, geb. zu Wölfelsdorf in der Grafschaft Glatz 24. Juni 1776, gest. zu Wien 14. September 1846). Sein Vater war Schulmeister und dabei ein vortrefflicher Organist, der seinen Sohn in den Lehrgegenständen, zugleich aber auch in der Musik unterrichtete, während der Ortsgeistliche dem Normalschüler bereits die- Oesterreichische National-Encyklopädie von Gräffer und Czikann (Wien 1835, 8°.) Bd. IV, S. 448. – Neuer Nekrolog der Deutschen (Ilmenau, Bernh. Fr. Voigt, kl. 8°.) XXIV. Jahrg. (1846), S. 1092, Nr. 1364. – Frankl (L. A.). Dr.), Sonntagsblätter (Wien, gr. 8°.) III. Jahrg. (1844), S. 455. – Storch (Franz Med. Dr.), Skizzen zu einer naturhistorischen Topographie des Herzogthums Salzburg (Salzburg 1857, Mayr’sche Buchhandlung, 8°.), in Reitzenbeck’s „Geschichte der botanischen Forschungen in Salzburg“, S. 33. – Allgemeine Theater-Zeitung. Herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 1846, Nr. 260, S. 1039: Nekrolog. –