BLKÖ:Roser von Reiter, Franz de Paula
Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich | |||
---|---|---|---|
korrigiert | |||
<<<Vorheriger
Roser, Franz Moriz |
Nächster>>>
Rosetti, Anton | ||
Band: 27 (1874), ab Seite: 38. (Quelle) | |||
[[| bei Wikisource]] | |||
Franz de Paula Roser in der Wikipedia | |||
Franz de Paula Roser in Wikidata | |||
GND-Eintrag: 116627069, SeeAlso | |||
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
| |||
|
Mozart während eines eilftägigen Aufenthaltes in Roser’s Hause zu Linz ein eigenes Rondeau geschrieben hatte. – Sein ältester Sohn Franz de Paula erhielt den ersten Unterricht im Gesange, in mehreren Instrumenten und im Generalbasse von seinem Vater; im Jahre 1789 schickte ihn derselbe nach Wien, um sich dort, während er die lateinischen Schulen besuchte, unter Mozart’s Leitung in der Musik weiter auszubilden. Aber Mozart’s häufige Reisen und später seine Kränklichkeit hinderten die Ausführung dieses Vorhabens und Roser erhielt nur dreißig und etliche Lectionen von Mozart. Er begab sich nun zur Fortsetzung seiner Studien nach Kremsmünster, wo er in dem um den Unterricht der Jugend und um die Pflege der Naturwissenschaft hochverdienten und berühmten Stifte seine Studien und unter dem tüchtigen Contrapunctisten Pater Georg Pasterwitz [Bd. XXI, S. 336] seine musikalische Ausbildung fortsetzte. Im Jahre 1795 kehrte er nach Wien zurück, wo er unter Albrechtsberger’s (Bd. I, S. 12] Leitung die letzte und höhere Ausbildung erlangte. Im Jahre 1796 trat Roser in das Cisterzienserstift Wilhering als Noviz ein und erhielt den [39] Klosternamen Rivardus, aber nicht lange war daselbst seines Bleibens, denn er vertauschte den geistlichen Stand mit dem militärischen. Während seines Aufenthaltes im Kloster kamen zwei von ihm componirte Messen für vier Singstimmen und Orgel alla Capella zur Aufführung und fanden den Beifall Michael Haydn’s, der eben damals im Stifte zu Besuche war. Auch die militärische Laufbahn sagte R. nicht zu, er gab sie auf und übernahm die Stelle eines Musikdirectors zu Freyburg im Breisgau, in welcher Eigenschaft er mit der Operngesellschaft des Directors Haselmayer nach Paris ging, wohin dieselbe von dem damaligen Consul Bonaparte berufen worden war. Sein Aufenthalt in Paris war aber nur von kurzer Dauer, weil sich die Gesellschaft bereits nach einigen Wochen, nachdem der Director sich seinen Verpflichtungen durch die Flucht entzogen hatte, auflöste. Im Jahre 1801 wurde R. Capellmeister bei dem Theater in Linz und im nämlichen Jahre verheirathete er sich auch. Im nächsten Jahre begab sich R., dem Rufe seines ehemaligen Singmeisters Antonio Fabiani folgend, nach Verona, wo er die Stelle des Capellmeisters bei Fabiani’s Operngesellschaft inne hatte, aber in Folge der Kriegsereignisse in seiner Thätigkeit bald eine Unterbrechung erlitt. Er nahm nun ein Engagement als Sänger, u. z. als Tenorist im Jahre 1803 beim Theater in Klagenfurt und 1804 bei jenem in Pesth an. Im Jahre 1806 verließ er aber die Bühne und nahm den Antrag des ungarischen Gutsbesitzers Ignaz von Vegh, der auf seiner Besitzung zu Vereb im Stuhlweißenburger Comitate eine eigene Capelle unterhielt, an, als Compositeur bei derselben einzutreten. Dort wirkte R. durch fünf Jahre, im Jahre 1811 wurde er Capellmeister in Linz, 1812 aber im neuerbauten Theater in der Josephstadt in Wien. Diese Stelle versah er bis zum Jahre 1819, in welchem er als Capellmeister-Adjunct bei dem k. k. Hoftheater nächst dem Kärnthnerthore angestellt wurde. In dieser Zeit gründete er die erste Musikalien-, Leih- und Copir-Anstalt, aus welcher sodann eine Musikalien-Antiquar-Handlung entstand. Im J. 1820 wurde R. Capellmeister bei dem privil. Theater an der Wien und im Jahre 1824 überfiedelte er mit seiner ganzen Familie nach Pesth, wo er seine Frau durch den Tod verlor. In Pesth fungirte er als Capellmeister an dem dortigen Theater, an welchem seine älteste Tochter Magdalena als Sängerin engagirt war. Als in den Jahren 1826 und 1827 seine Tochter zuerst im Theater an der Wien und dann im Kärnthnerthor- Theater Gastrollen gab, begleitete er sie dahin und lebte seither privatisirend daselbst. Im Jahre 1830 starb er. R. war ein ungemein fleißiger Componist, er schrieb im Anbeginn vornehmlich Kirchen- und Kammermusik, später Tänze und für die Bühne, und zwar für letztere Opern, Operetten, Singspiele, Melodramen, Intermezzo’s, Einlagstücke und musikalische Begleitungen zu einzelnen dramatischen Werken. Das Verzeichniß seiner zahlreichen Compositionen folgt hier unten.
Roser von Reiter, Franz de Paula (Compositeur, geb. zu Naarn in Oberösterreich im Jahre 1779, gest. im Jahre 1830). Sein Vater Johann Georg (geb. zu Naarn im Jahre 1740, gest. zu Linz am 23. September 1797) war erster Capellmeister an dem im Jahre 1784 neu errichteten Domcapitel zu Linz. Er war ein vortrefflicher Organist und im Archive der Linzer Domcapelle wie an anderen Stiftern Oberösterreichs werden noch zahlreiche Compositionen seiner Hand aufbewahrt, die ihn als tüchtigen Contrapunctisten beurkunden. Besonders bekannt wurde er durch die Erfindung eines von ihm l’harmonie parfaite benannten Claviers, für welches- Verzeichniß der Compositionen des Franz Roser von Reiter. A. Für das Theater (in chronologischer Folge). 1800: „Das Waldweibchen“. 1. Theil. Feenmärchen (Freiburg); – „Adolph der Kühne“, Oper (ebd.); – „Der beleidigte Dichter“, Intermezzo (Paris). – 1802: „Das Todtengerippe“, Feenmärchen (Klagenfurt). – 1803: „Das Donauweibchen“, Feenmärchen (Warasdin). – 1805: „Die Wassernixe von Trentschin“, Feenmärchen (Pesth). – 1807: „Der chinesische Wunderhut“, Oper (Vereb). – 1808: „Die schöne Winzerin“, Oper (ebd.); – „Das Frühstück“, Oper (ebd.). [40] – 1809: „La Peyrouse“, Oper (ebd.); – „Minva und Oneyo“, Oper (ebd.); – „Die Jugendjahre Heinrich’s V.“, Oper (Pesth). – 1810: „Florindo a Cordona“, Oper (Vereb); – „Áldoz attya“, ungarische Oper (Duka). – 1811: „Moses’ Tod“, Melodram (Linz); – „Die Cavallerie zu Fuß“, Pantomime (ebd.). – 1812: „Der unterirdische Gang“, Oper (Wien); – „Clodoväus“, Drama (ebd.); – „Der grüne Hut“, Ballet (ebd); – „Die Pantoffeln“, Oper (ebd.); – „Fritzl: Der Gang nach dem Backofen“, Travestie (ebd.); – „Familie Eselbank“, Farse (ebd.). – 1813: „Johann von Wieselburg“, Parodie (Wien); – „Die vornehmen Wirthinen“, Parodie (ebd.); – „Die kuriose Frau im Walde“, Parodie (ebd); – „Anna von Bretagne“, Drama (ebd.); – „Doctor Faust“, Melodram (ebd.); – „Fiesco“ (Fiasco?), Travestie (ebd.); – „Der Kampf für’s Vaterland“, Oper (ebd.); – „Die Kosaken in Leipzig“, Oper (ebd.). – 1814: „Die Befreiung von Holland“, Oper (Wien); – „Die Prinzessin Farafunkel“, Parodie (ebd.); – „Die Ochsenhaut“, Parodie (ebd.); – „Die Heimkehr in’s Vaterland“, Oper (ebd.); – „Arthur“, Pantomime (ebd.); – „Die Rückkehr des Landesvaters“, Oper (ebd.). – 1815: „Xaverl’s Schelmerei“, Posse (Wien); – „Amor und Psyche“, Oper (ebd.); – „Die Hexe von Feldssperg“, Drama (ebd.); – „Der diebische Affe“, Oper (ebd.). – 1816: „Der Haarbeutel“, Oper (Wien); – „Der ästhetische Narr“, Oper (ebd.); – „Der süße Most“, Parodie (ebd.); – „Weisvogel’s Witwerstand“, Parodie (ebd.). – 1817: „Der Freischütz“, Drama (Wien); – „Das silberne Fräulein“, Oper (ebd.); – „Die Schreckensnacht in Heustadl“, Posse (ebd.); – „Christoph Munkel“, Oper (ebd.). – 1818: „Der Unglücksvogel“, Oper (Wien); – „Die Geschwister auf dem Lande“, Oper (ebd.); – „Sultan Wampum“, Oper (ebd.); – „Pervonte“, Oper (ebd.). – 1819: „Der vacirende Lorenz“, Singspiel (ebd.); – „Die Einsiedelei im Walde“, Drama (ebd.). – 1821: „Die Silberschlange“, Pantomime (Wien); – „Die Reise durch die Luft“, Parodie (ebd.). – 1822: „Die Hexe von Derncleicht“, Melodram (ebd.); – „Der blöde Ritter“, Parodie (ebd.); – „Der Zaubergarten“, Pantomime (ebd.); – „Die Spiele des Pluto“, Pantomime (ebd.); – „Kupfer, Silber und Gold“, Singspiel (ebd.). – 1823: Fünf neue Stücke zur „Fee aus Frankreich“. im Clavierauszuge bei Haslinger in Wien erschienen; – „Der Schwarzbart“, Drama (Wien); – „Der alte Jüngling“, Singspiel (ebd.); – „Der Barbier und der Waldgeist“, Singspiel (ebd.); – „Die schwarze und weiße Feder“, Singspiel (ebd.); – „Der Wolfsbrunnen“, Melodram (ebd.); – „Die Elfeninsel“, Oper (ebd.). – 1824: „Der goldene Schlüssel“, Pantomime (Wien); – „Die schöne Fischerin“, Oper (für Berlin); – „Die blaue Katze“, Feenoper (Wien); – „Der Bräutigam aus Polen“, Posse (ebd.); – „Der Schacht von Aßhorn“, Melodram (ebd.). – 1825: „Der Herzog und der Hirt“, Oper (Pesth); – „Witwenthränen“, Oper (Ofen); – „Der Räuber in den Pyrenäen“, Ballet (Pesth); – „Der Herbsttag“, Ballet (ebd.). – 1826: „Staberl als Freischütz“, Parodie (Pesth).
- B. Compositionen für Kirche und Kammer. 14 kleine Messen, 5 große Messen, mehrere Gradualien und Offertorien für vier Singstimmen und Instrumente; – mehrere Vocal-Quartette und Canons für mehrere Stimmen; – 2 Concerte für’s Horn; – mehrere Nummern für Harmoniemusik; – mehrere Stücke für das Clavier, einige davon im Stich erschienen; – 4 Balladen für eine Singstimme mit Clavierbegleitung: „Die Theilung der Erde“, – „Der Gang nach dem Eisenhammer“, – „Udo“, – „Der blinde Greis“ [die erste dieser Balladen: „Die Theilung der Erde“, erschien unter Joseph Haydn’s Namen bei Diabelli im Stiche und wurde auch lange für eine Composition Haydn’s gehalten, bis sich Roser öffentlich in einem Journal als Compositeur derselben erklärte]; – 25 Partien Menuetten; – 64 Partien deutsche Tänze. – Ohne in eine Kritik dieser zahlreichen Compositionen einzugehen, erhellet doch daraus, daß R. zu den beliebten Compositeuren seiner Zeit gehörte und mit Wenzel Müller [Bd. XIX, S. 407, Nr. 64] und Ferdinand Kauer [Bd. XI, S. 41] das Triumvirat ergänzte, welches im ersten Viertel des laufenden Jahrhunderts den Thyrsusstab über das lustige Wien schwang. Gewiß aber verdiente er eine anständigere Behandlung, als die Abfertigung mit acht Zeilen, die ihm in Gemeinschaft mit seinem Vater in Gaßner’s „Universal-Lexikon der Tonkunst“ zu Theil geworden.
- Zur Biographie. Gaßner (F. S. Dr.), Universal-Lexikon der Tonkunst. Neue Handausgabe in einem Bande (Stuttgart 1849, Frz. Köhler, Lex. 8°.)S 732. – Schilling (G.), [41] Lexikon der Tonkunst (Stuttgart, gr. 8°.) Bd. VI, S. 59. – Handschriftliche Notizen und Aufzeichnungen.