Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Meißner, Theodor
Band: 17 (1867), ab Seite: 314. (Quelle)
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Meixner, Johann (Bildhauer, geb. zu Rothfloß in Böhmen 3. Jänner 1819). Sohn eines armen Häuslers. Franz, welcher herrschaftlicher Waldjäger des Grafen Althan war, besuchte bis in’s 13. Jahr die Dorfschule, kam dann als Lehrling zu einem Spielwaarenfabrikanten, wo er Heiligenbilder schnitzte; er ging nach vierjähriger Lehrzeit, im J. 1836, nach Wien, wo er bis 1840 Rahmen schnitzte, dann zum Militär assentirt, aber 1841 bereits entlassen wurde. Nun kam er zu dem bekannten Bildhauer Anton Rücker, versuchte aber 3 Jahre vergeblich in die Akademie zu gelangen, und endlich wurde ihm der Besuch der Akademie-Bibliothek gestattet, wo Professor Schaller auf M.’s ungewöhnliches Talent aufmerksam wurde und ihn auf seine Verantwortung in die Akademie brachte. In neun Monaten daselbst den Kopf- und Figurencursus mit vorzüglichen Zeugnissen durchmachend, erhielt M. eine Berufung nach Gratz zu einem Baue des Erzherzogs Johann als Modelleur, wo Se. k. k. Hoheit M. beauftragte, die Büste des Grafen von Meran zu fertigen, welche allgemeinen Beifall fand, ihm die stets fortdauernde Protection des Grafen von Wickenburg gewann, der fortan sein Beschützer blieb, ihn den steirischen Ständen für die Arbeiten in Sauerbrunn und für die Kirche in Gleichenberg empfahl. 1846 nach Wien zurückkehrend, ging er 1847 nach Rom, wo er bis Mai 1848 verblieb, namentlich Overbeck, Wagner und Tenerani studirend. Im Juni 1848 ging M. mit den besten Empfehlungen in’s Hauptquartier des Feldmarschalls Radetzky, den er vier Tage nach der Einnahme Mailands daselbst traf, die erfreulichste Aufnahme fand, und die Büste des großen Helden modellirte, welche M.’s Ruf begründete. Erst im October das Hauptquartier verlassend, konnte er der ausgebrochenen Unruhen wegen nicht nach Wien, sondern mußte in Gratz bleiben, wo er die genannte Büste in Marmor ausführte, und sie Sr. Maj. dem Kaiser im April 1849 zu Olmütz überreichte. Im Sommer nochmals nach Mailand gehend, fertigte er die Büsten von Wratislaw, Heß, Schönhals, Schwarzenberg, Fürstenberg und Zobel. Im Jahre [315] 1851, nach zweijährigem Aufenthalte in Mailand und Monza, kehrte M. nach Wien zurück, wo er die Arbeiten für die k. k. Central-Equitation ausführte, und von Sr. Majestät nebst schmeichelhaftem Handschreiben einen Chifferring in Brillanten erhielt. Hierauf fertigte er die Monumente zu Schäßburg und Karlsburg in Siebenbürgen für den k. russischen Flügeladjutanten Skariatin und k. k. Oberst von Losenau, und die mit ihm Gefallenen. Zurückgekehrt und von Bischof Hajnald an den Fürst-Primas empfohlen, modellirte er des Letztgenannten Büste, worauf er die Arbeiten in dem prachtvollen Dombau zu Gran erhielt. Dorthin lieferte er bis jetzt die beiden kolossalen Basreliefs: „Christus, die Kleinen zu sich kommen lassend“ und der „Einzug Christi in Jerusalem“, jedes 30 Schuh lang und 8 Schuh hoch, wovon er das Modell zu letzterem 1854 in Rom fertigte und den größten Beifall von Seite Peter von Cornelius, Wagner’s, des Archäologen Braun, Flatz u. s. w. fand. Darauf wurde er beauftragt, für den Erzbischof von Kalocsa die Statuen des h. Stephan und h. Ladislaus, 7 Schuh hoch, in Marmor, für die Graner Basilika den h. Joseph und den h. Adalbert., 6 Schuh hoch, sowie andere kleinere Arbeiten, zu fertigen; auch arbeitete er an der 50 Fuß hohen Dreifaltigkeitssäule, die für den Pfarrplatz in Pesth bestimmt war. Besonders gesucht wird M. auch im Fache der Porträtbüsten, wovon die des Cardinal Nuntius Viale Prela, sowie die des Grafen Nádasdy die meiste Anerkennung in der Kunstwelt fanden. Von den seit 1854 ausgeführten Arbeiten, deren mehrere in den Monatsausstellungen des österreichischen Kunstvereins zu sehen waren, sind besonders anzuführen, im Jahre 1857: „Die Büste eines Kindes“, in Marmor; – eine „Madonna“, in Gyps; – „Pius IX.“; – „Cardinal Scitowszky“; – „Franz Liszt“; – 1858: ein „Weiblicher Studienkopf“ (500 fl. ö. W.); – „Porträtbüste des Feldmarschall-Lieutenants Grafen Coronini“, in Gyps; – „Christus, die Kinder segnend“, in Gyps; – „Der Handel“, – „Die Industrie“, – „Die Mechanik“, – „Salvator mundi“, sämmtlich Statuetten in Stearin-Gyps (das Stück 15 fl. ö. W.); – 1859 „König Stephan der Heilige empfängt die ungarische Krone und das apostolische Kreuz“, Basreliefs in carrarischem Marmor; – „Die Stiftung des Erzbisthums Kalocsa durch König Ladislaus den Heiligen“, Basreliefs in carrarischem Marmor, dieses und das vorige im Auftrage des Erzbischofs von Kalocsa; – „Madonna“, aus carrarischem Marmor (600 fl. ö. W.); – 1860: „Schiller“, Gyps-Statuette; – 1861: „Kaulbach“, Porträt-Statuette (25 fl.), wurde später in Metallguß ausgeführt und von Franz Sauter ciselirt; – „Nymphe“, Statuette aus Gyps; – „Theaterdirector Engelchen“. Statuette aus Gyps; – 1862: „Flora“, Gypsstatue; – „Genius für ein Grabdenkmal“, Gypsstatue. Ferner wurde M. im nämlichen Jahre beauftragt, mehrere monumentale Statuen für eine neue Brücke über den Donaucanal zu arbeiten, und zwar zwei allegorische Gruppen, darstellend: „Die Vereinigung der Wien mit der Donau“, den „Inn und die Enns“, ferner einen „Schiffer“ und einen „Fischer“; – im Jahre 1865: die Statuen für den Monumentalbrunnen am Erzherzog Albrecht-Ravelin gegenüber dem neuen Operntheater, dieselben bilden eine Hauptgruppe: „Danubius, die Vindobona umfassend“, um beide gruppiren sich die Flüsse des Donau-Gebietes mit den Attributen der durchströmten Länder und bilden 16, [316] aus Carrara-Marmor gemeißelte Statuen. Meixner zählt unstreitig zu den besten Bildhauern der Neuzeit im Kaiserstaate, er besitzt einen durchgebildeten Sinn für edle Formen, eine nicht gewöhnliche Tiefe der Ideen für die Composition und eine ganz vorzügliche Technik für die Charakterisirung des Details. In neuester Zeit aber (vergleiche: Neue freie Presse 1864, Nr. 115: „Die Plastik Neu-Wiens“) werden ihm schwere Vorwürfe gemacht, deren Grund jedoch wohl weniger bei dem Künstler als vielleicht in dem völligen Mangel künstlerischer Auffassung von Seite der Auftraggeber zu suchen sein dürfte.

Tagesbote aus Böhmen (politische Blatt, Prag, kl. Fol.) 1856, Beilage zu Nr. 69. – Allgemeine Zeitung (Augsburg, Cotta, 4°.) 1857, S. 980. – Wiener allgemeine Theater-Zeitung, herausg. von Adolph Bäuerle (Wien, gr. 4°.) 51. Jahrg. (1858), Nr. 256, im Artikel: „Ein Besuch des Westbahnhofes“. – Wiener Zeitung 1860, Abendblatt Nr. 30; „Meixner’s Schiller-Statue“; – dieselbe 1865, Nr. 276, S. 665, im Artikel: „Der Monumentalbrunnen am Erzherzog Albrecht-Ravelin“. – Vaterland (Wiener polit Blatt, gr. Fol.) 1861, Nr. 215. – Fremden-Blatt von Gustav Heine (Wien, 4°.) 1861, Nr. 244. – Neue freie Presse (Wien, kl. Fol.) 1864, Nr. 115, im Artikel: „Die Plastik Neu-Wiens“; dieselbe 1868, Nr. 377. – Die Künstler aller Zeiten und Völker. Begonnen von Prof. Fr. Müller, fortgesetzt von Dr. Karl Klunzinger (Stuttgart 1860, Ebner u. Seubert. gr. 8°.) Bd. III, S. 64. – Monats-Kataloge des österreichischen Kunstvereins (Wien, 8°.) 1852, März Nr. I–III; 1857, Juni Nr. I u. VI; 1858, Februar Nr. I, Mai Nr. VII bis IX, September Nr. IV–VII u. IX, October Nr. 55, 97, 106, 116, 125; 1859, März Nr. I u. II, Mai Nr. XIII, November Nr. II, December Nr. I; 1860, März Nr. X, XVII, XIX, October Nr. 114, 119; 1861, September 62, October 82, December 82, 83; 1862, April Nr. 69–73; Mai Nr. 79 u. 83. – Ungarns Männer der Zeit. Biografien und Karakteristiken hervorragendster Persönlichkeiten. Aus der Feder eines Unabhängigen (Prag 1862, A. G. Steinhauser, 8°.) S. 115 [wird daselbst ein Steirer genannt, während Meixner ein geborner Böhme ist].