Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Heuffel, Johann
Band: 11 (1864), ab Seite: 425. (Quelle)
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Haynald, Ludwig (Bischof von Siebenbürgen, geb. zu Szécsény im Neograder Comitate Ungarns 3. October 1813. Erhielt schon im Hause seines wissenschaftlich gebildeten Vaters eine sorgfältige Erziehung, in welcher das Studium der Naturwissenschaften, namentlich jenes der Botanik und der Lepidopterologie, ein nicht unwesentliches Element bildete. Bis zum Jahre 1824 besuchte er die Elementarschule seines Geburtsortes, später in Waitzen und Pesth das Gymnasium, bis ihn Primas Cardinal von Rudnay in sein Gymnasium zu Gran aufnahm, worauf er unter der Aegide dieses Kirchenfürsten die philosophischen Studien zu Preßburg und Tyrnau beendete. Nach deren Beendung kam er in das Pazmaneum nach Wien, in welches für ungarische junge Geistliche bestimmte Institut in der Regel nur die besten Köpfe geschickt zu werden pflegen. Im Frintaneum bei den Augustinern ebenda bereitete sich H. für das theologische Doctorat vor und erhielt im Jahre 1840 an der Wiener Hochschule diese Würde. Im Jahre 1841 kehrte H. nach Ungarn zurück und war etwas über ein Jahr als Caplan zuerst in Pesth, dann in Ofen thätig; wurde dann Professor der theologischen Encyklopädie in Gran und benützte als solcher die Ferien 1845 und 1846 zu größeren Reisen in Deutschland, der Schweiz, in Frankreich. Belgien und England. Nach dem 1847 erfolgten Tode des Fürstprimas Kopácsy wurde H. Secretär des Graner Generalvicariates, später Kanzler des Graner Erzbisthums und unter Einem k. k. Titular-Hofcaplan. Nach Erhebung Scitovszky’s auf den erzbischöflichen Stuhl zu Gran wurde Haynald erzbischöfl. Kanzleidirector und am 9. September 1851 Coadjutor mit Nachfolgerecht des Bischofs von Siebenbürgen Nikolaus von Kovacs. Am 15. August 1852 zum Weihbischof von Hebron ernannt, begab er sich zur Uebernahme des Coadjutoramtes nach Karlsburg, als ihn der schon am 15. October d. J. erfolgte Tod des Bischofs Kovacs auf den Thron des siebenbürgischen Bisthums setzte. Zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum wirklichen geheimen Rathe. Als Kirchenfürst, Staatsmann und Gelehrter nimmt H. eine hervorragende Stelle im Kaiserstaate ein und ist es namentlich seine politische Stellung, in Folge welcher in Ungarn, wie in den übrigen Kronländern des Kaiserstaates, ja selbst im Auslande sich auf ihn die Blicke richten. Zufolge seiner kirchlichen Würde als Bischof von Siebenbürgen ist er Mitglied des Oberhauses (Magnatentafel) des ungarischen Landtages und nahm als solches an dem denkwürdigen Landtage 1861 thätigen Antheil. Großes [426] und allgemeines Aufsehen erregte er durch seine – was Kunstform, rednerische Pracht und politischen Geist betrifft, von seinen Landsleuten als unübertroffen bezeichnete – Rede, welche er in der Oberhaussitzung vom 17. Juni gehalten und in welcher er einerseits für die Adresse [vergleiche zum Verständniß die Biographie von Paul Jámbor, Bd. X, S. 60] stimmte, andererseits aber fest beharrte auf der Union Siebenbürgens mit Ungarn, welche Ansicht jedoch in der Folge durch die Thatsache, daß Siebenbürgen den österreichischen Reichsrath beschickt hat, wesentlich abgeschwächt wurde. In neuester Zeit verlautete es von einer Seite: Bischof Haynald habe seine bischöfliche Würde niedergelegt und, wie hie und da gemeldet wurde, nichts geringeres vor, als nach Spanien zu übersiedeln; wieder von anderer Seite: er sei als Nachfolger des von dem Szathmárer Bisthume nach jenem von St. Pölten zu übersetzenden Bischofs Michael Haas [s. d. Bd. VI, S. 104] auf den bischöflichen Stuhl von Szathmár bestimmt; von allen diesen Nachrichten bedarf die eine oder die andere der Bestätigung. Als Gelehrter betreibt er neben den Wissenschaften seines Berufes als Kirchenfürst, denen er mit besonderem Eifer obliegt, vornehmlich die Botanik, und zwar seit seinen Knabenjahren mit aller Vorliebe. Sein reiches Herbar, welches nicht bloß die Floren Siebenbürgens und Ungarns, sondern auch die anderer Länder, vornehmlich aber Italiens umfaßt, enthält unter anderm die käuflich erworbenen Sammlungen von Heuffel [s. d. S. 430 d. Bds.], mehrere Centurien österreichischer Pflanzen von Kovacs und der Kryptogamensammlungen von Dr. Rabenhorst[WS 1]. Reich an den besten und kostbarsten botanischen Werken ist seine Bibliothek. Die Wissenschaft, die er mit solcher Liebe pflegt, ehrte den Kirchenfürsten, indem sie seinen Namen mehreren neuen Pflanzenarten [siehe die Quellen] beilegte. Aber auch als freigebiger Mäcen erwies sich H. bei wiederholten Gelegenheiten: so dotirte er den siebenbürgischen Museumsfond mit 2000 fl.; spendete zur Anschaffung von Gemälden des Malers Marko 200 fl.; schenkte der Karlsburger Sternwarte ein Teleskop im Werthe von 500 fl.; widmete für Beantwortung einer Preisfrage über die Geschichte Siebenbürgens zur Römerzeit 300 fl.; beschenkte die Karlsburger Mittelschule mit einer werthvollen Insectensammlung, steuerte zur Herstellung des Museumsparkes zu Pesth 400 fl. u. dgl. m. Der Glanzpunct aber seines Wirkens, Schaffens, Förderns und Aufbauens besteht in den von ihm als Kirchenfürsten angeregten und ausgeführten humanistischen Unternehmungen: Die Karlsburger Mittelschule verdankt ihm ihre Ergänzung auf acht Classen und den Besitz ihres Gebäudes, das katholische Gymnasium zu Kanta seine Wiederherstellung und eine Spende von 6000 fl.; die Mädchen-Erziehungsanstalt der Ursulinerinen zu Hermannstadt ihre entsprechendere innere Einrichtung, eine Stiftung von 14.000 fl. und überdieß eine jährliche Beisteuer von 500 fl.; Karlsburg die Errichtung einer neuen Mädchenschule mit dem Aufwande von 25.000 fl.; viele Tausende verwendete er zur Errichtung von Anstalten, welche die Förderung der Volkserziehung zum Zwecke haben; zu Csiksomlyo im Lande der Szekler gründete er eine Mittelschule, eine Präparandie und eine Elementarschule. Er erließ dabei den Aufruf: Für jede zu diesem Zwecke eingehende Summe von 10.000 fl. seinerseits [427] 1000 fl. zu zahlen, und in der That als 80.000 fl. gezeichnet waren, legte er diesem Betrage die Summe von 12.000 fl. zu. Bedeutende Summen steuerte er zu rein kirchlichen Zwecken bei; so verbesserte er die meisten Beneficien seines Clerus und vertheilte jährlich 1000 fl. an ärmere Pfarrer, dotirte acht Pfarreien mit Stiftungen von 2100 fl., erhöhte den Pensionsfond für emeritirte Priester um beinahe 5000 fl., ihn alljährlich durch bedeutende Gaben vergrößernd; widmete zur Stiftung eines Knabenseminars für heranzubildende Priester 19.000 fl.; vermehrte die siebenbürgischen Stiftungsplätze im Pazmaneum zu Wien; ließ der neuen katholischen Gemeinde zu Holzmengen Kirche, Pfarrhaus und Schulgebäude aufbauen und dotirte Pfarre, Kirche und Schule mit 17.000 fl. Große Summen verwendete er zur Erhaltung der Gotteshäuser, zur Restauration verfallener, zur Vervollständigung mangelhaft ausgestatteter und zur Verschönerung architektonisch-denkwürdiger Kirchen, wie des Domes zu Karlsburg, für dessen Restauration allein er bereits 12.000 fl. gewidmet. Erst in neuester Zeit (15. October 1863) stiftete er, als am 24. Jahrestage seiner Priesterweihe und am 11. seiner bischöflichen Wirksamkeit, zu verschiedenen frommen Zwecken die ansehnliche Summe von 39.000 fl. Hier sind nur einige seiner Spenden angegeben worden; das in Pesth erscheinende Schulblatt „Tanadoi lapok“ 1861 gibt eine detaillirte Uebersicht aller von Bischof H. seit 1852–1861 geleisteten Wohlthätigkeitsspenden und Stiftungen. Bischof Haynald, ausgestattet mit allen Gaben, welche der Himmel nur selten vereint Einem auf Erden zukommen läßt: mit Geist, Kenntnissen, irdischen Glücksgütern, einer Würde, deren höchster Wirkungskreis es ist, ringsum Segen zu verbreiten; dabei in seiner Lebensweise einfacher als der schlichteste Bürgersmann, bescheiden, aber im Charakter energisch und in seiner Stellung als Kirchenfürst, Staatsmann, Gelehrter und Mensch einflußreich, ist berufen, eine für die Entwickelung Oesterreichs segensvolle Stellung einzunehmen, und einem Manne gegenüber, wie H., wäre auch der leiseste Zweifel, daß er von dem Bewußtsein dieser Sendung erfüllt sei, durchaus unstatthaft. Viele gelehrte und wissenschaftliche Vereine der Monarchie ehrten sich und ihn durch seine Wahl zu ihrem Mitgliede; überdieß ist er seit 1859 dem h. röm. Stuhle assistirender Prälat und Comes romanus und seit Juni 1862 adeliger Bürger der Stadt Rom.

Oesterreichische botanische Zeitschrift. Herausgegeben von Alexander Skofitz (Wien, 8°.) XIII. Jahrg. (1863), Nr. 1: „Gallerie österreichischer Botaniker. VI.“ – Bonplandia. Zeitschrift für die gesammte Botanik (Hannover, 4°.) X. Jahrg. (1862), Nr. 6, S. 107 [eine gedrängte Lebensskizze Haynald’s von Kanitz, dem Verfasser der Geschichte der Botanik in Ungarn]. – Vasárnapi ujság, d. i. Sonntagszeitung (Pesth, 4 °.) 1862, Nr. 13 [mit Portr. im Holzschn.]. – Der ungarische Reichstag 1861 (Pesth 1861, Carl Osterlamm, 8°.) Bd. II, S. 408 bis 433 [Haynald’s berühmte Rede im Oberhause am 17. Juli 1861). – Bohemia (Prager Zeitschrift, 4°.) 1863, Nr. 90, S. 974. – Fremden-Blatt (Wien, 4°.) 1864, Nr. 10 [Correspondenz aus Pesth]. – Presse (Wiener polit. Journal) 1863, Nr. 288 [in der kleinen Chronik]. – Wiener Zeitung 1863, Nr. 84. – Porträte. 1) Unterschrift, Facsimile des Namenszuges: Dr. Ludwig Haynald, Bischof von Siebenbürgen. Lithogr. von Ed. Kaiser, Druck von Ant. Hartinger u. Sohn in Wien (8°. u. 4°.); – 2) ein anderes Bild von demselben Künstler (Wien, Neumann, Fol.); – 3) Photographie in Visitkarten-Format von Simonyi (in Pesth bei Lauffer u. Stolp und Moriz Ráth). – Die botanische Wissenschaft ehrte ihren Pfleger dadurch, daß sie mehreren neu aufgestellten Pflanzenarten [428] seinen Namen beilegte; so nannte Janka[WS 2] eine Anthemis: Anthemys Haynaldi [vergleiche: Oesterreichisches botanisches Wochenblatt 1856, S. 1]; – Schur eine Sesleria: Sesleria Haynaldiana [Verhandlungen des zoologische-botanischen Vereins in Wien 1856, S. 207]; – Heuffel ein Colchicum: Colchicum Haynaldi [Oesterreich. botanische Zeitschrift 1858, S. 135] – und Stur eine Draba: Draba Haynaldi [ebd. 1861, S. 186].

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