BLKÖ:Skofitz, Alexander

Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Skompski
Band: 35 (1877), ab Seite: 73. (Quelle)
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Skofitz, Alexander (Botaniker, geb. zu Rzeszow in Galizien 21. Jänner 1822). Sein Vater, von Geburt ein Krainer, stand als k. k. Rechnungsrath in Staatsdiensten. Zwei Jahre alt, kam der Sohn mit seinen Eltern nach Brünn und mit vier Jahren nach Laibach, woselbst er auch später seine Gymnasialstudien vollendete. Noch ein Kind, hatte er manchmal Gelegenheit, den Laibacher botanischen Garten zu besuchen, in [74] welchem unter Hladnik’s [Band IX, S. 60] Leitung von dem botanischen Gärtner Fleischmann die so reiche Flora Krains cultivirt wurde. Die ebenso zahlreichen als mannigfaltigen Pflanzen, welche hier nach Arten gereiht in langen, geradlinigen Beeten standen, ließen bei Skofitz einen nachhaltigen Eindruck zurück und veranlaßten ihn, bei etwaigen Spaziergängen in der nächsten Umgebung Laibach’s seine Aufmerksamkeit der Vegetation zuzuwenden, um nach Blüthen zu suchen, die ihm im botanischen Garten aufgefallen waren. So kam es, daß S. schon mit zwölf Jahren den Custos am Museum in Laibach, Heinrich Freyer [Bd. IV, S. 352], auf seinen kleineren botanischen Excursionen begleiten durfte, und dabei viele Standorte interessanter Pflanzen kennen lernte. Wenige Jahre später durchstreifte S. in den Ferienmonaten ganz allein die Alpen Oberkrains. Als S. die 5. Gymnasialclasse besuchte, hatte Dr. Biatzovßky, Professor der chirurgischen Vorbereitungsstudien, die Leitung des botanischen Gartens und die botanischen Vorlesungen übernommen. Letztere besuchte nun S. mit vielem Interesse, obwohl sie nur in der Durcharbeitung der Terminologie von Bischoff und in einigen Uebungen im Bestimmen der Pflanzen bestanden. Als S. die Gymnasialstudien vollendet hatte, trat die Frage nach der künftigen Lebensrichtung an ihn heran. Es mußte eine solche gewählt werden, die mit seiner Neigung zur Naturwissenschaft nicht im Widerspruche stand, überdieß wurden damals naturwissenschaftliche Bestrebungen in den meisten maßgebenden Kreisen mißliebig aufgenommen. Medicin studirte bereits in Wien ein älterer Bruder, auch hatten pecuniäre Verhältnisse den Besuch der fernen Universität nicht gestattet; der chirurgische Curs in Laibach stand seiner bunt zusammengewürfelten Hörer wegen in einem üblen Rufe, also fiel die Wahl auf die Pharmacie. Sofort trat er auch im Jahre 1839 auf die Dauer von vier Jahren als Tiro in eine Apotheke in Laibach ein, benützte aber auch da die wenigen ihm freigebliebenen Stunden zu botanischen Ausflügen. Kaum aber hatte er das Tirocinal-Examen abgelegt, so machte er auch schon eine botanische Fußreise durch Oberkrain, Kärnthen, das Salzkammergut und Oberösterreich, wobei von ihm viele Alpen und zwar stets ohne Führer erstiegen wurden. Um den pharmaceutischen Curs an einer Universität hören zu können, mußte sich der Candidat[WS 1] mit einer vierjährigen Conditionszeit nach abgelegtem Tirocinal-Examen ausweisen. S. erhielt von der Regierung die Bewilligung, schon nach zwei Jahren die Universität beziehen zu dürfen. Diese zwei Jahre brachte er als Assistent in Apotheken in Pottendorf nächst dem Leithagebirge in Niederösterreich, in Znaim in Mähren und in Pettau in Untersteiermark zu, wodurch ihm Gelegenheit geboten war, drei ihm gänzlich neue Florengebiete kennen zu lernen. Im J. 1845 begann S. seine pharmaceutischen Studien an der Universität in Wien, wo damals Endlicher [Bd. IV, S. 44] als Professor und Dr. Bill als dessen Assistent Botanik vortrugen. Im J. 1847 legte er das Rigorosum als Magister der Pharmacie ab. Noch während seiner pharmaceutischen Lehrjahre nahm S. Theil an der botanischen Tauschanstalt von Opiz [Bd. XXI, S. 68] in Prag; vor Jahren hatte Sieber [Bd. XXXIV, S. 227], der Erste, eine solche errichtet. In Folge dessen lernte er den Werth eines derartigen Institutes für den Botaniker [75] kennen, und schon damals wurde der Gedanke in ihm wach, nach der Weise der Prager Anstalt, wenn auch in zeitgemäßerer Form, eine solche einstens in Wien zu begründen. Im Hinblicke auf diesen Gedanken war er seither bestrebt, einen Fond von Doubletten seltenerer Arten aufzubringen. Im Herbst 1845 nach Wien gekommen, verwirklichte er auch sogleich seinen Vorsatz und gründete unter dem Namen „Botanischer Tauschverein“ oder, wie es damals die Polizei wollte, welcher schon vor dem Worte „Verein“ graute, „Botanischer Tauschverkehr“ jene Anstalt, die bis heut, also bereits durch beinahe 32 Jahre, ihrer Aufgabe: Vermittlung eines gegenseitigen Austausches von getrockneten Pflanzen gerecht zu werden, sich bestrebt. Die Anstalt erfreute sich bald einer lebhaften Theilnahme, die Anzahl der Theilnehmer, darunter viele der bekanntesten Namen, stieg von Jahr zu Jahr und erreichte 1875 die Summe von 499 Botanikern, von denen freilich so manche im Laufe der Jahre gestorben sind oder die Botanik aufgegeben haben. Im Durchschnitte gelangen jährlich 20.000 bis 30.000 Exemplare zur Vertheilung, die alle durch die Hand des S. gehen. Während der ersten Jahre des Bestehens der Anstalt sammelte S. für dieselbe die selteneren Arten der Flora von Wien in zahlreichen Exemplaren und machte im Interesse derselben auch kleine botanische Reisen. So im Jahre 1846 gemeinschaftlich mit P. Bilimek eine solche durch Unterkrain nach dem Littorale, im Jahre 1849 eine zweite in die südliche Steiermark und im Jahre 1850 eine weitere durch Innerkrain und das Gebiet von Görz nach Oberitalien. Später, als sich seine botanischen Arbeiten mehrten, mußte er das zeitraubende Sammeln und Präpariren von Pflanzen aufgeben. Inzwischen entstanden an verschiedenen Orten neue botanische Tausch-Anstalten, auch in Wien eine unter der Leitung des Baron Leithner, welche im Jahre 1857 jener von S. einverleibt wurde. Im Jahre 1850 entschloß sich S., ein botanisches Journal unter dem Titel: „Oesterreichisches botanisches Wochenblatt“ herauszugeben. Die erste Nummer erschien am 2. Jänner 1851. Nach sieben Jahren wurde das Journal insofern geändert, als es statt in wöchentlichen Bögen in monatlichen Heften unter dem Titel: „Oesterreichische botanische Zeitschrift“ ausgegeben wurde, immer aber erschien es seit seinem Anfange regelmäßig, was manchmal mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden war. So während einer mehrmonatlichen Krankheit von S. im Jahre 1855; während der Kriegsepochen in den Jahren 1859, 1864, 1866, 1870–1871, wo das wissenschaftliche Interesse theilweise stagnirte und die Verkehrsmittel Störungen unterworfen waren, und endlich während des Setzer- und Druckerstriks im Jahre 1870. Im Jahre 1871 wurde die Zeitschrift von dem k. k. österreichischen und von dem königlich ungarischen Ministerium für Cultus und Unterricht den Mittelschulen empfohlen. Sie brachte während ihres bisherigen 24jährigen Bestandes Originalbeiträge von mehr als 300 Autoren und Correspondenz-Mittheilungen aus mehr als 250 Orten. Seit dem Jahre 1859 bringt sie jährlich wenigstens Ein lithographirtes Porträt eines österreichischen Botanikers nebst dessen biographischer Skizze. S. wurde im 1854 an der Universität Göttingen zum Doctor philosophiae promovirt. Im Jahre 1855 wurde er von der kaiserlich Leopold-Karolinischen Akademie der Naturforscher mit dem Beinamen Hoppe unter die [76] Zahl ihrer Mitglieder aufgenommen. Das freie deutsche Hochstift in Frankfurt am Main ernannte ihn im Jahre 1864 zu seinem Mitgliede und im Jahre 1873 zum Ehrenmitgliede und Meister. Zum correspondirenden Mitgliede ernannten ihn: im Jahre 1867 die k. k. geologische Reichsanstalt in Wien, im Jahre 1848 die königlich botanische Gesellschaft zu Regensburg, im Jahre 1850 die Gesellschaft für Botanik und Gartenbau zu Dresden, im Jahre 1853 die naturhistorische Gesellschaft zu Nürnberg, im Jahre 1853 der Verein für Naturkunde im Herzogthume Nassau zu Wiesbaden, im Jahre 1858 der siebenbürgische Verein für Naturwissenschaften zu Hermannstadt, im Jahre 1861 die Société nationale des sciences naturelles de Cherbourg, im Jahre 1867 die Wetterauische Gesellschaft für die gesammte Naturkunde zu Hanau, im Jahre 1870 der Verein der Naturfreunde zu Reichenberg, im Jahre 1861 die k. k. Gartenbaugesellschaft in Wien, im Jahre 1847 die Gartenbau-Gesellschaft in Bayern zu Frauendorf, im Jahre 1852 der Tischnowitzer land- und forstwirthschaftliche Bezirksverein. Zur Erinnerung an S. benannten Dr. Haßkarl und Dr. Kanitz eine Camelinaceengattung Skofitzia (Oesterreichische botanische Zeitschrift 1872, S. 147) und Dr. Kerner eine Menthenhybride Mentha Skofitziana, (Oesterreichische botanische Zeitschrift 1862, S. 385). S., der den größten Theil seines Lebens botanisch thätig war, hatte auch vielfache Gelegenheit, die botanischen Zustände der letzten Decennien kennen zu lernen und mit den verschiedenen Trägern der Wissenschaft in persönliche Beziehung zu treten, so daß seine Erlebnisse, Erfahrungen und Wahrnehmungen nicht ohne allgemeineres Interesse sein dürften. S.’s schriftstellerische Thätigkeit ist, mit Ausnahme einiger kleineren, naturhistorischen Artikel für den Volksschriften-Verein und für die „Neue freie Presse“, ausschließlich der von ihm redigirten Zeitschrift zugewendet. Als im Jahre 1875 der 25. Jahrgang der „Oesterreichischen botanischen Zeitschrift“ erschien, ergriffen zahlreiche Freunde der Botanik den Anlaß, dem um die Förderung dieser Wissenschaft vielverdienten Redacteur eine Ovation darzubringen. Diese bestand in einer Adresse, welche mit über 160 Unterschriften, darunter jener des kaiserlichen Ackerbauministers, des Präsidenten der Leopold-Karolinischen deutschen Akademie der Naturforscher und vieler Fachmänner versehen, in kalligraphischer Ausstattung, und in reichem Einband von einer Deputation am Neujahrslage 1875 dem Dr. Skofitz überreicht wurde, und in einem Ehrengeschenk, das aus einem mit Silber- und Goldgranalien erfüllten silbernen Pokal bestand.

Oesterreichische botanische Zeitschrift (Wien, 8°.) XXV. Jahrg. (1875), Nr. 1: „Gallerie österreichischer Botaniker. XIX. Alexander Skofitz“. – Dieselbe Nr. 2: „Das 25jährige Jubiläum der österreichischen botanischen Zeitschrift“. – Zeitschrift für österreichische Gymnasien 1875, 2. Heft, S. 141. – Neue freie Presse 25. Febr. 1875.
Porträt. Unterschrift: Facsimile des Namenszuges Skofitz. Lithographirt von A. Dauthage (Wien, 8°.).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Canditat.