Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich
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Band: 7 (1861), ab Seite: 319. (Quelle)
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Hanl, Karl (Bischof von Königgrätz, geb. zu Großkörblitz im Saazer Kreise Böhmens 4. September 1782). Der Sohn unbemittelter Eltern, studirte zu Komotau die Gymnasialclassen, zu Prag die Philosophie und Theologie, wurde am 8. September 1805 zu Leitmeritz zum Priester geweiht und hierauf in der Stadt Kralupp im Saazer Kreise als Caplan, am 20. Jänner 1810 als Exposit im Dorfe Warta am 27. December 1813 als Administrator in der Stadt Priesen, am 1. April 1814 als wirklicher Pfarrer daselbst, am 9. März 1821 als Pfarrer in Brunnersdorf angestellt. Am 28. August 1822 wurde er zum Canonicus des Prager Metropolitan-Domcapitels gewählt; im Jänner 1824 vom Prager Fürsterzbischofe Chlumzansky zum Prager Consistorialrathe, am 23. Juni 1824 von Sr. Majestät Kaiser 'Franz I. zum wirklichen Gubernialrathe und geistlichen Referenten im Königreiche Böhmen, am 25. October 1831 zum Bischofe von Königgrätz ernannt und am 24. Februar 1832 vom Papste Gregor XVI. confirmirt. Am 10. Mai 1832 erhielt er vom Prager Erzbischofe Kolowrat in der Prager Allerheiligenkirche die bischöfliche Weihe und am 10. Juni 1832 wurde er in der Königgrätzer Domkirche als Bischof intronisirt. Im Jahre 1836 assistirte er bei der Krönung Ihrer Majestäten des Kaisers Ferdinand I. und der Kaiserin Maria Anna Pia in Prag und wurde hierauf zum wirklichen geheimen Rathe ernannt. Im Jahre 1848 ernannte ihn die Prager Universität zum Doctor der Theologie. Am 8. September 1855 feierte er sein 50jähriges Priesterjubiläum und am 10. Juni 1857 seine 25jährige bischöfliche Consecration. Mit Allerhöchster Entschließung vom 1. Februar 1861 ertheilten Se. Majestät Kaiser Franz Joseph ihm das Großkreuz des k. k. Franz Joseph-Ordens, dessen Insignien ihm der Statthalter Graf Forgach persönlich überreichte. Bischof Hanl hat die ihm anvertraute, sehr ausgedehnte und volkreiche Diöcese Königgrätz bereits zum dritten Male visitirt. Unter ihm werden mehrere neue Pfarreien errichtet und viele Localien zu Pfarreien erhoben. Von deutscher Abstammung, eignete er sich die Kenntniß der čechischen Sprache erst an, als er zur bischöflichen Würde erhoben worden, um mit den Unterthanen seiner Diöcese unmittelbar verkehren zu können. Die bischöfliche Residenz zu Chrast hat Bischof H. durch zweckmäßige Bauten vervollkommnet und im Kirchenbezirke viel für Herstellung und Verbesserung von Straßen verwendet; sich auch Verdienste durch Hebung und Förderung der Obstbaumzucht erworben, Ueber 12.000 Stück edle Obstbäume wurden daselbst auf seine Veranlassung und seine Kosten an Orten, wo früher keine gestanden sind, gepflanzt. Hochverdient hat er sich um die Hebung religiösen Sinnes und des böhmischen Kirchengesanges gemacht, indem 1847 er [320] die Herausgabe eines böhmischen Gesangbuches mit Beigabe trefflich gewählter, schöner Kirchenlieder veranstaltete. Seine Predigten, durch die er, ein übrigens trefflicher, mit einer tiefen wohlklingenden Stimme begabter Redner, als Sonn- und Feiertagsprediger in Prag sich einen besonderen Ruf erworben, liegen als Manuscript zum Drucke bereit, ebenso eine umfassende, größtentheils auf Originalurkunden beruhende Geschichte des Bisthumes Königgrätz mit Rücksichtnahme auf die bischöfliche Residenz Chrast und die gleichnamige Stadt. Im Jahre 1860 wurde das von ihm gegründete Knabenseminar „Boromäum“ zu Königgrätz, größtentheils für arme Studirende, eröffnet und werden gegenwärtig darin über 70 Studirende verpflegt. Hanl zählt zu den aufgeklärtesten Kirchenfürsten der Gegenwart, seine Hirtenbriefe und Predigten sind der Ausdruck echter priesterlicher Weisheit, verbunden mit schonungslosem Freimuth gegen alles Ungehörige.

Rittersberg, Kapesní slovníček (Prag 1850, 16°.) Bd. I, S. 574. – Handschriftliche Mittheilungen der Doctoren Ludwig Aug. Frankl und Dr. med. Schmöger.