Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section/H29
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15/8 Stunden fast südwestlich von Löbau am Schirgiswalder Wege, 2 Meilen südöstlich von Bautzen, 13/8 Stunden nordöstlich von Neusalza, am Anfang des ostwärts fliessenden Lawalder Baches, zwischen grossen und bewaldeten Höhen südlich vom Mönchsbusche gelegen.
Die westliche Höhe scheidet die fast neben einander gelegenen, zu Lauba gehörigen, mit Beyersdorf grenzenden Oertchen, Ober- und Neu-Laubau, deren Letzteres, das östliche, 5 Häusler begreift; Ersteres seit 1805 angebaut und 27 Häusler umfassend, lehnt sich an den südöstlichen Fuss des Bilobogks, des höchsten Punctes hiesiger Gegend.
Lauba gehört zu denjenigen Orten, über welche 1306 die Stadt Löbau die Gerichtsbarkeit übte.
Durch den sogenannten Pönfall ging 1547 Lauba für die Stadt mit verloren, doch erhielt letztere später das Gut wieder, worauf es an die Mühlische Familie kam. Der letzte Besitzer dieser Familie war Carl Gottlob Mühle, von welchem es im 18. Jahrhundert Herr von Schönberg acquirirte, um es wieder einen Herrn von Berge abzutreten.
Im Jahre 1817 verfiel der Besitzer des Guts, Herr von Berge, in Concurs, aus welchem es Christian Gottfried Böhme übernahm und zwar im Jahre 1835.
Später erhielt das Gut des Letzteren Enkel, der Baccalaureus der Rechte, Herr Friedrich August Böhme. Dann kam es an Herrn Gottlob Berthold, und jetzt besitzt das Gut Herr Jehne.
Die dasigen Rittergutsgebäude sind in einem schönen Styl erbaut und zieren die Gegend.
Die Oeconomie-Gebäude sind praktisch und bequem angelegt und enthalten schöne Räume.
Zum Gut gehören gute Felder, vortrefflicher Wiesenwachs und nicht geringe Waldung.
Die Viehzucht wird vorzüglich stark ins Auge gefasst, und die grosse zum Rittergute gehörige Branntweinbrennerei lässt dem Gutsherrn eine bedeutende Revenue erzielen.
Früher wollte man hierher 2 Rittergüter versetzen, und solche in Ober- und Nieder-Lauba theilen; allein im Grunde genommen befindet sich schon seit längerer Zeit nur 1 Rittergut hier.
Der Ort mit Neu-Lauba und Neudorf stösst gegen Morgen an Lawalde, wohin er gepfarrt ist, und geht bis an die Begersdorfer und Cunewalder Grenze.
Die Gründung dieses Dorfes lässt sich nicht genau nachweisen; [226] allein die Häuser- und Seelenzahl hat sich seit einigen 30 Jahren um 2 Dritttheile vermehrt. Im Jahre 1840 zählte der Ort schon 187 Häuser mit 957 Seelen, jetzt aber 200 Häuser mit 1100 Einwohnern, welche dem Gerichtsamte Löbau unterworfen sind, wogegen das Rittergut vor der Einführung der neuen Gerichtsorganisation, seine eigne Gerichtsbarkeit hatte, die über den ganzen Ort geübt wurde.
In der Parochie Lawalde, wozu Lauba und Klein-Dehsa gehört, sind 3 Schulen, 1 im Kirchort, 1 in Klein-Dehsa und 1 in Lauba. Letztere wurde bis zum Jahre 1806 vom Lehrer in Klein-Dehsa mit besorgt.
Das Collaturrecht verwalten die jederzeitigen Herrschaften in Nieder-Lawalde und in Klein-Dehsa mit Pertinenzorten, sowie auch der jedesmalige Pastor Primarius in Löbau mit dem Rathe daselbst, als seiner assistirenden Obrigkeit, wobei die Einrichtung stattfindet, dass einer dieser 3 Collatoren 3 hinter einander folgende Jahre das Directorium übernimmt.
Der Kirche in Lawalde, welche in den katholischen Zeiten blos eine Kapelle gewesen ist und von Löbau aus durch einen Kapellan des dasigen Klosterprobstes besorgt worden ist, steht der jedesmalige Archidiaconus in Löbau als Pastor vor.
Lawalde gehörte wie Lauba bis ins 18. Jahrhundert der Familie Mühle, und dieser Familie haben die Bewohner hiesiger Gegend viele Verschönerungen, viele Verbesserungen, viele Wohlthaten um Kirche und Schule zu verdanken. Gesegnet sei ihr Andenken.
Der Hauptnahrungszweig von Lauba, wie Lawalde ist Ackerbau und Leinweberei, die hier in Lauba ebenso stark betrieben wird, wie in Schönbach, und verschafft dem Orte Nahrung und ein reges, lebendiges Leben.
Ausserdem ist im Dorfe noch 1 Wasser- und 1 Windmühle zu finden.
Dass die Lage des Ortes eine schöne und angenehme ist, braucht wohl nicht noch erwähnt zu werden, wer die Gebirgskette, welche von Löbau bis Königsbrück an der Südseite von Bautzen sich hinzieht, genauer kennt und bereist hat.
Die Berge bei Klein-Dehsa gehören zu den erheblichsten nebst dem Frageberg und dem Schwarzenberg.
[227]
2 Stunden südlich von der Stadt Bautzen, 15/8 Stunden von Neusalza nächst an Nieder-Cunewalde, rechts von der Spree gelegen, wohl zu unterscheiden von dem 2 Stunden von Seidenberg gelegenen Weigsdorf, was einst zur Herrschaft Friedland und sonach dem Grafen Waldstein (Wallenstein) gehörte.
Unser Weigsdorf, wozu bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation die Dörfer Köblitz und Schönberg, früher Schömbergk genannt, gehörten, hat als seine ersten Besitzer George und Peter von Kopporitz gehabt. Des Letzteren Lehnbrief ist um 1320 in Budissin ausgestellt worden.
Derselbe kaufte von Peter von Gristaw auf Krostau, das Dorf Köblitz zu Weigsdorf hinzu, im Jahre 1547, und der diesfallsige Lehnbrief ist ausgestellt vom Herren „von der Dawb of Leippe des Königreichs Bohemen oberstem Landhofmeister und zu Markgrafthumb Oberlausiz Landtvogt. Darin ist Köblitz, Kobelitz genannt, und im Kauf „Kosell“ mit eingeschlossen, sampt einer starken Wiese und der Fischerei zu Kobeliz.“ Jetzt folgte Hanns von Nostitz, diesem sein Sohn Hanns Nicolaus auf Ober-Cunewalde, welcher 1613 den 11. Juni Weigsdorf mit Köblitz an seinen Bruder Christoph Nicolaus auf Nieder-Cunewalde verkaufte.
Von ihm wiederum ging Weigsdorf mit Köblitz 1621 über auf Felix von Rüdinger.
Dieser kaufte das dem Domstift St. Petri zu Budissin gehörende Schönberg, damals Schömbergh genannt, 1622 für 3180 Meissner Gulden hinzu.
Der Domstiftssyndicus, der diesen Handel vor dem „Oberamte“ betrieb, war der Ehrveste Gelerte Adamus Thomas a Langenhardt, und der im Jahr 1624 den 23. März abgefasste Lehnsbrief ist von dem Landeshauptmann und Oberamtsverwalter Adolph von Gersdorf im Namen des Landvogts Carl Annibal, Burggrafen zu Dohna ausgestellt. Von seinem Vater Felix von Rüdinger erbte Weigsdorf, Köblitz und Schönberg Daniel von Rüdinger 1650, von diesem dessen Sohn Hans Ernst 1676, von diesem wieder dessen Sohn John Carl 1704, gestorben 1757 den 29. December im 75. Lebensjahre. Im Jahre 1758 trat dessen Schwester in den Erbbesitz, Frau Eleonore Amalia Tugendreich von Oberland geb. von Rüdinger, welche 1792 den 12. Juli aus diesem Leben schied. Von dieser seiner Grossmutter erbte Weigsdorf mit Zubehör der durch seine Stiftungen unvergesslich gewordene königlich sächsische Hauptmann Carl Gottlob Ferdinand von Nostitz und Rothenburg.
Derselbe starb 1837 am 13. December im 70. Jahre seines Alters. Aber sein Andenken wird durch seine vielen und grossen Stiftungen ewig fortleben. Zum Universalerben seines grossen Vermögens setzte er das Budissiner Landschullehrer-Seminar ein; 3400 Thlr. bestimmte er als Fonds einer Armenkasse für seine 3 Dörfer, von deren Zinsen, [228] 5. vom 100, von Jahr zu Jahr die alten gebrechlichen und kranken Armen mit Nahrung und Arznei, und die bedürftige Schuljugend mit Kleidung, Schulbüchern und Schulgelde reichlich versorgt werden muss, und in welche nach der Stiftungsurkunde die an die Stelle des frühern Losgeldes, Theilschillings u. s. w. getretene Erbunterthänigkeitsrente und andere Beiträge, wie die Strafgelder fliessen sollten, unter der ausdrücklichen Bedingung, dass von der jährlichen Einnahme immer 50 Thlr. zum Capital geschlagen werden; 2000 Thlr. zu einem Armenhause für dieselben 3 Dörfer; 400 Thlr. wovon die Richter und Gerichtsschöppen von Weigsdorf, Köblitz und Schönberg die Zinsen als Besoldungsbeitrag empfangen; 200 Thlr. deren jährliche Zinsen zu Schulprämien für fleissige, die Kirche und Schule besuchende Kinder ohne Unterschied der Jurisdiction verwendet werden müssen; sowie 1000 Thlr. zur Fundirung eines zweiten geistlichen Amtes in Cunewalde.
Weigsdorf mit Köblitz und Schönberg aber ging auf Sr. Excellenz dem Herrn Staatsminister und General-Lieutenant Gustav von Nostitz-Wallwitz auf Schweikershayn über, welcher es dermalen noch besitzt.
Das herrschaftliche Wohnhaus ist ein schönes elegant eingerichtetes Gebäude, woran schöngebaute Wirthschafts- und Oeconomieräume stossen; auch ein freundlicher grosser Garten befindet sich beim Gute, ausserdem ist das Areal des Guts an Feldern und Wiesen nicht unbedeutend, und der Boden nicht schlecht zu nennen, theilweise sogar als gut zu bezeichnen.
In Köblitz war von jeher ein Vorwerk, welches zu Weigsdorf gehörte, aber bisweilen fälschlich selbst für ein Rittergut ausgegeben worden ist.
Was die ganze Gegend von Weigsdorf, Köblitz u. s. w. anlangt, so muss man entzückt von dem Anblick unwillkührlich sich hingezogen fühlen an diese einzelnen Orte, denn die Gegend ist wahrhaft schön, und an sie und ihre Berge reihen sich eine Menge Volkssagen.
Der Frageberg mit seinen fast zahllosen Klippen, die aus Granitblöcken wie von Menschenhänden aufgeschichtet dastehen, führt uns zurück auf den Gottesdienst der alten Sorben. Unter Einer der Klippen gab es einen breiten und regelmässigen Durchgang, und eine andere zeigt, dass sie einst hohl gewesen, dann aber mit Gestein erfüllt worden sei.
Beide dienten ohne Zweifel den Orakel ertheilenden Priestern der Schiwa oder Ziwa (welche Gottheit der Isis, Ceres und Venus zugleich entsprach) zu ihren Gaukeleien; noch sieht man die Oeffnung, durch welche das Orakel, nachdem ein Priester in die Klippe gekrochen, hervortönen konnte.
Diese künstliche Höhle heisst die Teufelshöhle, und eine andere nahe Klippe der Teufelsaltar. Auf einer 3. platten Klippe sollen auch Kinder geopfert worden sein, und auf einer 4. die Statue des Czernebogs gestanden haben.
Weigsdorf hatte mit Köblitz und Schönberg zu Ende des vorigen Jahrhunderts 93 Wirthe, jetzt hat Weigsdorf 64 Häuser, Köblitz 46, und Schönberg 71 mit 400 Bewohnern, die zum Gerichtsamt Neusalza gehören.
1 Meile südlich von Löbau am Löbauer Wasser, im Thale von Bergen eingeschlossen gelegen. Unter diesen Bergen ist gegen Morgen der Hutberg, gegen Mittag der sogenannte Wunderlichsberg, gegen Abend der Fraumutterbusch und gegen Mitternacht der Kuhberg bemerkenswerth.
Die Namensentstehung und Ableitung Dürrhennersdorf ist nicht zu ermitteln, wenn man nicht annehmen will, dass man es zur Unterscheidung von Grosshennersdorf so genannt hat und so viel bezeichnen wollte, als Kleinhennersdorf.
Dürrhennersdorf hat ein Rittergut, welches lange Zeit nur aus Wirthschaftsgebäuden und Brennerei, ohne herrschaftliche Wohngebäude bestand, erst in neuerer Zeit ist ein solches Gebäude entstanden, welches ein nicht uninteressantes Bild gewährt.
Die früheren Besitzer haben sich nie hier aufgehalten.
Die Herren von Gersdorf, die uns zuerst als bekannte Besitzer genannt werden, lebten in Baruth. Drei Brüder, Christoph Kaspar und Rudolph besassen es bis 1619. Dann kam das Gut an Christoph von Luttitz, welcher es von 1619 bis 1628 besass, dem Wolf Abraham von Luttitz von 1628 bis 1637 folgte, um es seiner Wittwe Frau Katharina von Luttitz geb. von Rechenberg zu hinterlassen.
Von 1638 bis 1640 stand es unter der Vormundschaft des Benno von Luttitz auf Rossewitz und Jössnitz.
Im Jahre 1646 überkam den Besitz des Gutes Hanns von Luttitz auf Luga, dann die verwittwete Wolf Abraham von Luttitz geb. von Ostenhaus, Frau Sophie Helene, und endlich 1674 Johann Adolph von Luttitz. Im Jahre 1711 wurde Herr Adolph Magnus von Hayn Erb-, Lehn- und Gerichtsherr von Dürrhennersdorf.
Von 1712 bis 1714 stand das Gut unter Vormundschaft, worauf dasselbe von Graf Carl Heinrich von Hayn übernommen wurde.
Nach dessen Ableben 1736 wurden dessen Güter von dem damaligen Kurfürsten von Sachsen und König von Pohlen confiscirt und Graf von Rödern erhielt die Verwaltung.
Im Jahre 1768 ward Peter August von Schönberg, königl. sächs. Hausmarschall, Besitzer von Dürrhennersdorf.
Ihm succedirte in dem Besitze dessen Tochter, Frau Auguste Charlotte, Gräfin von Lynar, nach deren Tode von Kielmannsegge.
Im Jahre 1830 kauften das Gut Friedrich von Göttlich auf Strahwalde und Christian Friedrich Jeremias aus Ebersbach gemeinschaftlich, welche es auch gemeinschaftlich besessen haben, bis es des Letzteren Herr Sohn Carl Gottfried Jeremias allein übernommen hat, der jetzt solches noch besitzt.
Das Gut selbst wird rationell bewirthschaftet und ist dadurch der von der Oeconomie zu gewinnende Ertrag bedeutend vergrössert worden, wogegen freilich früher Felder und Wiesen sich nicht in den besten Zustande befanden. Die Viehzucht gewährt noch ausserdem eine besondere Rente für den Besitzer.
[230] Dürrhennersdorf bestand eigentlich aus 2 Rittergütern, in früherer Zeit. Durch die Vereinigung in Verbindung mit der guten Bewirthschaftung ist der Werth des Gutes in neuerer Zeit sehr erhöht worden.
Das sogenannte Neuschönberg, welches aus einigen 50 Häusern besteht, und seinen Namen von dem Gründer und Besitzer, des ehemaligen Grundeigenthümers, Grafen von Schönberg führt, ist eigentlich auf den Grund und Boden des oberen Rittergutes von den Jahren 1768 an erbaut worden.
Ueber die dasige Kirche und Schule übt die Ortsherrschaft das Collaturrecht aus.
Die Kirche selbst musste nach und nach wegen Mangel an Raum erweitert werden. Ihre Decoration im Innern deutet auf ein hohes Alter. Ausserdem enthält sie nichts bemerkenswerthes. Die Pfarrwohnung ist in baulichen Zustande: Sie wurde im Jahre 1690 neu erbaut, war früher ein Bauergut und wurde von einer der Herrschaften als Pfarrwiedemuth an die Kirche verschenkt.
Die Pfarrgebäude bilden einen regelmassigen Hof, hart rechts der Kirche befindet sich der Kretzscham und neben demselben die Schule, in welcher 150 Kinder Unterricht erhalten, während die Schule von Neuschönberg von 60 Kindern besucht wird.
Der Hutberg bietet eine der schönsten Aussichten dar, und wird blos durch die böhmischen Gebirge und das schlesische Riesengebirge nach Mittag und Morgen zu eingeschränkt.
Auf der Kuppe des Hutbergs liess im Jahre 1790 der damals in hiesiger Gegend ansässige Holländer Benting einen Pavillon mit einer freien und mit Bänken versehenen Gallerie erbauen. Auf der östlichen Seite dieses Berges wird der Basalt zu Bau- und Pflastersteinen gebrochen.
Dieser Hutberg darf nicht mit dem 7/8 Stunden östlich von Bernstadt in der sächsischen Oberlausitz an der Strasse, von da nach Görlitz und Lauban steil ansteigenden sogenannten Hutberg verwechselt werden.
Diesen Berg soll 1228 Bernhardt von Biberstein besessen haben, von dessen Namen man die Namen von Bernstadt; Altbernstadt und Bertsdorf ableitet; ja einige wollen sogar behaupten, dass hier die Burg Duba stand (zu deutsch: Eiche), von welcher der Name Eigenscher Kreis oder auf dem Eigen herstammt.
Man erzählt auch, dass nach dem Tode Johann des II. von Biberstein (1322) der Eigen, im Allgemeinen an Friedrich von Biberstein, seinen Bruder hingegen, der Hutberg mit Zubehör als ein Allodium, an Johann Janke, und Johanns des I. Schwägerin, die Aebtissin zu Marienstern gefallen sei.
Noch andere Hutberge kommen bei Oderwitz und Grossschönau vor.
Unser Hutberg ist der, welcher in gewisser Beziehung zu Herrnhut steht und daher gut von den übrigen zu unterscheiden.
Die Einwohnerzahl ist in neuerer Zeit immer und immer gewachsen. Im Jahre 1815 war der Ort mit 28 Rauchen belegt, hatte 150 Häuser, in welchen über 600 Einwohner lebten; jetzt hat das Dorf 300 Häuser mit 1000 Seelen, welche dem Gerichtsamte Neusalza angehören.
Neben dem Ackerbau leben die Bewohner hier ebenfalls von Spinnerei und dem Leinwandweben.
Welethin, Wiltin, Wilten auch genannt, liegt unter 32 Gr. 3 Min. der Länge und unter 51 Gr. 6 Min. der Breite, 25/8 Stunden von Bautzen und zwar in südsüdwestlicher Richtung, 31/2 Stunden östlich von Bischofswerda, 51/2 Stunden von Stolpen, 15/8 Stunden von der böhmischen Grenze und dicht an der Oberlausitz.
Der Ort erstreckt sich ziemlich lang nach Osten am Butterwasser hinunter, das in Tautewalde entspringt und bei Rodewitz, nach 13/4stündigen ostwarts gerichtetem Laufe die Spree erreicht, auch hier 2 Mahlmühlen, eine Bretmühle und eine Papiermühle treibt.
Durch das Dorf führt eine Strasse von Bischofswerda nach Neusalza.
Der Ort selbst ist sehr alten Ursprungs und kommt in den Urkunden schon 1228 vor. Nach Vertreibung und Unterjochung der Sorben kam Wilthen an die Bischöfe von Meissen. Später waren in Wilthen 2 Rittergüter, welche 1460 den Gebrüdern Walther, Christoph und Caspar von Haugwitz gehörten; sie übten Jagd und Fischerei, auch hatten sie das Collaturrecht über Pfarre und Schule, und beim Barbara-Altare. Noch im Jahre 1600 war Wilthen denen von Haugwitz. Dann bis 1681 war der Graf Dietrich Reinhardt von Taube auf Neukirchen, Frankenthal u. s. w., Geheimerath und Obersteuer-Director damit beliehen.
Im Jahre 1712 finden wir die Geheimeräthin Baronesse von Miltitz als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrin hier, die Tochter des Obersteuerdirector Graf von Taube, und 1752 gehörte es Herrn Adam Friedrich von Braun. Dann kam es an die Richtersche Familie. Herr Johann Friedrich Richter besass dasselbe noch 1833 und von ihm acquirirte das Gut das Domstift St. Petri zu Bautzen.
Jetzt aber ist ein gewisser Herr Klemm damit beliehen. Das altschriftsässige Rittergut wurde mit einem halben Ritterpferd verdient.
Das Gut hat schlossartige Wohngebäude mit guten Oeconomieräumen.
Das Areal an Feldern und Wiesen ist nicht unbedeutend, und der Qualität nach der mittlern Bodenclasse angehörend.
Dazu gehört auch ein grosser Theil vom Wilthener Wald.
Eine grosse Schäferei ist ebenfalls mit dem Gute verbunden.
Seit den frühesten Zeiten gehörte zum Rittergute als ein besonderes Lehen, das Dorf Jägersdorf, worüber 1559 noch das bischöfliche Amt die Obergerichte besass, wie über Wilthen selbst.
In alten Zeiten hatte der dasige Pfarrer die niedere Gerichtsbarkeit über einen Theil des Dorfes, die er aber 1730 für immer an den Gerichtsherrn abtrat, Zinsen und Dienste ausgeschlossen: dafür erhielt der Pfarrer von der Herrschaft jährlich 10 Meissner Gulden.
Bis auf die neueste Zeit übte der Pfarrer über einige Güter die Lehn aus, wofür ihm gewisse Dienste geleistet wurden.
[232] Zur dasigen Kirche sind die Orte Jägersdorf, Sora und Tautewalde gepfarrt, und die Inspection steht dem Ephorus von Bischofswerda zu.
Im Jahre 1719 sollten dazu auch Schwarznauslitz, Obergurkau, Kirschau und Kleinpostwitz gepfarrt werden; doch wurde es vom Budissiner Dechant verhindert. Der Gottesdienst wird, nach dem deshalb 1701 errichtetem Recess, in deutscher und wendischer Sprache gehalten.
Das mit eingepfarrte Dorf Tautewalde, wohl im Gegensatze des nahen Mönchswalde so genannt, kaufte sich im Jahre 1629 von seinem Privatbesitzer, einem Hanns Nebur von Metzenhofen, mit Frohnen-Diensten, Lehn, Zinsen, Erbgerichten, Jagd und Fischerei um 2300 Fl. frei, und hatte sich mit Erbgerichten freiwillig dem Amte Stolpen unterworfen; die Obergerichte standen diesem schon vorher zu und gehörten früher den Meisnischen Bischöfen, unter welchen die von Hangwitz die Erbgerichte übten.
Schon ums Jahr 1450 besass Peter von Hangwitz oder Hugewitz Tautewalde mit 981/2 Zins einigen Teichen, dem halben Walde u. s. w., und 1559 wurden seine Nachkommen vom Kurfürst August ebenfalls damit beliehen. Tautewalde ist es auf alle Fälle nach einem Tute (Taute, Tude) benannt, und der Ort selbst liegt unmittelbar am nördlichen Fusse des weit sichtbaren Dahrener Berges, an welchen sich westlich die Wildener Waldung anlehnt.
Wilthen ist eigentlich ein Marktflecken. Denn es werden hier jährlich 2 Jahrmärkte abgehalten, der eine fällt Montags vor Petri Pauli, und der andere den 30. September.
Im Orte befindet sich ein Gasthof an der Strasse von Budissin, nach Heinsbach und Nixdorf in Böhmen.
Ueberhaupt besitzt der Ort mit Jägersdorf 201/2 Hufen in 150 Häusern, worinnen 700 Einwohner leben, die im Gerichtsamte Schirgiswalde Recht leiden.
Die Ortsbewohner nähren sich theilweise von Ackerbau und der Viehzucht, der Hauptnahrungszweig besteht aber in Leinwandweben, vorzüglich wird hier die Pfocken- und Packleinwand geliefert.
Auch viel Garne werden hier gefertigt.
Auch Jägersdorf, welches ursprünglich Erichsdorf hiess, hat Weber und andere Handwerker. Jägersdorf raint mit Arnsdorf und Tautewalde.
Die ganze Gegend ist reizend und anmuthig.
Der nach Wilthen mit eingepfarrte Ort Sora oder Sorau heisst auch Sörchen, und gehörte amtssässig zum Rittergute Obergurkau.
Im Jahre 1540 hatte Maria Weisse in Sörigen oder Söhrigen gewisse Zinsen als Meissnisches Stiftslehn.
Der Ort selbst liegt am nordwestlichen Ende der Wilthener Berge.
Diejenigen sind im Irrthume, welche angeben, das Söhrigen zur Gödauer Kirche sich halte.
Woher der Name stammt, ist nicht recht zu ermitteln, ebenso wenig die ursprüngliche Bedeutung vom Dorfe Wilthen.
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