Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Wilthen

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Titel: Wilthen
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seite 231–232
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Wilten
Wilten
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Wilthen


Welethin, Wiltin, Wilten auch genannt, liegt unter 32 Gr. 3 Min. der Länge und unter 51 Gr. 6 Min. der Breite, 25/8 Stunden von Bautzen und zwar in südsüdwestlicher Richtung, 31/2 Stunden östlich von Bischofswerda, 51/2 Stunden von Stolpen, 15/8 Stunden von der böhmischen Grenze und dicht an der Oberlausitz.

Der Ort erstreckt sich ziemlich lang nach Osten am Butterwasser hinunter, das in Tautewalde entspringt und bei Rodewitz, nach 13/4stündigen ostwarts gerichtetem Laufe die Spree erreicht, auch hier 2 Mahlmühlen, eine Bretmühle und eine Papiermühle treibt.

Durch das Dorf führt eine Strasse von Bischofswerda nach Neusalza.

Der Ort selbst ist sehr alten Ursprungs und kommt in den Urkunden schon 1228 vor. Nach Vertreibung und Unterjochung der Sorben kam Wilthen an die Bischöfe von Meissen. Später waren in Wilthen 2 Rittergüter, welche 1460 den Gebrüdern Walther, Christoph und Caspar von Haugwitz gehörten; sie übten Jagd und Fischerei, auch hatten sie das Collaturrecht über Pfarre und Schule, und beim Barbara-Altare. Noch im Jahre 1600 war Wilthen denen von Haugwitz. Dann bis 1681 war der Graf Dietrich Reinhardt von Taube auf Neukirchen, Frankenthal u. s. w., Geheimerath und Obersteuer-Director damit beliehen.

Im Jahre 1712 finden wir die Geheimeräthin Baronesse von Miltitz als Erb-, Lehn- und Gerichtsherrin hier, die Tochter des Obersteuerdirector Graf von Taube, und 1752 gehörte es Herrn Adam Friedrich von Braun. Dann kam es an die Richtersche Familie. Herr Johann Friedrich Richter besass dasselbe noch 1833 und von ihm acquirirte das Gut das Domstift St. Petri zu Bautzen.

Jetzt aber ist ein gewisser Herr Klemm damit beliehen. Das altschriftsässige Rittergut wurde mit einem halben Ritterpferd verdient.

Das Gut hat schlossartige Wohngebäude mit guten Oeconomieräumen.

Das Areal an Feldern und Wiesen ist nicht unbedeutend, und der Qualität nach der mittlern Bodenclasse angehörend.

Dazu gehört auch ein grosser Theil vom Wilthener Wald.

Eine grosse Schäferei ist ebenfalls mit dem Gute verbunden.

Seit den frühesten Zeiten gehörte zum Rittergute als ein besonderes Lehen, das Dorf Jägersdorf, worüber 1559 noch das bischöfliche Amt die Obergerichte besass, wie über Wilthen selbst.

In alten Zeiten hatte der dasige Pfarrer die niedere Gerichtsbarkeit über einen Theil des Dorfes, die er aber 1730 für immer an den Gerichtsherrn abtrat, Zinsen und Dienste ausgeschlossen: dafür erhielt der Pfarrer von der Herrschaft jährlich 10 Meissner Gulden.

Bis auf die neueste Zeit übte der Pfarrer über einige Güter die Lehn aus, wofür ihm gewisse Dienste geleistet wurden.

[232] Zur dasigen Kirche sind die Orte Jägersdorf, Sora und Tautewalde gepfarrt, und die Inspection steht dem Ephorus von Bischofswerda zu.

Im Jahre 1719 sollten dazu auch Schwarznauslitz, Obergurkau, Kirschau und Kleinpostwitz gepfarrt werden; doch wurde es vom Budissiner Dechant verhindert. Der Gottesdienst wird, nach dem deshalb 1701 errichtetem Recess, in deutscher und wendischer Sprache gehalten.

Das mit eingepfarrte Dorf Tautewalde, wohl im Gegensatze des nahen Mönchswalde so genannt, kaufte sich im Jahre 1629 von seinem Privatbesitzer, einem Hanns Nebur von Metzenhofen, mit Frohnen-Diensten, Lehn, Zinsen, Erbgerichten, Jagd und Fischerei um 2300 Fl. frei, und hatte sich mit Erbgerichten freiwillig dem Amte Stolpen unterworfen; die Obergerichte standen diesem schon vorher zu und gehörten früher den Meisnischen Bischöfen, unter welchen die von Hangwitz die Erbgerichte übten.

Schon ums Jahr 1450 besass Peter von Hangwitz oder Hugewitz Tautewalde mit 981/2 Zins einigen Teichen, dem halben Walde u. s. w., und 1559 wurden seine Nachkommen vom Kurfürst August ebenfalls damit beliehen. Tautewalde ist es auf alle Fälle nach einem Tute (Taute, Tude) benannt, und der Ort selbst liegt unmittelbar am nördlichen Fusse des weit sichtbaren Dahrener Berges, an welchen sich westlich die Wildener Waldung anlehnt.

Wilthen ist eigentlich ein Marktflecken. Denn es werden hier jährlich 2 Jahrmärkte abgehalten, der eine fällt Montags vor Petri Pauli, und der andere den 30. September.

Im Orte befindet sich ein Gasthof an der Strasse von Budissin, nach Heinsbach und Nixdorf in Böhmen.

Ueberhaupt besitzt der Ort mit Jägersdorf 201/2 Hufen in 150 Häusern, worinnen 700 Einwohner leben, die im Gerichtsamte Schirgiswalde Recht leiden.

Die Ortsbewohner nähren sich theilweise von Ackerbau und der Viehzucht, der Hauptnahrungszweig besteht aber in Leinwandweben, vorzüglich wird hier die Pfocken- und Packleinwand geliefert.

Auch viel Garne werden hier gefertigt.

Auch Jägersdorf, welches ursprünglich Erichsdorf hiess, hat Weber und andere Handwerker. Jägersdorf raint mit Arnsdorf und Tautewalde.

Die ganze Gegend ist reizend und anmuthig.

Der nach Wilthen mit eingepfarrte Ort Sora oder Sorau heisst auch Sörchen, und gehörte amtssässig zum Rittergute Obergurkau.

Im Jahre 1540 hatte Maria Weisse in Sörigen oder Söhrigen gewisse Zinsen als Meissnisches Stiftslehn.

Der Ort selbst liegt am nordwestlichen Ende der Wilthener Berge.

Diejenigen sind im Irrthume, welche angeben, das Söhrigen zur Gödauer Kirche sich halte.

Woher der Name stammt, ist nicht recht zu ermitteln, ebenso wenig die ursprüngliche Bedeutung vom Dorfe Wilthen.