Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section/H10

Heft 9 des Lausitzer Kreises Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen von Gustav Adolf Poenicke
Heft 10 der Section Markgrafenthum Oberlausitz
Heft 11 des Lausitzer Kreises
Die Beschreibungen sind auch als Einzeltexte verfügbar unter:
  1. Crostau
  2. Neukirch
  3. Piskowitz
  4. Techritz


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Crostau.


Crostau liegt zwei und eine halbe Stunde von Budissin und funfzehn Minuten von Schirgiswalde am rechten Ufer der Spree und wird in Ober- und Niedercrostau eingetheilt, bildet jedoch nur eine Gemeinde. Die Einwohnerschaft, aus etwa vierhundert Köpfen bestehend, wohnt in zweiundneunzig Feuerstätten, nämlich einem Grossbauergute, zwei Halbhüfnergütern, vier Grossgärtnernahrungen, zwei Halbgrossgärtnernahrungen, elf Kleingartennahrungen, zwei Halbkleingartennahrungen und siebzig Häusern, und beschäftigt sich mit Leinwandbleichen, Spinnerei, Weberei und Landbau, namentlich aber wegen der sehr günstigen Lage Crostaus mit Obstbaumzucht. In guten Jahren werden hier tausende von Scheffeln trefflicher Aepfel und Birnen erbaut und da diese Früchte grösstentheils von sehr veredelten Bäumen gewonnen sind, ist die Baumzucht sehr lohnend. – Im Jahre 1666 bestand Crostau aus nur sechsundzwanzig Feuerstätten, seit jener Zeit aber hat der Ort an Wohlstand und Anbau sich ungemein gehoben. – Reizend ist dabei die Gegend, welche Crostau umgiebt. Von dem nahen Callenberge überblickt man den ganzen Landstrich vor und weit hinter Budissin, welche Stadt so vollständig übersehen werden kann, dass man sogar einen Blick auf deren Marktplatz geniesst. In westlicher Richtung sieht man Wilthen mit seinen fruchtbaren Fluren und den reizenden Hochwald bei Neukirch. Südlich umschliesst ein herrliches Thal den böhmischen Flecken Schirgiswalde und weiter hinaus Sohland an der Spree. Oestlich zeigt sich Crostau und dahinter erhebt sein ehrwürdiges Haupt der Beiersdorfer Berg, während seitwärts Cunnewalde und die Bergkette vom Thronberge bis Lawalde erscheint. Inmitten dieser unbeschreiblich schönen Landschaft thürmt sich der alte, heilige Zschernebog mit seinen halbverwitterten tausendjährigen Opfersteinen empor. Köstliche Aussichten gewährt auch der Kälberstein, auf dem man mittelst eines guten Fernglases nicht nur die ganze Stadt Bautzen übersehen kann, sondern auch weithin bis in die Gegend von Berlin zu schauen vermag, und ebenso besuchenswerth ist der zu Crostau gehörige Pickauer Berg, von wo man nicht nur ein überraschendes Panorama der südlichen und östlichen Umgegend bis Herrnhut, sondern auch die Tafelfichte, den Jeschken, die Lausche und eine grosse Anzahl Böhmischer Berge vor sich hat.

Ueber die Entstehung Crostaus erzählt die Volkssage von einem Raubschlosse, das in grauer Vorzeit auf einem Hügel in Niedercrostau gestanden habe und der Schrecken des ganzen Gaues gewesen sei. Die Raubritter auf der Burg Crostau standen mit den Schnapphähnen des kaum eine Viertelstunde entlegenen Schlosses Kirschau in naher Verbindung und plagten mit deren Hülfe das Land auf die gräulichste Art. Noch jetzt zeigen einige Ruinen des Raubnestes Kirschau von dessen vormaliger Festigkeit, denn man konnte nur auf einem höchst gefährlichen Wege in dessen Mauern gelangen, so dass es durch seine Lage auf einem steilen Hügel, sowie durch schroffe Felsen, zu einer Zeit, wo die Artillerie noch sehr unausgebildet war, einem starken [74] Belagerungsheere den erfolgreichsten Widerstand leisten konnte. Lange hatten die Räuber die ganze Nachbarschaft in Furcht und Schrecken erhalten, da entschlossen sich die Bürger der immer mächtiger werdenden Stadt Zittau, die verschiedenen nahen Raubschlösser zu vernichten, bei welchem Vorhaben Kaiser Karl IV. ihnen mit Truppen und Belagerungsgeräth hülfreich beistand. Zwischen den Jahren 1351 und 1359 umzingelten die Bürger Zittaus mit Hülfe anderer bewaffneten Sechsstädter die Burgen Crostau und Kirschau, die auch nach kühnem Widerstande endlich erstürmt wurden, wodurch der Wohlstand des Landmanns einen neuen Aufschwung erhielt, denn die Sechsstädte zertrümmerten ein Raubnest nach dem anderen und deren Bewohner fielen unter den Schwertern der Sieger oder endeten unter den Händen des Henkers oder im Gefängniss. – Als die Burgen zu Crostau und Kirschau vernichtet waren mögen sich neben den wenigen Häusern am Schlossberge friedliche Landleute angesiedelt haben, so dass endlich ein hübsches Dorf entstand, das sogar später zum Marktflecken erhoben wurde. Wo jetzt das Schloss zu Crostau steht befand sich früher der Marktplatz; die Märkte aber sind nach Gaussig verlegt worden.

Das Rittergut zu Crostau, welches an Feld und Waldungen circa dreihundertundachtzig Acker enthält, hat ein schönes herrschaftliches Schloss mit einem Hauptflügel und zwei Seitenflügeln, in deren einem früher eine vom Grafen Watzdorf gesammelte Bibliothek aufgestellt war. Das Schloss ist in neuerer Zeit sehr freundlich umgestaltet worden, indem man die alten Nebengebäude abbrach und dafür Gärten anlegte, und wird von verschiedenen durch die Lage ganz besonders begünstigten Anlagen eingeschlossen, worin sich vor Allem zwei ungeheure Linden auszeichnen, von denen eine dreizehn Ellen im Umfange misst. Die uralten Bäume stehen noch in voller Kraft, und während vor wenigen Jahren ein furchtbarer Orkan die stärksten Bäume entwurzelte, behaupteten die beiden Linden ihren Platz. Ebenso befinden sich im Park zwei Taxusbäume von seltenem Umfang, sowie zwei Fontainen, von denen eine zehn die andere zweiundzwanzig Ellen steigt. Die grössere dieser Fontainen kam im Winter von 1854 zu 1855 in nicht geringen Ruf und wurde von weit und breit besucht, indem man sie bei grosser Kälte hatte springen und gefrieren lassen, wodurch eine zauberhaft schöne Eispyramide entstanden war, aus der das Wasser noch immer in tausend kleinen Strahlen hervorsprudelte. Der einstens so weit und breit berühmte Park hat viel von seiner früheren Schönheit eingebüsst. Der sonstige Lust- und Ziergarten hat sich in einen Obst- und Grasgarten verwandelt, das Gewächshaus ist eingegangen und ein grosser herrschaftlicher Garten, der früher elfhundert Obstbäume enthielt, wird zur Wiedemuth benutzt. Die hiesige Rittergutsbrauerei hat einen alten Ruf.

Die Geschichte hat die Namen der streitlustigen Ritter, welche einst auf dem Raubschlosse Crostau hausten, nicht aufbewahrt, der erste uns bekannt gewordene Besitzer war David von Metzrad, dem das Rittergut 1592 gehörte, worauf Hans Christoph von Rechenberg, mit Elisabeth von Schönfeld vermählt, 1594 vorkommt. Dieser Herr hat für Crostau ausserordentlich viel gethan, indem er um das Jahr 1596 hier eine neue Kirche baute (Crostau war vorher nach Schirgiswalde eingepfarrt) und somit eine neue Parochie gründete, drei Glocken hineinschenkte und Pfarre nebst Schule durch Grundbesitz dotirte. Die Kirche war ursprünglich katholisch und wurde auf Bitten Hans Christophs von Rechenberg mit Kaiser Rudolph II. Zustimmung in eine protestantische verwandelt. Von den Kindern dieses Herrn von Rechenberg starb Johannes Asmus 1597 und Johann Carl 1598; beide wurden in der Kirchengruft beigesetzt, in deren Nähe ihre steinernen Denkmäler noch jetzt vorhanden sind. Nach dieses Besitzers von Crostau Tode, der um das Jahr 1604 erfolgt sein muss, gehörte das Gut Ernst von Rechenberg, Kaiser Rudolphs II. Rath, Landeshauptmann und Amtsverwalter im Markgrafenthum Oberlausitz, mit einem Fräulein von Gersdorf aus dem Hause Rengersdorf vermählt. Sein Sohn, Rudolf von Rechenberg, vermählte sich mit Barbara von Ponickau und starb als Landesältester der Oberlausitz und Herr auf Crostau, Kleinbautzen, Sohland, Rhodowitz, Oppach und Prietitz. Nach ihm besass Crostau und Kleinbautzen einer seiner Söhne, Hans Ernst von Rechenberg, dessen erste Gemahlin Barbara von Ponickau aus dem Hause Elstra war, nach deren Tode er Cunigunden von Uechtritz aus dem Hause Steinkirchen heimführte, die Wittwe Hansens von Metzradt auf Taubenheim. Er starb als Landesbestallter im Jahre 1648 und wurde in der hiesigen Erbgruft beigesetzt. Von ihm wurden die Einkünfte des Crostauer Pfarrers verbessert, indem er einige Scheffel Feld und Wiesen zum Pfarrgute schlug, während seine zweite Gemahlin die Kirche mit neuer Kanzel- und Altarbekleidung ausstattete. Die beiden Söhne Hans Ernsts von Rechenberg, Hans Rudolf und Hans Ernst, konnten nicht verhindern, dass des Vaters Gut bald nach seinem Hinscheiden sub hasta veräussert wurde, und so kam Crostau in Besitz des Schwedischen Obristleutnants Heinrich von Seidlitz, vermählt mit Sabine von Gersdorf aus dem Hause Gröditz. Er liess auf eigne Kosten die Crostauer Kirche erweitern, baute an der Stelle des bis dahin vom Pfarrer bewohnten Bauernhauses eine neue Pfarrwohnung und vermehrte die Einnahme des Pastors alljährlich um zwölf Thaler; seine Gattin aber schenkte der Kirche einen silbernen stark vergoldeten Kelch und eine silberne Oblatenschachtel, die noch jetzt im Gebrauche sind. Als der Obristleutnant von Seidlitz 1670 zu Rhodowitz mit Tode abging übernahm das Gut sein Schwager, Christian Wilhelm von Watzdorf, churfürstlich Sächsischer Kammerjunker, Amtshauptmann der Herrschaft Hoyerswerda und Oberlandfischmeister durch ganz Sachsen. Er hatte sich mit Eva Catharina von Seidlitz, der Schwester des vorigen Besitzers, vermählt, die schon bei Lebzeiten ihres Bruders Mitbelehnte von Crostau war, und starb 1690 auf dem Schlosse zu Hoyerswerda. Auch dieser Gutsherr hat viel für die Kirche zu Crostau gethan, denn er vollendete die Pfarrwohnung, liess die Kirche renoviren und erweitern, den Thurm erhöhen und mit neuer Fahne und neuem Knopfe versehen, sowie ein neues Orgelwerk bauen, wozu er ein Legat von hundert Thalern (dem seine Gemahlin später ebenfalls hundert Thaler beifügte) auf das Rittergut anwies, dessen Interessen zu Erhaltung der Orgel und zu Gunsten des Organisten verwendet werden sollten. Von seiner Gemahlin empfing die Kirche einen zweiten silbernen Kelch, ein Oblatenschüsselchen, eine Oblatenschachtel und eine neue Altarbekleidung.

Der nächste Besitzer des Rittergutes Crostau war Christoph Heinrich von Watzdorf, königlich Polnischer und churfürstlich Sächsischer Kammerherr und Kreishauptmann des Leipziger Kreises, später Obersteuer- und Generalaccisdirektor, auch wirklicher Geheimrath, Conferenzminister, Ritter des Polnischen [75] weissen Adlerordens und Dompropst des Stifts St. Petri zu Budissin, der in den Grafenstand erhoben wurde. Seine Gemahlin war Friederike von Bock aus Elsass. Als derselbe im Jahre 1729 zu Dresden mit Tode abging, und in der Kirche zu Ebersbach beerdigt worden war, erbte Crostau sein Sohn Christian Heinrich Reichsgraf von Watzdorf, königlich Polnischer und churfürstlich Sächsischer Kammerherr, Hof- und Justizrath, Dompropst des Budissiner Petristiftes und Domherr der Stifter zu Meissen und Merseburg, der das Unglück hatte bei seinem Landesherrn in Ungnade zu fallen und auf die Festung Königstein gebracht zu werden, wo er auch gestorben ist. Sein Andenken erhält in Crostau die von ihm geschenkte herrliche Silbermannsche Orgel, welche der Graf mit siebzehnhundert Thalern bezahlte, einer für damalige Zeit (1732) sehr bedeutenden Summe. – Die Orgel enthält zwanzig klingende Register und zweiundzwanzig Registerknöpfe. Die Pfeifen bestehen aus dem besten englischen Zinn, doch sind vierundzwanzig derselben gestohlen und durch hölzerne ersetzt worden.

Nach dem Sturze des Grafen Christian Heinrich von Watzdorf wurde Crostau von dem Landesherrn als erledigtes Lehn eingezogen, in ein Kammergut verwandelt und als solches von einem Administrator bewirthschaftet, bis 1755 Graf Carl von Kayserlingk, kaiserlich Russischer Geheimerath, Ritter des Russischen Andreasordens und des Polnischen Weissen Adlerordens, sowie Grossbotschafter am kaiserlichen Hofe zu Wien, Crostau nebst Eulowitz, Bederwitz und Rhodowitz käuflich an sich brachte, welcher jedoch schon 1762 zu Warschau, wo er das wichtige Geschäft, die Polnische Krönungswahl nach dem Sinne seiner Monarchin, der Kaiserin Katharine, zu leiten, glücklich vollendet hatte, mit Tode abging, worauf sein einziger Sohn Heinrich Christian Graf von Kayserlingk in Besitz der väterlichen Güter trat. Derselbe war kaiserl. Russischer Geheimrath, Ritter des Weissen Adlerordens und des Annenordens, vermählt mit einer Gräfin von Dallwitz aus dem Hause Königswartha, und nach deren Tode mit einer Gräfin von Truchsess. Auch die beiden Grafen von Kayserlingk haben Crostau manches Gute zugefügt und namentlich dem Pfarrer viele Wohlthaten erzeigt, indem sie ihm nicht nur bei ihren Besuchen in Crostau beträchtliche Geldgeschenke zustellten, sondern auch das Pfarrfeld um zwei und einen halben Scheffel vermehrten. – Als Graf Heinrich Christian von Kaiserlingk im Jahre 1771 mit Tode abging, kaufte das Rittergut Crostau nebst Pertinentien Rhodowitz, Eulowitz und Bederwitz der Reichsgraf Andreas von Riaucour, churfürstlich Sächsischer Conferenzminister und wirklicher Geheimrath, Gesandter an den churfürstlich Pfalzbaierischen und Trierschen Höfen, Reichsritter und Ritter des königlich Polnischen Weissen Adlerordens, vermählt mit Henriette Freiin von Wreeden. Graf Riaucour schenkte den Crostauer Armen ein Legat und seine Gemahlin ein seidenes Altartuch nebst Kanzelbekleidung. Er starb in München 1794, während die Gräfin bereits im Jahre vorher das Zeitliche gesegnet hatte. Wenige Jahre vor seinem Tode stiftete der Graf Andreas von Riaucour ein Fideicommiss, in dessen Herrschaft seine Tochter, Henriette Louise vermählte Gräfin von Schall, eintrat, deren Gemahl churfürstl. Baierischer Geheimrath und ausserordentlicher Gesandter am Sächsischen Hofe, Ritter des St. Josephsordens, sowie Besitzer der Grafschaft Megen war. Die Gräfin starb am 18. Juni 1831 zu Dresden, ihr Gemahl aber am 15. März 1832 zu Paris, wo er auch beerdigt wurde. Der jetzige Majoratsherr ist Herr Carl Graf von Schall-Riaucour, vermählt mit Frau Amalie Gräfin von Seinsheim, welcher seinen Wohnsitz auf Gaussig hat. Die Fideicommissherrschaft besteht aus den Ortschaften Crostau, Rhodowitz mit Sonneberg, Eulowitz, Bederwitz, Gaussig, Medewitz, Diehmen, Golenz, Drauschkowitz, Malschwitz, Guttau, Brosa, Gleina, Wartha, Putzkau, Tröbigau, Naundorf, Zockau und Günthersdorf.

Wie schon erwähnt, war Crostau früher nach Schirgiswalde eingepfarrt und die hiesige Kirche nur eine kleine herrschaftliche Begräbnisskapelle, in der ein katholischer Priester bisweilen Messe las. Anfänglich bestand die Parochie nur aus Crostau und einigen Häusern zu Bederwitz und Halbendorf, später aber hielten sich auch die Einwohner von Callenberg, Kirschau und Worbis hierher, jedoch immer als freiwillige Gäste. In neueren Zeiten bauten sich mehrere Leute auf dem herrschaftlichen Grund und Boden zu Halbendorf an und es entstand daraus ein Dorf, welches den Namen Carlsberg erhielt. Die Einwohner wandten sich zur Kirche nach Crostau und die Herrschaft zu Halbendorf gab dazu ihre Zustimmung, und zwar um dem Pfarrer eine Entschädigung zu gewähren, der einige Häuslernahrungen zu Halbendorf, welche die Herrschaft eingezogen und zum Rittergute geschlagen hatte, reclamiren konnte. Aber auch diese wollten nicht anders als freiwillig angesehen sein, weshalb mancherlei unerquickliche Missverhältnisse entstanden, die erst 1835 gänzlich beseitigt wurden, indem damals Callenberg, Worbis und Carlsberg förmlich nach Crostau eingepfarrt worden sind. Zum Schlusse bringen wir noch ein originelles Gedicht, welches im Jahre 1794 bei einer Kirchenreparatur im Thurmknopfe gefunden wurde:

Das ganz Europa war mit Kriegesflamm umgeben,
Man sah des Martis Schwerdt an allen Orten schweben,
Es wurde nicht gehört als nur von Streit und Krieg
Da einer niederlag: der andre rufte Sieg.
Der allerchristlichste allso genannte König,
Liess seine Tyranney im römischen Reich nicht wenig
Mit Brennen, Sengen sehn. Er that gross Ungemach
Dass Jedermann ausrief: Angst, Jammer, Weh und Ach!
Ja manche schöne Stadt musst in der Aschen liegen
Und mancher hohe Thurm sich zu der Erden biegen.
Es ward auch nichts geschenkt der Kirch und Gotteshaus:
Rein ab! rein ab! schrie man mit vollem Hals und Graus
Da ward ich neu bedeckt, bekleidt und schön geziert
Herr Christian Wilhelm von Watzdorf war der Schutz
Der Kirche und Patron; durch dessen Müh und Nutz
Ich so gezieret ward. Der Frau Patronin Name
Hies Eva Katharin und vom Geschlecht herkame
Der Seidlitzen. Der Pfarrer mit Namen wird genannt
Jeremias Marchius, aus Camenz wohlbekannt.
Schulmeister war Martin Ulbrich und die Kirchväter:
Einer war Melchior Schneider, ein guter Beter,
Der andere Hans Belanz, ein frommer Biedermann,
Die sinds die mich gebracht wie mich sieht jedermann.
Das ist geschehen nun als man hat gleich geschrieben

[76]

Ein Tausend Hundert Sechs dazu Achtzig und Sieben,
Wie auch noch zwei dazu, und war der Monatstag
Der vierte Julii wie ich Euch solches sag.
Gott lass mich lange stehn! bewahre mich für Schaden
Mich sag ich, und die Kirch, dass wir nicht werden beladen
Mit Feuer, Sturm und Wind. Er lass sein wahres Wort
Darinnen lehren stets hier und an allen Ort.

Die Collatur über Kirche und Schule zu Crostau steht dem Besitzer des Rittergutes zu. Letztere wird von etwa dreihundert Kindern besucht die in drei Hauptclassen vertheilt sind. – Im Jahre 1795 fand man bei Crostau eine Anzahl slavischer Todtenurnen. – Auf dem Schlosse wohnt der gräflich Schall-Riaucoursche Oberförster.

O. M.     




Neukirch
am Hochwald.[WS 1]


Am Fusse des 1785 Fuss hohen Valtenberges, durch ein ziemlich breites von der Weseritz[WS 2] durchströmtes Thal, zieht sich in beinahe zweistündiger Länge das schöne, wohlhabende Dorf Neukirch hin, welches in Oberneukirch und Niederneukirch eingetheilt wird. Gegen Süden erhebt sich der Hochwald, ein zwei Meilen langes Gebirge an der Böhmisch-Lausitzisch-Meissnischen Grenze, welches bedeutende Granit- und Porphyrschieferlager enthält. Hier entspringt die Wesenitz, welche nach einem fast zehnstündigen, vielfach gewundenem Laufe, auf dem sie die Ortschaften Neukirch, Putzkau, Bischofswerda, Stolpen, Lohmen und den Liebethaler Grund berührt, bei Pratzschwitz in die Elbe fällt. An den Hochwald schliesst sich östlich, das Gebirge fortsetzend, der Linsberg und die Stallung an. An der Nordseite ziehen sich längs des Dorfes in bald höherer bald niederer Abstufung der Davidsberg, der Lämmerberg, der Gickelsberg und der Fuchssteinrücken hin. Oestlich lehnt sich das Thal an eine nicht unbedeutende Anhöhe, auf welcher das Tautewaldaer Vorwerk steht; gegen Westen schliesst es sich ohne Unterbrechung eng an Putzkau an. – Neukirch zerfällt in mehrere Gemeinden, nämlich Niederneukirch mit dreihundert und dreiundvierzig Häusern, die halbe Hufe mit zwölf Häusern, die Gemeinde Oberneukirch Lausitzer Antheils mit zweihundert siebenundzwanzig Häusern, die Gemeinde Oberneukirch Meissnischen Antheils mit siebenundfunfzig Häusern und der Steinichtwolmsdorfer Antheil mit vierundvierzig Häusern. Der grösste Theil der Bevölkerung treibt Zwillichweberei, die übrigen Einwohner beschäftigen sich mit Ackerbau, Handel und Gewerbe, denn der Ort hat sehr lebhaften Verkehr. Neukirch besitzt eine Apotheke, acht Mühlen, drei Töpfereien, zwei Gerbereien und mehrere Bäckereien und Kramläden. Die nächste Stadt ist das eine Stunde entlegene Bischofswerda.

Neukirch hat seinen Namen erst nach der Erbauung seiner Kirche erhalten, wie denn auch die Wenden diesen Ort noch heute mit einer Benennung, Jasonza,[WS 3] bezeichnen, die mit der jetzigen ganz und gar keine Verwandschaft zeigt. Doch gedenkt schon eine aus dem elften Jahrhundert stammende Urkunde der Kirche zu Neukirch und ebenso kommt das Dorf in der bekannten Grenzurkunde von 1213 vor.[WS 4] Als die „nawe Kirche“ schon längst vorhanden war erhoben sich auf den Dörfern ringsumher noch kleine [77] zum Theil in früheren Zeiten nach Neukirch eingepfarrte Kapellen und das Ansehen dieser Pfarrei beweist unter Anderem eine Urkunde von 1450, worin Gauke von Guska bekennt, dass sein Untersasse Jacob Raspe den ehrsamen Paul Radwor Altaristen zu Nawenkirch zwölf Groschen jährlichen Zinses verkauft habe. – Mit der Entstehung der Kirche vereinigte sich ohne Zweifel auch die Gründung des hiesigen Rittersitzes, der später in zwei Güter, Ober- und Niederneukirch, getheilt wurde, die in früherer Zeit fast immer getrennt, aber seit 1701 immer unter einem Besitzer vereinigt waren. Das vereinigte Rittergut Neukirch besitzt 1352 Acker Areal, 12 Pferde, 12 Ochsen, 35 Kühe, 24 Stück Jungvieh und gegen 500 Schafe.

Die Besitzer des ungetheilten Rittergutes waren die Herren von Ponickau, von denen es um 1450 weggekommen ist. Aus Urkunden und Unterschriften sind die folgenden Namen der Besitzer der Rittergüter ermittelt worden, doch ist nicht genau zu bestimmen ob den erstgenannten Herren das obere oder das untere Gut angehörte. So wird 1477 Christoph von Bolberig genannt und 1540 Jacob Balthasar von Haugwitz. Die Gebrüder Joachim und Abraham von Haugwitz waren 1560 hier und 1570 geschieht abermals eines Joachim von Haugwitz Erwähnung, der jedoch einer der beiden Brüder gewesen sein mag. Hierauf folgen Elias von Nostiz und Abraham von Haugwitz, 1576[WS 5] Abraham von Haugwitz, Abraham von Polenz, 1590 Sibylle von Polenz, Hans Georg Marschall, Hans Heinrich und Hans Christoph, Gebrüder von Haugwitz, 1600 Hans Heinrich von Polenz, der 1609 starb. Peter von Haugwitz zu Oberneukirch an Statt der Frau Nostitz, Wittwen Hans Christoph von Haugwitz und Peter von Haugwitz und Christoph von Haugwitz der Jüngere. Anna Marie von Kinschin wird 1619 und Marie von Nostiz geborene von Minkwitz, Hans Christoph von Bernstein und Capitain Wolf Winkelmann 1623 genannt. Frau Maria von Nostitz, Wolf Heinrich von Leubnitz und Wolfgang Winkelmann 1628. Im Jahre 1634 brachte der Capitain Winkelmann die ganzen Gerichte zu Oberneukirch käuflich an sich. Um dieselbe Zeit kommen eine Frau von Nostitz und Adolf von Gersdorf, Landeshauptmann zu Budissin, vor, sowie 1637 Dietrich von Taube. Hans Heinrich von Nostitz und Wolf Winkelmann von Mechelgrün 1638, Hans Heinrich von Nostitz, Frau Anna Maria Winkelmann von Mechelgrün 1642, Hans Adolf von Haugwitz 1651, Johann Friedrich Knoch 1657, Hans Heinrich von Nostitz zu Oberneukirch und Hans Otto von Ponickau zu Niederneukirch 1672. Im Jahre 1692 verkaufte Otto von Ponickau sein Gut an den churfürstlichen Kämmerer von Nostitz und nunmehr wurden beide Güter (1701) durch Friedrich von Burkersroda unter einem Besitzer vereinigt, was sie auch geblieben sind bis auf den heutigen Tag. Der Landesbestallte von Raussendorf und Ernst Ludwig von Stein zu Altenstein werden im Jahre 1715 genannt. Seit dem 15. Juli 1723 gehört Neukirch der Familie von Huldenberg. Der erste Herr auf Neukirch aus dem Geschlecht der Huldenberge war Daniel Erasmus Freiherr von Huldenberg, welchen Kaiser Carl VI. am 13. März 1723 in den Grafenstand erhob, königl. Grossbrittanischer und churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Geheimer Legationsrath. Ihm folgte sein Sohn Carl Erasmus Graf von Huldenberg, Geheimer Kriegsrath und churfürstlich Sächsischer Obristleutnant, der 1777 mit Tode abging, worauf Neukirch in Besitz des kaiserlich Oestreichischen Majors, Rudolf Gottlob Grafen von Huldenberg gelangte. Diesem folgte Gottlob Erasmus Curt Graf von Huldenberg, königl. Sächsischer Hof- und Justizrath, Landesältester des Budissiner Kreises, welcher, der Letzte seines Geschlechts, am 4. Mai 1812 verschied. Aus dem Erbe brachte die beiden Rittergüter käuflich an sich die älteste Schwester des Verstorbenen, Frau Caroline Franziska Henriette, vermählt mit dem königl. Preussischen Hauptmann und Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Fredersdorf etc. von Oppen, welche am 17. April 1840 das Zeitliche segnete. Der jetzige Besitzer von Neukirch ist Herr Baron von Oppen-Huldenberg.

In der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts wurde die hiesige Kirche durch eine Feuersbrunst verzehrt, die nach einigen Nachrichten durch einen Blitzstrahl, nach anderen und glaublicheren aber durch einen Schwarm hussitischer Krieger veranlasst worden sein soll. Auch im Jahre 1631 traf Neukirch mancherlei Unglück. Man wollte eben das Kirchweihfest beginnen als hundert feindliche Reiter in das Dorf einbrachen und zu plündern begannen. Die Einwohner flüchteten voller Schrecken in die Wälder, während die rohen Gäste nach ihrer gewöhnlichen Art Alles demolirten und die Zurückgebliebenen misshandelten. Die Kirche wurde erbrochen, Altar und Kanzel zertrümmert und nebst vielen andern Gegenständen auch ein grünsammetnes Messgewand, ein Altartuch und selbst die Wachskerzen geraubt. Die Kirche hatte im Laufe des dreissigjährigen Krieges, wo häufige Soldatenbesuche stattfanden, dergestalt gelitten, dass man 1673 einen Umbau derselben vornehmen musste, der beinahe einem Neubau glich, welcher letztere jedoch erst 1723 zur Ausführung kam. Der siebenjährige Krieg ist ebenfalls nicht ohne unsägliche Drangsale an Neukirch vorübergegangen. Als Vorbote noch grösseren Unglücks vernichtete im Jahre 1812 ein heftiges Hagelwetter die hiesigen Fluren und im Frühjahre 1813 begann der Krieg. Durchmärsche, Lieferungen und Vorspannfuhren drückten die armen Einwohner unbeschreiblich. Am 12. Mai, demselben Tage wo Bischofswerda in Feuer aufging, setzte sich unter dem Commando des Generals Emanuel hier ein Corps Kosaken fest und verzehrte mit der Gier von Heuschrecken alle Vorräthe die noch übrig geblieben waren. Die Einwohner waren, von Furcht ergriffen, in die Wälder geflüchtet, wo sie mit dem wenigen geretteten Viehe fast vierzehn Tage unter freiem Himmel zubringen mussten. Am 13. Mai 1813 Nachmittags erschien der Französische Divisionsgeneral Laurencin mit einer Division Franzosen und Baiern von Schmölln her, um das kaum tausend Mann starke Kosakencorps aus Neukirch zu vertreiben, wobei es zu einem Gefecht kam. Die Franzosen zogen sich nach dem Davidsberge und pflanzten daselbst ihre Kanonen auf, auch hatten sie einige Piccen auf den Lämmerberg postirt, während die Kosaken ihr Geschütz auf dem Lehmannschen Berge aufgestellt hatten, so dass dieses das Dorf bestrich. Bei dieser Gelegenheit wurde der Knopf des Kirchthurms durch eine Kanonenkugel zerschmettert. Während der Nacht bivouaquirten die Franzosen bei zahllosen Wachtfeuern auf den nördlich gelegenen Bergen, plünderten Neukirch und zündeten durch Verwahrlosung ein Haus in Oberneukirch an. Zu den schrecklichsten Tagen dieses Krieges, welche Neukirch erlebte, gehörten auch die Septembertage.

Es wurde bereits der Valtenberg, der höchste Punkt des Hochwalds, erwähnt, welcher seinen breiten Rücken über die ganze Gegend erhebt. Der Berg soll seinen Namen von einer Burg, der Valentinsburg, erhalten haben, [78] die vor Jahrhunderten darauf stand aber schon seit vielen Menschenaltern nicht mehr vorhanden ist. Dass wirklich eine Burg auf dem Valtenberge befindlich gewesen beweisen noch Spuren von Gemäuer und ein Keller, aber keine Urkunde, kein Denkmal erzählt uns wer einstmals auf dem Schlosse hauste und wodurch sein Untergang herbeigeführt worden ist. Dagegen weiss die Volkssage gar mancherlei von dem Valtenberge zu berichten: Wer zum Beispiel am Johannistage auf den Berg steigt und dabei gewisse Bedingungen nicht vernachlässigt, der findet an einem Baume hängend einen goldenen Schlüssel, welcher ihm einen mit ungeheuren Reichthümern gefüllten Keller öffnet; auch wird erzählt, dass am Valtenberge eine Stadt gelegen habe die vor langen Jahren untergegangen sei, und über welche eine alte Inschrift prophezeit haben soll:

„Wenn Dresden und Bautzen werden untergehen,
Dann wird die Stadt Valten wieder auferstehen!“ –

Die Kirche zu Neukirchen war „Unserer lieben Frauen“ gewidmet und gehörte unter das Dekanat Budissin. In dieselbe waren ausser dem noch dahin gehörigen Ringenhain auch noch Diehmen, Dretschen, Naundorf, Arnsdorf, Tautewalde und einige andere Dörfer eingepfarrt, welche erst dann davon abkamen als die in der Umgegend befindlichen kleinen Kapellen sich in selbstständige Kirchen verwandelten. Nur eins dieser Dörfer, Diehmen, blieb noch bis in das sechszehnte Jahrhundert bei Neukirch, wendete sich aber auch weg, als die Einwohner Diehmens durch Anspannung des grossen Teiches, der jetzt in eine grosse herrschaftliche Wiese verwandelt ist, ihren Kirchweg verloren. Die Herrschaft bemühte sich umsonst die Diehmener am Parochialverbande festzuhalten und liess sogar um den Teich herum einen bequemen Weg anlegen, aber Alles war vergeblich, die Diehmener blieben weg. In einer alten hinlänglich beglaubigten Urkunde wird gesagt, dass in dem hinteren Theile der damaligen um 1470 erbauten Kirche das Chursächsische Wappen und an einem alten Schranke in der Sakristei der Rautenkranz angemalt gewesen sei, welcher Umstand insofern von historischer Wichtigkeit ist weil er den Lausitzer Antheil der Kirche zu Neukirch fraglich macht, oder wenigstens unentschieden lässt, ob nicht die hiesige Kirche zu jener Zeit unter das Haus Chursachsen gehört oder doch zu demselben in irgend einem Abhängigkeitsverhältnisse gestanden habe. Vielleicht lässt sich dieses Räthsel dadurch lösen, dass hier ausser den Lausitzer Gemeinden auch eine alterbländische eingepfarrt war, deren Herrschaft unmittelbar dem Churhause zustand. – Den Kirchendienst zu Neukirch verrichten ein Pfarrer und ein Diakonus. Das Diakonat gründete im Jahre 1718 der Baron von Stein zum Altenstein.

O. M.     




[79]
Piskowitz.


Piskowitz ist ein von katholischen Wenden bewohntes und deshalb vielfach mit Kreuzen und Heiligenbildern geschmücktes Dorf, das von der slavischen Bevölkerung Peskecze genannt wird. Es liegt eine Stunde von Camenz in einem von Waldungen umgrenzten Thale und gehörte ehemals unter die Herrschaft der mächtigen Burggrafen von Camenz, deren letzter Sprosse, Bruso von Camenz, die Burg zu Camenz an die dortige Bürgerschaft verkaufte, worauf die Herrschaft über das sogenannte Camenzer Ländchen von einem königlichen Landvoigt zu Budissin gehandhabt wurde.


Das Rittergut Piskowitz wird als Vasallengut der Camenzer Burggrafen schon 1222 erwähnt, wo es dem Ritter Hermann Sexta gehörte. Zu Ende des vierzehnten Jahrhunderts besass das Gut Hans von Bloschdorf, und 1432 werden die Gebrüder Nikol und Friedrich von Bloschdorf als Eigenthümer genannt, die auch das Nebengut zu Königswartha erworben hatten. Hans von Bloschwitz führte einen Streit mit der Stadt Camenz, die überhaupt mit der umwohnenden Ritterschaft nicht sehr befreundet war, bei welcher Gelegenheit dieser Edelmann von den Städtern gefangen und in den Thurm gesetzt wurde. Erst als Hans von Bloschdorf den Rath der Stadt Camenz zufrieden gestellt und Urphede geschworen hatte, gab man ihm die Freiheit zurück. Im Jahre 1476 gehörte Piskowitz zwei Brüdern von Bloschdorf, deren einer, Heinrich von Bloschdorf, auch Tannewitz und Sährchen besass. Diesen Heinrich von Bloschdorf findet man um das Jahr 1482 als alleinigen Besitzer des Rittergutes Piskowitz, und als er 1486 starb, fielen seine Güter als erledigte Lehen an den Landesherrn zurück.

Wie lange Piskowitz Krongut blieb, konnten wir nicht ermitteln, um das Jahr 1550 aber gehörte es der Familie von Schönberg, welche es später an die von Ponickau abtrat, aus deren Besitz das Gut an die Familie von Zeschwitz gelangte. Im Jahre 1714 besass ein Herr von Zeschwitz auf Piskowitz auch Baselitz und Sahritzsch, wie denn die beiden erstgenannten Güter fast immer einen Besitzer hatten, und namentlich war dies unter den Zeschwitzen der Fall, welche Familie das Dorf Deutschbaselitz noch jetzt besitzt. Die beiden sächsischen Generale der Cavallerie Hans Gottlob von Zeschwitz und Joachim Gotthelf von Zeschwitz wurden auf dem Herrenhause zu Piskowitz geboren, und Ersterer war ohne Zweifel seiner Zeit der älteste Offizier des sächsischen Heeres. Der letzte Herr auf Piskowitz aus dem Geschlechte der Zeschwitze war Joachim Friedrich Gotthelf von Zeschwitz, von dem das Gut durch Erbschaft an die Familie von Götz gelangte. Der jetzige Besitzer ist Herr E. F. von Götz.

Piskowitz ist mit Wendischbaselitz in die Kirche zu Nebelschütz eingepfarrt, worüber der Aebtissin zu Marienstern das Patronat zusteht. Den Gottesdienst verrichten ein Pfarrer und ein Kaplan. Nebelschütz ist von Piskowitz drei Viertelstunden entfernt.

O. M.     




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Techritz.


Techritz, wendisch Czjechorizy, liegt an der Strasse von Bautzen nach Gaussig, am Fusse des Sorauer Berges, eines Gliedes der Lausitzer Bergkette nach Böhmen hin, an einem kleinen Forellenbache, der die herrschaftliche Mühle treibt, die Wiesen bewässert und eine Viertelstunde vom Hofe in die Spree fällt. Techritz ist wendischen Ursprungs und war in früher Zeit höchst wahrscheinlich ein Bestandtheil des Burggrafthums Göda. Im Jahre 1842 wurde es von einem Brande heimgesucht der fast die Hälfte des aus achtzehn Nummern bestehenden Dörfchens vernichtete. Das hiesige Rittergut hat ein Areal von zweihundertvierzig Ackern, davon etwas über zweihundert Acker Feld, zweiunddreissig Acker Wiesen und das übrige in zwei Teichen und einiger Waldung. Das Gut unterhält gegenwärtig neun Pferde, vier Ochsen, zwanzig Kühe, einen Zuchtbullen, zehn Stück Jungvieh und vierhundert Schaafe. – Das Herrenhaus ist 1781 erbaut worden.

Was die Besitzer des Gutes anbetrifft so gehörte dasselbe im sechszehnten Jahrhundert den Herren von Metzrad und zwar 1560 Hansen von Metzrad, 1590 dem Hofrichter Hans von Metzrad und als dieser mit Tode abging seinem Sohne Otto von Metzrad, der 1661 starb. Von den Metzraden kam das Gut an die alte Lausitzische Familie von Gersdorf, und zwar wird 1708 Friedrich von Gersdorf als Besitzer genannt, sowie im Jahre 1770 Carl Gottlieb von Gersdorf, dem auch Glossen gehörte. Zu Ende des achtzehnten Jahrhunderts besass Techritz Gotthold Glöckner und 1805 ein Graf von Rüdiger, von dem es der Landesälteste von Schindel erkaufte und es später seinem Bruder, dem Kammerherrn von Schindel, überliess. Der letzte Besitzer war der erst vor wenigen Wochen verstorbene allgemein verehrte Herr Rittmeister Moritz von Otto. Derselbe wurde im Jahre 1806 in den Adelstand erhoben und ist diese Erhebung dadurch merkwürdig, dass das Otto’sche Adelsdiplom das letzte derartige Dokument ist, welches von der Hand eines Römisch-Deutschen Kaisers unterzeichnet wurde, indem die Auflösung des Reiches bald darauf erfolgte. Der Herr von Otto wohnte 1809 dem Feldzuge nach Oestreich bei, und zwar bei einem Sächsischen Kürassierregimente, focht bei Aspern und Wagram, ging 1812 mit nach Russland und kämpfte bei Borodino. Nachdem derselbe die Armee verlassen hatte unternahm er drei Reisen nach den vereinigten Staaten von Nordamerika, wo er sich längere Zeit aufhielt. – Sein Andenken bleibt in Segen! –

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Crostau
Crostau
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Neukirch
Neukirch
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Piskowitz
Piskowitz
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Techritz
Techritz

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Hohwald, ein Waldgebiet des Lausitzer Berglandes.
  2. Wesenitz, ein Nebenfluss der Elbe.
  3. Der sorbische Name Neukirchs lautet wie der der Wesenitz „Wjazońca.“ Jasonza entspricht der deutschen phonetischen Transkription.
  4. In der Oberlausitzer Grenzurkunde wurden viele Orte der Region erstmals urkundlich erwähnt.
  5. Vorlage: 1376
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