Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Diehmen

Textdaten
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Autor: Moritz Grimmel
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Titel: Diehmen
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seiten 223–224.
Herausgeber:
Auflage:
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
Kurzbeschreibung:
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Diehmen
Diehmen


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Diehmen


¼ Stunde von Gaussig in angenehmer fruchtbarer Legend, 2 Stunden südwestlich von Budissin und 2 Stunden südöstlich von Bischofswerda entfernt gelegen.

Diehmen mit Neu-Diehmen auch Kleebusch genannt, 3/5 Stunden von Gaussig, gehört zu den 10 Ortschaften, welche nach Gaussig gepfarrt sind und zum Unterschiede von den nach Gaussig gewiesenen Meissnischen Ortschaften, die Dörfer der wendischen Pflege genannt werden.

Diehmen hat ein schönes Rittergut mit guten massiven Gebäuden, und grossen Wirthschaftsräumen.

Bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation stand dem Grafen Carl von Schall-Riaucour die Gerichtsbarkeit über Diehmen mit Neu-Diehmen oder Kleebusch zu.

Es bildet dieses Gut mit den Dominien Drauschkowitz, Gaussig, Medewitz mit Crostau, Rhodewitz mit Anneberg, Eulowitz, Bederwitz, Golenz, Malschwitz, Guttau, Brösang, Gleina, Wartha, Putzkau, Tröbigau, Naundorf, Zockau, Günthersdorf das von Schall-Riaucoursche Familien-Fideicommiss.

Diehmen wurde vom Grafen von Kaiserling acquirirt, dessen Gemahlin eine Comtesse Dallwitz aus dem Hause Königswartha war.

Im Jahre 1771 kaufte das Rittergut Andreas Reichsgraf von Riaucour, Churfürstl. Sachs. Conferenzminister und Geheime-Rath. Er ist der Stifter der Fidei-Commiss-Herrschaft, deren in diesem Album schon mehrmals Erwähnung geschehen.

Sämmtliche Felder und Wiesen des hiesigen Ritterguts sind an die Einwohner verpachtet und nur ein kleiner Theil wird besonders bewirthschaftet.

Die herrschaftlichen Waldungen sind sehr gut gehalten und regelmässig angepflanzt. Die Aufsicht führt der herrschaftliche Förster.

Indem wir den herrschaftlichen Hof verlassen, wollen wir uns nur noch auf die hiesigen Bauer- und Gärtner-Güter beschränken.

Es giebt hier 1 Ganzbauer, 1 Dreiviertelsbauer, 6 Halbbauern, 4 Grossgärtner, 2 Halbgrossgärtner, 6 Kleingärtner, 22 Häusler, 1 Schenke und 1 Mahlmühle.

In Neu-Diehmen sind 3 Kleingärtner, 6 Häusler und 1 Schankwirthschaft.

[224] Die meisten dieser Einwohner beschäftigen sich mit dem Landbau und der Viehwirthschaft, auch die Obstzucht ist nicht unbedeutend.

Der Boden ist von mittler Quantität und Qualität.

Eine eigne Schule hat Diehmen nicht, viel mehr ist ein Theil von Diehmen nach Gaussig mit in die Schule gewiesen, ein anderer Theil mit Neu-Diehmen besucht die Schule in Dretschen, was früher zum Amte Stolpen gehörte.

Wie schon oben erwähnt worden ist, so ist Diehmen mit Neu-Diehmen ebenfalls mit einer Kirche nicht beglückt, sondern zur Parochie Gaussig gewiesen, zu welcher nicht weniger als 22 Ortschaften gehören, und doch bietet die Kirche in Gaussig genug Raum, da der Gottesdienst in wendischer und deutscher Sprache gehalten wird.

Diehmen ist durch seine Nähe von Gaussig sehr begünstigt, indem die dasige Herrschaft viele Vortheile dem Orte zufliessen lässt und überhaupt solchen als mit Gaussig vereinigt betrachtet. Häusler, Handwerker und Tagelöhner finden ihren Unterhalt auf dem Schlosse zu Gaussig, und Jeder, der ein Anliegen, dem eine Noth, ein Kummer drückt, geht zu seiner Herrschaft und schüttet sein Herz aus.

Wenn menschliche Hülfe das Elend, die Noth abwenden und vermindern kann, so geschieht es in der Regel.

Alle die Orte um Diehmen, wie Birkerode, Brösang, Drauschkowitz, Golenz, Katschwitz, Neu-Katschwitz, Klein-Gaussig, Medewitz liegen ungemein schön und angenehm.

Es giebt selten eine Gegend, wo man so viele einzelne kleine Dörfer mit reizenden Gruppirungen findet, als gerade hier.

Ueberall wohnen in diesen Dörfern gastfreundliche Menschen, die dem Reisenden das Leben angenehm und heiter machen.

Wer sich aber von Geschmack, Kunstsinn, Reichthum und Pracht eine Vorstellung machen will, wandere nach Gaussig, beschaue sich das dasige Schloss, die grosse Brauerei und Brennerei, die grosse aus 4500 Bänden bestehende Bibliothek, welche grösstentheils französische und englische Werke enthält, den Saal in zierlicher Stuccatur-Arbeit, wo die Wände grösstentheils in Spiegel eingefasst sind; das Zimmer mit den vielen guten Gemälden alter Meister und den schönen englischen Park. Genug, um einen ganzen Tag sich angenehm zu unterhalten.

Gaussig ist in den letzten Jahren ein so grosser Ort geworden, dass er Stadtähnliches Ansehen erlangt hat und zum Marktflecken wirklich erhoben worden ist, wo jährlich 2 Kram- und Viehmärkte gehalten werden.

Diehmen, Neu-Diehmen und Gaussig gehören jetzt zum Gerichtsamte Budissin. Diehmen zählt 243 Einwohner in 56 Häusern, Neu-Diehmen oder Kleebuch aber nur 148 Einwohner in 11 Häusern.

Unter den Einwohnern befinden sich auch einzelne Handwerker, an denen es überhaupt in der hiesigen Gegend nicht fehlt, ein Umstand, der für das reisende Publicum sehr zweckdienlich ist.

M. G.