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zum Theil in früheren Zeiten nach Neukirch eingepfarrte Kapellen und das Ansehen dieser Pfarrei beweist unter Anderem eine Urkunde von 1450, worin Gauke von Guska bekennt, dass sein Untersasse Jacob Raspe den ehrsamen Paul Radwor Altaristen zu Nawenkirch zwölf Groschen jährlichen Zinses verkauft habe. – Mit der Entstehung der Kirche vereinigte sich ohne Zweifel auch die Gründung des hiesigen Rittersitzes, der später in zwei Güter, Ober- und Niederneukirch, getheilt wurde, die in früherer Zeit fast immer getrennt, aber seit 1701 immer unter einem Besitzer vereinigt waren. Das vereinigte Rittergut Neukirch besitzt 1352 Acker Areal, 12 Pferde, 12 Ochsen, 35 Kühe, 24 Stück Jungvieh und gegen 500 Schafe.

Die Besitzer des ungetheilten Rittergutes waren die Herren von Ponickau, von denen es um 1450 weggekommen ist. Aus Urkunden und Unterschriften sind die folgenden Namen der Besitzer der Rittergüter ermittelt worden, doch ist nicht genau zu bestimmen ob den erstgenannten Herren das obere oder das untere Gut angehörte. So wird 1477 Christoph von Bolberig genannt und 1540 Jacob Balthasar von Haugwitz. Die Gebrüder Joachim und Abraham von Haugwitz waren 1560 hier und 1570 geschieht abermals eines Joachim von Haugwitz Erwähnung, der jedoch einer der beiden Brüder gewesen sein mag. Hierauf folgen Elias von Nostiz und Abraham von Haugwitz, 1576[WS 1] Abraham von Haugwitz, Abraham von Polenz, 1590 Sibylle von Polenz, Hans Georg Marschall, Hans Heinrich und Hans Christoph, Gebrüder von Haugwitz, 1600 Hans Heinrich von Polenz, der 1609 starb. Peter von Haugwitz zu Oberneukirch an Statt der Frau Nostitz, Wittwen Hans Christoph von Haugwitz und Peter von Haugwitz und Christoph von Haugwitz der Jüngere. Anna Marie von Kinschin wird 1619 und Marie von Nostiz geborene von Minkwitz, Hans Christoph von Bernstein und Capitain Wolf Winkelmann 1623 genannt. Frau Maria von Nostitz, Wolf Heinrich von Leubnitz und Wolfgang Winkelmann 1628. Im Jahre 1634 brachte der Capitain Winkelmann die ganzen Gerichte zu Oberneukirch käuflich an sich. Um dieselbe Zeit kommen eine Frau von Nostitz und Adolf von Gersdorf, Landeshauptmann zu Budissin, vor, sowie 1637 Dietrich von Taube. Hans Heinrich von Nostitz und Wolf Winkelmann von Mechelgrün 1638, Hans Heinrich von Nostitz, Frau Anna Maria Winkelmann von Mechelgrün 1642, Hans Adolf von Haugwitz 1651, Johann Friedrich Knoch 1657, Hans Heinrich von Nostitz zu Oberneukirch und Hans Otto von Ponickau zu Niederneukirch 1672. Im Jahre 1692 verkaufte Otto von Ponickau sein Gut an den churfürstlichen Kämmerer von Nostitz und nunmehr wurden beide Güter (1701) durch Friedrich von Burkersroda unter einem Besitzer vereinigt, was sie auch geblieben sind bis auf den heutigen Tag. Der Landesbestallte von Raussendorf und Ernst Ludwig von Stein zu Altenstein werden im Jahre 1715 genannt. Seit dem 15. Juli 1723 gehört Neukirch der Familie von Huldenberg. Der erste Herr auf Neukirch aus dem Geschlecht der Huldenberge war Daniel Erasmus Freiherr von Huldenberg, welchen Kaiser Carl VI. am 13. März 1723 in den Grafenstand erhob, königl. Grossbrittanischer und churfürstl. Braunschweig-Lüneburgischer Geheimer Legationsrath. Ihm folgte sein Sohn Carl Erasmus Graf von Huldenberg, Geheimer Kriegsrath und churfürstlich Sächsischer Obristleutnant, der 1777 mit Tode abging, worauf Neukirch in Besitz des kaiserlich Oestreichischen Majors, Rudolf Gottlob Grafen von Huldenberg gelangte. Diesem folgte Gottlob Erasmus Curt Graf von Huldenberg, königl. Sächsischer Hof- und Justizrath, Landesältester des Budissiner Kreises, welcher, der Letzte seines Geschlechts, am 4. Mai 1812 verschied. Aus dem Erbe brachte die beiden Rittergüter käuflich an sich die älteste Schwester des Verstorbenen, Frau Caroline Franziska Henriette, vermählt mit dem königl. Preussischen Hauptmann und Erb-, Lehn- und Gerichtsherrn auf Fredersdorf etc. von Oppen, welche am 17. April 1840 das Zeitliche segnete. Der jetzige Besitzer von Neukirch ist Herr Baron von Oppen-Huldenberg.

In der Mitte des funfzehnten Jahrhunderts wurde die hiesige Kirche durch eine Feuersbrunst verzehrt, die nach einigen Nachrichten durch einen Blitzstrahl, nach anderen und glaublicheren aber durch einen Schwarm hussitischer Krieger veranlasst worden sein soll. Auch im Jahre 1631 traf Neukirch mancherlei Unglück. Man wollte eben das Kirchweihfest beginnen als hundert feindliche Reiter in das Dorf einbrachen und zu plündern begannen. Die Einwohner flüchteten voller Schrecken in die Wälder, während die rohen Gäste nach ihrer gewöhnlichen Art Alles demolirten und die Zurückgebliebenen misshandelten. Die Kirche wurde erbrochen, Altar und Kanzel zertrümmert und nebst vielen andern Gegenständen auch ein grünsammetnes Messgewand, ein Altartuch und selbst die Wachskerzen geraubt. Die Kirche hatte im Laufe des dreissigjährigen Krieges, wo häufige Soldatenbesuche stattfanden, dergestalt gelitten, dass man 1673 einen Umbau derselben vornehmen musste, der beinahe einem Neubau glich, welcher letztere jedoch erst 1723 zur Ausführung kam. Der siebenjährige Krieg ist ebenfalls nicht ohne unsägliche Drangsale an Neukirch vorübergegangen. Als Vorbote noch grösseren Unglücks vernichtete im Jahre 1812 ein heftiges Hagelwetter die hiesigen Fluren und im Frühjahre 1813 begann der Krieg. Durchmärsche, Lieferungen und Vorspannfuhren drückten die armen Einwohner unbeschreiblich. Am 12. Mai, demselben Tage wo Bischofswerda in Feuer aufging, setzte sich unter dem Commando des Generals Emanuel hier ein Corps Kosaken fest und verzehrte mit der Gier von Heuschrecken alle Vorräthe die noch übrig geblieben waren. Die Einwohner waren, von Furcht ergriffen, in die Wälder geflüchtet, wo sie mit dem wenigen geretteten Viehe fast vierzehn Tage unter freiem Himmel zubringen mussten. Am 13. Mai 1813 Nachmittags erschien der Französische Divisionsgeneral Laurencin mit einer Division Franzosen und Baiern von Schmölln her, um das kaum tausend Mann starke Kosakencorps aus Neukirch zu vertreiben, wobei es zu einem Gefecht kam. Die Franzosen zogen sich nach dem Davidsberge und pflanzten daselbst ihre Kanonen auf, auch hatten sie einige Piccen auf den Lämmerberg postirt, während die Kosaken ihr Geschütz auf dem Lehmannschen Berge aufgestellt hatten, so dass dieses das Dorf bestrich. Bei dieser Gelegenheit wurde der Knopf des Kirchthurms durch eine Kanonenkugel zerschmettert. Während der Nacht bivouaquirten die Franzosen bei zahllosen Wachtfeuern auf den nördlich gelegenen Bergen, plünderten Neukirch und zündeten durch Verwahrlosung ein Haus in Oberneukirch an. Zu den schrecklichsten Tagen dieses Krieges, welche Neukirch erlebte, gehörten auch die Septembertage.

Es wurde bereits der Valtenberg, der höchste Punkt des Hochwalds, erwähnt, welcher seinen breiten Rücken über die ganze Gegend erhebt. Der Berg soll seinen Namen von einer Burg, der Valentinsburg, erhalten haben,

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: 1376
Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Poenicke: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1859, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/113&oldid=- (Version vom 31.7.2018)