Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Withof, Johann Hildebrand“ von Friedrich Wilhelm Cuno in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 43 (1898), S. 558–559, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Withof,_Hildebrand&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 15:36 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Witelo
Nächster>>>
Withof, Lorenz
Band 43 (1898), S. 558–559 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Hildebrand Withof in der Wikipedia
Johann Hildebrand Withof in Wikidata
GND-Nummer 117414417
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|43|558|559|Withof, Johann Hildebrand|Friedrich Wilhelm Cuno|ADB:Withof, Hildebrand}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117414417}}    

Withof: Johann Hildebrand W., ordentlicher Professor der Geschichte, Beredsamkeit und griechischen Sprache an der Universität Duisburg, ein fruchtbarer Schriftsteller, der viele philologische, historische und litteraturgeschichtliche Abhandlungen geschrieben, geboren am 27. Juli 1694 zu Lengerich in der Grafschaft Tecklenburg, † am 13. Februar 1769 zu Duisburg. Vorgebildet in der Schule seiner Vaterstadt bezog W. im J. 1708 das Pädagogium zu Bremen, wo er 1711 zu den öffentlichen Vorlesungen zugelassen wurde. Die Theologen Gottfried Jüngst und Albert Schumacher hörte er hier mit vielem Fleiße, worauf er nach Utrecht zog. Daselbst waren seine Lehrer Alexander Roell, Franz Burman der Jüngere, Hadrian Reland, Hieronymus Simons van Alphen, besonders aber C. A. Duker, Professor der sogenannten schönen Wissenschaften. Durch Reland wurde er mit dem gelehrten Kanonikus Franz Hessel befreundet, mit dem er viel verkehrte. Nach einem zweijährigen Aufenthalte zu Utrecht wurde er im Frühjahr 1718 zum Rector der gelehrten Schule nach Bommel in Geldern berufen. Seine Wirksamkeit daselbst eröffnete er mit einer Rede „de utilitate humaniorum litterarum per omnes scientias“. Nur ungern verließ er nach anderthalbjähriger Arbeit Bommel, um einer Vocation des Königs von Preußen an die Universität Duisburg, an Stelle des daselbst verstorbenen Professors Heinrich Mascamp zu folgen. Seine am 19. April 1720 gehaltene Inauguralrede „de decreto Juliani Apostatae circa scholas christianorum claudendas“ sollte die Gesichtspunkte andeuten, unter welchen er das ihm übertragene neue Amt eines Professors der Beredsamkeit und Geschichte führen würde. Mit Treue und Emsigkeit versah er dasselbe fünfzig Jahre. Er hatte ein ausgezeichnetes Gedächtniß, das ihm bei seinen historischen Studien und Sammlungen, welche er mit allem Eifer betrieb, sehr zu statten kam. Seine mit Blumentöpfen geschmückte Bibliothek war reich an kostbaren Schätzen. Sie enthielt über 12 000 [559] wohlgeordnete Bände aus allen Fächern. Wegen seiner allseitigen gelehrten Bildung und Beschlagenheit in allen Zweigen der Litteratur wurde er selbst als eine wandelnde Bibliothek angestaunt. Sein Hauptfach war die Geschichte, besonders die Kirchengeschichte; aber auch auf dem Gebiete der philologischen Kritik zeichnete er sich vortheilhaft aus.

Ein Verzeichniß der philologischen Abhandlungen, Gelegenheitsgedichte, Reden, litteraturgeschichtlichen Aufsätze und sonstigen Arbeiten von W. findet sich bei Hirsching, Strodtmann und Meusel. Mit äußerstem Geschicke redigierte W. eine Reihe von Jahren den wissenschaftlichen Theil der „Wöchentlichen Duisburgischen Addresse- und Intelligentz-Zettel“, welche auch hier, wie an manchen anderen Orten der Monarchie, der König Friedrich Wilhelm von Preußen eingeführt hatte. Manches bedeutsame Lebensbild hat er darin vor der Vergessenheit gerettet. Durch seinen biographischen Aufsatz über Valerandus Pollanus, den ersten Prediger der nach Frankfurt am Main vor Alba’s Schwert geflüchteten Wallonen, gerieth W. in eine heftige litterarische Fehde mit dem Senior des lutherischen Ministeriums dieser alten Reichsstadt, dem bekannten Dr. Joh. Phil. Fresenius. Im J. 1751 bemühten sich die Reformirten Frankfurts, daß ihnen die Ausübung ihres religiösen Bekenntnisses innerhalb der Mauern ihrer Stadt, wie solche bis zum Jahre 1562 gestattet war, wieder erlaubt würde. Dieselben ließen die ebengenannte Arbeit von W. nochmals drucken und schickten sie an die Höfe der deutschen Fürsten. Die allgemeine Aufmerksamkeit wurde erregt. Mehrere Lutheraner schrieben dagegen. Von Bedeutung ist aber nur, was Fresenius veröffentlicht hat. Im J. 1752 gab er gegen W. heraus: Actenmäßige Anmerkungen über die von Polano gegebene Nachricht. W. ließ hierauf, zuerst in den Duisburger Addresse- und Intelligentz-Zetteln: „Vertheidigung der zuverlässigen und mit authentischen Stücken und Urkunden erwiesenen Nachricht, wie es mit Val. Pollano, 1. ref. Prediger zu Frankfurt a. M. und dessen Aufnahme daselbst zugegangen, nebst Widerlegung der dagegen gemachten Einwendungen u. s. w.“ erscheinen, sodann dieselbe Arbeit separat mit dem Glaubensbekenntnisse und der Liturgie der Frankfurter Flüchtlingsgemeinde. Auch auf diese Schrift antwortete der streitlustige Fresenius, W. dagegen schwieg.

In der Kritik hatte sich W. an dem berühmten Richard Bentley gebildet. Manche glückliche Emendation ist ihm zu verdanken. Seine „Exercitationes theolog. philol. de πολυϑεότητι antediluviana, ad locum Genes. IV, 26“. (Brem. 1716), welche am meisten bekannt geworden, wird von Wolf in seinen Curis rühmlichst erwähnt; ebenso von Stosch, Dissert. de prima concionum origine. Der Duisburger Professor Leidenfrost hat auch auf die große Combinationsgabe aufmerksam gemacht, welche W. zeigte, sowie auf dessen lautere Frömmigkeit. Er war von Herzen dem reformirten Bekenntnisse ergeben. Die Universität Duisburg, deren Säcularfeier im J. 1756 er beschrieben hat, verlor an ihm einen ihrer trefflichsten Lehrer.

Ein Sohn von W., Balthasar Eberhard, wurde Kanonikus zu Utrecht, dann Professor der Theologie zu Lingen und später Rath am Tribunal der Vormundschaftsangelegenheiten zu Berlin. Wegen seiner Tüchtigkeit wurde er in den Ritterstand erhoben. Er starb noch vor seinem Vater.

Oratio funebr. von Prof. Leidenfrost. – Strodtmann, Neues gel. Europa. – J. C. G. Hirsching, Handbuch. – Miscell. Duisburg. I. – J. G. Meusel, Lexikon. – Hamberger, gel. Deutschland. – C. J. Bouginé, Handbuch.