Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Valckenborch, Lucas van“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 392–393, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Valckenborch,_Lucas_van&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 19:49 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Vultejus, Justus
Band 40 (1896), S. 392–393 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Lucas van Valckenborch in der Wikipedia
Lucas van Valckenborch in Wikidata
GND-Nummer 118935593
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|40|392|393|Valckenborch, Lucas van|Hermann Arthur Lier|ADB:Valckenborch, Lucas van}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=118935593}}    

Valckenborch *): Lucas van V., Landschaftsmaler, stammte aus Mecheln, wo er in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts – wir wissen nicht, in welchem Jahre – geboren wurde. Nachdem er im J. 1560 Mitglied der Lucasgilde von Mecheln und im J. 1564 Meister derselben geworden war, verließ er im J. 1566 seine Vaterstadt, um fortan ein unruhiges Wanderleben zu führen. Begleitet von seinem Bruder Maerten und dem Architekturmaler Hans Vredeman de Vries begab er sich zuerst nach Antwerpen und dann nach Lüttich und Aachen. Durch den Erzherzog Matthias wurde er nach Linz berufen, wo er für ihn vier Bilder malte, die mit den Jahreszahlen 1585, 1586 und 1587 bezeichnet sind, und für die er am 1. August die Summe von 200 Reichsthalern ausgezahlt bekam. Zeitweilig hielt er sich auch in Nürnberg auf, wo er im J. 1597 für das Praun’sche Cabinet malte. Das letzte datirte Bild von seiner Hand ist die „Bauernschenke“ in der kaiserlichen Galerie zu Wien. Es stammt aus dem Jahre 1598. Ob er bald nach dieser Zeit oder erst nach 1622 gestorben ist, wo ihn Sandrart in Nürnberg gesehen haben will, ist noch nicht ermittelt worden. – V. ist der Maler der Berglandschaft, deren Motive er dem wallonischen Maßthal oder deutschen Gebirgen entnahm: „er bevorzugt den Blick von der halben Berghöhe, auf der wir uns im Vordergrunde befinden, in ein von grauen Gebirgen begrenztes Flußthal hinab; alte, Burgen, neue Schlösser, von hohen Bäumen beschattete ländliche Wohnungen, am häufigsten aber Gebäudeanlagen der Wald- und Bergindustrie bilden die nächste Nähe. Die Staffage, welche auf dem Bergpfade sichtbar wird, ist meist nicht mehr der biblischen oder profanen Geschichte, sondern dem täglichen Leben in der Landschaft entlehnt“. Zu beachten ist der Umstand, daß V. den Wechsel der Jahreszeiten im Bilde darstellt und selbst nicht vor einem winterlichen Schneefall zurückschreckt. Vortrefflich gelingt ihm der Baumschlag. Seine Technik ist für alle hauptsächlichen Theile des Bildes breit, die Figuren aber und die kleinen Sachen im Vordergrund führte er meist fein aus. Am besten ist V. in der kaiserlichen Galerie in Wien vertreten, die allein zehn Bilder von seiner Hand besitzt. Acht von ihnen aus den Jahren 1580 bis 1590 sind bezeichnet, die beiden übrigen nur durch die Art der Ausführung als Arbeiten Valckenborch’s erkennbar. Eines dieser Bilder ist ein Porträt und stellt vermuthlich den jugendlichen Grafen Karl von Burgau, einen Sohn des Erzherzogs Ferdinand von Tirol und seiner Gemahlin Philippine Welser, dar. Im Braunschweiger Museum findet man drei Landschaften des Künstlers aus den Jahren 1595 und 1596, die früher fälschlich dem Lucas van Uden zugeschrieben [393] wurden. Außerdem ist er in den Gemäldesammlungen zu Madrid, Frankfurt a. Main, Oldenburg, Antwerpen, Rom (Palazzo Doria) und in der Ambraser Sammlung in Wien mit einem oder mehreren Bildern vertreten. – Neben Lucas van V. erfreut sich auch sein Bruder Maerten (Martin) einer gewissen Berühmtheit. Maerten van V. wurde im J. 1542 in Mecheln geboren und trat im J. 1559 in die Gilde seiner Vaterstadt ein. Im J. 1564 war er in Antwerpen thätig, von wo aus er sich nach Frankfurt a. Main wandte, wo er nach van Mander schon vor 1604, nach Andern aber erst im J. 1636 gestorben sein soll. Maerten van V. scheint ein Schüler seines Bruders Lucas gewesen zu sein, dessen Art er nachahmte, ohne sein Vorbild ganz zu erreichen. Er malte Landschaften, Dorffeste, Bauernbelustigungen und Städteansichten, die er gern mit einer großen Zahl kleiner Figuren versah, wobei er sich mitunter von Georg Flegel helfen ließ. Die meisten Bilder von seiner Hand waren in der früheren Ambraser Sammlung in Wien zu sehen, wo elf, die Monate des Jahres darstellende Gemälde mit biblischer Staffage aufbewahrt werden. In der kaiserlichen Galerie findet man nur ein Bild Maerten’s, das die Kirchmeß vor einem Dorfe schildert. In der Dresdener Galerie gibt es ebenfalls nur ein Bild seines Pinsels, den „Thurmbau zu Babel“, das bezeichnet und mit der Jahreszahl 1595 datirt ist. – Ein Sohn von Lucas van V. war Frederic van V. Er war um die Mitte des 16. Jahrhunderts in Mecheln geboren und soll angeblich in Nürnberg 1623 gestorben sein. Von ihm besitzt die kaiserliche Galerie in Wien zwei Bilder, einen Jahrmarkt und ein Kirchweihfest, die in der Art seines Vaters gehalten sind. – Möglicher Weise war auch Gilis van V., der in dem Anfang des 17. Jahrhunderts als Maler vorkommt und im Braunschweiger Museum mit einem die „Niederlage Sanherib’s“ vorstellenden Gemälde vertreten ist, ein Sohn des Lucas oder auch des Maerten. Aber auch sonst kommt der Name V. noch mit einer Anzahl von Vornamen vor, doch sind wir über die Träger dieser Namen und ihre Kunst nicht näher unterrichtet.

Vgl. Carel van Mander, Le livre des peintres. Vie des peintres flamands, hollandais et allemands (1604). Traduction, notes et commentaires par Henri Hymans. Paris 1885. Th. II, S. 47–51. – H. Riegel, Beiträge zur niederländischen Kunstgeschichte. Berlin 1882. I, 29, 34, 35, 37; II, 21–23, 34, 36, 104. – E. von Engerth, Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses. Gemälde. Beschreibendes Verzeichniß. Wien 1884. II, 504–513. – A. Woltmann und K. Woermann, Geschichte der Malerei. Leipzig 1888. III, 91, 92.

*) Zu Bd. XXXIX, S. 458.