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Artikel „Vultejus, Justus“ von Julius Pistor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896), S. 391–392, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Vultejus,_Justus&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 04:10 Uhr UTC)
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Vultejus: Justus V., tüchtiger Pädagog und Philolog, stammte aus einer angesehenen in Wetter bei Marburg ansässigen Familie und wurde dort um das Jahr 1528 geboren. Seinen Vater verlor er schon früh (1529), die Mutter verheirathete sich dann zum zweiten Male. Nachdem er in der Schule seiner Vaterstadt und später in Dillenburg sich für die Universität vorbereitet hatte, begab er sich (1542) mit seinem älteren Bruder Johannes zum Studium nach Marburg; von hier gingen sie nach Straßburg, wo sie unter Butzer’s und Sturm’s Leitung eifrig arbeiteten. Später finden wir die Brüder in Erfurt, dann in Leipzig und Wittenberg (1546); an letzterem Orte besuchten sie hauptsächlich Melanchthon’s Vorlesungen. Infolge der unruhigen Zeiten verließen sie Wittenberg und gingen zunächst nach Zürich. Hier trennten sich dann die Brüder. Justus ging nach Basel, wo er in enge Beziehungen zu Myconius und dem gelehrten Buchdrucker Johannes Oporinus trat. Für letzteren übersetzte er die Varia historia des Aelian nebst den Politieen des Heraklides und die Strategemata des Polyaen in das Lateinische. Doch auch in Basel verweilte er nicht lange: zu seiner Ausbildung unternahm er (1548) weitere Reisen, die ihn nach den Niederlanden, nach Frankreich und der Schweiz führten. Nachdem er in Paris und Lausanne längeren Aufenthalt genommen und die Bekanntschaft Calvin’s in Genf gemacht hatte, ging er auf den Wunsch seiner Eltern nach Wetter zurück, wo er die Leitung der Lateinschule übernahm. In kurzer Zeit brachte er diese Anstalt zu solcher Blüthe, daß sogar zahlreiche Studenten von Marburg herüberkamen, um an seinem Unterrichte theilzunehmen. Diese ausgezeichnete Thätigkeit verschaffte ihm im J. 1560 die Stelle eines Pädagogiarchen in Marburg. Auch hier, wo es zunächst galt die heruntergekommene Anstalt wieder zu heben, entfaltete er eine in hohem Maße segensreiche Wirksamkeit und zeichnete sich durch Gelehrsamkeit so aus, daß ihm nach dem Tode des Professors Wigand Happel (1572) noch die Professur der hebräischen Sprache an der Universität übertragen wurde. Auch in diesem Amte erwarb er sich hohe Anerkennung. Am 31. März 1575 starb er infolge eines Sturzes und wurde auf dem Todtenhofe zu St. Michael in Marburg begraben. Er hinterließ drei Söhne, von denen besonders der Jurist Hermann V. (o. S. 389) zu hohem Ansehen gelangte, und eine Tochter, die die Gattin des hess. Kanzlers Joh. Antrecht wurde. – Seine eifrige Lehrthätigkeit und häufige Krankheiten haben ihm wenig Muße für litterarische Arbeiten gelassen: außer den oben erwähnten [392] Uebersetzungen verfaßte er Gelegenheitsgedichte in lateinischer und griechischer Sprache, Gedächtnißreden u. s. w.

Die Hauptquelle für seine Lebensgeschichte ist Johann Antrecht’s Leichenrede auf V. (Marburg 1575), wieder abgedruckt als Anhang zu Joh. Phil. Kuchenbecker’s Vita Hermanni V. (Gießen 1731). Einiges findet sich auch in seinen von Hermann V. (Marburg 1612) herausgegebenen Poemata (5 Bücher). Vgl. ferner Chr. Koch, Gesch. d. akadem. Pädagogiums in Marburg (zusammen mit Friedrich Münscher, Gesch. d. Gymnasiums in Marburg, 1868) und Bursian, Gesch. d. class. Philologie in Deutschland, S. 158. – Seine Schriften sind aufgezählt bei Strieder, Grundl. zu einer hess. Gelehrten- u. Schriftsteller-Gesch. XVI, 349 ff.