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Artikel „Uden, Lucas van“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 39 (1895), S. 128–129, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Uden,_Lucas_van&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:16 Uhr UTC)
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Uden: Lucas van U., Maler und Kupferstecher, stammte aus einer Brüsseler Künstlerfamilie. Sein Großvater Peter van U. war ein tüchtiger Musterzeichner und Teppichweber gewesen, der in Antwerpen eine große Teppichweberei und Seidenfabrik eingerichtet hatte, durch seine Betheiligung an dem spanischen Aufstand aber um sein Vermögen gekommen war. Sein Vater Catus van U., geboren im J. 1544, war Stadtmaler in Antwerpen und blieb als solcher in seinen Arbeiten ganz in den Grenzen handwerksmäßiger Uebung. Er vermählte sich mit Joanna Tranoy, die ihn am 18. October 1595 mit einem Sohn beschenkte, der in der Taufe den Namen Lucas erhielt. Vermuthlich war Lucas anfänglich im Geschäfte seines Vaters als Vergolder und Anstreicher thätig; wenigstens wissen wir von keinem Meister, bei dem er in die Lehre gegangen wäre. Er verdankte seine Ausbildung dem Studium der Natur und dem Selbstunterricht und erzielte dabei so schöne Erfolge, daß er, erst zwei und dreißig Jahre alt, im J. 1627, als Meister in die Sanct Lucasgilde von Antwerpen aufgenommen wurde. Von diesem Zeitpunkt an nahm ihn Rubens, der seine Landschaften bewunderte, in seine Schule auf und beschäftigte ihn vielfach in seinen Diensten, namentlich zum Ausmalen der Hintergründe in seinen [129] Bildern. Unter der Anleitung von Rubens lernte U. eine leichtere und malerische Pinselführung und gab seitdem seinen Bildern einen wärmeren Ton und überhaupt eine reichere, kräftigere Färbung. Die Landschaften, die er in seinen Bildern behandelte, sind durchweg den heimischen Gegenden entlehnt, namentlich den Grenzgebieten Flanderns und Brabants, aus dem Hügellande und aus der weiten grünen Ebene. Er faßt, wie Woermann bemerkt, diese Gegenden äußerst einfach und wahr auf und vermeidet jede stilistische Zuthat; „geschickt und nüchtern, gleichweit entfernt von oberflächlicher Breite wie von ängstlicher Detaillirung, im Ganzen aber, seinem meist kleinen Format entsprechend, doch mit liebevoll sorgfältiger Durchbildung gibt er sie wieder“. In vielen seiner Bilder, die er mit seinem Namen oder wenigstens mit seinem Monogramm zu versehen pflegte, begegnen uns Regenwolken oder Regenbogen, die ihnen den Eindruck größerer Lebendigkeit geben. Dagegen hat er nur selten Winterlandschaften gemalt. In den Galerien sind seine Bilder ziemlich häufig. In den Antwerpener Sammlungen findet man drei, darunter das größte unter allen seinen Gemälden, die Ansicht des Sanct Bernhardskloster an der Schelde. Besonders reich ist die Dresdner Galerie und die Galerie Liechtenstein in Wien an Werken von seiner Hand. Ebenso ist er in der Eremitage zu St. Petersburg, in der alten Pinakothek zu München und in den Galerien zu Augsburg, Berlin, Braunschweig, Frankfurt a. M., Schleisheim u. a. m. gut vertreten. Ein besonderes Interesse nehmen diejenigen Bilder van Uden’s in Anspruch, in denen er mit den berühmten Sittenmalern David Teniers und zwar sowol mit dem Aelteren, als namentlich auch mit dem Jüngeren zusammen gearbeitet hat. Zu den Bildern dieser Art gehört die „Abfahrt der Bauern zum Gemüsemarkt“ in Brüssel, die Landschaft mit dem Brautzug und die kleine Landschaft mit dem heiligen Eremiten Paulus und dem heiligen Abt Antonius in Dresden, während bei der Landschaft mit einer Burg auf hohem Felsen in der Braunschweiger Galerie die früher behauptete Mitwirkung Teniers’ gegenwärtig bestritten wird. Von gleicher Vollendung wie die Oelgemälde Uden’s erscheinen seine Radirungen, in denen er außer Landschaften seiner eigenen Composition und solchen nach Rubens, unter denen besonders die Landschaft mit der Kuhmelkerin und die mit der Pferdetränke geschätzt werden, auch Gemälde Tizian’s mit der Nadel vervielfältigte. – U., der sich am 14. Februar 1627 mit Anna van Woelput vermählt hatte, lebte in Wohlstand, huldigte aber in sittlicher Beziehung ziemlich leichten Grundsätzen, da wir sowol vor als nach seiner Verheirathung von seinen unehelichen Kindern hören. In seinem Ansehen als Künstler scheint ihm diese leichte Lebensanschauung nichts geschadet zu haben. Er starb am 4. November 1672.

Vgl. Catalogue du Musée d’Anvers. 2. édition. 1857. S. 207. – A. Michiels, Histoire de la peinture flamande VIII, 180–192. – Repertorium für Kunstwissenschaft. IV, 259. Stuttgart 1881. – J. Jos. van den Branden, Geschiedenis der Antwerpsche Schilderschool. Antwerpen 1883. S. 688–690. – Hermann Riegel, Beiträge zur Niederländischen Kunstgeschichte I, 40. II, 21, 22, 39, 103. Berlin 1882. – Eugéne Dutuit, Manuel de l’amateur d’estampes. III, 438–450. Paris, Londres 1885. – Woltmann und Woermann, Geschichte der Malerei III, 468. Leipzig 1888. – Wessely, Geschichte der Graphischen Künste. Leipzig 1891. S. 198.