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Artikel „Sarasin, Jakob“ von Wilhelm Feldmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 53 (1907), S. 712–713, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Sarasin,_Jakob&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 18:20 Uhr UTC)
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Sarasin: Jakob S., geboren am 26. Januar 1742 in Basel. Mit zehn Jahren verließ er sein Elternhaus, um in Mülhausen, Neuchâtel und Augsburg zum Kaufmann ausgebildet zu werden. 1761 trat er eine mehrjährige Reise nach Italien an und übernahm dann mit seinem Bruder Lucas Sarasin die Bandfabrik seines frühverstorbenen Vaters. 1770 führte er Gertrud Battier, die Tochter eines angesehenen Baseler Kaufmanns und Rathsherrn, heim, mit der er in selten glücklicher Ehe lebte. Im September 1775 trat S. zu Christoph Kaufmann in nähere Beziehungen und ward durch ihn in das geniale Treiben der Stürmer und Dränger hineingezogen. Als Mitglied der „helvetischen Gesellschaft“ in Schinznach lernte er Johann Georg Schlosser, Gottlieb Konrad Pfeffel, Iselin, Lavater, Pfenninger und andere führende Geister der Schweiz kennen. Mit Isaak Iselin zusammen gründete er die Baseler „Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen“ und bemühte sich eifrig um die Lösung der socialen Fragen, die Basel damals bewegten.

Sarasin’s Patriciersitz am Rheinsprung, das sogenannte „weiße Haus“, wurde bald ein Sammelpunkt bedeutender Männer, zu denen sich außer den Schinznacher Freunden Pestalozzi und Jakob Michael Reinhold Lenz gesellten. Letzterer kam im April 1777 von Emmendingen nach Basel. 1780 vermittelte Schlosser die Bekanntschaft zwischen S. und Klinger. Lavater, Klinger und Sarasin arbeiteten im Juli 1780 in Pratteln, Sarasin’s Sommersitz, gemeinsam die ersten Capitel des „Plimplamplasko“, der Satire auf Kaufmann, aus. Bald darauf finden wir J. J. W. Heinse und Franz Christian Lerse als Gäste bei S.

1799 war Gertrud S. von einem schweren Nervenleiden befallen worden. Die Aerzte gaben alle Hoffnung auf. Da entschloß sich S., den Grafen Cagliostro, der damals in Straßburg durch seine Wundercuren Aufsehen erregte, um Hülfe zu bitten. Im Frühling 1781 vertraute er seine Gattin dem Wunderarzte an. Der Erfolg war überraschend und kettete die beiden Männer dauernd aneinander. Im October 1781 schlossen Lavater und Cagliostro in Sarasin’s Haus Freundschaft, die allerdings nicht von Dauer war. S. ließ Cagliostro nicht fallen, auch als dieser bereits als Betrüger entlarvt war. Im Frühjahr 1787 miethete er für ihn das Schloß Rockhalt bei Biel, das Cagliostro bis Ende Juli 1788 bewohnte. Im Mai 1787 ward im „weißen Hause“ eine „ägyptische Loge“ eröffnet, die einem wahren Cagliostrocultus diente. – Noch anderen berühmten Namen begegnen wir im weißen Hause. Eine enge Freundschaft verband Gertrud Sarasin und Johanna Schlosser geb. Fahlmer. 1784 waren Sophie v. Laroche, Johann Georg Jakobi und Prinz Heinrich [713] von Preußen (als Graf v. Oels) Sarasin’s Gäste. Im Sommer 1786 besuchte ihn J. H. Merck.

Bereits 1784 war S. in den großen Rath gewählt worden. Bald darauf wurde er Appellationsrichter, 1786 Präsident der „Gesellschaft zur Beförderung des Guten und Gemeinnützigen“ und Mitglied des Consistoriums der französischen Kirche. Trotz dieser vielseitigen Thätigkeit und einem sehr ausgedehnten Briefwechsel fand er Zeit, unablässig seine Bildung zu erweitern. Zeugniß davon legen verschiedene Arbeiten ab, z. B. über: „Mahomet, sein Paradies und seinen Koran“ (1785) und „Ueber das Erziehungswesen in den Schweizer Kantonen“ (1786). Außer volkswirthschaftlichen, pädagogischen und sonstigen Abhandlungen, sowie den Reden, die er als Präsident der helvetischen Gesellschaft gehalten hat, sind im Sarasin’schen Familienarchiv in Basel, Gedichte und ein Lustspiel in drei Aufzügen, „Der Hausfriede“, von ihm erhalten.

Am 26. Januar 1791 starb seine Gattin, die ihm drei Söhne und sechs Töchter geschenkt hat. Am 10. September 1802 folgte er ihr ins Grab, nachdem er noch im Jahre vorher mit Jung-Stilling Freundschaft geschlossen hatte.

Vgl. Hagenbach, Jakob Sarasin und seine Freunde. Basel 1850. (Beiträge zur vaterländischen Geschichte von der histor. Gesellschaft zu Basel, Bd. 4.) – Langmesser, Jakob Sarasin. Zürich 1899. (Diss.)