ADB:Regel, Friedrich Ludwig Andreas

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Artikel „Regel, Friedrich Ludwig Andreas“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 27 (1888), S. 757–758, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Regel,_Friedrich_Ludwig_Andreas&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:45 Uhr UTC)
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Regel *): Friedrich Ludwig Andreas R., Theolog und Schulmann, als Sohn eines Unterofficiers am 22. Januar 1770 in Gotha geboren, besuchte die dortige Garnisonschule und hierauf das Gymnasium, letzteres jedoch unter mancherlei Entbehrungen, da seine unbemittelten Eltern wenig für ihn thun konnten und er selbst den größten Theil seines Unterhaltes durch Singen im Schülerchor und durch Stundengeben verdienen mußte. Seine vorzüglichen Fortschritte gewannen ihm das Wohlwollen des damaligen Generalsuperintendenten Joh. Benj. Koppe (s. A. D. B. XVI, 692 f.), der ihm auch den Aufenthalt auf der Hochschule durch seinen Einfluß zu erleichtern suchte. Nachdem er seit Ostern 1787 in Jena unter Döderlein, Eichhorn und Griesbach dritthalb Jahre lang der Theologie obgelegen hatte, nöthigten ihn die beschränkten Verhältnisse seiner Eltern wieder nach Gotha zurückzukehren, wo er nach eifrig fortgesetzten Studien zu Michaelis 1790 die Candidatenprüfung mit Erfolg bestand. Bald danach übernahm er eine Hauslehrerstelle bei dem Freiherrn Hans Wilh. v. Thümmel, dem Bruder des Humoristen, welcher sich zu jener Zeit als Vicepräsident der Kammer meist in Altenburg aufhielt, dann aber abwechselnd hier und in Gotha wohnte. R. verlebte in dessen Familie eine Reihe glücklicher Jahre, die für seine geistige und gesellschaftliche Bildung von wohlthätigen Folgen waren; denn das Thümmel’sche Haus bot ihm eine reichhaltige Bibliothek zur Benutzung, regte ihn zu eingehender Beschäftigung mit den neueren Sprachen an, weckte durch die geschmackvolle Flora seines Gartens in ihm die Liebe zur Botanik und lehrte ihn die feineren und gewählteren Umgangsformen. Noch fand er Muße sich im Predigen zu üben und in litterarischen Arbeiten zu versuchen. Er lieferte Recensionen für die „Gothaischen gelehrten Zeitungen“, veröffentlichte einige geschichtliche und pädagogische Schriften ohne Nennung seines Namens und betheiligte sich an dem nachmals (1818) von Thümmel herausgegebenen werthvollen, mit Kupfern gezierten Werke: „Historische, statistische, geographische und topographische Beiträge zur Kenntniß des Herzogthums Altenburg“, das in einem ersten kürzeren Abschnitte über die Karten des Landes handelt und in einem zweiten umfangreichen eine „Uebersicht der Regenten des Fürstenthums Altenburg“ von Friedrich dem Streitbaren bis zu Ernst II. von Sachsen-Gotha enthält. – Als dann die Kinder des Hauses seiner Zucht entwachsen waren, folgte er einem Rufe nach Livland, um bei den Söhnen des Landrathes Baron v. Wolff auf Neulaitzen seine erziehende Thätigkeit fortzusetzen. Die zwei Jahre seines dortigen Aufenthaltes benutzte er unter Anderem zum Studium der livländischen Pflanzenwelt und zu einem Besuche St. Petersburgs. Doch wirkte das rauhe nordische Klima nachtheilig auf seine Gesundheit ein: nach einem heftigen Nervenfieber befiel ihn eine langwierige Gemüthsverstimmung, so daß er auf ärztlichen Rath 1805 wieder nach Deutschland [758] zurückkehrte. Nachdem er einige Zeit im Thümmel’schen Hause verweilt hatte, wurde ihm im Frühjahr 1806 die erledigte Stelle eines Garnisonpredigers in Gotha übertragen. Zu den kriegerischen Ereignissen jenes Jahres sah er sich in persönliche Beziehung versetzt, als er auf einer Reise nach Altenburg unter das bei Saalfeld vordringende französische Heer gerieth und, für einen Spion gehalten und von Napoleon selbst verhört, nur durch seine Fertigkeit im Französischen einer großen Gefahr entging. 1807 nahm sein Wirkungskreis bedeutend zu; denn als damals Fr. Jacobs und J. G. A. Sparr infolge auswärtiger Berufungen das Gothaische Gymnasium verließen, trat er zu Anfang 1808 mit F. A. Ukert an deren Stelle und entfaltete fortan, zuerst als sog. Collaborator und seit 1813 mit dem Titel eines Professors, eine fruchtbringende Lehrthätigkeit. Sein Unterricht, welcher Religion, hebräische, lateinische und englische Sprache, auch zeitweise Naturgeschichte umfaßte, war gründlich, frisch und anregend, und mehrere tüchtige Gelehrte, wie Karl Aug. Credner, Joh. Heinrich Möller, Chr. Gotthold Neudecker und Fr. Wilh. Karl Umbreit, verdankten ihm die sichere Grundlage ihres hebräischen Wissens. Einen besonderen Beweis des Vertrauens zu seinem Lehrgeschick gab ihm beim Antritte seines Lehramtes Herzog August, indem er ihm die religiöse Unterweisung seiner einzigen Tochter Luise, der nachmaligen Herzogin zu Sachsen-Saalfeld-Coburg, bis zu deren öffentlicher Confirmation am 26. August 1816 übertrug. – Verheirathet war R. nacheinander mit zwei Töchtern des Kirchenrathes Fr. Wilh. Döring. Unter seinen acht Kindern zeichneten sich später mehrere Söhne in der gelehrten Welt aus: so der Philolog Gustav R. in Emden, der Germanist Karl R. in Gotha, der Botaniker Eduard R. in St. Petersburg, und auch einige seiner Enkel haben sich bereits einen wissenschaftlichen Ruf erworben. Seinem thätigen Leben bereitete ein Schlagfluß am 30. December 1826 ein plötzliches Ende. Des Abends aus einem geselligen Kreise heimgekehrt, sank er mitten im freundlichen Gespräche mit seiner Gattin todt zu Boden. – Von Schriften gab er in Gotha noch folgende heraus: „Englische Chrestomathie mit einer grammatischen Einleitung und einem Wörterbuche“ (1810); „Darstellung der Confirmation der Prinzessin Luise zu Sachsen-Gotha und Altenburg“ (1816); „Oratio in memoriam Ducis serenissimi Friderici IV. (1825); außerdem verschiedene einzelne Predigten und eine Anzahl Recensionen in der Jenaischen Allgemeinen Litteraturzeitung. Bald nach seinem Tode erschienen noch, von Chr. Ferd. Schulze herausgegeben, die „Worte zum Herzen in einer Auswahl von Predigten und Reden aus dem Nachlasse“ (1827).

Athenäum. Humanistische Zeitschrift, hrsg. von Fr. Günther und W. Wachsmuth, 3. Bandes 2. Heft, Halle 1818, S. 278 f. – K. G. Bretschneider in der o. a. Predigtsammlung „Worte zum Herzen“, S. 1(3)–18. Auszug daraus im N. Nekr., 4. Jahrg. 1826, 2. Thl., S. 747–756. – Vgl. auch: Chr. Ferd. Schulze, Geschichte d. Gymnasiums zu Gotha, Gotha 1824, S. 291 und 310. – Derselbe, Am Sarge d. Herrn Prof. u. Garnisonpredigers R., Gotha 1827. – Intelligenzblatt zur Jen. Allg. Litt.-Zeitung, Nr. 13 vom Februar 1827, Sp. 100. – Regel’s Bildniß vor dem 9. Bande der Bibliothek der deutschen Canzelberedsamkeit, Hildburgh. und New-York 1829.

[757] *) Zu S. 545.