ADB:Friedrich I. (Kurfürst von Sachsen)

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Artikel „Friedrich I., Kurfürst v. Sachsen, der Streitbare“ von Heinrich Theodor Flathe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 776–778, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_I._(Kurf%C3%BCrst_von_Sachsen)&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 00:06 Uhr UTC)
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Friedrich I., Kurfürst v. Sachsen, der Streitbare, Friedrichs des Str. ältester Sohn, geb. am 29. März 1369, † 1428, erhielt bei der Ländertheilung, welche die wettinischen Fürsten am 13. Novbr. 1382 zu Chemnitz vornahmen und von der nur Freiberg und die Bergwerke ausgenommen blieben, zusammen mit seinen Brüdern Wilhelm (II.) und Georg (der jedoch schon 1402 ohne Nachkommen starb) das Osterland, die vogtländischen Erwerbungen und Landsberg, welche Gebiete dieselben zunächst gemeinschaftlich regierten und durch die käufliche Erwerbung von Saalfeld 1389, von Altenberg bei Jena 1393, von Leuchtenburg mit Kahla und Roda und des Amts Königsberg in Franken 1396, von Schmölln, Ronneburg und Werda 1440 vermehrten. Ueberall tritt F. nicht blos als der älteste, sondern auch als der bedeutendste unter den Brüdern hervor. Nachdem dieselben 1403 zu Freiberg die Aufnahme in den von ihren Oheimen Balthasar und Wilhelm 1387 geschlossenen Erbvertrag erzwungen hatten, fiel ihnen 1407 bei dem kinderlosen Tode des letzteren, dem sie 1402 in der Fehde gegen die Burggrafen von Dohna Beistand geleistet hatten, die Hälfte von Meißen zu, jedoch nicht ohne längeren Streit mit Balthasar, den erst der Hauptreceß zu Naumburg am 21. Januar 1410 beendigte. Hierauf nahmen beide im J. 1411 eine Mutschirung auf vier Jahre vor, wobei F. als Hauptland den größeren Theil von Meißen, Wilhelm den größeren des Osterlandes erhielt; nach Ablauf dieser Zeit wurde dieselbe durch eine neue, unter Vermittlung des Bischofs Gerhard von Naumburg und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg geschlossene Sonderung ersetzt, kraft welcher F. seinen Antheil, jedoch etwas vermehrt, behielt. Die daraus entstandenen Mißhelligkeiten legte F. endlich 1423 bei, indem [777] er seinem Bruder Leipzig gegen Jena überließ, doch brachte Wilhelms kinderloser Tod 1425 auch dessen Antheil ganz an F. Lebhaften Antheil nahm F. 1388 an dem Städtekriege, indem er seinem Oheim, Burggraf Friedrich V. von Nürnberg, Windsheim und Rotenburg erobern und Nürnberg demüthigen half; dann zog er 1391 dem deutschen Orden gegen Ladislaus Jagello zu Hülfe. Das frühere gute Einvernehmen der Wettiner mit dem Hause Luxemburg war, seitdem Wenzel seine mit F. verlobte Schwester Anna dem König Richard II. von England vermählt hatte, in das Gegentheil umgeschlagen, und wenn auch Wenzel, dem Andringen Friedrichs und seiner Brüder nachgebend, ihnen, anstatt der für die Nichtvollziehung jener Ehe bedungenen 10000 Schock Groschen, 1397 die Städte Brüx und Laun verpfändete, so schlossen sie sich doch dem Bunde an, welcher 1400 die Absetzung Wenzels und die Wahl Ruprechts herbeiführte, und unternahmen sogar 1401 einen wennschon erfolglosen Zug gegen Prag. Um so bereitwilliger nahm F. 1409 die in Folge von Wenzels Maßregeln aus Prag ausgewanderten Lehrer und Studenten in seinem Lande auf, was die Veranlassung zur Gründung der Universität Leipzig wurde. Diese Spannung schien auch unter Sigismund fortdauern zu sollen, nachdem F., erzürnt über des Kaisers Weigerung, ihm die Lehen über seine böhmischen Erwerbungen zu ertheilen, die Kostnitzer Versammlung plötzlich und ohne Abschied am 12. Mai 1417 wieder verlassen hatte; allein die gleiche ihnen durch die Hussiten drohende Gefahr machte bald beide zu Bundesgenossen gegen dieselben. Schon 1420 stießen F. und sein Bruder vor Prag mit starker Streitmacht zu Sigismund, ihr Sturm auf den Witkowberg am 13. Juli wurde, schon dem Gelingen nahe, zurückgeschlagen. Im folgenden Jahre zog F., nachdem er auch mit der Oberlausitz ein Bündniß gegen die Hussiten geschlossen hatte, abermals nach Böhmen, entsetzte das belagerte Brüx und eroberte den Leitmeritzer Kreis, Kadan und Kommotau. Es war dies der größte überhaupt je gegen die Hussiten errungene Erfolg; die Auflösung des Reichsheeres hinderte ihn, denselben weiter zu verfolgen. Für die auf 90000 Fl. berechneten Kriegskosten und die Zusage weiterer Hilfe verpfändete Sigismund den Wettinern eine Anzahl böhmische, vogtländische und andere Ortschaften. Da aber gab die Erledigung der sächsischen Kur durch das Aussterben von Sachsen-Wittenberg dem Kaiser Gelegenheit, den streitbaren Markgrafen, der seine Bewerbung um dieselbe durch seinen Hofmarschall Apel Vitzthum betreiben ließ, sich noch wirksamer und ohne eigene Opfer zu verpflichten. Ohne Rücksicht auf die Erbansprüche der sachsen-lauenburgischen Linie, auf die Erbverbrüderung der Askanier mit Braunschweig und selbst auf die dem Kurfürsten Friedrich I. von Brandenburg gegebene Zusage, der daraufhin schon von dem Lande Besitz genommen hatte, ertheilte er am 6. Januar 1423 F. einen Lehnbrief über das Kurfürstenthum Sachsen, das auch der Brandenburger gegen das Versprechen von 10000 Schock Groschen freiwillig räumte, worauf der kaiserliche Hofrichter Johann v. Lupfen ihn in dasselbe einwies. Die feierliche Belehnung erfolgte am 1. August 1425 zu Ofen, nachdem F. am 25. Juni zu Waitzen ein neues Bündniß mit Sigismund und Herzog Albrecht von Oesterreich abgeschlossen hatte. So erkaufte F. die Erwerbung der sächsischen Kur für sich und seine Nachkommen mit der Uebernahme neuer Kriegslast gegen die Hussiten, die um so schwerer auf ihm und seinem Lande lag, je weniger er das Reich zu einer energischen Betheiligung an dem Kampfe zu bringen vermochte. Auch das von ihm zu Bingen 1424 mit den übrigen Kurfürsten geschlossene Bündniß fruchtete nichts. Erst nach der Niederlage der Meißner bei Brüx 1425 und nach der viel furchtbareren, welche dieselben am 16. August 1426 vor Aussig erlitten, erreichte er auf dem Reichstage zu Frankfurt, daß ein neues Reichsheer gegen die Hussiten gesendet wurde, aber auch dieses stob vor Mieß [778] bei Annäherung der Feinde auseinander. Von Gram über diese Unfälle und von Sorge um die Zukunft gebeugt starb F. am 4. Januar 1428 zu Altenburg und wurde anfangs, aus Furcht vor den Hussiten, an einer verborgenen Stelle, später in der von ihm am Meißner Dom gestifteten Begräbnißkapelle beigesetzt. Von seiner Gemahlin Katharina von Braunschweig hinterließ er vier Söhne, Friedrich (II.), Sigismund, Heinrich und Wilhelm, und zwei Töchter, Anna, Gemahlin des Landgrafs Ludwig von Hessen, und Katharina, vermählt mit dem Kurfürsten Friedrich II. von Brandenburg.

Spalatin, Vita Friderici I. in Mencke, SS. II. 1067–78. – J. G. Horn, Lebens- u. Heldengeschichte Friedrichs des Streitbaren, Leipzig 1733.