Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Obmaus, Franz Karl“ von Bernhard von Poten in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 24 (1887), S. 113–114, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Obmaus,_Franz_Karl&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 22:48 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Obladen, Peter
Band 24 (1887), S. 113–114 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Franz Karl Obmaus in der Wikipedia
Franz Karl Obmaus in Wikidata
GND-Nummer 138273472
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|24|113|114|Obmaus, Franz Karl|Bernhard von Poten|ADB:Obmaus, Franz Karl}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=138273472}}    

Obmaus: Franz Karl O. (auch Obenaus und ähnlich geschrieben), königlich polnischer und kurfürstlich sächsischer Generallieutenant, oberster Haus- und Landzeugmeister, Herkunft unbekannt, erscheint, „nachdem er die Ingenieur- und Feuerwerkskunst aus dem Grunde erlernt hat“, in der Geschichte zuerst im J. 1703, wo er als k. k. Stückhauptmann bei der Armee des Generals Heister, als diese Kufstein belagerte, in der Nacht zum 29. October „mit absonderlicher Geschicklichkeit und Stille“ auf Schiffen einen 276 Schritt langen Laufsteg um den Schloßfelsen über den Inn schlug und dadurch wesentlich zur Eroberung der Stadt beitrug, welche freilich bald nachher, als Kurfürst Maximilian Emanuel von Baiern zum Entsatz nahte, wieder aufgegeben werden mußte, weil es nicht gelungen war das Schloß zu nehmen. 1704 focht O. bei Höchstädt; in den folgenden Feldzügen des spanischen Erbfolgekrieges befand er sich bei der Armee am Rhein. Von seinen Erfindungen im Gebiete der Waffenlehre durfte er 1711 vor Kaiser Josef I. eine Probe ablegen, wobei er „mit 28 Schüssen aus einer Kanone in vier Minuten und mit 14 Schüssen aus einer Flinte auf 70 Schritt durch ein gedoppeltes Brett schoß“. Nach des Kaisers Tode trat er als Oberst und Commandeur der Artillerie in den Dienst König August des Starken und commandirte diese 1713 vor Stettin, sowie 1715 vor Stralsund. Als hier der preußische General Rühle am 9. December gefallen war, übernahm O. die Oberleitung des artilleristischen Angriffs. Seine vortrefflichen Leistungen veranlaßten König Friedrich Wilhelm I. ihn „mit vielem Empressement“ zum Uebertritt in preußische Dienste aufzufordern; 6000 Thaler Gehalt und der Rang eines Generalmajors wurden ihm angeboten; O. lehnte indessen ab. Als er dem König August die den Sachsen aus der Kriegsbeute zugefallenen Trophäen überbrachte, ernannte ihn dieser am 14. März 1716 zum Generalmajor von der Infanterie. Er entwickelte nun in seinem artilleristischen Dienstverhältnisse große Thätigkeit; 1730 war er im Lager von Mühlberg; als 1734, nach König August III. Thronbesteigung, der polnische Erbfolgekrieg ausbrach, commandirte er bei des Herzog Johann Adolf von Sachsen-Weißenfels Armeecorps die Artillerie vor Danzig, [114] ward in demselben Jahre Generallieutenant, starb am 19. October 1735 zu Dresden und ward im Kloster Graupen beerdigt. Bei den sächsischen Bataillonsgeschützen versah er die Laffeten mit einer von ihm erfundenen Richtmaschine, mittelst deren man zugleich das Geschütz auf die Achse der Laffete herunterfallen lassen konnte, so daß ein Ansetzen der Ladung nicht erforderlich war, man nannte die Geschütze daher „Geschwindstücke“. Die Schnelligkeit im Kartätschfeuer, welche hierdurch ermöglicht war, kam den sächsischen Truppen bald nachher im Türkenkriege von 1737 am Timok sehr zu statten.

Feldzüge des Prinzen Eugen von Savoyen, Kriegsjahr 1703, Wien 1878. – v. Hoyer, Geschichte der Kriegskunst, Göttingen 1799. – Der General-Archivarius auf das Jahr 1735 von M. R.(anft), Leipzig 1735.