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Artikel „Moller, Heinrich“ von l. u. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 22 (1885), S. 758–759, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Moller,_Heinrich_von&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:11 Uhr UTC)
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Moller *): Heinrich M. (auch Möller und Müller genannt), aus der berühmten Hamburger Familie Moller vom Hirsch, wurde am 12. April 1530 zu Hamburg geboren. Sein Vater war der Hamburgische Senator Joachim Moller, sein ältester Bruder der Lüneburgische Rath Joachim Moller, von welchen beiden oben S. 125 geredet ist. Unser Heinrich widmete sich dem Studium der Theologie und besonders der orientalischen Sprachen; am 14. Juni 1546 wurde er zu Wittenberg inscribirt. Hier trat er, wie schon früher seine Brüder Joachim und Eberhard, in ein näheres Verhältniß zu Melanchthon, das sich später zu einer dauernden Freundschaft ausbildete. Nach Vollendung seiner Studien ging er als Magister zunächst nach Hamburg zurück. Wie lange er hier verblieben, ist uns nicht bekannt. Im J. 1554 war er wieder in Wittenberg, vielleicht hat er schon um diese Zeit dort Vorlesungen gehalten. Im Mai 1559 und in den folgendenden Monaten finden wir ihn, wir erfahren nicht seit wie lange und in welcher Stellung, am Hofe in Nassau. Damals bemühte sich Melanchthon, ihn als Professor dauernd für Wittenberg zu gewinnen. M. sollte nach Melanchthon’s Wunsche als Professor des Hebräischen angestellt werden, und um als solcher der theologischen Facultät anzugehören, zugleich Prediger an der [759] Schloßkirche in Wittenberg (?) werden. Nach langen Verhandlungen wurde M. am Ende des Jahres 1559 nur die Professur der hebräischen Sprache zu Theil, welches Amt er im J. 1560 antrat. Im J. 1562 war er Decan der philosophischen Facultät. Mehrfach (1565 und 1573) war er Rector der Universität. Am 11. Mai 1570 ward er Doctor der Theologie; um diese Zeit (? 1569) ward er auch in die theologische Facultät versetzt. In den cryptocalvinistischen Streitigkeiten verlor er sodann sein Amt. Durch Decret des Kurfürsten August vom 29. Mai 1574 mit seinen Collegen Widebram, Cruciger und Pezel, sowie dem Magister Esrom nach Torgau citirt, wurde mit ihm am 5. Juni ein Verhör angestellt; als er bei seiner Weigerung, die sog. Torgauer Artikel zu unterschreiben, blieb, wurde auch er festgenommen und nicht lange nachher mit den übrigen nach Leipzig abgeführt und in die Pleißenburg gefangen gesetzt. Dort ließen sie sich bekanntlich zur Unterschrift überreden mit dem Vorbehalt, daß sie den Torgauer Artikeln nur soweit zustimmten, als sie mit dem Corpus doctrinae und dem Census Dresdensis stimmten, eine Einschränkung, welche jedoch von ihnen nicht ihrer Unterschrift beigefügt werden durfte, und dem Kurfürsten von seinen Bevollmächtigten verschwiegen wurde. Doch durften sie nun nach Wittenberg zurückkehren; hier sollten sie weiterer Befehle des Kurfürsten warten. Sie wurden dann bald alle der Stadt verwiesen. M. zog am 8. August von Wittenberg fort; ihm wurde keine Bedingung betreffs seines künftigen Aufenthaltes auferlegt. Er zog nach Hamburg, wohin seine Frau, die erst zu Wittenberg ihre Entbindung abwartete, ihm dann mit den Kindern nachfolgte. In Hamburg trieb er außer theologischen Studien auch medicinische und erwarb sich durch ärztliche Praxis theilweise seinen Unterhalt. Dem Elias Hutter (vgl. Bd. XIII, S. 475) half er bei der Herausgabe seines hebräischen Alten Testamentes, das 1587 erschien. Er starb in Folge eines Schlaganfalles am 26. Novbr. 1589; seine Frau Margaretha, geb. Kordes, und eine Reihe Kinder überlebten ihn. – Von älteren Hymnologen, namentlich Olearius, wird unser M. für den Dichter des Passionsliedes: „Hilf Gott, daß mir gelinge, du edel Schöpfer mein“ gehalten, eine Annahme, die sich von selbst dadurch widerlegt, daß das Lied schon 1531 und zwar in niederdeutscher Uebersetzung gedruckt ist, so daß das oberdeutsche Original noch älter sein muß. Neuere schreiben dieses Lied gewöhnlich dem Bruder Heinrich von Zütphen, vgl. Bd. XI, S. 642 f. zu; doch kann auch dieser nur dann der Dichter desselben sein, wenn sein Familienname Müller (Muler) war, was mit Recht bezweifelt wird.

Moller, Cimbria litterata III, S. 452 ff. – Hamburgisches Schriftstellerlexikon V, S. 351 ff. – Dat Slechtbok, Geschlechtsregister der Hamb. Familie Moller (vom Hirsch), herausgegeben von Dr. Otto Beneke, Hamburg 1876, S. 70; hier wird als sein Todestag der 21. November angegeben. – Calinich, Kampf und Untergang des Melanchthonismus in Kursachsen, Leipz. 1866, S. 151 ff. – Wetzel, Hymnopoeographia, II, S. 190 ff. – Fischer, Kirchenliederlexikon, 1. Hälfte, S. 299. – Acht Briefe Melanchthon’s an Heinrich Moller sind im Corpus Reformatorum, Band VII, VIII und IX abgedruckt.

[758] *) Zu S. 124.