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Artikel „Menz, Max von“ von Hyacinth Holland in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 52 (1906), S. 319–321, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Menz,_Max_von&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 01:05 Uhr UTC)
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Menz: Max von M., Historien- und Genremaler, geboren am 1. September 1824 zu Wasserburg, † am 3. Mai 1895 in München. Sein Vater, der nachmalige Polizeidirector Karl v. Menz, welcher 1854 als Appellationsgerichtsdirector zu München starb, genoß den Ruf eines durch seine juridische Bildung, wahrhaft humane und liberale Gesinnung ausgezeichneten Beamten. Der junge, mit den schönsten Talenten ausgestattete Maximilian M. absolvirte mit Auszeichnung Lateinschule und Gymnasium, wo er frühzeitige Proben seines heiteren Humors und seiner durchblitzenden Kunstbegabung zum Besten gab, insbesondere mit köstlichen Caricaturen seiner Mitschüler und Lehrer, welche M. unter dem staunenden Halloh seiner Commilitonen an die große Classentafel kreidete – eine Unthat, welche dem jungen congenialen Gavarni beinahe zur Demission verholfen hätte, bis die Rücksicht für die hohe Stellung des Vaters dem Delinquenten Pardon verschaffte. Uebrigens hegte Franz Dahmen († 1865), ein guter Steinzeichner und in den Akademischen Kunstausstellungen der dreißiger Jahre gern gesehener Porträtmaler, der im Gymnasium als Zeichnungslehrer waltete, ein schönes Vertrauen auf seinen Kunstjünger, welcher dasselbe wirklich auf der Akademie rechtfertigte und bei Anschütz, Heinrich Heß, Julius Schnorr und Philipp Foltz zum Historienmaler sich bildete. Im sprühenden Gegensatz zu so ernsten Bestrebungen componirte der fröhliche M. einen ganzen Cyklus zu Kopisch’s unsterblichem Cantus „Als Noah aus dem Kasten war“ und schmückte damit die Wände eines befreundeten Gartenhausbesitzers. Doch folgte er alsbald gewissenhaft der akademischen Vorschrift, welche das Alte Testament und die bairische Geschichte als Fundgrube für malerische Ideen und Urborn der patriotischen Kunst empfahl. Und diesen beiden Principien ist M., mit etwaigen Ausflügen nach volksthümlichen, gesunden Stoffen zeitlebens treu geblieben; nur zerquälte und verarbeitete er mitunter sein schönes Talent an Stoffen, welche für seine ursprünglich frische Zugvogelnatur am wenigsten taugten und paßten. Geradezu unbegreiflich war das Sinnen und Trachten der damaligen Akademieprofessoren, ihren Schülern die für künstlerische Darstellung widerhaarigsten, gar kein dramatisches Interesse bietenden Vorwürfe und Themata als Preisaufgaben [320] auszuklügeln. Kein Wunder, daß man dergleichen, die beste Kraft vergeudende Nutzlosigkeiten allgemach satt bekam und im Rückschlag und Gegensatz dem dürftigsten Naturalismus, der schmierigsten Gegenwart und geistlosesten Alltagssalbaderei verfiel.

Das erste ausstellungsfähige Product brachte M. 1848 in den Kunstverein die officiell beliebte „Hagar in der Wüste“, eine „Findung Mosis“; den „Abschied des Tobias“ und „Ruth’s Ankunft in Bethlehem“ (im König-Ludwig-Album, lithographirt von Ingenmey); doch machte er sich auch an andere Stoffe, wie das „Erwachen der Horen“, ein „Aschenbrödel“ und, da die dorfgeschichtliche Idylle an Ph. Foltz einen herablassenden Protector fand, an einen „Kirchweih-Morgen“ (1851), an eine „Chiemsee-Fahrt“ à la Christian Ruben (Deutsches Kunstblatt 1856, VII, 444), nebst einer „Heuernte“ oder wie ein krankes Mädchen durch eine Nonne im Kahn ins Kloster gerudert wird, wobei auch mit Nachklang an Heinrich Heß, die unter dem Geleite und Schutze von schwebenden Engeln als nächtliche Wasserfahrt gedachte „Flucht nach Aegypten“ einem am Chiemsee empfangenen Impulse zu danken war. Zwischendurch gingen „Madonnen“ und wieder einmal „Boas und Ruth“ oder die „Naemi mit ihren Schwiegertöchtern“ (1856) oder historische Stoffe z. B. „Kurfürst Maximilian I. im Familienkreise“ (1853) oder wie derselbe seinem Sohne Ferdinand Maria die „Monita paterna“ erklärt, wie Herzog Wilhelm V. und seine Gemahlin Renata den Armen Speise vertheilen (1856), die „Hofhaltung des Herzogs Albrecht V. des Großmüthigen in Starnberg“, wobei die Herzogin Anna dem Tondichter Orlando di Lasso einen Becher deutschen Weins kredenzt (1859) oder die historisch unhaltbare Malernovelle von „Claude Lorrain zu Harlaching“, der auf diesem seinem imaginären Landsitze, ein offenes Skizzenbuch haltend, an der Seite seiner jungen Frau unter Laubschatten die alpine Landschaft betrachtet (1854), womit das breite Recept mit der Explication den ganzen, inhaltlich möglichst unbedeutenden Vorgang der damals auf ihre „Ideen“ so stolz pochenden „historischen Schule“ documentirt ist. Mit gleich malerisch undankbaren Aufgaben wurden durch General v. Spruner, einen übrigens namhaften, den Künstlern außerordentlich wohlwollenden Historiker, die Maler betraut, welche die Galerie des Bairischen National-Museums mit ihren Fresken inscenirten; auf M. fiel die immer noch erfreuliche Motive bietende „Grundsteinlegung der Münchener Frauenkirche durch Herzog Sigmund“, aber auch die „Gründung der Primogenitur 1508 durch Herzog Albrecht IV.“. Noch schwieriger gestaltete sich das Pensum „wie Johann Thurmaier, genannt Aventinus, die herzoglichen Prinzen in der Geschichte ihres Vaterlandes unterrichtet“. Besser gelang dem Maler ein „Besuch Teniers bei Rubens“ oder die „Ermordung des Sängers Riccio“ – ein besonders bei den Piloty-Schülern beliebtes Thema, wobei der höckerige Secretarius immer als ein wahrer Adonis abgeschildert wurde. Bei der Restauration der „Münchener Frauenkirche“ erhielt M. acht kleine Altar-Flügelbilder mit Scenen aus dem Leben des hl. Corbinian und Benno (Anton Mayer, Beschreibung der Frauenkirche, 1868, S. 301); sie fanden, obwol liebevoll behandelt und ausgeführt, wenig Beachtung und noch weniger eine Reproduction für weitere Kreise. Einen guten Griff machte M. mit Illustrationen zu Ludwig Uhland, die leider durch eine heimtückische Krankheit, welche im Februar 1872 sogar die Amputation des einen Fußes erforderte, unterbrochen wurden. Leidlich hergestellt, versagte zuletzt noch der Gebrauch des Augenlichts. Gelang es ihm auch nicht, mit den Größten um die Palme zu ringen, so sichern ihm doch seine Leistungen ein bleibendes Gedächtniß durch [321] Adel, Ehrenhaftigkeit und Schönheit in Zeichnung und Farbe, im Wollen und Können.

Vgl. Nekrolog in Nr. 125 d. Allgem. Zeitung v. 6. Mai 1895. – Kunstvereinsbericht für 1895, S. 79 ff. – Fr. von Bötticher, 1898. II, 15. – M. Fürst, Biogr. Lexikon 1901, S. 144.