ADB:Albrecht IV. (Herzog von Bayern)

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Artikel „Albrecht IV., „der Weise“, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Baiern“ von Edmund von Oefele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 1 (1875), S. 233–234, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Albrecht_IV._(Herzog_von_Bayern)&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 19:19 Uhr UTC)
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Albrecht IV., „der Weise“, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von Baiern, geb. 15. Dec. 1447 zu München, † daselbst 18. März 1508. Als drittältester von den nachgelassenen Söhnen Albrechts III., da nach einer behaupteten Anordnung desselben jedesmal die zwei ältesten Söhne gemeinschaftlich regieren sollten, zunächst aber ohne Aussicht auf politische Wirksamkeit und deshalb zum geistlichen Stande bestimmt, war A. nach Italien gegangen, um in Rom, Siena und Pavia zu studiren. Der Tod Herzog Johanns (18. Nov. 1463) rief ihn nach Hause, wo er mit Klugheit und Ausdauer seine Annahme zum Mitregenten Sigmunds durchsetzte (10. Sept. 1465); doch blieb es nicht lange hiebei, vielmehr bewog Albrechts geistige Ueberlegenheit und Energie in Abstellung von Mißbräuchen den bequemen Sigmund zum Regierungsverzichte (3. Sept. 1467). Nun erhoben die jüngeren Brüder Christoph und Wolfgang [234] Anspruch auf Mitregierung: diesem gefährlichen Begehren galt es Widerstand zu leisten. Und Jahrzehnte lang hat A. mit großer Schlauheit, im äußersten Falle auch an die Macht appellirend, die Brüder hinzuhalten gewußt, bis den leidenschaftlichen Christoph ein früher Tod beseitigte (1493) und dann mit dem schwächeren Wolfgang ein unschädliches Abkommen gelang. Wie es aber unbestritten Albrechts Verdienst ist, eine neue Zerstückelung des bairischen Herzogthums als unausbleibliche Folge mehrköpfiger Regierung verhindert zu haben: so ist ein weiteres Streben seiner Politik, ehedem bairisches Gebiet wieder zu gewinnen, deshalb nicht minder löblich, weil es manchmal des Erfolges entbehrte. Es glückte die Erwerbung der Reichsherrschaft Abensberg (1485); der Versuch hingegen, Regensburg zur Landstadt zu machen (1486), schuf die drohendsten Verwickelungen. Durch Errichtung des schwäbischen Bundes (1488) hatte der Kaiser eine starke Waffe erlangt, welcher A. nicht mit Ritter- und Bauernaufgebot, nur mit einem geübten Söldnerheere Trotz bieten durfte; die deshalb ohne Bewilligung der Stände eingeforderte Steuer erregte jedoch einen Aufstand des Adels im Straubinger Land, der sich im „Löwenbund“ organisirte (1489). Diesen aus dem Felde zu schlagen, ist A. noch gelungen, als aber die Reichsacht über ihn ergangen war (23. Jan. 1492), als das bedeutend stärkere Executionsheer am Lech stand, bereit in Baiern vorzudringen, da übrigte nur, König Maximilians Vermittelung anzunehmen, Regensburg zurückzugeben. Reichliche Entschädigung für solches Mißgeschick bot der Anfall von Baiern-Landshut nach dem söhnelosen Tod seines Herzogs Georg (1. Dec. 1503). Nicht blos das Reichsoberhaupt, auch die Sympathien des verwaisten Landes standen A. zur Seite in dem blutigen Kampfe, welchen er mit dem in Georgs ungültigen Testament zum Erben eingesetzten Pfalzgrafen Ruprecht und dessen Kindern (1504–5) zu führen hatte; die schweren Opfer aber, zu denen A. sich verstehen mußte – bedeutende Landesabtretungen an das habsburgische und pfälzische Haus – wurden weit überwogen durch den errungenen Vortheil, das bairische Herzogthum in seiner Hand vereinigt zu haben. So ward es A. möglich, durch ein Gesetz über Einheit und Untheilbarkeit des bairischen Landes und die Erstgeburtsrechte von dessen Fürsten (8. Juli 1506) sein Lebenswerk, die Consolidirung Baierns, zu krönen. Er hat dieses Ziel erreicht, freilich auch vom Glücke begünstigt, hauptsächlich mit kalt berechnendem Verstand, unbeugsam und nachgiebig zu rechter Zeit, nur das Erreichbare im Auge behaltend, nie seine Kräfte in unfruchtbarer Reichspolitik verzettelnd. Seinem Volk war er ein strenger, doch gerechter Herrscher, den Ständen gegenüber nicht ohne absolutistische Neigungen. Leidenschaften kannte er kaum, Jagdliebhaberei etwa ausgenommen. Die Heirath, welche der Vierzigjährige ohne Wissen des Kaisers mit dessen Tochter Kunigunde 3. Jan. 1487 zu Innsbruck einging, sollte Tirol dem Hause Wittelsbach zurückbringen, führte aber nur zu einer glücklichen, von Kunigunde († 1520) überlebten Ehe, der außer den Prinzen Wilhelm, Ludwig und Ernst fünf Töchter, darunter Sibilla, Sabina und Susanna II., des Kurfürsten Ludwig V. von der Pfalz, des Herzogs Ulrich von Würtemberg und des Markgrafen Kasimir von Brandenburg-Kulmbach Gemahlinnen, entsprossen.

Hefner, Geschichte der Regierung Albrechts IV., Herzogs in Baiern (im „Oberbairischen Archiv“ XIII. [1852] 227–312). Silbernagl, Albrecht IV., der Weise, Herzog von Baiern und seine Regierung, 1857. Hasselholdt-Stockheim, Herzog Albrecht IV. von Baiern und seine Zeit, 1865 (unvollendet).