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Artikel „Mawer, Thomas“ von Karl Ernst Hermann Krause in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 20 (1884), S. 716–717, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Mauer,_Thomas&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 20:10 Uhr UTC)
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Mawer: Thomas M., gewöhnlich Mawerius, † am 10. August 1575 als lutherischer Generalsuperintendent der Bisthümer Verden und Lübeck, war 1536 in der Stadt Tribel im Erzbisthum Breslau geboren und nannte sich daher Tribulensis Silesius. Er trat erst 1559 oder 1560 in Wittenberg zum Protestantismus über, war ein guter Lateiner, Grieche und Hebräer und bald durch seine lateinischen Gedichte bekannt, deren er einen Band schon 1559 dem Kaiser Ferdinand überreichte. 1560 wurde er Rector der Schule zu Aschersleben, folgte aber sofort einem gleichen Rufe nach Zerbst und wurde von da 1565 durch den Bischof von Lübeck Eberhard von Holle, Herrn vom Hause St. Michaelis zu Lüneburg (Allg. D. Biogr. V, 547), zum Rector der Michaelisschule daselbst ernannt. Hier wurde er Schwiegersohn des berühmten Lucas Lossius (Allg. D. [717] Biogr. XIX, 220), 1570 dann Prediger an der Klosterkirche St. Michaelis, zu welchem Zwecke er vom Rostocker Ministerio die Ordination erhielt, und gleichzeitig nach dem Tode von Simon Brauns 1570 Generalsuperintendent der beiden Ländchen Verden und Lübeck (Eutin). Er nahm am Convente zu Mölln Theil, verhandelte in Celle wegen des neuen Wittenberger Katechismus und schloß sich dem Lüneburger geistlichen Ministerio in dessen Urtheil über den Flacianischen Erbsündestreit an. Er hat wesentlich erst das Lutherthum im Stift Verden durch die Generalvisitation von 1573 durchgeführt und in der Kirche Ordnung geschafft; auf seine Veranlassung ist auch in demselben Jahre in Verden der erste lutherische Domprediger, David Huberinus, eingesetzt, der vorher an der Schule in Minden stand, ein Sohn des Kaspar Huberinus zu Augsburg (Allg. D. Biogr. XIII, 258). Mawer’s Lüneburger Gedichte waren berühmt. Seine „Descriptio et explicatio clarissimorum insignium inclytae urbis Lunaeburgae armorum etc.“ von 1567, in elegischem Versmaß, wurde im Manuscript noch 1883 zu 18 Mark gewerthet. „Th. Maweri Tribulensis poem. Libri VII etc. ab anno 1565 usque ad an. 70“ wurden 1570 in Hamburg bei Nicolaus Wegner gedruckt. In dieser Sammlung findet sich als Catalogus Episcoporum Verdensium heroico tetrametro etc. comprehendens, praemisso fundatore Episcopatus primo die ganze Reihe der lateinischen Verse, welche später Bischof Philipp Sigismund bei den Bischofsbildern neben den deutschen Versen Eilard v. Hude’s (Allg. D. Biogr. XIII, 277) anbringen ließ, und welche Kelp (oder wer sonst) dem Chronikon des Andreas v. Mandelsloh (s. o.) einverleibte, auch Schlöpke im Chronikon von Bardewik S. 411–425 mit den Hude’schen abdruckte. Nur wenig weichen diese alle von der Mawer’schen Ausgabe ab, eine Aenderung, welche wohl Hude zuzuschreiben ist. Pfannkuche, der Mawer’s Catalogus nicht kannte, hat die lateinischen Verse überhaupt Hude irrig beigelegt. Von M. ist noch eine 1575 in der Domkirche zur Kirchweih gehaltene Predigt gedruckt. Einzeln wird er Mauer genannt. Ein Th. Mauerus Tribulensis kommt wieder um 1629 als Exulant vor.

Spangenberg, Neues Vaterl. Arch. 1825, II, 171 ff. v. Westphalen, Mon. Ined. III sp. 1099. v. Mandelsloh (Cyr. Spangenberg), Chronik von Verden, S. 226. Gebhardi bei Pratje, Altes und Neues, 10, 248 und 255. Pfannkuche, Aeltere Gesch. des vorm. Bisth. Verden, S. IX ff. Mitscher und Röstell, Bibl. hist. Ant. Verz. Nr. 3 (Berlin 1883).