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Artikel „Hasse, Friedrich Rudolf“ von Wilhelm Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 754–755, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hasse,_Friedrich_Rudolf&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 12:26 Uhr UTC)
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Hasse: Friedrich Rudolf H., geboren zu Dresden den 29. Juni 1808. Sein Vater war Professor am dortigen Cadettenhause. H. studirte zuerst zu Leipzig Theologie, wo ihn die Disputation A. Hahn’s im J. 1827 dem Rationalismus entfremdete; dann zu Berlin, wo er im Verkehr mit Neander, Schleiermacher und Marheineke neue Anregung erhielt und durch Letzteren die Bedeutung der Hegel’schen Philosophie nach ihrer formalen Seite kennen lernte. Er promovirte hier im J. 1832 mit einer Dissertation über das Lehrsystem Anselm’s von Canterbury und begann 1834 seine theologischen Vorlesungen mit großem Beifall. In gründlichen Recensionen von Engelhardt’s, Guericke’s und Hase’s Kirchengeschichte in den Berliner Jahrbüchern für wissenschaftliche Kritik deckte er die Mängel der Methode in diesen Werken mit solcher Schärfe auf, daß Hase in Jena sich genöthigt sah, mit der Hegel’schen Methode sich auseinanderzusetzen. Die selbständige Stellung Hasse’s auch gegen Hegelianer trat in einer bedeutenden Recension der Schrift des Tübinger C. F. Baur über „Die Gnosis“ hervor, [755] welche in der von Bruno Bauer begründeten Zeitschrift für speculative Theologie (1. Band) erschien und den Begründer der Tübinger Schule zu einer eingehenden Abhandlung über den Begriff der christlichen Religionsphilosophie in jener Zeitschrift veranlaßte. – Um Ostern 1836 folgte H. einem Rufe als außerordentlicher Professor nach Greifswald und fünf Jahre später im J. 1841 berief ihn der Minister Eichhorn nach Bonn. In dem ersten Bande „Anselm von Canterbury“ (1843) stellte er das vielbewußte Leben dieses Primas der anglikanischen Kirche dar. Die Formen der Hegel’schen Schule hatte er abgestreift, aber den reinen Gewinn aus derselben behalten. Der zweite Band dieses Werkes, der das Lehrsystem des Begründers der scholastischen Theologie darstellt (1852 erschienen), bekundete die dogmenhistorische Meisterschaft des Verfassers, wie der erste Theil die kirchenhistorische früher bewiesen hatte. H. wirkte eine Zeit lang neben den hervorragenden Theologen Bleek, Dorner und Rothe. Sein ausgezeichnetes Lehrtalent trat auch in der Leitung des kirchenhistorischen Seminars immer erfolgreicher hervor. An den kirchlichen Angelegenheiten der westlichen Provinzen betheiligte er sich mit immer lebendigerem Interesse. Der körperlich kräftige Mann erlag unerwartet einem Halsübel am 14. October 1862. – Von seinen litterarischen Arbeiten ist noch anzuführen die nach seinem Tode herausgegebene „Geschichte des alten Bundes“, Leipzig, W. Engelmann, 2. Aufl. 1872. Die constructive Methode ist durch den Gesammtstoff der Kirchengeschichte durchgeführt. „Kirchengeschichte“ in 3 Bänden daselbst, 1864, 2. Aufl. in 1 Bande ebendaselbst, 1872. Ueber H.: Dr. F. R. Hasse etc., eine Lebensskizze, Bonn, A. Markus, 1865, von dem Unterzeichneten.