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Artikel „Hartmann, Johann Georg August von“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 687–688, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Hartmann,_August_von&oldid=- (Version vom 26. April 2024, 12:43 Uhr UTC)
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Hartmann: Johann Georg August v. H., ältester Sohn des Hofdomänenraths Johann Georg H., geb. am 5. October 1764 zu Stuttgart, † am 4. April 1849 daselbst. Schon die ersten Eindrücke des elterlichen Hauses, in welchem ausgezeichnete Männer, wie Schiller’s Vater, Schiller, Goethe, Lavater, der Dichter Schubart u. A. verkehrten, wirkten im hohen Grade anregend und bildend für den Knaben, welcher Gymnasialbildung empfing. Als sich der weitere Besuch des Stuttgarter Gymnasiums aus verschiedenen Gründen nicht mehr räthlich erwies, wurde er dem Rathe App in Plochingen (bei Eßlingen) übergeben, um vorerst die Schreiberei zu erlernen. Später bezog er die Universitäten Tübingen (1784) und Heidelberg (1786), um dort Jurisprudenz, hier Cameralwissenschaft zu studiren. In Heidelberg wurde er u. A. mit dem Professor Jung-Stilling eng befreundet. Nach beendigten Universitätsstudien, welche sich zuletzt auch noch auf das Hüttenfach erstreckt hatten, weil H., einem seinem Vater gemachten Anerbieten der Kaiserin Katharina II. von Rußland zu Folge, eine Zeit lang Willens war, sich als Bergmann, bez. Hüttenbeamter in russische Dienste zu begeben, bewarb er sich, jenen Plan aufgebend, beim Herzog Karl von Württemberg um eine Professur an der berühmten Karlsschule. Er erhielt sie 1788, jedoch vorerst noch ohne Gehalt. Nach einer größeren Reise durch Deutschland, Holland und die Schweiz trat er sein Lehramt an; seit 1790, nach [688] Stahl’s Tod, übernahm er die Vorträge über das Forst- und Jagdwesen, wodurch er auch diesem Fache nahe trat. Etwa um diese Zeit wurde ihm auch eine geringe Besoldung mit der Aussicht auf Erhöhung beim 50jährigen Regierungsjubiläum des Stifters der Anstalt, Herzogs Karl, zu Theil. Da derselbe jedoch vor diesem Ziele, am 24. October 1793, starb und die Karlsschule vom Regierungsnachfolger sofort aufgelöst wurde, sah sich der 29jährige Professor plötzlich mit einem Ruhegehalt von 500 fl. seines Amtes enthoben. Man hatte aber seine hervorragenden geistigen Eigenschaften und seine Tüchtigkeit bereits zu sehr erkannt, um ihn lange in Unthätigkeit zu belassen. Im J. 1794 wurde er zum Rentkammerrath ernannt, 1796 zum wirklichen Rath (beim Herzoglichen Kirchenrath). 1806, nach Auflösung der seitherigen Landesverfassung, eine kurze Zeit abermals außer Thätigkeit, wurde er unter König Friedrich (dem ersten König Würtembergs) bald wirklicher Rath beim Oberlandesöconomie-Collegium und bei der Forstdirection, 1808 Chef der letzteren und Geheimer Oberfinanzrath, 1811 Chef der Stiftungssection, 1812 Staatsrath und 1816 Mitglied des General-Finanzcollegiums. Nach dem Regierungsantritt des Königs Wilhelm, welcher ein volksthümliches Ministerium berief, wurde H. sogar zum wirklichen Geheimerath und ein Jahr später zum Präsidenten der Oberrechnungskammer berufen, zu welchen Auszeichnungen sich noch hohe Orden gesellten. Seinem Fürsten und Land treu ergeben und im Allgemeinen conservativen Gesinnungen huldigend, wirkte er mit großem Eifer, Fleiß und Zähigkeit, allen Stürmen, selbst denjenigen des J. 1806, welche die altwürtembergische Verfassung zum Sturze brachten, trotzend bis zum December 1818, um welche Zeit seine Entlassung erfolgte, weil er sich mit den Finanzmaßregeln des neuen Departementschefs, Präsidenten von Malchus, nicht einverstanden erklären konnte. Das Vertrauen seines Landesherrn und der Königin Katharina blieb ihm übrigens ungeschmälert erhalten, so daß er nach dem Tode der allverehrten Landesmutter (9. Jan. 1819) das Präsidium der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins und die oberste Aufsicht über sämmtliche von der Verewigten gestifteten Wohlthätigkeits- und Erziehungsanstalten, namentlich die Leitung des Katharinenstiftes, erhielt. Seine Geschäftskenntniß und Umsicht, sein edler Patriotismus, gepaart mit wahrer Humanität und einem nach Thaten durstigen Wohlthätigkeitssinn brachten alle ihm unterstellten Anstalten und Vereine zu reichster Blüthe. – 1827 mußte er, wegen Abnahme seiner körperlichen Kräfte, die Leitung des Katharinenstiftes, 1839 die der Centralstelle des landwirthschaftlichen Vereins, 1847 endlich auch diejenige des Wohlthätigkeitsvereins niederlegen. – Das Hartmann’sche Haus in Stuttgart bildete stets einen lebhaften Anziehungspunkt für einheimische und fremde Gelehrte, Dichter und Künstler, welchen Niemand ohne Befriedigung verließ. Hier fanden sich Männer zusammen, wie v. Wangenheim, Matthisson, Reinbeck, Justinus Kerner, Rückert, Gustav Schwab, Lenau, Jean Paul, Heinrich Voß, Grüneisen, Wilhelm Hauff u. s. f. H. schrieb: „Versuch einer geordneten Anleitung zur Hauswirthschaft“ (1792), welchen er seinen Vorlesungen auf der hohen Karlsschule zu Grunde legte, und besorgte mit Christ. Pet. Laurop die Herausgabe von zwei Bänden einer Zeitschrift für die Forstwissenschaft (1802 und 1803).

Monatschrift für das würtembergische Forstwesen V, S. 87. Bernhardt, Geschichte II, S. 172, Note 19.