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Artikel „Laurop, Christian Peter“ von Richard Heß in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 68–71, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laurop,_Christian_Peter&oldid=- (Version vom 5. November 2024, 14:24 Uhr UTC)
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Band 18 (1883), S. 68–71 (Quelle).
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Laurop: Christian Peter L., Forstmann, zumal ausgezeichneter Kenner der forstwissenschaftlichen Literatur, wurde am 1. April 1772 zu Schleswig geboren. Sein Vater war Oberförster in königl. dänischen Diensten und mit einer starken Familie gesegnet, denn Christian war das dreizehnte Kind. Er erhielt seine erste Bildung theils in öffentlichen Schulen, theils durch Privatunterricht und beschloß, durch das väterliche Beispiel bestimmt, sowie durch den Rath des seinem Vater vorgesetzten Jägermeisters von Warnstedt unterstützt, sich dem forstlichen Berufe zu widmen. Da sich in seinem Vaterlande keine Gelegenheit zu praktischer Ausbildung in diesem Fache bot, wendete er sich nach Deutschland. Hier trat er 1788 beim kurhessischen Oberförster Müller zu Steinau (Grafschaft Hanau) in die forstliche Lehre und kehrte, in bester Weise vorbereitet, 1790 in sein Vaterland zurück. Auf dieser Rückreise nahm er noch Gelegenheit, sich drei Monate zu Ilsenburg am Harze aufzuhalten, um die nach dem Plane der beiden berühmten Forstmänner von Langen (Bd. XVII, S. 656) und von Zanthier ausgeführte Wirthschaftseinrichtung und Betriebsleitung in den gräflich Stolberg-Wernigerode’schen Forsten kennen zu lernen. Alsbald nach seiner Zurückkunft glückte es ihm, in eine offene Stelle des in Kiel stehenden berittenen Feldjägercorps, mit welchem zugleich eine Forstlehranstalt verbunden war, einrücken zu können. Mit Eifer warf er sich nun auf das theoretische Studium der Forstwissenschaft, wozu er schon während seiner Lehrzeit durch Selbststudium der besten damaligen forstlichen Werke den Grund gelegt hatte. Das Studium der Kriegswissenschaft zog ihn aber nebenbei so mächtig an, daß er eine Zeit lang beide Wissenschaften trieb, bis der Tod seines Vaters zu einer Entscheidung drängte, welche zu Gunsten des Forstfaches ausfiel. Er trat daher 1795 aus dem Militärdienste, in welchem er fünf Jahre verbracht hatte, aus und fand Gelegenheit, sich als Gehilfe des Jägermeisters von Warnstedt für seine künftige Bestimmung weiter auszubilden. Im Juli 1798 trat er mit einem königlichen Stipendium eine zweijährige Forstreise an, welche für seine späteren Schicksale dadurch von Bedeutung wurde, daß er einflußreiche Verbindungen anknüpfte. In anmuthiger Weise schildert er in seiner Selbstbiographie, unter dem Abschnitt: „Forstreisen“, den damaligen Zustand der von ihm besuchten Waldungen (bei Eutin, Harz, Solling, Reinhardswald, Söhre, Rhön, Thüringerwald, Siegener Hauberge, mehrere Oberforste in Württemberg und Hessen etc.) und die Anknüpfung seiner Beziehungen mit so vielen deutschen Forstwirthen, hierunter den besten des Faches (v. Uslar, v. Witzleben, Käpler, H. Cotta, G. L. Hartig, Oettelt, Bechstein, Reitter, Jäger, Jeitter, v. Hartmann, W. Heyer u. A.). Am längsten – drei Monate – verweilte er in Dillenburg bei Hartig, dessen Institut damals von 75 jungen Forstwirthen aus allen Theilen Deutschlands besucht war. Ende August 1800 wieder glücklich in der Heimath gelandet, ward er nach Kopenhagen als Hilfsarbeiter in das Forstbüreau der königl. Rentkammer berufen. Die Gunst des Kammerpräsidenten Graf v. Reventlow, welchem er speciell beigegeben war, bereitete ihm zwar eine sehr angenehme Stellung, allein das gespannte Verhältniß zwischen Dänen und Deutschen erweckte in ihm doch die Sehnsucht nach seinem Geburtslande. Da boten sich ihm 1802 unerwartet zwei Anträge von Lehrstellen, einer aus Kursachsen, der andere aus Sachsen-Meiningen. Er nahm – mit dem Vorbehalt des Rücktrittes in dänische Dienste – die Stelle als Lehrer der Forstwissenschaft an der Akademie Dreißigacker an, woselbst er mit seinen Vorlesungen im Herbste 1802 begann. Die [69] Meininger Stelle hatte er, obschon sie geringer dotirt war, der kursächsischen deshalb vorgezogen, weil gleichzeitig mit jener seine Ernennung zum Assessor des herzogl. Forstcollegiums verbunden war. Schon 1803 wurde er, unter Beibehaltung seiner Lehrerstelle, zum Forstrath und Mitglied des Kammercollegiums befördert, weil er dem Anerbieten, als Oberforstbeamter in die Dienste eines anderen Fürstenhauses zu treten, keine Folge gegeben hatte. Nachdem er später auch noch einige andere Anträge abgelehnt hatte, entschloß er sich endlich doch dazu, weil – nach dem Tode des Herzogs – an der Anstalt Manches anders geworden war. So trat er im Frühjahr 1805 als Forstdepartementsrath in fürstl. Leiningen’sche Dienste nach Amorbach über, wo sich ihm ein ausgedehnter Wirkungskreis eröffnete, weil eben eine neue Landes- und Forstorganisation in’s Leben getreten war. Noch war diese nicht ganz durchgeführt, als (1806) die Mediatisirung des Fürstenthums erfolgte. Da dasselbe der badischen Oberhoheit unterstellt wurde, trat L. 1807 als Oberforstrath und Mitglied der Centralstelle für Forst- und Bergwesen in badische Dienste, mit dem Wohnsitze in Karlsruhe. Hier gründete er, da es in Baden an einer forstlichen Lehranstalt fehlte, 1809 ein Privatforstinstitut, welches – obschon nur auf Inländer berechnet – doch auch von vielen Ausländern besucht wurde und sich überhaupt eines guten Rufes erfreute, bis es 1820, „als Verhältnisse ganz eigener Art eintraten“ (Laurop) aufgegeben werden mußte. Als 12 Jahre später eine öffentliche Forstschule in Verbindung mit dem Polytechnicum in’s Leben trat, wurden von ihm abermals einige Vorträge über forstwissenschaftliche Gegenstände übernommen. Anfang 1842 trat er in Folge vorgerückten Alters in den Ruhestand, doch behielt er seine Vorträge am Polytechnicum noch bis zum Jahre 1847 bei und erreichte bei voller Gesundheit das hohe Alter von 86 Jahren. Er starb am 13. Mai 1858, nachdem ihm von elf Kindern bereits acht in den Tod vorausgegangen waren, in Karlsruhe. Sein verdienstliches Wirken war schon zu seinen Lebzeiten durch Aufnahme in zahlreiche wissenschaftliche und gemeinnützige Vereine (er war u. A. auch zweiter Director der Societät für Forst- und Jagdkunde zu Dreißigacker) und eine Ordensverleihung anerkannt worden. – L. begann, seinem Berufe mit großer Wärme und Treue ergeben, schon sehr frühzeitig mit schriftstellerischen Arbeiten. Er schrieb seine ersten forstwissenschaftlichen Aufsätze 1794 und 1795 in Reitter’s Journal für’s Forst- und Jagdwesen, in Leonhardi’s ökonomische Hefte etc. und veröffentlichte im Laufe seines langen Lebens eine ganze forstwissenschaftliche Bibliothek. Ohne Zweifel gehörte er mit zu den fleißigsten Autoren und zu den besten Kennern der forstwissenschaftlichen Literatur, deren fortschreitende Entwickelung er bis an sein Lebensende mit wahrhaft jugendlichem Eifer verfolgte. Seinen Schriften fehlt jedoch die Originalität, da er eigentlich nur im Zimmer – nicht auch im Walde – sammelte und nur reproducirte. Er besaß das Talent, das von Anderen Producirte und in der Literatur Niedergelegte zu einem wohlgeformten Ganzen abzurunden und einem größeren Leserkreise mundgerecht zu machen. Zu eigenen Forschungen fehlte ihm, da er die Waldwirthschaft nur von anderen betreiben sah, theils die Gelegenheit, theils aber auch die erforderliche naturwissenschaftliche Grundlage. Wie das weiter unten folgende Verzeichniß seiner Schriften beweist, ließ er fast kein forstliches Gebiet unbearbeitet, hat daher schon aus diesem Grunde auf keinem hervorragende Leistungen aufzuweisen. Seine Darstellung ist klar und verständlich. Hervorzuheben wäre noch seine Thätigkeit als Lehrer und als Beamter. Obgleich er eigentlich von vornherein keine große Neigung zum Lehrfach hatte, gewann er dasselbe doch mit der Zeit lieb, und die Frequenz, deren sich sein eigenes Institut erfreute, spricht dafür, daß er seinen Posten als Docent wohl ausfüllte. An der badischen Forstorganisation von 1834, durch welche die Geschäftsleitung [70] zwei besonderen Stellen unter der Bezeichnung „Forstpolizei-Direction“ und „Direction der Forstdomänen und Bergwerke“ zugetheilt wurde, nahm er sehr eifrigen Antheil. Sein Charakter war friedfertig und zur Milde geneigt, sein Wesen bescheiden; fremde Verdienste erkannte er ohne Neid an.

Laurop’s Schriften sind, chronologisch geordnet, folgende: „Ueber Forstwirthschaft, besonders über Erhaltung, Abtrieb und Wiederanbau der Wälder“ (1796); „Ueber den Anbau der Birke und deren Vorzüge vor anderen Holzarten, besonders in holzarmen Gegenden“ (1796); „Freimüthige Gedanken über den Holzmangel, vorzüglich über den Brennholzmangel in den Herzogthümern Schleswig und Holstein und die Mittel ihm abzuhelfen“ (1798); „Etwas über die Cultur und Benutzung der Kiefer“ (aus den ökonomischen Heften, Januar 1799, besonders abgedruckt); „Ideal einer vollkommenen Forstverfassung und Forstwirthschaft“ (1801); „Briefe eines in Deutschland reisenden Forstmannes etc.“ (1802 u. 1803); „Grundsätze der natürlichen und künstlichen Holzzucht“ (1804); „Grundsätze der Forstbenutzung und Forsttechnologie“ (1810); „Grundsätze des Forstschutzes“ (1811, 2. Aufl. 1833); „Die Hiebs- und Culturlehre der Waldungen“ (2 Theile 1816 und 1817); „Die Staatsforstwirthschaftslehre, systematisch dargestellt“ (1818); „Die Forst- und Jagdwissenschaft nach allen ihren Theilen; von Bechstein begonnen und von L. fortgesetzt, III. Theil: Der Waldbau (1822); IX. Theil: Die Forstdirection (1823); XV. Theil: Handbuch der Forst- und Jagdliteratur. Von den ältesten Zeiten bis Ende des Jahres 1828 systematisch geordnet“ (1830); „Das Forst- und Jagdwesen und die Forst- und Jagdliteratur Deutschlands in geschichtlichen allgemeinen Umrissen dargestellt“ (1843); „Handbuch der Forst- und Jagdliteratur von 1829–1843“ (1844); „Ergänzungsheft, die Literatur aus den Jahren 1844 und 1845 und Nachträge aus früheren Jahren enthaltend“ (1846). – Von Zeitschriften gab er folgende heraus: „Zeitschrift für die Forstwissenschaft“ (2 Bände à 2 Hefte 1802 und 1803), gemeinschaftlich mit August von Hartmann; „Annalen der Forst und Jagdwissenschaft“, vom 3. Band ab unter dem Titel: „Annalen der Societät der Forst- und Jagdkunde zu Dreißigacker“ (6 Bände 1811–1821), den ersten Band gemeinschaftlich mit Christoph Wilhelm Jacob Gatterer; „Sylvan, ein Jahrbuch für Forstmänner, Jäger und Jagdfreunde“ (9 Jahrgänge 1813–1823), gemeinschaftlich mit Valent. Friedrich Fischer; „Beiträge zur Kenntniß des Forstwesens in Deutschland“ (4 Hefte 1819–1821), gemeinschaftlich mit G. W. von Wedekind; „Jahrbücher der gesammten Forst- und Jagdwissenschaft und ihrer Literatur" (3 Bände 1823–1825); „Forstwissenschaftliche Hefte“ (1827 u. 1828); „Archiv der Forst- und Jagdgesetzgebung der deutschen und anderer Staaten“ (1827 u. 1828); „Systematische Sammlung der Forst- und Jagdgesetze der deutschen Bundesstaaten von den ältesten bis auf die neuesten Zeiten“ (1827–1833), gemeinschaftlich mit Stephan Behlen; „Taschenbuch zum Nutzen und Vergnügen für Wald- und Jagdfreunde“ (1831), gemeinschaftlich mit W. F. von der Borch. Außerdem gab er Beckmann’s „Beiträge zur Verbesserung der Forstwissenschaft“ mit Zusätzen und Anmerkungen heraus (1805) und verfaßte zahlreiche Artikel und Recensionen aus dem Gebiete der Forst- und Jagdwissenschaft in Encyklopädien (Ersch und Gruber), Wörterbücher (Pierer) und Zeitschriften (Reitter’s Journal für Forst- und Jagdwesen, Leonhardi’s ökonomische Hefte, Niemann’s schleswig-holsteinische Provinzialberichte, in die Haller allgemeine Literaturzeitung, die Leipziger Literaturzeitung u. dergl. mehr).

Gwinner, Forstliche Mittheilungen, III. Bd., 10. Heft, S. 3 (Selbstbiographie). Monatschrift für Forst- und Jagdwesen, 1858, S. 277 (Todesanzeige). Fraas, Geschichte der Landbau- und Forstwissenschaft, 1865, S. 491 [71] u. 604. Fr. v. Löffelholz-Colberg, Forstl. Chrestomathie, I. S. 163, Nr. 325, Bem. 155: das. II. S. 176, Nr. 360 u. 361; S. 181, Nr. 373a u. 373b; das. V. 1 S. 10, Nr. 54; S. 43, Nr. 150; S. 50 u. 51, Nr. 179; S. 66, Nr. 248a; S. 85, Bem. 8. Ratzeburg, Forstwissenschaftliches Schriftsteller-Lexikon S. 291. Bernhardt, Geschichte des Waldeigenthums etc. II. S. 268, Bem. 58, S. 280, 334, 392, 393; das. III. S. 83, 370 u. 397. Fr. v. Weech, Badische Biographien, II. S. 13 (Schg.). Roth, Geschichte des Forst- und Jagdwesens in Deutschland, 1879, S. 635 u. 636.