ADB:Laurer, Johann Friedrich (1. Artikel)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Laurer, Johann Friedrich“ von Adolf Häckermann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 18 (1883), S. 66–68, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Laurer,_Johann_Friedrich_(1._Artikel)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 08:55 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Laurentius, Jakob
Band 18 (1883), S. 66–68 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Johann Friedrich Laurer in der Wikipedia
Johann Friedrich Laurer in Wikidata
GND-Nummer 117607118
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|18|66|68|Laurer, Johann Friedrich|Adolf Häckermann|ADB:Laurer, Johann Friedrich (1. Artikel)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=117607118}}    

Laurer: Johann Friedrich L.[WS 1], verdienter Pharmakologe, ward geboren am 26. Sept. 1798 zu Bindlach bei Baireuth und starb als ordentlicher Professor der Medicin zu Greifswald am 23. Nov. 1873. Seine wissenschaftliche Vorbildung erhielt er auf dem Baireuther Gymnasium und widmete sich hinterher in der zu ihrer Zeit weit berühmten Officin des Apothekers Funk der Pharmacie. Von seinem Principal früh in das tiefere Studium der Pflanzenkunde eingeführt, machte er in dem für alle Freunde und Pfleger der Naturwissenschaft offenen desselben die Bekanntschaft David Heinrich Hoppe’s, des berühmten Regensburger Professors der Botanik, welcher an dem strebsamen Jüngling Gefallen fand und ihn wiederholt auf Fußreisen durch die Salzburger Alpen mitnahm. Bei solcher Gelegenheit lernte er den Professor Dr. Hornschuch aus Greifswald kennen und folgte 1824 dessen Einladung, an der pommerschen Hochschule Medicin zu studiren. Rosenthal, damals Professor der Anatomie, nahm ihn zum Assistenten an. Auf Grund seiner Inaugural-Schrift: „Disquisitiones anat. de Amphistomo conico“, zum Doctor promovirt, fuhr er fort, bei Rosenthal als Prosector zu wirken. Trotz mancher Widerwärtigkeiten in Folge eingetretenen Personalwechsels bei der zunächst vorgesetzten Behörde harrte er 24 Jahre in dieser Stellung aus, obwohl er sich gleichzeitig 1830 für Anatomie und Physiologie und später 1849 für Pharmakologie habilitirt hatte. Am 15. Januar 1836 ward er zum außerordentlichen Professor befördert, nahm seit 1838 an den Aufgaben und Arbeiten der delegirten medicinischen Prüfungscommission, meistens als Examinator der Chirurgie, ununterbrochenen Antheil und rückte nach langem Hoffen und Harren endlich am 1. April 1863 in die ordentliche Professur der medicinischen Facultät für das Fach der materia medica auf. Die Anatomie, die Arzneimittellehre, die Bryologie und Lichenologie verdanken seiner Forschung viel, wenn er auch mit großer Selbstverleugnung [67] die Resultate derselben oft genug Anderen zur Veröffentlichung und Ausbeutung überließ. Die mit unglaublicher Geduld von ihm hergestellten sauberen anatomischen Präparate, dauernde Zierden des Greifswalder anatomischen Museums, tragen kaum seinen Namen; bei dem von ihm geradezu neu und zeitgemäß hergestellten Handbuch der Arzneimittellehre von Seifert ließ er den Leser glauben, es handle sich nur um eine zweite Ausgabe der Schrift seines vormaligen Lehrers und Freundes. Die Lichenenflora in der Kratzmann’schen Schrift: „Der Kurort Marienbad“ war lediglich das Ergebniß seiner Wanderungen und Bestimmungen und die reichen Materialien, welche er während seiner Bereisungen des Riesengebirges gewonnen hatte, überließ er unbedenklich den „Lichenologischen Bemerkungen“ seines Freundes, des Majors von Flotow in der Regensburger Bot. Ztg. 1828 (S. 594–704 und 721–751). Ebenso bereitwillig unterzog er sich der Bearbeitung der von Sieber in Neu-Holland und auf Mauritius gesammelten Flechten und in nicht geringem Umfange trug er zur Förderung der von Hepp und Rabenhorst veröffentlichten „Lichenes exsiccati“ bei. Trotz dieser edlen Selbstvergessenheit brach sich die Anerkennung seines großen Verdienstes in der Gelehrtenwelt Bahn. Selbständig veröffentlichte L. in der Regensburger Bot. Ztg. Flora 1827, S. 289 u. flg. die erste, im Lichte der modernen Lichenologie bearbeitete Lichenen-Flora Rügens (87 Species); in der Linnaea von v. Schlechtendal 1827, Bd. II auf S. 38–46, wies er sieben Pflanzenarten aus Mauritius und Neu-Holland als neu nach und stellte sie abgebildet dar; ebenso kommen in Nylander’s „Synopsis meth.“ 1859 zwei neue Laurer’sche Romalinen vor und endlich in Körber’s „Parerga lichenol.“ aus dem J. 1861 eine neue Lecidella irrorata. Den fleißigen Sammler und Beobachter zu ehren, wurden manche neue oder für neu gehaltene Pflanzen-Gattungen nach seinem Namen benannt. Kamen Laurer’s Verdienste um die Universität Greifswald, was seine amtliche Beförderung anbetrifft, auch erst spät zur Anerkennung und war es ihm erst in den letzten Lebensjahren vergönnt, die Grundsteine zur gegenwärtigen pharmakologischen Sammlung der medicinischen Facultät zu legen, so wird sein Name dafür um so länger genannt werden, nachdem derselbe gleichsam mit Lapidarschrift in den Archiven der wissenschaftlichen Lichenologie verzeichnet worden ist. Die Langsamkeit seiner Beförderung gestattete ihm erst spät die Begründung eines eigenen Heerdes: mit der Wittwe des verstorbenen Universitätsbuchhändlers Koch geb. Krey seit dem 18. August 1852 verheirathet, lebte er bis zu ihrem im J. 1858 erfolgten Tode in glücklicher, jedoch kinderloser Ehe. Eine Störung erlitt dieselbe dadurch, daß er in Folge vielfacher Kränkung und Zurücksetzung, wie schon früher einmal der Fall gewesen, von geistiger Schwermuth befallen und Genesung in einer Heilanstalt zu suchen genöthigt ward. Die letzten 15 Lebensjahre flossen dem endgiltig Genesenen, aber mehr und mehr Vereinsamten in treuer sorgfältiger Erfüllung seiner Lehrpflichten, auf botanischen Reisen nach dem Fichtelgebirge, oder im engeren Freundeskreise hin. Von starker Constitution und bis in das höhere Alter vorhaltender physischer Kraft ertrug er auf seinen weit ausgedehnten botanischen Excursionen, anscheinend ohne Ermüdung, die stärksten Strapazen. Immer war er heiteren Sinnes und von seltener Gutmüthigkeit, die freilich oft gemißbraucht, aber nie erschüttert ward. Ein dauerndes Andenken sichert ihm neben seiner erfolgreichen Lehrthätigkeit und seinem wissenschaftlichen Verdienst die mit seiner Gemahlin vereinbarte Stiftung der beiden Laurer’schen Stipendien für bedürftige Studirende der Universität Greifswald. Seine mit Aufwendung großer Geld- und Zeitopfer in’s Leben gerufenen lichenologischen Herbarien hat er testamentarisch dem großen Staats-Herbarium in Berlin vermacht.

[68] Münter’s Biographie in „Mittheilungen aus dem naturwissenschaftlichen Verein von Neu-Vorpommern und Rügen“ von Marsson, Berlin 1875, VII, S. 129–134; Album und Personalacten der Greifswalder Universität.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Über diese Person existiert in Band 51 ein weiterer Artikel.