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Artikel „Faber, Basilius“ von Heinrich Julius Kämmel in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 488–490, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Faber,_Basilius&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 09:29 Uhr UTC)
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Faber: Basilius F., einer der bedeutendsten Schulmänner des 16. Jahrhunderts, ca. 1520 zu Sorau in der Niederlausitz geboren, verwandt mit dem noch berühmteren Michael Neander, der einige Jahre jünger und wahrscheinlich sein Neffe war. Die erste Bildung wird er, wie dieser, in die Schule seiner Vaterstadt, unter dem Rector Heinrich Theodor, einem Schüler Trotzendorf’s, die höhere Unterweisung unter Trotzendorf selbst in Goldberg erhalten haben. Gewiß ist es, daß er zu Ostern 1538 die Universität Wittenberg bezog, an welcher eben Melanchthon Rector war. Es mag in äußeren Verhältnissen seinen [489] Grund gehabt haben, daß er nach ziemlich kurzem Aufenthalte in Wittenberg die Stellung eines Hauslehrers in Nordhausen, unter den Augen des bekannten Theologen Johann Spangenberg, und vielleicht auch die eines Hülfslehrers in der seit 1524 dort bestehenden Schule übernahm. Der jüngste Sohn Spangenberg’s, Cyriacus, später als Schriftsteller ein bedeutender Mann, stand ihm wol auch in der Schule nahe. Als aber 1547 Neander auf Empfehlung Melanchthon’s Collega Scholae Northusanae wurde, stand F. bereits im Amte des Rectors, und der jüngere Mann hat später in schalkhafter Weise erzählt, wie derselbe seinen jugendlichen Eifer im Unterricht zu besonnener Stetigkeit gebracht habe. Von dem tüchtigen Praktiker erschienen in jener Zeit mehrere Schulbücher, deren Titel für seinen Unterricht ohne weitere Bemerkungen bezeichnend sind: „Libellus de Synonymia Terentii et copiosa phrasium et locutionum commutatione“ (Lips. 1553), „Loci observationum atque expositionum indices numerosissimi in Cic. epp. familiares omnes“ (Lips. 1553) und „Libellus de ratione genuina dicendi et scribendi, monstrata e Terentio et Cicerone“ (Lips. 1554).

Was ihn bestimmt hat, Nordhausen zu verlassen, ist ungewiß. Nach Einigen soll er als Anhänger des Flacius gegen Melanchthon, zugleich mit Neander und dem Prediger Otto, vertrieben worden sein; aber wol nicht bereits im J. 1550, wie man doch angenommen hat (Klippel, Deutsche Lebens- und Charakterbilder, I. 111 f.). Die Dedication seiner zweiten Ausgabe des Buches „De Synonymia Terentii“ ist aus Tennstädt und im Februar 1556 geschrieben. Er lebte dann einige Jahre in Magdeburg, wo der zum Theil von ihm, zum Theil von dem Prediger Guden in das Deutsche übersetzte Commentar Luther’s zur Genesis 1557 erschien; an der Bearbeitung der vier ersten Magdeburgischen Centurien nahm er wol eben damals Theil. Seit 1560 war er Rector der Schule in Quedlinburg, welche die Aebtissin Anna II. (Gräfin von Stolberg-Wernigerode) als lutherische Bildungsanstalt eingerichtet hatte. In dieser Periode seines Wirkens gab er 1563 das Tractätlein „Christliche, nötige und nützliche Vnterrichtungen von den letzten Hendeln der Welt“, das mehrere Auflagen erlebt hat, und in demselben Jahre die verdeutschte „Saxonia“ von Albert Kranz heraus. Als aber 1569 die Aebtissin von den ihr untergebenen Geistlichen und Schullehrern die Anerkennung des Corpus doctrinae Melanchthonis als besondere Lehr- und Glaubensnorm verlangte, erklärte F. sich gegen diesen Versuch, den Kryptocalvinismus einzuführen, was seine Entlassung im December 1570 zur Folge hatte.

Zunächst eröffnete sich ihm in Ummendorf eine Zuf1uchtsstätte. Aber bereits 1571 erhielt er einen Ruf nach Erfurt an das im Augustinerkloster bestehende Rathsgymnasium, wo er wol nicht eigentlich Rector war, – denn diese Stelle hatte damals Paul Dumerich, – sondern nur die Leitung des Alumnats und die Aufsicht über die armen Chorschüler hatte. Doch muß er auf die ganze Schule durch seinen „Elenchus legum et disciplinae scholasticae“ (1571) und den „Libellus de disciplina scholastica“ (1572) bedeutenden Einfluß gewonnen haben (Weissenborn, Hierana I. 31 f., II. 43 f., III. 114 ff.). Eben damals erschien nun auch das Ergebniß langjähriger und angestrengter Studien, sein „Thesaurus eruditionis scholasticae“ (1571), nicht blos ein Lexikon der lateinischen Sprache, sondern recht eigentlich eine Schatzkammer, die durch reiche Phraseologie, sowie durch Aufnahme von Sentenzen, Sprüchen, Geschichten etc. zu freierer Bewegung im Gebrauche des Lateinischen anleiten und nebenbei auch sonst bildende Elemente darbieten sollte. Das große Werk ist mehrmals in verbesserten Ausgaben erschienen, – 1587 von seinen beiden Söhnen Philipp und Christoph, 1623 von Paul Frank, 1625 von August Buchner, 1691 von Christoph Cellarius, 1749 von J. Matth. Gesner, – hat auch durch Anderer [490] Fleiß mannigfache Berichtigungen und Ergänzungen erhalten und bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts als ein Hauptmittel zum Studium des Lateinischen gegolten. – Mit den trefflichen Schulmännern Sachsens Georg Fabricius und Adam Siber stand F. lange in freundlicher Verbindung. Er starb zu Erfurt 1575 oder 76, nachdem er 40 Jahre im Dienste der Schule treu und unverdrossen gearbeitet hatte.

Vgl. Ludovici, Hist. Rectorum etc. P. I, und Eckstein in Ersch und Gruber, 1. Sect. Bd. 40.