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Artikel „Eschenmayer, Adam Karl August“ von Eduard Alberti in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 349–350, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eschenmayer,_Carl&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 18:16 Uhr UTC)
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Eschenmayer: Adam Karl August E., Philosoph und Arzt, geb. am 4. Juli 1768 zu Neuenburg[1] im Würtembergischen, † am 17. Novbr. 1852 zu Kirchheim. Sein Vater war Oberamtspfleger in Neuenburg. Als Knabe gewann er seine Schulbildung namentlich bei dem Präceptor Roth in Vaihingen. Einer kaufmännischen Laufbahn, die er später einschlug, entzogen ihn innerer Trieb und äußere Gelegenheit. Er wurde durch Lehrvorträge, die ihm an der damaligen Karlsakademie zu hören gestattet waren, zu weiterer Ausbildung angeregt und vollendete den medicinischen Cursus, den er an der gedachten Akademie begann, nach deren Aufhebung auf der Universität in Tübingen. Unterstützt durch einen Herrn v. Palm, hielt er sich darauf noch eine Zeit lang seiner Studien halber in Göttingen auf. Nach der Rückkehr war er zunächst praktischer Arzt in Kirchheim, dann Oberamtsarzt in Sulz und in derselben Eigenschaft, sowie als Leibarzt der verwittweten Herzogin Franziska von Würtemberg, von 1800–11 in Kirchheim. E. war ebensosehr Philosoph als Mediciner. Den ersten Impuls zu der von ihm eingeschlagenen naturwissenschaftlichen Richtung empfing er durch den Physiologen Kielmaier; im Fortgang schloß er sich der Schelling’schen Naturphilosophie an, deren Einflüsse schon in dem 1798 erschienenen „Versuch, die Gesetze magnetischer Erscheinungen aus Sätzen der Naturmetaphysik zu entwickeln“, bemerklich wurden. Ohne Zweifel enthielt aber schon dieser Versuch eine gefährliche Anwendung allgemeinster Hypothesen auf ein sehr specielles und dunkles Gebiet. Allerdings faßte E. die magnetischen Erscheinungen auch in ärztlicher Hinsicht auf; er begründete mit Kieser und Esenbeck das „Archiv für den thierischen Magnetismus“. Seine dogmatisirende Gefühlsphilosophie brachte der exacten Forschung Gefahr und eifriges Interesse am Somnambulismus forderte von mancher Seite die Polemik und den Spott heraus. Wie sehr sich der Glaube an die Stelle der Erkenntniß drängte, zeigte schon die 1804 veröffentlichte Schrift „Die Philosophie in ihrem Uebergange zur Nichtphilosophie“. Im J. 1811 wurde E. in eine außerordentliche Professur für Medicin und Philosophie nach Tübingen berufen, wo er 1818 Ordinarius wurde und bis 1836 wirkte. Aus dieser Periode stammen außer den speciell medicinischen Schriften: „Die Epidemie des Croups“ (1815) und „Die Allopathie und Homöopathie verglichen“ (1834) mehrere philosophische Schriften: „Psychologie“ (1816, 2. Aufl. 1822), „System der Moralphilosophie“ (1818), „Normalrecht“ (1819 u. 20), „Religionsphilosophie“, Thl. I–III (1818, 22 u. 24), „Die einfachste Dogmatik aus Vernunft, Geschichte und Offenbarung“ (1826), „Grundriß der Naturphilosophie“ (1832), „Die Hegel’sche Religionsphilosophie verglichen mit dem christlichen Princip“ (1834). Nachdem E. 1836 seine Entlassung in Tübingen erbeten und erhalten hatte, zog er sich nach Kirchheim zurück [350] und verlebte dort noch 16 Jahre. In den während derselben verfaßten Schriften herrschte die christlich dogmatische Glaubensrichtung vor, namentlich in der 1838 erschienenen „Charakteristik des Unglaubens, des Halbglaubens und des Vollglaubens“, sowie in den 1841 veröffentlichten „Grundzügen einer christlichen Philosophie“.

Neuer Nekrolog der Deutschen, 1852, Thl. II. S. 785–89. Callisen. Medicinisches Schriftstellerlexikon s. v. Ueberweg’s Grundriß der Philosophie Thl. III. S. 213. 215.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 349. Z. 16 v. o. l.: Neuenbürg (st. –burg). [Bd. 11, S. 794]