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Artikel „Crell, Paul“ von Heinrich Heppe in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 588–589, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Crell,_Paul&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 02:32 Uhr UTC)
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Crell: Paul C., geb. 5. Febr. 1531 zu Eisleben, † 24. Mai 1579, besuchte zunächst die lateinische Schule seiner Vaterstadt, von der er sich auf die Universität Wittenberg begab, wo er erst vier Jahre lang Philosophie und nebenbei Theologie, dann aber (unter Melanchthon, Bugenhagen, Forster, Eber und G. Major) noch volle vier Jahre ausschließlich Theologie studirte. Auf den Wunsch der Lehrer nahm er daher die theologische Doctorwürde an und begann über das Neue Testament zu lesen. Doch wurde seine Stellung in Wittenberg bald unhaltbar. C. wollte zwischen dem daselbst herrschenden Philippismus und dem Flacianismus eine mittlere Stellung einnehmen, wobei er seine Abneigung gegen den „Sacramentarismus“ stark hervortreten ließ. Auf Betreiben der Wittenberger wurde er daher von dem Kurfürsten als Consistorialrath nach Meißen versetzt. Doch hatte der Kurfürst, in diese Versetzung einwilligend, die bemerkenswerthe Aeußerung gethan: „Wolan, er soll mir noch nütze werden und zur Hand stehen wie ein Spieß an der Thür.“ Diese gegen die Philippisten [589] gerichtete Drohung brachte der Kurfürst 1574 zur Ausführung, indem er C. und andere als rechtgläubig geltende Theologen beauftragte, eine in Zukunft von allen Theologen zu unterzeichnende gut lutherische Bekenntnißformel aufzusetzen, durch welche die kursächsische Kirche gegen die Gefahr ferneren Eindringens des Calvinismus geschützt werden könnte. Infolge dieses Befehles kamen die (hauptsächlich von C. redigirten) „Torgauer Artikel“ zu Stande, ein charakterloses Machwerk, das weder lutherisch noch philippistisch war. Unter den Wittenbergern war es nur Crell’s Schwiegervater, der altersschwache Georg Major, der dieselben unterschrieb. Jetzt erfolgte der Sturz des Philippismus in Wittenberg. Unter den dahin berufenen als orthodox geltenden Theologen war auch C., der indessen, den confessionellen Eiferern nicht orthodox genug erscheinend, in seiner neuen Stellung nur drei Jahre blieb, indem er 1577 wieder nach Meißen versetzt ward, wo er starb. Unter seinen Werken ist vor allem sein (hauptsächlich auf den nicht zum Druck gekommenen harmonistischen Arbeiten Bugenhagen’s beruhendes) „Monotessaron historiae evangelicae“ von 1566 zu erwähnen. Später veranstaltete er eine neue Revision der von Paul Eber herausgegebenen Vulgata (einer Abänderung des Textes der Vulgata nach Luther’s Uebersetzung) unter dem Titel: „Biblia latina – studio Pauli Crellii“, Witteb. 1574, 10 T. 4°. Außerdem veröffentlichte er noch mehrere kleinere Schriften dogmatischen und polemischen Inhalts.

Vgl. M. Adami Vitae germanorum theologorum, p. 518–521.