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Artikel „Forster, Johann“ von Ludwig Geiger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 165–166, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Forster,_Johann&oldid=- (Version vom 11. Dezember 2024, 01:15 Uhr UTC)
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Forster: Johann F., auch Förster oder Forstheim, geb. 1495 in Augsburg, † am 8. Decbr. 1556 in Wittenberg, einer der starrsten Lutheraner und tüchtigsten Hebraisten seiner Zeit. Er hatte unter Reuchlin studirt, den er auch, nach dessen Weggang von Ingolstadt eine Zeit lang vertreten zu haben scheint, ging dann nach Leipzig und wurde wegen seiner Hinneigung zur Reformation und wegen seiner hebräischen Studien von Luther nach Wittenberg gezogen. Hier trat er Luther sehr nahe, wurde Pathe eines seiner Kinder, wurde von Luther gelobt und ob seiner Zweifel an seiner Predigerbefähigung beruhigt, von Melanchthon wegen mangelnder philosophischer Durchbildung und geringer Eleganz der Rede getadelt. 1535 ging er als Prediger nach Augsburg, kam aber hier ebenso wie in seinen übrigen Stellungen (1538 Professor in Tübingen, 1540 Propst in Nürnberg, 1543 Reformator in der Grafschaft Henneberg) durch seine feindselige Stellung gegen die Zwinglianer, durch die schroffe Wahrung seiner geistlichen Vorrechte, theils mit Genossen, theils mit Vorgesetzten in so heftige Streitigkeiten, daß er die genannten Aemter stets nach kurzer Zeit freiwillig oder gezwungen räumte. In ziemliches Elend gerathen, erhielt er 1548 eine Zufluchtsstätte beim Fürsten Georg von Anhalt, wurde aber noch in demselben Jahre nach Caspar Cruciger’s Tode nach Wittenberg als Professor der Theologie berufen und übernahm nach Flacius’ Weggang auch die Stelle eines Lehrers der hebräischen Sprache. Hier in Wittenberg wurde er, durch Melanchthon’s sänftigenden Einfluß selbst sanfter, betheiligte sich in dessen Gemeinschaft an den theologischen Bewegungen jener Zeit, z. B. an den osiandrischen Streitigkeiten und starb 1556. Das bedeutendste Werk Forster’s ist sein hebräisches Lexikon „Dictionarium hebraicum novum“, Basel 1557. Es sollte, wie schon [166] aus dem ausführlichen Titel desselben ersichtlich, weder die Erklärungen der Rabbiner, noch die Angaben christlicher Erklärer wiedergeben, sondern nur aus der Bibel selbst, aus einer gründlichen Durchforschung der hebräischen Sprache geschöpft sein. Diese wird von F. verehrt, ja für heilig gehalten, die Schriften der Rabbiner, obwol oder weil er sie zu kennen vorgibt, verspottet und verachtet. Aus diesem Grunde erklärt sich die große Einseitigkeit des Buches und viele Fehler im Einzelnen, gegen welche Johann Isaak in einer geharnischten Schrift „Meditationes hebraicae“ (Köln 1558) auftrat. Trotzdem ist das Wörterbuch von hohem Werth, weil es ein fleißig gesammeltes Material zusammenträgt und die vortrefflichste Quelle ist für den Stand der hebräischen Kenntnisse jener Zeit. Man könnte es eine Bibelconcordanz nennen, die alle hebräischen (dreibuchstabigen) Stämme, im Ganzen 1758 angibt, unter den Stämmen alle von ihnen abgeleiteten Wörter, am Ende jedes Buchstabens die mit ihm beginnenden Quadriliterae. Leider sind die Bibelstellen, die bei den einzelnen Wörtern angegeben werden, lateinisch, nicht hebräisch citirt; in lateinischer Sprache sind auch die ausführlichen Erklärungen geschrieben. Trotz aller Mängel gehört das Wörterbuch zu den wichtigsten Werken, welche die Beschäftigung mit der hebräischen Sprache in jener Zeit hervorgerufen hat.

Strobel, Vermischte Beiträge zur Geschichte und Litteratur, Nürnberg 1775, S. 128–160. Förster, Joh. Forster in Ztschr. f. hist. Theol. 1869, S. 210–238. L. Geiger, D. Stud. d. hebräischen Sprache, Breslau 1870, S. 97–102, S. 138 ff.