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Artikel „Corner, David Gregor“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 498–499, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Corner,_David_Gregor&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 11:01 Uhr UTC)
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Corner: David Gregor C., Abt zu Göttweig, geb. zu Hirschberg in Schlesien 1587, gest. zu Wien 9. Jan. 1648. Vermuthlich zu Breslau in den humanistischen Fächern gebildet, verließ er als Jüngling seine Heimath, um zu Prag den höheren Studien obzuliegen. Im dortigen Jesuitenconvicte weilend erwarb er sich die Doctorwürde in der Philosophie und widmete sich hierauf zu Graz den theologischen Wissenschaften. Nach erlangter Priesterweihe wurde er um das J. 1618 Pfarrer zu Rötz in Unterösterreich, woselbst ein großer Theil der Einwohner erst vor kurzem zur katholischen Kirche zurückgekehrt war. Hier fühlte C. die Nothwendigkeit, den Convertiten für das Kirchenlied des verlassenen Bekenntnisses einen möglichst ausreichenden Ersatz zu bieten, in Folge dessen er, wie er selbst sagt „auß all den Catholischen Gesangbüchern, so er damalen haben können, ein zimblich groß Buch zusamb getragen“. Er benützte außer zahlreichen mündlichen Mittheilungen die kirchlichen Gesangbücher, welche zu Köln, Würzburg, Heidelberg, Amberg und Dillingen erschienen waren, schöpfte aus Leisentrit und Ulenberg, nahm besonders aus Georg Vogler’s Katechismus sehr vieles in seine Sammlung auf. An sogenannten „Rufen“ lieferte er eine reiche Nachlese zu Beuttner. Zugleich hat er eine reiche[1] Anzahl von Liedern, als incerti authoris bezeichnet, seinem Werke einverleibt, welche auch in protestantischen Gesangbüchern vorkommen, in soweit er nämlich vermuthen konnte, daß dieselben schon vor Luther in Gebrauch gewesen. Als Fingerzeig hierfür galt ihm das Fehlen jedes polemischen Hauches. Dem alten deutschen Kirchenliede ist ein gewisses mildes Gepräge eigen, daß auf jene Zeit zurückweist, da das Reich noch nicht durch Glaubensfehde zersplittert war; das geistliche Lied der protestantischen Kirche läßt vielfach in seiner ersten Periode die laute Losung des innern ethischen, wie des äußern kirchlichen Kampfes durchklingen. Aber auch in Bezug auf Bedeutung und Zweck des geistlichen Gesanges macht sich hier ein Unterschied bemerkbar. Während Luther das deutsche Kirchenlied als wesentlichen Bestandtheil des Gottesdienstes aufnahm, und damit jener Dichtungsart eine neue vielbetretene Bahn eröffnete, blieb bei den Katholiken der sog. gregorianische Gesang als eigentlich liturgischer in Geltung, wogegen deutsche Gesänge zunächst vor und nach der Predigt, beim Segen, bei Wallfahrten und Bittgängen, manchmal auch bei einzelnen Theilen der Messe zur Anwendung kamen; indeß war hierbei, wie Corner’s Sammlung zeigt, noch einer großen Mannigfaltigkeit an erbaulichem Inhalte wie an Singweisen Raum geboten. Der Titel der höchst seltenen ersten Ausgabe dieses Werkes lautet: „Groß Catholisch Gesangbuch, darinnen in die vier hundert andächtige alte vnd newe Gesäng vnd Ruff in eine gute vnd richtige Ordnung zusamb gebracht, so theils zu Hauß, theils zu Kirchen, auch bey Prozessionen [499] vnd Kirchenfesten mit grossem Nutz können gesungen werden … Gedruckt im Bambergischen Dombröbst: Freyen Hofmarck Fürth bey Georg Endtern. 1625.“

In der Folge erwarb sich C. das Doctorat der Theologie, übernahm die Pfarrei Mauttern, in der Nähe von Göttweig gelegen, und lernte hier den Abt dieses Klosters, Georg Falbius kennen, dessen Persönlichkeit ihm Hinneigung zum Benedictinerorden einflößte. In seinem 41. Lebensjahre ging er ins Noviziat zu Göttweig, begleitete als Novize seinen Abt nach Linz und wirkte in mehreren oberösterreichischen Orten für Herstellung des Katholicismus, u. a. zu Freistadt, wo er nach Einnahme der Stadt durch die aufständischen Bauern Mißhandlung und Gefängniß erdulden mußte.

Im J. 1631, da er bereits das Amt eines Priors in seinem Stifte bekleidete, gab er die zweite stark vermehrte Auflage seines Gesangbuches heraus. Es konnte nunmehr unter allen ähnlichen Sammelwerken des 16. und 17. Jahrhunderts als das umfangreichste und bedeutendste gelten. Die Widmung ist an Corner’s Vetter, den göttweig’schen Pfleger Gabriel Gerhard von Falbenstein gerichtet. Fünf Jahre nachher, als sein Freund Falbius das Zeitliche gesegnet hatte, wurde er von seinen Mitbrüdern zum Abte des Klosters erwählt. Die Kaiser Ferdinand II. und Ferdinand III. bedienten sich öfter seines Rathes, die Universität Wien ernannte ihn im J. 1638 zu ihrem Rector.

Einen Auszug aus dem großen Gesangbuche verfaßte C. unter dem Titel: „Geistliche Nachtigall der Catholischen Teutschen“, Wien 1649, worin mehrere neue Lieder, zum Theil von ihm selbst und von Johannes Khuen verfaßt, aufgenommen waren. Von C. herrührende Compositionen ließen sich bisher nicht nachweisen. Ein Verzeichniß der sonstigen Schriften Corner’s ist bei Ziegelbauer, Hist. rei litter. ord. S. Benedicti P. III. p. 377 aufgeführt. Auffallender Weise sind hier seine Gesangbücher ganz übergangen.

Vgl. außer dem genannten Werke, der Hauptquelle für Corner’s Biographie: Meister, Das katholische deutsche Kirchenlied, Freiburg 1862 S. 75 ff. Kehrein, Die ältesten katholischen Gesangbücher, Würzburg 1859, S. 61 und 85 ff.; Vehe’s Gesangbüchlein, herausgegeben von Hoffmann v. Fallersleben, S. 126 und 127.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 498. Z. 21 v. u. l.: kleine (st. reiche). [Bd. 5, S. 795]