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Artikel „Kuen, Johannes“ von Georg Westermayer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 17 (1883), S. 375, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Khuen,_Johannes&oldid=- (Version vom 24. Dezember 2024, 01:15 Uhr UTC)
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Kuen: Johannes K., geistlicher Dichter, geb. zu Moosbach (richtiger: Moosach) in Oberbaiern im J. 1606, † zu München Mitte November 1675. Einem schlichten Bauernhause entstammt, fand der Jüngling hinreichende Unterstützung, um das Gymnasium und Lyceum der Jesuiten in München zu besuchen. Im J. 1630 erhielt er die Priesterweihe und wurde mit der Stelle eines Hauscaplans an der gräfl. warttenbergischen Kapelle, vier Jahre später außerdem noch mit dem Beneficium trium regum an der St. Peterspfarrkirche zu München betraut. Hier in der baierischen Landeshauptstadt gewann er den deutschen Horaz Jakob Balde zum Freunde, ein Umstand, der in die Entwickelung seines geistigen Lebens und Schaffens bedeutsam eingriff. Als Mitglied des von Balde gestifteten Mäßigkeitsvereines übertrug K. dessen Poeme Agathyrsus und Chorea mortualis in deutsche Reime. Schon im J. 1636 hatte er indeß ein selbständiges poetisches Werk „Epithalamium Marianum – Tafelmusik, Frewdenfest vnd Lustgarten Mariae“ mit einer Zueignung an die neuvermählte Kurfürstin Maria Anna veröffentlicht. Im J. 1659 erschien das Büchlein zu München bei Johann Jäcklin in fünfter Auflage. Es folgten weiterhin die umfänglichen religiösen Liedercyklen: „Tabernacula pastorum, geistliche Schäfferey“ (1650), „Munera pastorum, Hirten-Ambt“ (1651), „Gaudia pastorum, Schäfferfreud oder Triumph der geistlichen Schäfferey“ (1655). Diesen Gesängen sind auch reichliche Melodieen beigedruckt. K. feiert in denselben die Hauptmomente der heiligen Geschichte in abwechselungsvollen Reimstrophen. Man findet darin viele Härten, auch Fremdwörter begegnen in Ueberzahl, dabei fehlt es aber nicht an Stellen von überraschender Originalität und Anmuth. Eine Fülle von kühnen neuen Reimen macht sich bemerkbar. Die mystische Deutung der Blumenwelt wird selten irgendwo vielseitiger erschlossen sein. Clemens Brentano war, wie A. Birlinger mittheilt, ein großer Verehrer unseres Sängers. Sein Exemplar der Werke desselben enthält eine Reihe handschriftlicher Auszüge, Register und Textabschriften. So ist es wohl erklärlich, daß ein Paar Gedichte von K. auch in des Knaben Wunderhorn aufgenommen sind. Die von Karajan leider nicht gewürdigten geistlichen Lieder des Abraham a St. Clara lassen Kuen’s Einfluß nicht verkennen; einzelne Verse der „Todtenbruderschaft“ sind geradezu aus ihm entlehnt.

Des Unterzeichneten Art. Johannes Kuen in den hist.-polit. Blättern, Bd. 74, S. 1–16. Kobolt, Gelehrtenlexikon, S. 384. Birlinger, Alemannia, II. S. 191.